Zu wenig Schmetterlingsgefühle, zu wenig Backstube
Schmetterlinge aus MarzipanSie hörte sich gut, die Beschreibung zu diesem Roman. Dass es darin nur zum Teil um das Praktikum in einer Konditorei geht und und fast mehr um die Erlebnisse mit den Treffern auf einer Datingplattform, ...
Sie hörte sich gut, die Beschreibung zu diesem Roman. Dass es darin nur zum Teil um das Praktikum in einer Konditorei geht und und fast mehr um die Erlebnisse mit den Treffern auf einer Datingplattform, war mir nicht klar.
Ich dachte, dass es ausschliesslich ums Backen geht, dekoriert mit ein bisschen Liebe. Halt was fürs Herz. Ums Backen geht es zum Teil zwar auch, aber nicht so genussvoll, wie ich mir erhoffte. Im Gegenteil. Der Chefkonditor Sven ist äusserst wortkarg und gibt ausschliesslich einsilbige Anweisungen, wie Nina etwas vorbereiten oder backen soll.
Arztsekretärin Nina nimmt das gut an und gibt nicht auf, mit der Zeit findet sie einen Zugang zu Sven. Doch so richtig probieren und geniessen mit allen Sinnen kann Nina auch nicht. Viel zu stark hört sie noch die Stimme ihrer Mutter in ihrem Kopf, die äusserst fies zu ihr und ihrer Tante war. Das Back-Gen hat Nina eindeutig von ihrer Tante vererbt bekommen, die selbst bei ihrer Beerdigung nicht gefeit war vor bissigen Kommentaren von Ninas Mutter.
Vielleicht erträgt Nina ihren feigen Chef Professor Wolff und den gemeinen Oberarzt nur deshalb, weil sie schon seit jeher von ihrer Mutter immer wieder aufs Neue beleidigt wurde? Irgendwann wird es aber auch Nina zu viel und als sie eines Tages vor einer Konditorei steht, die nach einem Praktikanten sucht, nimmt die Chefsekretärin spontan einen Monat unbezahlten Urlaub und beginnt, wie oben erwähnt, an der Seite des maulfaulen Sven ihr Back-Praktikum.
Derweil meldet Ninas Freundin Kirsten sie bei einer Dating-Platform an. Während Nina nun abends ihren Account nach interessanten Vorschlägen durchforstet und sich zudem noch um ihre schwangere Freundin Sonja kümmert, gewöhnt sie sich nur langsam an Sohn Leonards weiblichem Besuch in ihrer Zweier-WG.
Im Laufe der Geschichte tun sich noch mehr Betätigungsfelder für Nina auf. Neben den bereits Erwähnten gibt es noch einen nervigen Nachbarn, ihren Ex-Mann, ihre Dates, einen Kunden, der das Alter seiner Lebensgefährtin nicht weiss und immer wieder die Stimme ihrer Mutter in ihrem Kopf. Das Erzähltempo ist schnell, aber durch die viel zu vielen Baustellen bleibt alles oberflächlich und der Genuss auf der Strecke. Die Bäckereistory mit nur einer zu betüddelnden Freundin und statt dem Datingdings nur das Max-Dings - der Roman hätte mir besser gefallen.
Dass es darin um Liebe in diversen Ausprägungen geht und dass davon fast alle Charaktere betroffen sind, kommt rüber. Mir war das aber zu viel. Weil ständig irgendeine der Baustellen zu bedienen war, gab es viel zu wenig Emotionen und zu wenig Tiefe. Das Back-Thema verliert sich in dem ausufernden Dating-Thema.
Fazit: Oft amüsant, aber viel oberflächliches Beziehungsgedöns und zu viele Nebenschauplätze, dafür zu wenig Sehnsucht, zu wenig Schmetterlinge im Bauch und viel zu wenig duftende Backstube.
3 Punkte.