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Veröffentlicht am 01.05.2019

Interessanter Ausflug ins Jahr 1936 nach New York, eine Stadt voller Migranten

Eine eigene Zukunft
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Der in New-York gestrandete Spanier, Emilio Arenas, holt im Frühjahr 1936 seine Frau und sein drei Töchter zu sich nach Übersee. Die drei jungen Frauen sind alles andere als begeistert, sie stäuben sich ...

Der in New-York gestrandete Spanier, Emilio Arenas, holt im Frühjahr 1936 seine Frau und sein drei Töchter zu sich nach Übersee. Die drei jungen Frauen sind alles andere als begeistert, sie stäuben sich nach Strich und Faden, wollen am liebsten sofort aufs nächste Schiff und zurück ins heimische Málaga.
Doch durch einen schrecklichen Unfall am Hafen, steht die Familie plötzlich vaterlos in der fremden Stadt, mutlos, ohne die Sprache zu beherrschen, ohne Geld und mit einem frisch gepachteten Lokal, durch das jede Menge Schulden anfallen. Nun sind die vier Frauen auf sich gestellt und plötzlich sind sie allesamt gezwungen Entscheidungen zu treffen, was ihre Zukunft angeht…….

Der Roman „Eine eigene Zukunft“ aus der Feder der spanischen Autorin María Dueñas, führt uns in eine Welt von frisch immigrierten Einwanderern, die sich mit dem „American Way of Life“, noch sehr schwertun. Entsetzt über ihren eigenen Mut, hinein katapultiert in eine ihnen völlig neue fremde Welt, zeigt sie uns vier andalusische Frauen, die mit dieser Situation völlig überfordert sind. Die Mutter Remedios versucht verzweifelt ihre Töchter weiterhin streng zu überwachen und zu kontrollieren. Doch die drei Schwestern, Victoria, Mona und Luz, lassen sich so leicht nicht bändigen! Mit ihrem andalusischen Temperament gehen die Geschwister die Sache an, ihre anfangs so unbändige Scheu vor der großen Stadt beginnt zu bröckeln.

Die Autorin beschreibt diesen Kampf perfekt, die Gefahren, die Männer, die Umstände. Immer wieder stolpern die Mädchen in gefährliche Situationen, doch mithilfe der spanischen Gemeinde, von Nachbarn und Freunden wird die fremde Welt auch ganz langsam annehmbar. Wunderbar episodenhaft wird die Geschichte erzählt, jede Schwester für sich ist einzigartig und ein flüssig bildhafter Schreibstil macht die Lektüre angenehm.

Es ist spannend die Schwestern durch die Straßen Manhattans zu begleiten, eine Stadt die gerade im Aufbruch steht, um eine Metropole zu werden. Man spürt den Elan und die Aufbruchstimmung, natürlich auch die Korruption und manchmal auch die eiskalte Gewaltbereitschaft. Die Drei erleben so manches brenzlige Abenteuer in spannenden Episoden.
Eine ganz wundervolle Einwandergeschichte, zum Mitfiebern, Mitleiden und natürlich auch zum Verlieben. Das Buch hat mich wirklich gut unterhalten:)

Veröffentlicht am 10.04.2019

Die faszinierende Entwicklung vom kleinen Berliner Showgirl zu einer weltbekannten Ikone- eindrucksvoll beschrieben

Marlene und die Suche nach Liebe
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Als junges Mädchen führt Marlene einen stetigen Kampf gegen ihre ehrgeizige Mutter, denn die möchte das ihr Mädchen eine berühmte Geigerin wird und schickt sie deshalb auf eine Musikhochschule nach Weimar. ...

Als junges Mädchen führt Marlene einen stetigen Kampf gegen ihre ehrgeizige Mutter, denn die möchte das ihr Mädchen eine berühmte Geigerin wird und schickt sie deshalb auf eine Musikhochschule nach Weimar. Marlene liebt zwar die Musik und ihre Geige, doch ihr Talent ist begrenzt. Marlene muss zurück nach Berlin, wieder unter die strenge Obhut ihrer Mutter. Doch nun hat Marlene andere Pläne, sie begibt sich auf ihre eigene Suche nach dem Glück, Freiheit, Liebe und Ruhm…..

Der Roman „Marlene und die Suche nach Liebe“ von C.W. Gortner erzählt von der Jugend und dem Aufstieg von Marlene Dietrich, die zu einer Ikone des 20. Jahrhunderts wird. Es ist faszinierend ihren Werdegang zu begleiten, mit ihr die wilden 20er Jahre in Berlin zu erleben und ihren glamourösen Aufstieg in den Hollywood Olymp. Beeindruckend ist es auch, einige ihrer Wegbegleiter kennenzulernen, ihren Mann Rudolf Sieber, den Regisseur Josef von Sternberg und Berühmtheiten wie Gary Cooper, Jean Gabin, Hemingway oder Cary Grant. Im Zweiten Weltkrieg zeigt sie eisern ihre Abneigung gegen Hitler und den Nationalsozialismus.

Der Autor, erzählt kraftvoll und lebendig, er geizt nicht mit Gefühlen und zeigt uns die ambitionierte Frau, nicht nur die Diva. Marlene bleibt ihren Idealen stets treu verbunden. Sie prägt die Mode, schämt sich für nichts, zeigt auch gerne Engagement und Hilfsbereitschaft. Sie wird zwar zur Amerikanerin, verleugnet aber auch nicht ihre deutschen Wurzeln. Das Buch beschreibt nicht Marlenes gesamtes Leben, nur einen Abschnitt davon, jedoch einen sehr interessanten. Es zeigt viel von ihrer Sicht auf die Welt, die sie auch gerne nach ihren Vorstellungen formte, besonders was Auftritt und Mode betrifft. Regeln zu brechen war ihre Passion, denn für sie gab es keine Vorschriften, besonders nicht in der Liebe!

Ein wundervoller Roman über eine tolle Frau, die zur Legende wird. Ihre Einstellung wirkt heute noch modern und sie sollte uns ein Vorbild sein. Unvoreingenommen, vorurteilsfrei und kämpferisch, wie eine Amazone, die sich nicht unterkriegen lässt! Diese Botschaft und meine Bewunderung für diesen starken Charakter nehme ich aus diesem Roman mit. Die Lektüre hat mir großes Vergnügen bereitet und ich mag die neue Reihe über „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ des Aufbau Verlages wirklich sehr gerne.

Veröffentlicht am 01.04.2019

Mit diesem Roman kann man wunderbar ins Paris der Nachkriegszeit und die Gefühlswelt der berühmten Künstlerin eintauchen

Madame Piaf und das Lied der Liebe
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Paris 1944- die französische Chansonette Édith Piaf, versucht ihre Karriere nach der Befreiung von Paris wieder aufzunehmen. Doch sie bekommt eine Anklage wegen Kollaboration mit dem Feind und fürchtet ...

Paris 1944- die französische Chansonette Édith Piaf, versucht ihre Karriere nach der Befreiung von Paris wieder aufzunehmen. Doch sie bekommt eine Anklage wegen Kollaboration mit dem Feind und fürchtet Auftrittsverbot und gar Verhaftung. Verzweifelt versucht sie ihre Unschuld zu beweisen. Währenddessen lernt sie einen jungen Künstler kennen, der erst so gar nicht ihren Vorstellungen entspricht, doch auf den zweiten Blick erkennt sie sein Potenzial, sein Name Yves Montand…..

Der Roman „Madame Piaf und das Lied der Liebe“ von Autorin Michelle Marly erzählt vom Werdegang der berühmten Pariser Chansonsängerin Édith Piaf und der Entstehung ihres berühmten Liedes „La vie en rose“. Es erzählt auch von einer spannenden und glücklichen Zeit aus ihrem tragischen Leben.
Die Autorin versteht es perfekt den Lebensstil von Édith und ihren Freunden aufleben zu lassen. Ihre Lust nach dem Krieg einen Neustart hinzulegen und das Leben wieder genießen zu können! Es war mir gar nicht bewusst, wie schwierig es als Künstler in Frankreich war, mit den Folgen aus der deutschen Besatzungszeit zu leben. Trotz ihrer geringen Größe von 1,47 m war Édith aber eine große Kämpferin und Künstlerin, nachdem sie ihre schwierige Kindheit gemeistert hat. Bewundernswert ihr Lerneifer, ihre Ambitionen und auch die Weitergabe von Wissen, Kunst und Lebensfreude. Das alles wird im Roman greifbar und ihr starker Wille spürbar.

Ein äußerst interessanter Ausschnitt, den die Autorin aus den Leben von Édith Piaf ausgewählt hat, großartig geschrieben und recherchiert. Marly konzentriert sich im Roman bewusst auf die Jahre zwischen 1944 und 1947, die sie als persönlichen Höhepunkt der Sängerin sieht. Es macht Spaß diesen kurzweiligen Roman zu Lesen und dabei in diese besondere Zeit und in die Geschichte des Pariser Chansons einzutauchen!
Auch möchte ich noch erwähnen, dass mir die Covergestaltung ganz großartig gefällt. Die kleine Madame in Schwarz, vor dem Arc de Triomphe passt wirklich wunderbar zum Roman. 
Der Aufbau Verlag hat da eine wirklich großartige Buch-Reihe, zum Thema »Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe« geschaffen, mit unglaublich interessanten Frauen, die mich allesamt beeindrucken und interessieren!

Veröffentlicht am 31.03.2019

Interessanter Blickwinkel auf vergangene Zeiten

Was uns erinnern lässt
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Auf ihrer Suche nach „Lost Places“, stößt Milla mitten im Wald des ehemaligen Grenzgebietes des Rennsteigs, auf eine geheimnisvolle Falltüre.
Die Türe führt zu einem Keller, der aussieht als wäre er eben ...

Auf ihrer Suche nach „Lost Places“, stößt Milla mitten im Wald des ehemaligen Grenzgebietes des Rennsteigs, auf eine geheimnisvolle Falltüre.
Die Türe führt zu einem Keller, der aussieht als wäre er eben verlassen worden. Geschirr, Teller, Silberbesteck eines Hotels Waldeshöhe und etliche Einmachgläser voller leckerer Marmelade aus den 70er Jahren. Dazu auch einen Stapel Schulhefte einer Christine Dressel. Milla ist fasziniert und begibt sich auf Spurensuche. Welches Gebäude verbarg sich so tief im Wald, wer war diese Familie Dressel und welche Geschichte steckt dahinter…….

In ihrem Buch „Was uns erinnern lässt“, schlägt die Autorin Kati Naumann das düstere Kapitel geteiltes Deutschland wieder auf. Sie erzählt die Geschichte und das Schicksal der Familie Dressel und die ihres geliebten Hotels „Waldeshöhe“ am Rennsteig in Thüringen. Die Familie hofft das Hotel nach Kriegsende wiederzueröffnen zu können, doch leider befinden sie sich nun am falschen Ort, zur falschen Zeit, gefangen auf Grenzgebiet!
Durch die ständig wechselnde Erzählperspektive von Heute nach Damals, bekommt das Buch eine packende Dynamik, die das Geheimnis um das verschwundene Hotel sehr spannend macht! Auch liebenswerte Protagonisten bereichern diese Lektüre und verwandeln den Roman in eine unterhaltsame Angelegenheit. Natürlich fasziniert auch die Geschichte und der Aufbau der DDR, deren Politik und Schikanen und deren Auswirkungen auf die Bevölkerung. Es macht betroffen und zeigt wie manipulierbar und bösartig Menschen, durch Neid, Erziehung und Machtmissbrauch gemacht werden können.
Die Schilderung der Handlung ist absolut nachvollziehbar und großartig recherchiert. Ich kann mich noch gut an die unmenschlichen Grenzanlagen erinnern, die ich als Kind, zum Glück vom Westen aus, gesehen habe! An die Schikanen des kleinen Grenzverkehrs kann ich mich noch gut erinnern und die Angst und Missgunst die dort lauerte. Auch in meiner Familie wurden Geschwister getrennt und lebten jahrzehntelang in zwei Welten. Die Gedanken daran wurden mit dem Buch wieder lebendig und dabei der Wunsch für die Zukunft: „Menschen sollten nicht durch Mauern getrennt werden!“

Deutsch-Deutsche Geschichte mitreißend und authentisch erzählt. Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung für diesen unterhaltsamen Roman.

Veröffentlicht am 27.03.2019

Aufregendes Porträt aus dem Paris der 40er/50er über die Rive-Gauche-Intellektuellen

An den Ufern der Seine
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Paris 1940/50- das Buch lässt den großen Geist dieser Zeit wieder aufleben, aber auch den Schrecken, die Bedürfnisse und das Leid, aller aus dem Krieg übrig gebliebenen Menschen.
Jeder Charakter geht anders ...

Paris 1940/50- das Buch lässt den großen Geist dieser Zeit wieder aufleben, aber auch den Schrecken, die Bedürfnisse und das Leid, aller aus dem Krieg übrig gebliebenen Menschen.
Jeder Charakter geht anders mit schwierigen Situationen um, passt sich an, flieht oder stellt sich der Sache und kämpft auf seine ihm mögliche Art. Was Kreativität, Wut und Erneuerung schaffen kann, ist für die Nachwelt dort ganz deutlich zu erkennen. Bewundernswerte Persönlichkeiten sind entstanden, die sich trauten wieder ihre Stimme zu erheben, um die Welt neu zu formen. Der Kommunismus erstarkt zwar unter den Rèsistents und den Intellektuellen, doch schnell werden auch dessen Nachteile deutlich, denn Manipulation und Zwänge erinnern zu stark an faschistische Zeiten. Dank eines findigen Amerikaners gibt es aber zum Glück einen gegensätzlichen Plan und den zarten Keim sich neue Gedanken zu „Europa“ zu machen.
Die Wichtigkeit der Selbstbestimmung wird existenziell und zu einem wichtigen Gut für das Formen der Zukunft. Daraus formt sich gar eine Existenzphilosophie.


Der Wunsch nach Freiheit war in Frankreich untergründig wohl auch immer spürbar und die Hoffnung nie abhanden gekommenen.

Agnès Poirier sammelt in ihrem Buch „An den Ufern der Seine“ mit Hingabe die Gedanken, Hoffnungen und Visionen der Rive-Gauche-Intellektuellen.
Es ist wunderbar einen Blick auf all diese großen Geister und Künstler zu werfen, die Paris damals geformt haben und deren Wirken heute noch fühlbar ist. Durch die Übersicht aller bekannten Namen, eine Chronologie der Ereignisse und einen Stadtplan mit den Örtlichkeiten am Beginn des Buches, bekommt man eine gute Grundlage zum Starten der Lektüre. Das Highlight im Buch ist aber das Lesebändchen in den Farben der Trikolore:)
Auch die Aufteilung der Kapitel ist geschickt gewählt.

Trotz der manchmal etwas abgehackten Handlungen, der oft sprunghaften Erzählweise und der zahlreichen Erwähnung von unterschiedlichsten Persönlichkeiten, machte mir das Lesen Freude, benötigt aber auch sehr viel Aufmerksamkeit.
Es entsteht aber ein guter Eindruck und eine gekonnte Wiedergabe dieser spannenden Zeit, die mich fasziniert hat! Deshalb hat sich mein Durchhaltevermögen durchaus gelohnt und neue Interessen geweckt.

Es gibt so schöne Zitate, wie z.Bsp. diese von Richard Wright: „Ich fürchte, man kann nur leben und schreiben, wie ich es tue, wenn man in Paris oder an einem abgeschieden Ort wohnt, wo man ganz man selbst sein darf.“ oder dieses zum Rassismus: „Ich habe keine Weiße geheiratet, ich habe die Frau geheiratet, die ich liebe.“



Ein großartiges Buch, um sich sich wieder mal bewusst zu machen, was wichtig ist. Ein Streben nach Zusammenhalt, die Freiheit im Denken, die Vielfalt der Kunst und die Sicherheit eines freien und einigen Europas. Absolut lesenswert!