Cover-Bild Bella Ciao
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 528
  • Ersterscheinung: 20.03.2019
  • ISBN: 9783257070620
Raffaella Romagnolo

Bella Ciao

Maja Pflug (Übersetzer)

Piemont, 1946. Giulia Masca kommt als gemachte Frau zurück in das Städtchen ihrer Kindheit, wo sie noch eine Rechnung offen hat. Vor fünfzig Jahren wurde sie von ihrer besten Freundin und ihrem Verlobten hintergangen, weshalb Giulia die Flucht ergriff und sich in New York eine Existenz aufbaute. Nun will sie ihre Freundin wiedertreffen – wie werden sie sich gegenübertreten?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.04.2019

Italienisches Panorama

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Dies ist nicht das Italien, das deutsche Urlauber im Bewusstsein haben! Der Leser begleitet Giulia, die nach dem 2. Weltkrieg, nach bald fünfzig Jahren aus Amerika heimkehrt, weil sie glaubt, in dem Städtchen ...


Dies ist nicht das Italien, das deutsche Urlauber im Bewusstsein haben! Der Leser begleitet Giulia, die nach dem 2. Weltkrieg, nach bald fünfzig Jahren aus Amerika heimkehrt, weil sie glaubt, in dem Städtchen noch eine Rechnung begleichen zu müssen. Nach dem Rückblick auf das Dorf im Jahre 1900 wundert sich der Leser, dass Giulia das Bedürfnis hat, nach beinahe fünfzig Jahren zurückzukehren. Aber Rache ist ein Gericht, das am besten kalt genossen wird. Raffiniert ist der Ablauf der Handlung komponiert. Während ‚die Amerikanerin‘ die Topographie vor ihren Augen mit der Szenerie ihrer Erinnerung vergleicht, verfolgen wir atemlos dieses Leben in bitterster Armut, die Giulias Kindheit prägt. Wir haben es nicht nur mit einer spannenden Familiensaga zu tun, sondern werden schonungslos konfrontiert mit einem düsteren Kapitel italienischer Sozialgeschichte. Während Giulias Gedanken sich auf Anita richten, der Freundin, die zur Rivalin wurde, entfaltet sich ein Abriss der Historie Italiens, wie sie erbarmungslos Anitas Schicksal prägte. Giulia, geleitet von einem gütigen Geschick, gestaltet in ihrem Leben den ‚American Dream‘, währenddessen tobt sich in Anitas Dasein der Wahnsinn der europäischen Geschichte aus. Raffaella Romagnolo orientiert sich an gewaltigen literarischen Vorbildern: sie weiß, welchen Goldstandard ‚Die Verlobten‘ oder ‚Der Leopard‘ setzen, aber beherzt und brillant entfaltet sie vor uns ihr italienisches Panorama in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts!

Veröffentlicht am 02.04.2019

Italien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

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Wir schreiben das Jahr 1946, in Piemont: die mittlerweile alte Giulia Masca kehrt in ihrem Dorf, Borgo die Dentro, nach 45 Jahre in Amerika zurück um mit der Vergangenheit endlich abzuschliessen. Ihr Verlobter ...

Wir schreiben das Jahr 1946, in Piemont: die mittlerweile alte Giulia Masca kehrt in ihrem Dorf, Borgo die Dentro, nach 45 Jahre in Amerika zurück um mit der Vergangenheit endlich abzuschliessen. Ihr Verlobter Pietro hinterging sie nämlcih mit ihrer Freundin Anita und dies war mitunder der Grund für Giulias Abgang.
Wie es den Italienern am Anfang des 20. Jahrhunderts in Amerika erging, wie Italien mit den beiden Weltkriegen fertig wurde und der aussichtslose Kampf der Partisanen gegen den aufkommenden Faschismus Mussolinis spielen neben der Hauptgeschichte eine entscheidende Rolle.
Das Buch ist anspruchsvoll, bildreich und gut recherchiert und der Schreibstil sehr lebendig und unterhaltsam. Obwohl das Niveau der Geschichte recht gehoben ist, fand ich es in keinster Weise anstrengend zu lesen und war fasziniert von der atmosphärischen Dichte und den Informationen an italienische Geschichte.
Auf jeden Fall erhält es meine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle anspruchsvolle Leser.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Die Vergangenheit gibt es doch

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Im März 1946 kehrt die wohlhabende Witwe Mrs. Giulia Masca in das piemontesische Dorf Borgo di Dentro zurück, aus dem sie 45 Jahre zuvor schwanger und fast mittellos geflohen war. Damals hatte sie für ...

Im März 1946 kehrt die wohlhabende Witwe Mrs. Giulia Masca in das piemontesische Dorf Borgo di Dentro zurück, aus dem sie 45 Jahre zuvor schwanger und fast mittellos geflohen war. Damals hatte sie für ihre überstürzte Flucht ein Ticket dritter Klasse auf einem Überseedampfer gekauft, nun kommt sie in einer Erste-Klasse-Kabine in Genua an. Ihr Sohn Michael begleitet sie, angeblich in Geschäftsangelegenheiten für die familieneigenen „Groceries“ unterwegs, ihr bleibt Zeit für einen Besuch in ihrem Geburtsort. Doch was will sie überhaupt in Borgo di Dentro, wo sie die ersten 20 Jahre ihres Lebens bitterarm verbracht und nach drei Grundschuljahren von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang für einen Hungerlohn in der Spinnerei geschuftet hat, die Hände in einer Schüssel mit gekochten Seidenraupen im siedenden Wasser? Was, wenn sie ihrer damals besten Freundin, Anita Leone, wiederbegegnet, in deren Familie sie die Geborgenheit fand, die ihre Mutter ihr nicht bieten konnte? Wegen Anitas doppeltem Verrat hat sie während des großes Streiks Borgo di Dentro im Februar 1901 verlassen. War es Feigheit oder Mut? „Die Vergangenheit gibt es nicht“ ist zu Giulia Mascas Lebensmotto geworden, doch im Dorf trifft sie auf genau diese Vergangenheit.

Der Roman „Bella Ciao“ der 1971 geborenen Italienerin Raffaella Romagnolo ist eine der großen Entdeckungen des Literaturfrühlings 2019 für mich. Drei Handlungsstränge hat sie so eng miteinander verwoben, dass das Lesen Konzentration erfordert, aber genau diese Herausforderung hat mir Spaß gemacht. Zum einen geht es um die fünf Tage, die Giulia 1946 in ihrem Heimatdorf verbringt. Zum anderen verfolgt Raffaella Romagnolo das Schicksal Giulias in New York, wo nach ihrer abenteuerlichen Flucht der American Dream für sie Wirklichkeit wurde, und stellt es dem Leben Anitas und ihrer Familie in Borgo di Dentro gegenüber. Stammbäume zu Anfang der drei Romanteile helfen bei der Orientierung, vor allem in der weitverzweigten Familie Leone. Beide erleben zwei Weltkriege und doch auf völlig unterschiedliche Weise. Giulias Einwandererfamilie muss trotz des wirtschaftlichen Erfolgs hart um die Anerkennung in den USA kämpfen, Anita erlebt Armut, Hunger, immer wieder Tod, Unterdrückung, das Erstarken des Faschismus, die Kämpfe mit Sozialisten und Kommunisten und den Partisanenkampf. Fast ein halbes Jahrhundert italienische Geschichte porträtiert Raffaella Romagnola in diesem hochinteressanten Roman, angesiedelt in einem fiktiven Dorf, jedoch mit real existierenden Vorbildern für einige ihrer Figuren und viel Quellenstudium, wie das interessante Nachwort verrät.

„Was ist dir zugestoßen, Anita“ und „Warum bist du zurückgekommen, Giulia“ sind zwei der zentralen Fragen dieses unglaublich packenden Romans, in dem ich nebenbei viel über die Geschichte Italiens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfahren habe. Gleichzeitig hat mich das Schicksal der beiden mutigen Frauen und ihrer Familien nachhaltig bewegt. Mit dem kunstvollen Aufbau und der angenehmen Sprache hat „Bella Ciao“ damit alles, was ich mir von einem Lieblingsbuch wünsche.

Veröffentlicht am 27.03.2019

Wenn ein Verrat zwei Freundinnen entzweit..

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Klappentext (übernommen):

Piemont, 1946. Giulia Masca kommt als gemachte Frau zurück in das Städtchen ihrer Kindheit, wo sie noch eine Rechnung offen hat. Vor fast fünfzig Jahren wurde sie hier von ihrer ...

Klappentext (übernommen):

Piemont, 1946. Giulia Masca kommt als gemachte Frau zurück in das Städtchen ihrer Kindheit, wo sie noch eine Rechnung offen hat. Vor fast fünfzig Jahren wurde sie hier von ihrer besten Freundin Anita und ihrem Verlobten hintergangen, weshalb Giulia die Flucht ergriff und sich in New York eine neue Existenz aufbaute. Nach einem halben Jahrhundert will sie Anita wieder treffen – wie werden sie sich gegenübertreten?



Meine Bewertung:

Zum Cover: Das Cover gefällt mir besonders gut. Zu sehen ist eine Frau, die ein weißliches Kleid und rote Schuhe trägt. Ihren Blick hat sie dem Betrachter abgewandt. Diese Frau sitzt auf einem dunklem Sofa. Desweiteren erkennt man einen Tisch, der mit einer blauen Decke bedeckt ist und auf dem Blumen stehen. Die Szenerie wirkt wie eine Fotographie.

Zum Titel: "Bella Ciao" ist ein Kampflied der Partisanen Italiens.

Zum Inhalt: Im Mittelpunkt der Handlung steht die Amerikanerin Giulia Masca, die fast ihr ganzes Leben in New York mit ihrem Ehemann und Sohn verbracht hatte. Erst im Alter kehrt sie auf Drängen ihres Sohnes Michael in die italienische Heimat zurück. Piemont hatte Guilia in ihrer Jugend den Rücken gekehrt, nachdem sie von ihrem damaligen Verlobten Pietro und ihrer besten Freundin Anita hintergangen worden ist. Erst nach einem halben Jahrhundert erlebt Guilia ihr "verpasstes" Leben, das nun Anita führt. Die Autorin Raffaella Romagnolo thematisiert nicht nur eine Familiengeschichte während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sondern auch die Auseinandersetzung mit Lebensentscheidungen und ihren Folgen. Zudem handelt der Roman von Freundschaft, Betrug, Hass, Verluste, Rache und die Flucht vorwärts. Auch historische Elemente bleiben nicht aus - so umfasst dieser Roman den Zeitraum von etwa 1900 bis 1946. Der Leser erfährt einen tiefen Einblick in die Not, die während beider Weltkriege in Italien herrschte, sowie über die Ausbeutung von Fabrikarbeiter und Landpächter. Aber es wird auch vom Bau des Suezkanal berichtet, sowie die Sozialisten Italiens hin zu dem Aufstieg Mussolinis und den militanten Faschisten.

Zum Schreibstil: Der Schreibstil von Raffaella Romagnolo gefällt mir besonders gut. Dieser ist sehr angenehm und bildhaft, aber auch gefühlsvoll, authentisch und spannend zugleich! Zu den jeweiligen Ereignissen ändert sich der Lesefluss der Autorin. So wird beispielsweise der Lebensalltag in New York sehr sanft und angenehm erzählt, während die Ereignisse unmittelbar nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und der Revolution an Fahrt aufnehmen! Die Ereignisse, die im Roman beschrieben werden, sind schockierend, da diese sehr real und glaubwürdig rüberkommen. Mir gefällt es besonders gut, dass kurze Sätze vorhanden sind sowie Absätze, die für einen guten Leseverlauf sorgen. Zusätzlich wurde dieser auch dadurch ermöglicht, dass italienische Ausdrücke oder Sätze direkt im Anschluss übersetzt wurden, aber auch durch die sehr umfangreiche Darstellung und Beschreibung der Geschehnisse. Dennoch ist das Buch durch die vielen Zeitsprünge, Rückblenden und Perspektivwechsel zwischen Anita und Guilia nicht ganz einfach zu lesen. Es erfordert ein gewisses Maß an Konzentration, um das Geschehen folgen und die Ereignisse richtig einordnen zu können. So berichtet der erste Teil des Romanes das Leben von Guilia in Italien und in Amerika sowie das Leben der Familie von ihrer damals besten Freundin Anita und Guilias Verlobten Pietro im italienischen Dorf. Im zweiten Teil erfährt man auch etwas über die nächste Generation. Der dritte Teil ist stark auf die Geschehnisse um den Zweiten Weltkrieg fokussiert. In dieser fiktiven Geschichte kommen sehr viele Personen vor, so dass die eingefügten Familienstammbäume und die Übersicht weiterer Personen zu Beginn jedes der drei Teile Klarheit verschafft. Trotz des fiktiven Charakters wurde hier die Familiensaga mit sehr gut recherchierter Zeitgeschichte verbunden. Dieses Buch ist insgesamt in drei Teilen und neun Kapiteln unterteilt.



Mein Fazit:

Auch wenn der Roman der Autorin Raffaella Romagnolo nicht immer einfach zu lesen war, hat es mich dennoch vollkommens überzeugen können. Die Autorin hat es geschafft Stimmungen und Atmosphäre sehr authentisch zu vermitteln und mich als Leserin fesseln können!

Daher gibt es von mir insgesamt 5 von 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!



Danke an vorablesen.de und dem Diogenes - Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

Veröffentlicht am 27.03.2019

beste Freundinnen

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Bereits seit den Kindertagen sind Giulia und Anita beste Freundinnen, fast wie Schwestern. Gemeinsam waren sie, noch als Kinder, in der Seidenweberei beschäftigt, gemeinsam litten sie Hunger, gemeinsam ...

Bereits seit den Kindertagen sind Giulia und Anita beste Freundinnen, fast wie Schwestern. Gemeinsam waren sie, noch als Kinder, in der Seidenweberei beschäftigt, gemeinsam litten sie Hunger, gemeinsam kämpften sie gegen Ungerechtigkeit. Sie vertrauten einander alles an, jedoch nicht, dass Anita eine Liebesbeziehung mit Giulias Verlobten Pietro Ferro einging. Giulia bekam es heraus und flüchtete, bereits schwanger, aus ihrem beschaulichen piemontesischem Dorf nach New York. Mit einem erkauften Schreiben gelang es ihr, dort Fuß zu fassen und einen Mann kennenzulernen, der sie trotz des zu erwartenden Babys lieben lernte. 45 Jahre lebte sie dort, baute sich ein wohlhabendes Zuhause mit ihrem Sohn und den Enkeln auf. Sie vermisste ihre alte Heimat, eine Reise zurück war durch die Zuwanderungsbegrenzung und die beiden Weltkriege nicht möglich. Jetzt, im Jahre 1946, hat ihr Sohn Michael sie zur Rückkehr bewegen können. Doch was erwartet sie dort, wer lebt noch, trifft sie auf Anita und Michaels Vater Pietro Ferro?
Der Roman spielt mit den Zeiten und Kontinenten. Auch wenn das meiste aus Sicht Giulias beschrieben wird, so kommen auch die Menschen um sie herum zu Wort. Jeder erzählt aus seiner Sicht sein Leben. Tod und Geburt, Faschismus und Revolution, Liebe und Hass, Hunger und Reichtum begegnen sich hier und werden hervorragend miteinander verknüpft. Man taucht förmlich ein in das Leben dieser Familien.