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Veröffentlicht am 08.10.2016

Vom Verlieren und sich wiederfinden

Meine Schwester, die Hummelkönigin
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Ally ist Journalistin in L.A., doch als ihre Mutter stirbt, kehrt sie für die Beerdigung nach 10 Jahren zum ersten Mal wieder zurück nach Bear Isle, einer beschauliche Insel, die vom Tourismus, Blaubeeren ...

Ally ist Journalistin in L.A., doch als ihre Mutter stirbt, kehrt sie für die Beerdigung nach 10 Jahren zum ersten Mal wieder zurück nach Bear Isle, einer beschauliche Insel, die vom Tourismus, Blaubeeren und dem Hummerfang lebt und von der Ally damals regelrecht geflüchtet ist. Ally hat zwiespältige Gefühle, die in ihrer Vergangenheit begründet liegen, und da ist auch noch ihre ältere Schwester Emma, um die sie sich in den nächsten 2 Wochen kümmern muss, denn Emma ist ein besonderer, aber auch seltsamer Mensch mit einer großen Liebe zu Hummeln. Doch Emma ist auch voller Talente und Fähigkeiten, die außergewöhnlich sind. Je mehr der Aufenthalt von Ally auf der Insel fortschreitet, umso mehr kommt die alte Vertrautheit zu dem Ort ihrer Kindheit wieder, aber auch die Gefühle zu ihrer Schwester Emma. Allys Gefühle stehen im Widerstreit, ihr Leben spielt sich jetzt in L.A. ab, doch Bear Isle fühlt sich immer mehr wie Zuhause an. Welche Zukunft wird sie für sich wählen?

Patrizia Zannini hat mit ihrem Buch „Meine Schwester, die Hummelkönigin“ einen wunderschönen und lesenswerten Familienroman vorgelegt, der vor der herrlichen Kulisse Maines spielt. Der Schreibstil ist flüssig, einfühlsam, wirkt manchmal auch melancholisch, aber gerade dies macht die Geschichte umso glaubhafter. Der Leser lässt sich von der ersten Seite an von den sehr schön gezeichneten Bildern der Landschaft Maines verzaubern und steht wie ein Schatten an Allys Seite, um sie auf ihren ersten Besuch nach 10 Jahren zu begleiten, erfährt ihre Gedanken und Gefühle und kann mit ihr hoffen, bangen, mitfühlen. Die Autorin liefert innerhalb der Handlung so wunderbare Beschreibungen, ob es nun um den Hummerfang oder die Hummeln geht, dass man es regelrecht vor Augen hat, als wenn man es gerade selbst miterlebt. Wer den Indian Summer an der Ostküste der USA schon einmal miterlebt hat, bekommt bei diesen Beschreibungen Fernweh und möchte am liebsten die Koffer packen, um diese Farbenpracht nochmals zu sehen.

Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet, ihre Ecken und Kanten machen gerade das Besondere in diesem Roman aus. Ally ist eine sympathische Frau, mit der man allerdings erst warm werden muss. Sie hat 10 Jahre unter einem Streit gelitten, weshalb sie die Heimat verlassen hat. Doch Ally ist auch ein pflichtbewusster und verantwortungsvoller Mensch, der niemanden im Stich lässt, vor allem nicht ihre Schwester Emma. Und gerade aufgrund ihres Verantwortungsbewusstseins schiebt Ally Entscheidungen vor sich her, die auch für ihr Leben von großer Bedeutung sind. Emma ist ein toller Charakter, sie ist einfach sie selbst, oftmals hat man das Gefühl, sie nimmt die Menschen um sich herum gar nicht wirklich wahr. Doch das täuscht. Sie ist nicht der emotionale Typ, lebt sie doch in ihrer eigenen kleinen Welt, aber sie ist durchaus in der Lage, mitzufühlen und jemanden zu umsorgen. Emmas Talente kommen nach und nach zum Vorschein, sie rettet Ally damit das Leben und sichert sich, ohne es zu wissen, ihre eigene Zukunft. Man muss Emma einfach lieben! Auch die anderen Protagonisten sind so bunt zusammengewürfelt, man möchte sich gar nicht von ihnen verabschieden, sondern am liebsten jeden Tag aufs Neue wieder treffen. Tragen sie doch mit dazu bei, dass die Geschichte ein wunderbar warmes Gefühl beim Lesen hinterlässt.

„Meine Schwester, die Hummelkönigin“ ist ein sehr gefühlvoller und gleichzeitig farbenprächtiger Roman, der sich mit der Vergangenheitsbewältigung, dem Zusammenwachsen von zwei sich fremd gewordenen Schwestern und der gemeinsamen Zukunft beschäftigt. Alle, die sich gern in einer Geschichte verlieren wollen, sind bei der „Hummelkönigin“ genau richtig. Wunderbar gemacht, absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.10.2016

Das dunkle Geheimnis der Kirschvilla

Die Kirschvilla
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Als Pauline ihr Geburtshaus erbt, eine alte Villa am Rheinufer, wird sie von ihrer Enkelin Isabell und dem jungen Notar Julius Grothues nach Köln begleitet. Pauline möchte die Erbschaft am liebsten gar ...

Als Pauline ihr Geburtshaus erbt, eine alte Villa am Rheinufer, wird sie von ihrer Enkelin Isabell und dem jungen Notar Julius Grothues nach Köln begleitet. Pauline möchte die Erbschaft am liebsten gar nicht erst antreten, dagegen ist Isabell schnell gefangen von der düsteren, geheimnisvollen Ausstrahlung des Hauses. Sie möchte mehr über die Familiengeschichte erfahren, über die ihre Großmutter bisher nichts erzählen möchte. Doch Isabell ist hartnäckig. Sie findet zwei alte Tagebücher, durch die sie Stück für Stück über die traurige und dramatische Vergangenheit Paulines erfährt, die aber auch mit Julius‘ eigener Familiengeschichte eng verknüpft ist, dem Isabell immer mehr ihr Herz öffnet. Wird Pauline endlich die Kraft aufbringen, sich mit der Vergangenheit auszusöhnen, um Frieden zu finden? Werden Julius und Isabell eine Zukunft haben?

Hanna Caspian hat mit ihrem Buch „Die Kirschvilla“ einen sehr spannenden, emotionalen und atmosphärisch dichten Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, von der ersten Seite an entwickelt die Geschichte einen derartigen Sog, dass der Leser das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann, ist er doch als stiller Beobachter in der Gegenwart an der Seite der Protagonisten, tritt aber auch gleichzeitig eine Zeitreise in das vergangene Jahrhundert an, um die Ereignisse innerhalb Paulines Familie aus erster Hand mitzuerleben. Die Handlung wird in zwei Zeitebenen erzählt, die sich gegenseitig abwechseln, den Lesefluss aber in keiner Weise stören. Durch den ständigen Wechsel wird dem Leser Stück für Stück eine dramatische Geschichte präsentiert, wobei ihm genug Raum für Spekulationen und eigene Gedanken bleibt. Dabei versteht es die Autorin hervorragend, den Leser die gesamte Gefühlspalette von Wut, Mitgefühl, Entsetzen, Hoffnung und Freude durchlaufen zu lassen.

Die Charaktere wurden liebevoll in Szene gesetzt, so dass man sich gut mit ihnen identifizieren kann. Sie wirken lebendig und authentisch. Pauline ist eine Frau, die Zeit ihres Lebens ihre dunkle Vergangenheit verdrängt hat und sich ihr nun stellen muss. Ihre Gesundheit ist nicht die beste, dazu wirkt sie sehr unglücklich, was wohl der Vergangenheit und deren Umstände geschuldet ist. Doch Pauline ist auch eine herzensgute Frau, die ihre Enkelin aufrichtig liebt. Isabell ist eine sympathische junge Frau, die sehr an ihrer Großmutter hängt und sie bei allem unterstützt. Gleichzeitig ist Isabell ein Mensch voller Widersprüche, die für eine so junge Frau recht ungewöhnlich sind. Sie hat vor einer richtigen Liebesbeziehung Angst, so dass sie sich am liebsten gar nicht erst darauf einlassen will. Immer ist sie ein bisschen auf Abstand, damit ihr niemand zu nahe kommen kann. Doch auf Dauer funktioniert das Leben so nicht. Julius ist ein patenter junger Mann, der sich immer mehr in das Herz des Lesers schlecht durch seine hilfsbereite und gefühlvolle Art. Auch die anderen Protagonisten, die den Teil der Vergangenheit bestreiten, sind sehr vielfältig gestaltet und untermalen mit ihren Taten und ihrem Wesen die Handlung um einiges mehr.

„Die Kirschvilla“ ist ein sehr dramatischer und emotionsgeladener Roman um ein verborgenes Familiengeheimnis, dass von Hanna Caspian auf wundervolle Weise erzählt wird. Wer gern gefühlvolle, ein wenig düstere Geschichten bevorzugt, wird diesen Roman lieben. Absolute Leseempfehlung für ein Lesehighlight 2016!!!

Veröffentlicht am 25.09.2016

Klammheimlich, still und leise...

Wenn ihr schlaft
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Obwohl die Haustür abgeschlossen ist und auch sonst keine Spuren auf einen Eindringling hinweisen, verschwindet der kleine George mitten in der Nacht aus seinem Bett. Die Polizei steht vor einem Rätsel, ...

Obwohl die Haustür abgeschlossen ist und auch sonst keine Spuren auf einen Eindringling hinweisen, verschwindet der kleine George mitten in der Nacht aus seinem Bett. Die Polizei steht vor einem Rätsel, denn es gibt auch keine Lösegeldforderungen von Entführer. Als dann die kleine Bailey ebenfalls verschwindet, ohne dass es Spuren gibt, steht Ermittler Sean Corrigan mit seinem Team mächtig unter Druck, die Kinder und vor allem den Täter zu finden. Wird Corrigan seiner Spürnase gerecht und findet den Entführer?

Luke Delaney hat mit seinem Buch „Wenn ihr schlaft“ seinen dritten Thriller rund um den Chefermittler Sean Corrigan vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und temporeich, fordert den Leser geradezu heraus, der rasanten und gleichfalls perfiden Handlung zu folgen und sich an die Seite von Corrigan zu heften, um den Taten auf die Spur zu kommen. Der Spannungsbogen wird sofort sehr hoch aufgebaut und steigert sich durch das Tempo und die verschiedenen aufgezeigten Perspektiven weiter bis zum Finale. Die Hilflosigkeit der Polizei, die nach jedem Strohhalm greift, ist geradezu spürbar. Der Autor lässt seine eigenen Erfahrungen als ehemaliger Polizist sehr gut in den Roman einfließen, dadurch wirkt alles noch glaubhafter und realer. Sowohl die Angst als auch die Entschlossenheit übertragen sich regelrecht auf den Leser.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich ausgestaltet, wirken durch ihr Verhalten aber sehr lebensecht und authentisch. Sean Corrigan ist ein knallharter Typ, der seine eigenen Dämonen im Verborgenen hält. Er setzt sich selbst unter Druck, was sich auf sein Team überträgt. Die Presse und die Vorgesetzten verschärfen diesen Druck noch und alle arbeiten gegen die Zeit. Die Angst, ein totes Kind zu finden wie der vermeintliche Gedanke an Missbrauch, überträgt sich von den Protagonisten ebenso auf den Leser und setzt diesen beim Lesen ebenfalls unter Anspannung.

„Wenn ihr schlaft“ ist ein sehr rasanter Psychothriller, der durch seinen geschickten Erzählstil regelrecht einen Film vor dem inneren Auge des Lesers ablaufen lässt. Nachdem die ersten beiden Romane des Autors recht blutig und brutal gewesen sind, wirkt dieses Buch allein durch die Wahl und das Setzen der Worte, um das Unheil spürbar zu machen. Alle Liebhaber von Psychothrillern werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Unbedingt Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 24.09.2016

Feindinnen - Freundinnen - Schwestern

Wie zwei Inseln im Meer
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Nachdem ihre Mutter gestorben ist, kehrt Michelle nach 10 Jahren von der Army zurück auf ihre Heimatinsel, wo ihr das Hotel Blackberry Island Inn gehört, dass ihre Mutter Brenda für sie treuhänderisch ...

Nachdem ihre Mutter gestorben ist, kehrt Michelle nach 10 Jahren von der Army zurück auf ihre Heimatinsel, wo ihr das Hotel Blackberry Island Inn gehört, dass ihre Mutter Brenda für sie treuhänderisch verwaltet hat. Michelle ist vom Kriegseinsatz sowohl körperlich als auch seelisch angeschlagen und möchte endlich zur Ruhe kommen. Doch kaum betritt sie das Hotel, läuft ihr ihre ehemals beste Freundin Carly, die durch Vorkommnisse in der Vergangenheit dann zu ihrer Feindin wurde, über den Weg. Carly lebt mit ihrer Tochter Gabby im Inn und arbeitet dort von morgens bis abends, damit der Betrieb reibungslos läuft. Sowohl bei Michelle als auch bei Carly sind alte Wunden noch nicht verheilt, was die Beziehung zwischen den beiden Frauen schwierig gestaltet. Als wäre das nicht genug, steht das Inn kurz vor dem Bankrott. Ist es möglich, die ehemalige Freundschaft zwischen Carly und Michelle wiederzubeleben? Und kann das Inn noch gerettet werden?

Susan Mallery hat mit ihrem Buch „Wie zwei Inseln im Meer“ einen wunderschönen und berührenden Roman vorgelegt, der zu keiner Zeit ins Kitschige abdriftet und gerade deswegen sehr real wirkt. Der Schreibstil ist flüssig und zieht den Leser sofort in den Bann der Geschichte. Bereits ab der ersten Seite steht man als unsichtbarer Statist an Michelles Seite und erlebt ihre ersten Schritte auf heimatlichem Boden, nachdem sie 10 Jahre mit der Army im Krieg war. Die Landschaftsbeschreibungen von der Insel sind sehr detailliert gehalten und verleihen beim Lesen den Eindruck, alles vor Augen zu haben. Die Autorin greift viele verschiedene Konfliktthemen auf und setzt sie innerhalb der Romanerzählung behutsam und mit viel Feingefühl um. So geht es nicht nur um das Posttraumatische Stresssyndrom, dass viele Army-Soldaten bei der Rückkehr in ein normales Leben begleitet, sondern auch um Alkoholismus, Alleinerziehende, Geschäftsschwierigkeiten und mangelnde Kommunikation bei zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Dialoge sind teils humorvoll, teils konfliktbeladen formuliert, vermitteln aber sehr authentische Diskussionen und Streitgespräche, wie sie tagtäglich überall auf der Welt geführt werden, was ebenfalls ein großes Plus für dieses Buch bedeutet.

Die Charaktere sind sehr schön ausgestaltet und vermitteln dem Leser ein Gefühl von Wiedererkennen, denn alle sind Menschen mit Ecken und Kanten, die unsere Nachbarn, Freunde oder Bekannte sein könnten, die sich mit den gleichen Lebensproblemen herumschlagen. Alles wirkt sehr lebensecht und authentisch. Michelle ist eine sympathische Frau, die sich gern tough und kraftvoll gibt, dabei haben sich die Erlebnisse im Kriegseinsatz nicht nur in ihr Gehirn eingebrannt, sondern haben zudem noch körperliche Einschränkungen zur Folge. Doch nicht nur die Kriegserlebnisse machen Michelle zu schaffen, sondern auch Dinge aus der Vergangenheit, die ihr das Vertrauen in ihre engsten Freunde und die Familie genommen haben. Michelle ist aber auch eine Frau, die anpackt und sich den Dingen stellt, auch wenn sie nur langsam voran kommt und immer wieder Niederlagen einstecken muss. Carly ist ebenfalls eine sympathische Person, die ebenfalls in der Vergangenheit so einiges erlebt hat, sich liebevoll um ihre kleine Tochter kümmert und für das Hotel alles in ihrer Macht stehende tut. Sie scheut keine schweren Aufgaben und wirkt immer gut gelaunt und positiv eingestellt. Selten sieht man bei ihr Verzweiflung oder Verzagen, sie kann dies gut kaschieren. Auch die anderen Protagonisten unterstützen die Handlung mit ihren kleinen Episoden und beleben die Geschichte somit zusätzlich.

„Wie zwei Inseln im Meer“ ist ein wunderschöner Roman über die Freundschaft, die Liebe, die Macht der Vergangenheit und die Vorstellung einer glücklichen Zukunft. Jeder, der emotionale und schön erzählte Geschichten liebt, wird hier bestens bedient. Absolute Leseempfehlung für ein Lesehighlight 2016!

Veröffentlicht am 17.09.2016

Mit Kompromissen zu einem erfüllten Leben

Die eigensinnige Ärztin
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1893 Chicago. Billy Jack Tate ist studierte Ärztin und hat sich mit einer eigenen Praxis in Chicago einen Traum erfüllt. Doch leider sind die Vorbehalte gegenüber Ärztinnen noch immer groß, so dass sie ...

1893 Chicago. Billy Jack Tate ist studierte Ärztin und hat sich mit einer eigenen Praxis in Chicago einen Traum erfüllt. Doch leider sind die Vorbehalte gegenüber Ärztinnen noch immer groß, so dass sie kaum Patienten hat. Als sie nach einer Rede vor dem Frauenkongress das Angebot bekommt, als Ärztin im Frauenhaus der Weltausstellung zu praktizieren. Ihr erster richtiger Patient ist ausgerechnet der Texas Ranger Hunter Scott, dessen Bekanntschaft sie auf ungewöhnliche und unfreiwillige Art vor ihrer Kongressrede machen musste. Als Hunter ein ausgesetztes Baby findet und zu Billy bringt, kümmern sich beide rührend um den kleinen Jungen und suchen gemeinsam nach einer geeigneten Unterbringung. Dabei stoßen sie auf viele Missstände in den Armenvierteln der Stadt und sind sich einig darin, den Menschen dort Unterstützung angedeihen zu lassen. Obwohl Billy und Hunter sich in vielen Dingen uneins sind, kommen sie sich dennoch immer näher. Werden sie ihre verschiedenen Lebensvorstellungen in Einklang bringen können?

Deeanne Gist hat mit ihrem Buch „Die eigensinnige Ärztin“ einen sehr unterhaltsamen historischen Liebesroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, die Autorin schafft mit ihrem Erzählstil sehr stimmungsvoll mal eine Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit und Trauer, mal eine der Selbstlosigkeit und des Glücks. Der Leser wird ab der ersten Seite in eine Zeit katapultiert, als es für Frauen weder Wahlrecht gab noch die Möglichkeiten, sich beruflich selbst zu verwirklichen. Eine Frau hatte den Haushalt zu führen und für Mann und Kinder zu sorgen, während ein Studium und ein Beruf dem Mann vorbehalten war. Die Dialoge zwischen den Hauptprotagonisten sind spritzig und zeigen deutlich die verschiedenen Lebensauffassungen auf, die es zu verteidigen gilt. Auch die gesellschaftlichen Unterschiede werden in diesem Roman sehr schön aufgezeigt. Die Ärmsten der Armen haben schon von Kindesbeinen an kaum die Möglichkeit, ihrer elenden Situation zu entfliehen. Es gibt weder Bildung noch Spielplätze, die zur Entwicklung der Kinder beitragen. Dafür bleibt diesen auch keine Zeit, da sie ebenfalls schon im jungen Alter einer Arbeit nachgehen müssen, um für den Familienunterhalt beizutragen.

Die Charaktere sind sehr schön ausgestaltet und wirken mit ihren Ecken und Kanten lebendig und authentisch. Billy Jack Taylor ist eine starke, energische, selbstbewusste und gebildete Frau, die sich ihre Ausbildung hart erarbeitet hat. Sie ist selbstlos und mitfühlend, liebt ihre Arbeit und geht völlig in ihr auf. Dabei hat sie mit Vorurteilen zu kämpfen, da sie sich in einer Männerdomäne bewegt. Billys Temperament bringt sie oftmals in Schwierigkeiten, doch verliert sie nie den Mut, Lösungen zu finden. Hunter Scott ist ein Mann von Ehre und vertritt das Gesetz mit jeder Faser seines Herzens. Als echter Südstaatler hat er noch die Vorstellung von Frauen am Herd. Doch er ist lernfähig und lässt sich durch Taten überzeugen. Hunter besitzt Mitgefühl und packt mit an, wo man Hilfe braucht. Sowohl Billy als auch Hunter sind starke Charaktere, die für ihre Prinzipien und Überzeugungen einstehen und die beweisen, dass auch Kompromisse keine Niederlage bedeuten müssen, um das Glück zu finden.

Der christliche Aspekt dieses Buches zeigt sich hauptsächlich in dem Verhalten der Protagonisten. Neben kleinen Gebeten sind es vor allem Mitgefühl und Unterstützung für die Ärmsten der Armen, um auch ihr Leben lebenswerter zu machen. Gleichzeitig geht es um Hoffnung und Vertrauen, dass man in einen Menschen entgegen bringen sollte, um ihm das nötige Selbstvertrauen zu geben, sich zu verändern.

„Die eigensinnige Ärztin“ ist ein historischer Liebesroman, der keinen Moment trivial wirkt und sich mit wirklich wichtigen Themen auseinander setzt. Absolute Leseempfehlung für alle, die historische Romane und schöne Liebesgeschichten lieben!