Interessantes Jugendbuch, was mich jedoch nicht gänzlich überzeugen konnte.
The HurtingDie Schreibweise der Autorin ist sehr ruhig, gefühlvoll und sorgt dafür, dass man sich die Personen und vor allem die ländliche Umgebung sehr schön vorstellen kann. Dies ist besonders im Bereich der Wälder ...
Die Schreibweise der Autorin ist sehr ruhig, gefühlvoll und sorgt dafür, dass man sich die Personen und vor allem die ländliche Umgebung sehr schön vorstellen kann. Dies ist besonders im Bereich der Wälder toll, einfach weil man sich sein ganz eigenes Bild machen konnte.
Erzählt wird die Geschichte vorwiegend aus der Sichtweise von Nell, welche eine aufgeweckte, liebenswerte und musiksüchtige Persönlichkeit ist. Musik ist ihr Leben und sie möchte gerne dieses als Songwriterin angehen. Leider hat sie da die Rechnung ohne ihren religiös-alkoholsüchtigen Vater und ihre krebskranke Schwester gemacht. Tatsächlich hat mir Nell gerade in Konstellation innerhalb ihrer Familie unheimlich leid getan.
Des Weiteren bekommen wir ganz kurze und kleine Einblicke in Lukas, welcher so ein bisschen anders zu sein scheint. Er wirkt zu Beginn zwar durchaus nett und zuvorkommend, aber es schwingt von der ersten Begegnung an etwas brutales und gefährliches in ihm mit. Tatsächlich hätte ich in Gegensatz zu Nell die Flucht ergriffen ^^°
Innerhalb der Geschichte selber haben vor allem diese beiden Charaktere einen Fokus auf sich liegen, wobei wir zu Beginn noch Nell' Familie kennenlernen, welche ich ehrlich gesagt nicht im Mindesten mag. Natürlich verstehe ich, dass es sich vorwiegend um die kranke Schwester dreht, aber wie teilweise mit Nell umgegangen wird ist einfach unnachvollziehbar für mich und ich hätte gerne mal diesen beiden Personen so richtig die Meinung gegeigt.
Die Grundidee der Geschichte ist grausam und faszinierend zu gleich. Sie ist insgesamt gut umgesetzt worden, hat für Gänsehaut-Feeling gesorgt und auch mich ab und an etwas an der Nase rumgeführt. Leider muss ich sagen, dass es bei mir auch ein paar Ecken gab, die nicht so ganz rund gelaufen sind. Mir hat auch ab und an mal der Spannungsbogen etwas gefehlt, sodass ich mich wirklich durch die Geschichte kämpfen musste.
Nell' Paart in der Geschichte ist ziemlich klar und ich würde mal behaupten, als Leser hat man da recht gut einen Überblick. Doch ich finde, auch wenn ihr selber einige Details fehlen hätte sie auf Grund bestimmter Situationen anders entscheiden können. Hier merkt man sehr schnell die rosarote Brille, die sie augesetzt hat seit sie dem Wolfsjungen begegnet ist.
Ich tat mir mit ihrer Naivität oftmals sehr schwer, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass sie eventuell einfach nur entfliehen wollte aus einer Welt/Familie die sie nur kleinhält und runtermacht. Ich denke irgendwann ist der Punkt erreicht, dass du ein neues Abenteuer in Angriff nehmen möchtest und auf gewisse Dinge nicht mehr achtest. Dennoch hat sie es mir nicht allzu leicht mit sich gemacht.
Die Liebesgeschichte zwischen Nell und Lukas, welche für mich persönlich ein wichtiger Bestandteil des ganzen war um den Zwiespalt herauskristallisieren zu können fand ich leider sehr schwierig. Sie war für mich überhaupt nicht greifbar und hat mich eher mit einem flauen Gefühl zurückgelassen. Im Grunde hat mir hier der Paart gefehlt, das Lukas sich verliebt hat. Er erwähnt es zwar immer wieder und er trifft daher auch immer mal andere Entscheidungen, aber letztlich ist es nicht richtig wahrnehmbar.
Zum Schluss muss ich sagen, dass es durchaus eine tolle Geschichte ist die auch zum Nachdenken anregt. Aber eben auch eine Geschichte die nicht komplett fertig aufarbeitet wurde. Eigentlich hätte dies eine Geschichte über Nell und Lukas sein sollen, damit man wirklich einen richtigen Bezug zu beiden Seiten und den Entwicklungen aufbauen kann. Leider habe ich hier vorwiegend Nell' Geschichte wahrgenommen, sodass mir ein Teil davon gefehlt hat.
Das Ende war nochmal spannend, aufklärend und kein typisches Happy End. Es passt zur düster-romantischen Stimmung und sorgt dafür, dass man das Buch schließt und doch noch einmal Revieu passieren lassen muss.
Mein Gesamtfazit:
Mit „The Hurting – Als du mich gestohlen hast“ hat Lucy van Smit ein interessantes Jugendbuch mit gerade zum Schluss einigen Thrilleranteilen geschrieben. Sie überzeugt gerade zum Ende hin mit einer packenden Entwicklung, einer starken Nell und interessanten Wendungen. Dennoch fehlte mir oftmals einfach der Bezug und auch die Entwicklung unserer beiden Charkatere untereinander hat mir zum gänzlichen Verständnis einfach gefehlt. Es war nicht perfekt für mich, aber dennoch ein tolles und bleibendes Buch.
Ich vergebe 3,5 Sterne.