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Veröffentlicht am 21.05.2019

Siena23 macht Pause

Taxi criminale - Ein Fall für die rasanteste Hobbyermittlerin Roms
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Siena23 ist Debora Camillis Taxi-Kürzel. Die 25jährige erbte die Taxilizenz nach dem Tod ihres Vaters vor zwei Jahren. Eigentlich hatte sie bereits die Ausbildung zur Polizistin zu Ende gebracht, aber ...

Siena23 ist Debora Camillis Taxi-Kürzel. Die 25jährige erbte die Taxilizenz nach dem Tod ihres Vaters vor zwei Jahren. Eigentlich hatte sie bereits die Ausbildung zur Polizistin zu Ende gebracht, aber um die Familie zu unterstützen, verzichtete sie auf ihren Traumberuf und ist nun als Taxifahrerin in den Strassen Roms unterwegs.

Eines Morgens liest sie in der Zeitung über den Mord an einer Römerin. Die Frau auf dem Foto kennt Debora, sie hatte sie am Mordtag gefahren. Debora fühlt sich schuldig und geht schnurstracks zum Polizeidezernat um eine Zeugenaussage zu tätigen. Der zuständige Kommissar Eduardo Raggio schüttelt zuerst den Kopf über diese forsche Zeugin, die ihm Fragen stellt anstatt umgekehrt. Er wird sie schnell los, doch nur zu bald treffen sie erneut aufeinander - denn beide bleiben am Fall dran.

Raggio kommt nicht vom Fleck und Debora braucht Infos um weiter zu forschen und beide sind fasziniert vom jeweils anderen. So beginnt eine sehr formlose und sehr inoffizielle Zusammenarbeit, die schlussendlich zum Ziel - zum Täter - führt.

"Taxi criminale" ist ein typischer Auftakt-Krimi, in dem sehr ausgiebig über das Privatleben der Protagonisten erzählt wird. Raggio ist Wochenaufenthalter und pendelt zwischen Rom und seiner Familie - Frau Cecilia und Sohn Giulio - in der Toskana. Die Ehe steht nicht zum Besten, und so fernab von zuhause kann er theoretisch tun was er will. Kein Wunder also, dass ihm Debora gefällt und sich da etwas Scheues anbahnt. Raggio als Charakter war für mich nicht zu fassen: er war nett, aber er weiss nicht, was er will.

Debora lebt mit ihrer Mutter und ihrem Medizin studierenden Bruder zusammen, und fährt jeden Tag von Ostia nach Rom rein, um zu arbeiten. Aus Deborah wurde ich nicht ganz schlau. Mir fehlt eine gescheite Begründung, wieso sie nach dem Tod ihres Vaters nicht als Polizistin arbeiten konnte, sie war ja kurz davor. Damit hätte sie ebenso Geld verdient.

Die beiden Ermittler und alle anderen Buchfiguren waren mir viel zu oberflächlich gezeichnet. Die Beschreibungen ihrer Charaktere haben völlig lieblos immer etwas mit der Statur zu tun: "magersüchtig", "kleine Tonne", "stämmige Polizistin", "mehr breit als hoch", "Walküre", "rund wie ein Osterei", "ein Schlumpf" - und das war längst nicht alles. Zudem setzt die Autorin Debora die ganze Zeit auf Diät, obwohl sie in Grösse 36 passt. Sämtliche dieser Bezeichnungen hatten null und nichts mit dem Mordfall zu tun. Ich fand sie in der Menge fast schon beleidigend, als ob Nora Venturini ihre eigenen Figuren allesamt nicht mag. Es sind plumpe und negative Seitenfüller, die nicht nötig wären.

Auch die Angehörigen des Opfers werden nach diesem Muster beschrieben. Selbst Deboras Freundin Jessica interessiert sich nur für Diäten, Männer und Mode. Debora sich immerhin für Diäten, Männer und Morde.

Es ist kein Wunder, dass vor diesem Kontext der Mordfall vor lauter Privatleben in den Hintergrund tritt. Der Mordplot wäre eigentlich nicht mal so schlecht, bis am Ende kann man miträtseln, aber er geht leider in den Befindlichkeiten ein wenig unter.

Fazit: Der Mordfall wäre okay, aber die Autorin sollte dringend an ihren oberflächlichen Figuren arbeiten. Einen halben Punkt mehr als Auftakt-Bonus.
3.5 Punkte.

Veröffentlicht am 20.05.2019

Ein Übungsstück

Ein Sommerhaus in Cornwall
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Von Debbie Johnson kenne ich die "The Comfort Food Café"-Serie, die mir sehr gut gefällt. Deshalb war ich auf ihren aus dem Jahr 2015 stammenden Roman, der aber erst jetzt auf Deutsch übersetzt wurde, ...

Von Debbie Johnson kenne ich die "The Comfort Food Café"-Serie, die mir sehr gut gefällt. Deshalb war ich auf ihren aus dem Jahr 2015 stammenden Roman, der aber erst jetzt auf Deutsch übersetzt wurde, gespannt.

Autor Ben Retallick mietet sich in einem Cottage auf Pippas Hof ein. Ben möchte hier in Ruhe einige Wochen an seinem neuen Roman schreiben. Doch schon bei seiner Ankunft muss er erst mal eine Kuh bändigen und sieht sich drei kleinen Kindern gegenüber sowie Pippa, die nicht die Klempnerin vom Dienst ist, wie es für Ben zuerst aussieht.

Wie es sich für eine Protagonistin aus der Feder von Debbie Johnson gehört, ist Pippa schlagfertig und in keinster Weiser wortkarg. Aber sie trägt auch viel Verantwortung für eine junge 21jährige Frau. Seit ihre Eltern vor drei Jahren bei einem Autounfall ums Leben kamen, kümmert sie sich um ihre vier Geschwister. Neben den neunjährigen Zwillingsmädchen ist da noch der vierjährige Scott und der siebzehnjährige Patrick. Alleine stemmt sie die Ferienhausvermietung, zieht ihre Geschwister auf und sorgt für die noch übrigen Tiere auf dem Bauernhof. Pippa fühlt sich vom 32jährigen Ben fast sofort angezogen, umgekehrt auch, doch da ist so vieles, was gegen die zwei spricht.

Eigentlich hätte die Geschichte unglaublich viel Potential. Auch die Charaktere wären sehr interessant, Ben mit seiner Vergangenheit und Pippa als Mutterersatz für ihre Geschwister. Doch leider macht Debbie Johnson nicht viel draus.

Anstatt wie sonst eine einfühlsame Geschichte daraus zu zimmern, wird es zu einem Roman, der besser in der Erotikecke platziert werden sollte. Es geht in der Geschichte vor allem um die sexuelle Anziehungskraft der beiden und plötzlich spielt die Zeit, die Pippa neben ihren Aufgaben (wie oft beschrieben) gar nicht hat, keine Rolle mehr und sie hat plötzlich alle Zeit der Welt für den gemeinsam Spass im Bett mit Ben. Das wäre das eine, aber was ich total daneben fand, ist die sehr vulgäre Bettsprache, die nicht zu den sehr sensibel beschriebenen Figuren passt.

Leider bleibt somit der ganze interessante Teil mit dem alten Jensen, der dem pubertären Patrick Halt gibt und einiges anderes auf der Strecke. Es ist anscheinend auch kein Problem mehr, dass Ben ins Pub geht - kein Ton mehr darüber, dass er dort erkannt werden könnte und ob er sich dort sicher fühlt oder nicht. Oft beschreibt er sich als arrogant, aber das ist er nicht.

Man merkt leider deutlich, dass "Ein Sommerhaus in Cornwall" einer der ersten Romane der Autorin ist - es liest sich mehr wie ein Übungsstück als ein durchdachter Plot.

Fazit: Der Rahmen hat einiges Potential, doch es wurde nicht genutzt und schlecht umgesetzt.
3 Punkte.

Veröffentlicht am 09.04.2019

Tolles Setting

Ein Espresso für den Commissario
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Das hörte sich an wie für mich geschrieben - ein Krimi, der in Italien spielt und dessen Ermittler gerne Kaffee trinkt.

Der Ermittler heisst Marco Pellegrini. Er wohnt oberhalb von Como in Brunate und ...

Das hörte sich an wie für mich geschrieben - ein Krimi, der in Italien spielt und dessen Ermittler gerne Kaffee trinkt.

Der Ermittler heisst Marco Pellegrini. Er wohnt oberhalb von Como in Brunate und fährt täglich mit dem Funicolare nach Como runter, wo er als Kommissar arbeitet. Marcos Familie führt ein Albergo samt Bar, hinter dessen Theke er manchmal morgens steht und für die Carabinieri von Brunate und für sich einen Caffé rauslässt.

In der Schweiz hat Pellegrini eine Hotelfachschule absolviert, aber da sein Vater ein ziemlicher Dickkopf ist und keine Neuerungen will, hat sich Marco entschieden einen anderen Beruf zu wählen, wo er seinem Vater nicht in die Quere kommt - die Polizei kommt wie gerufen.

Die beiden Inspektoren Claudia Spagnoli und Fabio Cunego gehören zu Pellegrinis Team. Cunego ist neu im Team und hat Mühe, von der ihm höherstehenden Spagnoli Arbeitsanweisungen anzunehmen. Sie können nicht so gut miteinander, was für Spannungen im Team sorgt. Auch Pellegrini hat es mit der forschen Claudia nicht so leicht. Irgendetwas hat sie - vielleicht erfahren wir in einem späteren Fall davon.

Das Team wird zu einem Tatort gerufen, ein Student wurde in seiner Wohnung tot aufgefunden. Es handelt sich dabei um Ivan Pescatori, der diverse Nebenjobs hatte und ein Frauenheld war. Liegt hier vielleicht irgendwo das Motiv?

Den interessanten Background von Pellegrini finde ich toll, denn wer kann schon mit der Standseilbahn zur Arbeit fahren? Auch das Setting in Como, eine norditalienische Stadt an einem See gelegen, versprüht südliches Flair. Umgeben von Bergen und die Nähe zur Schweiz geben einen bemerkenswerten Kontrast.

Die Ermittlungen hingegen haben mich nicht restlos überzeugt. Eine dubiose Firma, die den Standort Como aufgrund des Batterieerfinders Alessandro Volta wählte, ist in den Fall verwickelt. Die technischen Ausführungen zu der Erfindung der Firma, für das sie Investoren suchen, werden zu oft wiederholt - auch die Polizisten checken das Ganze nicht wirklich. So wirkt der Ermittlungsfall stellenweise langatmig und verliert die Spannung.

Mühe hatte ich mit den Dialogen, insbesondere zwischen Pellegrini und Spagnoli. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass in den Gesprächen Sätze fehlen oder verschluckt wurden. Besonders am Ende des zweiten Drittels war oft unklar, wer was wieso gesagt hat.

Einem allfälligen zweiten Fall gebe ich aber sicher eine Chance, dafür gefällt mir die Szenerie einfach zu gut.

Fazit: Tolles Setting, aber die Handlung und die Dialoge zwischen den Ermittlern dieses Debütkrimis haben Luft nach oben.
3.5 Punkte.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Zu wenig Schmetterlingsgefühle, zu wenig Backstube

Schmetterlinge aus Marzipan
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Sie hörte sich gut, die Beschreibung zu diesem Roman. Dass es darin nur zum Teil um das Praktikum in einer Konditorei geht und und fast mehr um die Erlebnisse mit den Treffern auf einer Datingplattform, ...

Sie hörte sich gut, die Beschreibung zu diesem Roman. Dass es darin nur zum Teil um das Praktikum in einer Konditorei geht und und fast mehr um die Erlebnisse mit den Treffern auf einer Datingplattform, war mir nicht klar.

Ich dachte, dass es ausschliesslich ums Backen geht, dekoriert mit ein bisschen Liebe. Halt was fürs Herz. Ums Backen geht es zum Teil zwar auch, aber nicht so genussvoll, wie ich mir erhoffte. Im Gegenteil. Der Chefkonditor Sven ist äusserst wortkarg und gibt ausschliesslich einsilbige Anweisungen, wie Nina etwas vorbereiten oder backen soll.

Arztsekretärin Nina nimmt das gut an und gibt nicht auf, mit der Zeit findet sie einen Zugang zu Sven. Doch so richtig probieren und geniessen mit allen Sinnen kann Nina auch nicht. Viel zu stark hört sie noch die Stimme ihrer Mutter in ihrem Kopf, die äusserst fies zu ihr und ihrer Tante war. Das Back-Gen hat Nina eindeutig von ihrer Tante vererbt bekommen, die selbst bei ihrer Beerdigung nicht gefeit war vor bissigen Kommentaren von Ninas Mutter.

Vielleicht erträgt Nina ihren feigen Chef Professor Wolff und den gemeinen Oberarzt nur deshalb, weil sie schon seit jeher von ihrer Mutter immer wieder aufs Neue beleidigt wurde? Irgendwann wird es aber auch Nina zu viel und als sie eines Tages vor einer Konditorei steht, die nach einem Praktikanten sucht, nimmt die Chefsekretärin spontan einen Monat unbezahlten Urlaub und beginnt, wie oben erwähnt, an der Seite des maulfaulen Sven ihr Back-Praktikum.

Derweil meldet Ninas Freundin Kirsten sie bei einer Dating-Platform an. Während Nina nun abends ihren Account nach interessanten Vorschlägen durchforstet und sich zudem noch um ihre schwangere Freundin Sonja kümmert, gewöhnt sie sich nur langsam an Sohn Leonards weiblichem Besuch in ihrer Zweier-WG.

Im Laufe der Geschichte tun sich noch mehr Betätigungsfelder für Nina auf. Neben den bereits Erwähnten gibt es noch einen nervigen Nachbarn, ihren Ex-Mann, ihre Dates, einen Kunden, der das Alter seiner Lebensgefährtin nicht weiss und immer wieder die Stimme ihrer Mutter in ihrem Kopf. Das Erzähltempo ist schnell, aber durch die viel zu vielen Baustellen bleibt alles oberflächlich und der Genuss auf der Strecke. Die Bäckereistory mit nur einer zu betüddelnden Freundin und statt dem Datingdings nur das Max-Dings - der Roman hätte mir besser gefallen.

Dass es darin um Liebe in diversen Ausprägungen geht und dass davon fast alle Charaktere betroffen sind, kommt rüber. Mir war das aber zu viel. Weil ständig irgendeine der Baustellen zu bedienen war, gab es viel zu wenig Emotionen und zu wenig Tiefe. Das Back-Thema verliert sich in dem ausufernden Dating-Thema.

Fazit: Oft amüsant, aber viel oberflächliches Beziehungsgedöns und zu viele Nebenschauplätze, dafür zu wenig Sehnsucht, zu wenig Schmetterlinge im Bauch und viel zu wenig duftende Backstube.
3 Punkte.

Veröffentlicht am 29.03.2019

Der bisher spannendste Fall

Canterbury Rock
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Im vierten Fall für Ella wird Alex telefonisch bedroht. Doch er selbst hat den Anrufer nie am Telefon, immer nur Ella. Erst verheimlicht es sie, und als sie es ihm sagt, wiegelt Alex ab. Das belastet ihre ...

Im vierten Fall für Ella wird Alex telefonisch bedroht. Doch er selbst hat den Anrufer nie am Telefon, immer nur Ella. Erst verheimlicht es sie, und als sie es ihm sagt, wiegelt Alex ab. Das belastet ihre Beziehung. Als dann auch noch Lucas, der australische Ex-Mann von Ella auftaucht, hängt der Haussegen definitiv schief. Ella beginnt nachzuforschen und landet schlussendlich in London.

Mir gefiel, dass man nun endlich Ellas Ex-Mann Lucas kennen lernte und erfährt, was der Grund für ihre Heirat und spätere Scheidung war. Aber auch Alex Vorleben kommt nicht zu kurz. Durch seine Schwester Kathy, die nach einem Sturz ihren Fuss verstaucht hat und das Gefühl hat, gestossen worden zu sein, erfährt Ella viel über Alex früheres Leben und seine Ex-Freundinnen.

"Canterbury Rock" ist unterhaltend und dabei flüssig zu lesen, ein leichter Krimi für zwischendurch.

Fazit: Mal abgesehen von den ewigen Komplikationen zwischen Ella und Alex ist es der bisher spannendste und geheimnisvollste Fall für Ella.
4 Punkte.