Cover-Bild Unwetter
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kampa Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 11.03.2019
  • ISBN: 9783311100102
Marijke Schermer

Unwetter

Hanni Ehlers (Übersetzer)

Emilias Leben scheint perfekt zu sein. Sie liebt ihren Job, ist glücklich verheiratet und Mutter zweier kleiner Söhne. Seit die Familie vor den Toren Amsterdams lebt, verbringen Emilia und ihr Mann ihre Zeit damit, den Kindern hinterherzurennen, Freunde einzuladen und ihr Haus zu renovieren. Sie erfreuen sich an den kleinen Dingen des Lebens. Doch dann bricht die Vergangenheit in die Gegenwart ein, die Erinnerung an ein traumatisches Erlebnis überfällt Emilia, und ihre Welt gerät aus den Fugen ...
Zwölf Jahre lang hat Emilia ein schreckliches Geheimnis gehütet, kann sie es weiter verbergen? Würde ihr Mann verstehen, dass sie so lange geschwiegen hat? Während Emilia mit ihrer Vergangenheit ringt, zieht das Misstrauen ein in ihre Ehe. Und der Himmel über der ländlichen Idylle verfinstert sich. Ein Roman über die Paradoxien des Zusammenlebens – das Bedürfnis nach Freiheit und die Sehnsucht nach Intimität, der die Frage stellt, ob wir einander je wirklich kennen können, ob nicht ein jeder von uns unter seiner eigenen Glasglocke lebt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2019

Kurzer, aber umso intensiverer Roman

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Emilia ist Soziologin, 42 Jahre alt und sie wohnt mit ihrem Ehemann Bruch, der Arzt an einem Krankenhaus ist, und den beiden gemeinsamen Kindern in einem alten Haus im Deichvorland in der Nähe von Amsterdam. ...

Emilia ist Soziologin, 42 Jahre alt und sie wohnt mit ihrem Ehemann Bruch, der Arzt an einem Krankenhaus ist, und den beiden gemeinsamen Kindern in einem alten Haus im Deichvorland in der Nähe von Amsterdam. Den Wohnraum konnten sie günstig erwerben nachdem sich der erste Nachwuchs einstellte. Gerade die einsame Lage vom Haus, aber auch die beiden Kinder lassen die Ehepartner eng zusammenwachsen, denn ihr gemeinsames Leben fordert viele Kompromisse und Absprachen.

Ein Theaterbesuch bei dem ein Stück aufgeführt wird, das eine Vergewaltigungsszene beinhaltet, lässt Emilia wieder an ein verdrängtes furchtbares eigenes Erlebnis denken. Zwölf Jahre hat sie es vor ihrem Mann verborgen. Immer mehr und immer stärker sucht es sich fortan seinen Weg in ihr Bewusstsein und verändert ihre Wahrnehmung im Alltag. Doch der Titel des Romans „Unwetter“ der Niederländerin Marijke Schermer bezieht sich nicht nur auf die sich ändernde psychische Einstellung der Protagonistin des Buchs, sondern auch auf die anhaltenden Regenfälle, die das Hab und Gut der Familie bedrohen.

Schon nach kurzer Zeit merkte ich beim Lesen, wie schwer Emilia an ihrem Geheimnis trägt, das sich immer stärker in den Vordergrund drängt. In ungewöhnlichen Situationen empfindet sie Angst, was sich mir später aus dem Zusammenhang mit dem früher Erlebten erklärte. Emilia ist eine Frau mit starken Emotionen, die tief empfindet. Die erwähnte Szene im Theaterstück ruft zwiespältige Gefühle in ihr hervor, denn sie glaubt, dass die Inszenierung mit Freude erfolgte. Ihr ist übel und ihr ist bewusst, dass es immer zwei Seiten gibt, auch in einer erzwungenen Interaktion. Gerne würde sie endlich ihr Geheimnis teilen, doch ihre Sorge wächst, dass man ihre Empfindungen nicht verstehen wird. Es lässt sie nicht mehr los, sie hat Albträume und fühlt sich unter Wasser gezogen. Bruch ahnt nicht, welche Parallelen Emilia im Unwetter sieht, das ihr Haus bedroht.

Marijke Schermer setzt sich in ihrem Roman damit auseinander, wie viel Schweigen eine Ehe verträgt. Ist zum Erhalt einer harmonischen Partnerschaft umfassende Offenheit notwendig oder kann Verschweigen auch zum Schutz dienen für sich selbst oder auch für den Partner? Emilias Grübeln bewirkt, dass sie ihr eigenes Verhalten spiegelt. Eine Krise im Job verstärkt noch ihre Empfindungen. Zum Ende hin sorgt die Autorin für einen unerwarteten Twist.

Marike Schermer Roman ist kurz, aber umso intensiver. Die seelische Verletzung Emilias ist deutlich zu spüren. Ihre Geschichte ist bewegend und zeigt, dass die Zeit trotz großer Bemühungen nicht alle Wunden zu heilen vermag. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Marijke Schermer – Unwetter

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Ein Leben, aufgebaut auf einem Geheimnis, das nach vielen Jahren wieder an die Oberfläche drängt. Emilia hat es sich mit ihrem Ehemann Bruck und den beiden Söhnen nahe Amsterdam gemütlich in einem alten ...

Ein Leben, aufgebaut auf einem Geheimnis, das nach vielen Jahren wieder an die Oberfläche drängt. Emilia hat es sich mit ihrem Ehemann Bruck und den beiden Söhnen nahe Amsterdam gemütlich in einem alten Häuschen eingerichtet. Ihr Job erlaubt es ihr viel von zu Hause zu arbeiten und ihren Interessen nachzugehen, während Bruck als Arzt Schichten im Krankenhaus schiebt. Zwei Ereignisse bringen das fragile Gebilde jedoch plötzlich ins Wanken: ein Hochwasser ist angekündigt, das ihr geliebtes Häuschen hinterm Deich ebenfalls bedrohen könnte und Emilias Arbeitskollege wird von einer Praktikantin des Missbrauchs beschuldigt. Emilia wehrt sich gegen die Erinnerung, doch diese ist übermächtig und raubt ihr zunehmend die Kraft, den Alltag zu bewältigen. Soll sie nach zwölf Jahren doch noch offenbaren, was damals geschah?

Marijke Schermer widmet sich in ihrem kurzen Roman im Wesentlichen zwei ganz essentiellen Fragen: was geschieht mit einem Menschen, wenn die mühsam aufgebaute psychologische Stabilität plötzlich aus dem Gleichgewicht gerät und ein unaufhaltsamer Abwärtsstrudel beginnt? Wie viel Wahrheit und wie viel Geheimnis verträgt eine Beziehung? Beides stellt sie eindrücklich in „Unwetter“ dar.

Als Leser weiß man schon früh um Emilias Erlebnis: sie wurde in ihrer Wohnung überfallen, verprügelt und vergewaltigt. Dies war zu der Zeit als sie Bruck kennenlernte, dem sie das Geschehen jedoch nie berichtete, weil sie von ihm nicht als Opfer wahrgenommen werden wollte. Verschiedene Ereignisse rufen die Erinnerung jedoch wach und sie leidet nach all den Jahren plötzlich an etwas, das einem posttraumatischem Belastungssyndrom stark gleicht. Angst überfällt sie, sie hat gedankliche Aussetzer, Erinnerungslücken und stellt plötzlich ihr ganzes Leben in Frage. Ihr Mann kann in dieser Situation keine Stütze sein, denn er ist kein Vertrauter wie ihr Bruder. Man kann Emilias Entscheidung zu schweigen nachvollziehen, doch es war auch zu erwarten, dass dies sich irgendwann rächt – an ihr und an ihrer Beziehung.

Spiralförmig nähert sich Schermer dem Höhepunkt: das Wasser steigt und ebenso die Krise in der Familie. Die Ausgangssituation erlaubt keinen einfachen Ausweg; man weiß als Leser nicht, was man der Protagonistin wünschen oder raten sollte, dass es zu einer Entscheidung kommen muss, ist offenkundig. Auf der Inhaltsebene unerwartet spannend, in der Figurenzeichnung überragend und sprachlich rundum überzeugend. Emilias Gedankenwelt ist vielschichtig und differenziert, was es leicht macht, ihren Überlegungen zu folgen und die psychische Ausnahmesituation nachzuempfinden. Keine leichte Kost, aber gerade deshalb so lesenswert.

Veröffentlicht am 16.11.2019

Traumatisches Geheimnis

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In meinem aktuellen Post soll es dann auch schon um das gehen, was auf meinem Blog großen Raum einnehmen wird: Literatur. Die folgende Buchbesprechung handelt von einem Roman, den ich im Oktober gelesen ...

In meinem aktuellen Post soll es dann auch schon um das gehen, was auf meinem Blog großen Raum einnehmen wird: Literatur. Die folgende Buchbesprechung handelt von einem Roman, den ich im Oktober gelesen habe. Diese Rezension fällt mir alles andere als leicht, denn so wirklich identifizieren konnte ich mich mit den Figuren der Geschichte und der Erzählweise der Schriftstellerin nicht. »Unwetter« heißt das Werk von Marijke Schermer, das im Kampa-Verlag im Herbst diesen Jahres erschien.

Inhalt zusammengefasst

Emilia lebt mit ihrem Ehemann und ihren beiden kleinen Söhnen im niederländischen Amsterdam. Das Zusammenleben ist vor allem von Hektik, Einladungen und Arbeiten im Haus geprägt. Die Eheleute scheinen jedoch rundum zufrieden mit ihrem Leben, bis Emilia ein traumatisches Erlebnis erinnert, dass alles auf den Kopf stellt und von dem niemand weiß. Nicht einmal ihr Mann.

Vor über zwölf Jahren hat Emilia eine schlimme sexuelle Erfahrung machen müssen, deren Schmerz und Scham nun immer mehr an die Oberfläche kommen. Durch ihr Schweigen beginnt ihr Mann Misstrauen gegenüber seiner Frau zu entwickeln und die bis dahin harmonische Ehe bekommt Risse.

So war »Unwetter«

In die Geschichte zu finden, fiel mir anfangs sehr schwer. Weder der Schreibstil, noch die Handlungsweisen der Protagonistin waren für mich absehbar oder immer nachvollziehbar. Im Laufe des Buches wird deutlich, dass Emilia gegen eine Erinnerung ankämpft und versucht mit dieser zu leben. Und so wurde für mich das bis dahin undeutliche Bild klarer. Die Art, wie Schermer ihre Figuren zeichnet, erzeugte in mir kein Gefühl der Nähe für die Personen. Das ist natürlich eine rein individuelle Sichtweise, aber auch der Grund, weshalb mich »Unwetter« nicht ganz einfangen konnte.

Ich favorisiere Familien- und Paargeschichten, mag durchaus auch schwere Kost, komplizierte Charaktere und und tiefgründige Geschichten. Hier aber fehlte mir die Identifikation mit Emilia und die Nachvollziehbarkeit ihrer Handlungen. Die Melancholie, von welcher die Story getragen wird, ist durchweg spürbar und lässt kaum andere Stimmungen zu. Die Beziehung, die vordergründig wichtig für den Handlungsverlauf ist, blieb für meinen Geschmack zu sehr im Dunkeln.So konnte das Buch bei mir leider keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

Zitat aus dem Buch

»Sie ließ die innere Verzweiflung hervorbrechen wie eine Woge, der kein Einhalt zu gebieten ist. Für Emilia ist irgendwo an diesem Abend ein Gefühl der Leere aufgeklafft, das sie mit tiefer Bedeutung assoziiert. Es hat sie melancholisch gemacht.« Seite 7

Fazit

Eine langjährige Paarbeziehung, ein großes Geheimnis, tiefe Sehnsüchte, unausgesprochene Worte und die Frage danach, ob wir einander wirklich kennen.

Ich danke dem Kampa-Verlag.