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Veröffentlicht am 15.04.2019

Lebensmittelskandal

Angst in der Fächerstadt
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„...Sollte Georg den Kollegen zunächst mitteilen, dass ein Mensch von einem Moment auf den nächsten aus seiner Mitte gerissen wurde wie eine hochwertige Vase, die zu Bruch gegangen war? Dass es an ihnen ...

„...Sollte Georg den Kollegen zunächst mitteilen, dass ein Mensch von einem Moment auf den nächsten aus seiner Mitte gerissen wurde wie eine hochwertige Vase, die zu Bruch gegangen war? Dass es an ihnen lag, die Dinge zu heilen und zu reparieren?...“

Im Zentrum für Kunst und Medientechnologie, kurz ZKM genannt, in Karlsruhe wird ein Toter gefunden. Dort hatte es am Vorabend eine Ausstellungseröffnung zum Thema „Digitales Essen“ gegeben. Kriminalhauptkommissar Georg König und seine Kollegin Viola Weisenhaupt erscheinen am Tatort. Amadea, Georgs Frau, gibt ein Ernährungsmagazin raus und war deshalb bei der Ausstellungseröffnung.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich gut lesen.
Der Schriftstil zeichnet sich durch einige Besonderheiten aus. Eine zeigt das Eingangszitat. Ab und an verwendet die Autorin eine Folge von Fragen. An anderen Stellen gibt es kurze, pointierte Sätze. Auch dazu möchte ich ein Zitat anführen:

„...Wichtig war nur, die Hintergründe des Todes aufzuklären. Nichts anderes zählte. Nichts anderes zählte in den nächsten Stunden. Georg musst sich fokussieren. Auf das Verbrechen. Auf den Täter...“

Die Charakterisierung der Personen erfolgt erst nach und nach. Das betrifft insbesondere auf Georg zu. Es kann auch sein, dass mir hier Informationen fehlen, weil ich die anderen Bücher der Autorin nicht kenne. Deshalb kann ich Georg nur schlecht einschätzen. Einerseits geht er im Beruf konsequent seinen Weg, andererseits scheint er ein Päckchen aus der Vergangenheit mit sich zu tragen. Das zeigt sich in seinen Panikattacken.
Amadea hat ihren Beruf als Journalistin aufgegeben, um mehr Zeit für die Kinder zu haben und sich nicht erneut in Gefahr zu begeben. Trotzdem wird in ihren Tun und Handeln deutlich, dass sie innerlich immer noch Journalistin ist.
Momentan hat sie eine Firma auf dem Kieker, die konzentrierte Eiweißprodukte in Plastikflaschen anbietet. Sie ist der Meinung, dass die Produkte gefährlich sind. Dadurch erfahre ich als eine Menge über Eiweiße im menschlichen Körper und die Folgen eines Überangebots. Gleichzeitig wird gesunde Ernährung thematisiert. Der Vorstellung vom Essen der Zukunft, das Inhalt der Ausstellung war, kann ich allerdings nichts abgewinnen.
Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Zum einen hat der Tote keinerlei Papiere bei sich, zum anderen nehmen es die Beteiligten mit der Wahrheit nicht sehr genau. Hinzu kommt, dass zwei der möglichen Verdächtigen momentan nicht auffindbar sind. Und dann bringt der Staatsschutz völlig neue Ansätze.
Ab und an darf ich die Gedanken des Täters verfolgen. Die sind ziemlich zwiespältig. Einerseits verteidigt er sein Tun, andererseits überlegt er sich, ob es wirklich notwendig war.
Zu den stilistischen Höhepunkten gehört für mich das Frage – Antwort – Spiel zwischen Georg und Amadea, wo beide versuchen, die Erkenntnisse zu ordnen. Dabei ahnen sie noch nicht im geringsten, dass sich auf gleicher Spur sind.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Geschickt wird thematisiert, wie man versucht, die Essgewohnheiten zu manipulieren und dabei eigentlich nur am eigenen Gewinn interessiert ist.

Veröffentlicht am 05.04.2019

Feldpostbriefe eines Auskenners

Liebe Mama, ich lebe noch!
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„...Für ihn galt die Devise: je höher der Dienstgrad, desto leichter der Alltag als Soldat und desto wahrscheinlicher ein Überleben im Krieg...“

Die Mutter des Autors hat geerbt. Beim Sortieren des Nachlasses ...

„...Für ihn galt die Devise: je höher der Dienstgrad, desto leichter der Alltag als Soldat und desto wahrscheinlicher ein Überleben im Krieg...“

Die Mutter des Autors hat geerbt. Beim Sortieren des Nachlasses von Tante Hansi stößt der Sohn auf eine Kiste mit Briefen. Es handelt sich um die Briefe von Leonhard Wohlschläger, dem Bruder von Tante Hansi. Er hat sie von der Front des zweiten Weltkriegs an Mutter und Schwester geschrieben.
Leonhard Wohlschläger war der Sohn von Jakob Wohlschläger, einem bekannten Wiener Architekt und Stadtpolitiker. Das Buch beginnt demzufolge mit der Beschreibung des Lebens von Jakob Wohlschläger, seinem Aufstieg in die höheren Schichten der Gesellschaft und seinen Abstieg nach dem Konkurs.
Leonhard ist ein Sohn aus erster Ehe. Während Johanna, Tante Hansi, ehrgeizig und pflichtbewusst ist, lebt Leonhard von Gelegenheitsjobs. Allerdings hat er die Gabe, Menschen zu beeindrucken. Dadurch kann er sich bei Bedarf Geld leihen.
Den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich begrüßt er.
1940 heiratet er Edith und geht einen Tag nach der Hochzeit an die Front. Seine Briefe habe ich teils mit Verwunderung, teils mit Kopfschütteln gelesen. Leonhard weiß immer, wie er mit den Rücken an die Wand kommt. Einerseits vertröstet er diejenigen, bei denen er Schulden hat, auf die Zeit nach dem Krieg, andererseits nutzt er seine Rolle als Fahrer an der Westfront, um seine Mutter und seine Frau mit Waren zu versorgen. Mitgefühl für die Bewohner der besetzten Länder kennt er nicht.
Seine Briefe lesen sich, als wäre der Krieg ein Spiel. Selbst nach seinem Wechsel an die Ostfront bleibt er meist im Hinterland und kann sich über mangelnde Ernährung nicht beklagen.
Betroffen macht das Buch an den Stellen, wo zwischen den Briefen die Kommentare des Autors eingeflochten werden. Er schildert nicht nur den Kriegsverlauf. Auch die zunehmenden Repräsentalien gegen Juden in Wien, die aufkommende Verschlechterung der Ernährungslage und die wichtigsten Schlachten werden von ihm thematisiert. Allerdings vermisse ich hier an vielen Stellen eine Quellenangabe.
Dadurch erscheinen Teile der Briefe von Leonhard noch makaberer. Hinzu kommt, dass in den Briefen aus dem Osten die Folgen der Nazipropaganda zunehmend greifbar werden. Der Ton wird
brutaler. Das Leben der sogenannten Feinde verliert an Wert. Es geht allein im das eigene Wohlergehen. Der einheimischen Bevölkerung nimmt man das letzte. Ein Ausschnitt aus dem Brief klingt so:

„..Hier ist es sicher keine Sünde, alles hinzumorden und abzubrennen, dem Teufel ist dieses Land schon zu schlecht...“

Hinzu kommt, dass Leonhard erstaunlich oft Urlaub von der Front erhält. Natürlich wiederholt sich in den Briefen vieles. Während in Stalingrad gehungert und gestorben wird, schickt Leonhard aus dem Hinterland einen Schinken an seine Mutter.
Nach dem Tode der Mutter gibt es keine Briefe mehr. Auch Leonhards Leben in Friedenszeiten wird mit nur zwei Sätzen skizziert.
Das Buch gibt einen guten Einblick in das Leben des Leonhard Wohlschläger. Der Autor vergleicht an einer Stelle Leonhard mit dem braven Soldaten Schwejk. Diesen Vergleich kann ich nicht nachvollziehen.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Zu wem gehört das Baby?

Die Bach runter
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„...Er will das Kind loswerden, bringt es aber nicht über das Herz, ihm wehzutun. Also wickelt er es behutsam ein, legt es warm schlafen. Und geht einfach nur fort...“

Matthias, der Schäfer, findet in ...

„...Er will das Kind loswerden, bringt es aber nicht über das Herz, ihm wehzutun. Also wickelt er es behutsam ein, legt es warm schlafen. Und geht einfach nur fort...“

Matthias, der Schäfer, findet in der heruntergebrannten Asche eines Lagerfeuers ein Baby. Seine Hunde hatten in darauf aufmerksam gemacht. Das Kind lebt und kommt in die nächstgelegene Kinderklinik. Kommissar Bär macht sich auf die Suche nach der Mutter. Das kann schwierig werden, denn das Baby hat eine schwarze Hautfarbe.
Roberta, Bärs Freundin und Journalistin, stellt eigene Ermittlungen an.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Es geht nicht nur um die Aufklärung der Kindesaussetzung, sondern es bleibt genug Raum für das Privatleben der Protagonisten. Als Bär sich in der Klinik nach dem Kind erkundigt, trifft er auf Lucca, eine junge Frau, die wie viele andere ein Geschenk für das Baby abgegeben hat. Zwischen beiden beginnt es schnell zu knistern.
Das Eingangszitat ist ein Ausschnitt aus der Diskussion des Teams, warum das Baby ausgesetzt wurde. Als dann noch ein Toter im Bach gefunden wird, könnte der Fall eine unerwartete Wendung nehmen. Es steht die Frage im Raum, ob es einen Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen gibt. Schnell kursiert der Fall in den sozialen Medien:

„...Es war stets das gleiche. Irgendwelche Idioten posteten, was immer sie vor die Linse bekommen hatten. Verletzte, Blutende, Tote. Meist waren die Gaffer schon vor einem da...“

Sehr gut beschrieben wird die Arbeit des Schäfers. Er ist auch sehr aufmerksam und für die Kommissare dadurch hilfreich.
Roberta erwischt einen Jugendlichen, der ihre gerade gekauften Konserven klaut. Der erklärt Bär später, dass er sich für eine Katastrophe vorbereitet und zu den Preppern gehört. Seine Ansicht klingt unter anderen so:

„...Wer dann noch was zum Überleben hat, wird es verteidigen müssen, weil die, die nichts mehr haben,es ihm sonst wegnehmen werden. Darauf müssen wir uns vorbereiten...“

Eingebettet in die Handlung sind außerdem die Lebensgeschichten und Erfahrungen zweier Protagonisten, deren Leben den Fall tangiert.
Die Autorin versteht es, mich fast bis zum Schluss beim Mitraten in die Irre laufen zu lassen. Die Auflösung des Geschehens ist wesentlich komplexer als erwartet.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 14.03.2019

Die Vielfalt des Lebens in Gedichten gefasst

Wellen schlagen gegen meine Seele
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„...Hätte ich tausend Chancen,
könnte ich eine ergreifen,
aber ich sehe nur tausend Möglichkeiten
und kann mich nicht entscheiden...“

Das Büchlein der Autorin enthält etwa 70 Gedichte. Einen Gedichtband ...

„...Hätte ich tausend Chancen,
könnte ich eine ergreifen,
aber ich sehe nur tausend Möglichkeiten
und kann mich nicht entscheiden...“

Das Büchlein der Autorin enthält etwa 70 Gedichte. Einen Gedichtband zu rezensieren ist schwierig, da Lyrik auf jeden anders wirkt. Trotzdem möchte ich es versuchen.
Die Gedichte der Autorin sind sehr realitätsnah und voller Emotionen. Trotzdem arbeite sie manchmal mit Verfremdung. Bekannte Bilder werden unter einem neuen Aspekt betrachtet.
Das Eingangszitat ist der Schluss eines längeren Gedichts. Ich habe es bewusst gewählt, weil es ein Grundproblem unserer Zeit thematisiert. Die Zahl 1000 zieht sich wie ein roter Faden durch alle Strophen. Die Quintessenz kommt dann in obiger letzter Strophe zum Ausdruck. Die Vielzahl der Möglichkeiten erhöht die Qual der Wahl.
Die Gedichte sprechen unterschiedliche Probleme des Alltags an, die mit ihrer auslösenden Gefühlen wiedergegeben werden. Es geht um den Abschied vom Partner, um Trauer nach unwiederbringlichen Verlust, aber auch um Hoffnung und Neubeginn. In einigen der Gedichte werden Widersprüche verarbeitet. Letztendlich geht es dabei oft um den Konflikt, sich in der Menge geborgen fühlen zu wollen und doch die Chance des Rückzugs zu haben. Dazu werden passende Bilder genutzt, so der Aufbruch des Frühlings, das Wandern des Treibholzes oder eine Zugfahrt.
Alle Gedichte sind in freier Reimform gestaltet. Anzahl der Strophen und die Längen von Strophe und Vers sind je nach Inhalt unterschiedlich.
Einige wenige Gedichte bestehen aus einer einzigen sehr kurzen Strophe. Die haben mich besonders angesprochen, denn sie bringen ein Thema sehr schnell und prägnant auf den Punkt. Hierzu gehört insbesondere das Gedicht „Worte“.
Genau 16 der Gedichte sind mit einer Fußnote versehen. Dazu befindet sich im Anhang ein Hinweis, wodurch die Autorin zu diesem Gedicht inspiriert wurde.
Insgesamt hat mir der Gedichtband sehr gut gefallen. Er ist vielseitig und abwechslungsreich.

Veröffentlicht am 12.03.2019

Haushaltstipps für Familien

Besser einfach – einfach besser
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„..Dieses Buch kann Sie entlasten, wenn sie Ihren Haushalt bis zum >> Wohlfühlpegel

„..Dieses Buch kann Sie entlasten, wenn sie Ihren Haushalt bis zum >> Wohlfühlpegel << führen wollen, und zwar ordentlich, überschaubar und effizient. Aber sie wollen nicht dem Haushalt dienen. Ihr Haushalt soll Ihnen dienen...“

Dieses Zitat steht fast am Anfang eines Buches, das dem Leser eine effektive Haushaltsführung schmackhaft machen will. Hausarbeit soll nicht länger als nötig dauern. Die Autorinnen nennen das Survival-Haushalt.
Im ersten Kapitel erzählen die Autorinnen, wie sie auf die Idee zu diesem Buch gekommen sind. Ursache war ein Zustand, den viele Frauen kennen. Neben Beruf, Familie und Haushalt blieb keinerlei Zeit für persönliche Interessen. Also haben die Autorinnen über den Gartenzaun gesehen, wie andere diesen Spagat meistern.
Das zweite Kapitel ist eigentlich eines der entscheidenden. Man legt für sich selbst fest, was einem im eigenen Haushalt wichtig ist und wo Abstriche in welcher Größenordnung möglich sind. Angeboten werden ein kleiner Test, die Möglichkeit, die eigenen Rahmenbedingungen auszuloten, und einer Liste von 8 Eigenschaften eines Haushalts genau 10 Kreuzchen zuzuordnen. In den folgenden Satz steckt dabei eine Menge Wahrheit:

„...Nur wer Nein sagen kann, kann auch Ja sagen...“

Im dritten Kapitel geht es um das Geheimnis der Zeitplanung. Es werden Zeitdiebe aufgeschlüsselt und das anlegen von Listen empfohlen.
In den Kapitel 9 werden Vorschläge für die praktische Umsetzung der effektiven Haushaltsführung gemacht. Fast alle wichtigen Tätigkeiten werden angesprochen. Mir persönlich haben am besten die Vorschläge zum Entrümpeln gefallen. Doch auch zum Putzen, Einkaufen, Kochen und Einfrieren gab es viele Tipps. Genau wie ich wird sicher jeder Leser den eine oder anderen Tipp als hilfreich empfinden, an anderen Stellen aber wegen eigener Befindlichkeiten anderer Meinung sein. Natürlich spielt auch die Größe des Haushalts eine Rolle.
Im letzten Kapitel gibt es Rezepte, die schnell nachzukochen sind. Danach werden noch ein paar Fragen beantwortet.
Der Schriftstil des Buches lässt sich gut lesen. Oft wird mit Checklisten und Plänen gearbeitet. Ganz persönliche Ausführungen und Erfahrungen von Bianka und Birgit, die blau unterlegt sind, lockern die Darlegungen auf.
Sehr gut gefallen haben mir die vielen Zitate, die sich am Rande befinden. Sie wurden passend zum Inhalt des entsprechenden Kapitels ausgewählt. Eines davon lautet:

„...Ein Heim soll sauber genug sein, um gesund darin leben zu können, aber schmutzig genug, um dabei noch glücklich zu sein...“

Ab und an setzen die Ratschläge allerdings auch voraus, das man genügend Platz hat.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es bietet eine Menge an Stoff zum Nachdenken und Ausprobieren, vor allem für junge Familien mit Kindern. Wer schon länger einen Haushalt führt oder der Singlehaushalt gehören eher nicht zur Zielgruppe, können aber sicher den auch den ein oder anderen Ratschlag nutzen..