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Veröffentlicht am 27.04.2019

Ein wunderschön gestaltetes Backbuch mit Liebe zum Detail und vor allem zu Jane Austen

Tea Time mit Jane Austen
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Die Tea Time – eine Tradition, die sich nicht nur in Großbritannien enormer Beliebtheit erfreut. Tee und das Reichen von kleinen kulinarischen Köstlichkeiten wurden bereits zu Jane Austens Zeit am Nachmittag ...

Die Tea Time – eine Tradition, die sich nicht nur in Großbritannien enormer Beliebtheit erfreut. Tee und das Reichen von kleinen kulinarischen Köstlichkeiten wurden bereits zu Jane Austens Zeit am Nachmittag ausführlich zelebriert. Dies zeigt sich in vielen ihrer Romane sowie in der Überlieferung, dass Jane Austen auch in ihrer Familie für die Verwaltung des kostbaren Tees zuständig war. Dieses Buch verbindet die besten Rezepte für eine genussreiche Tea Time – von Scones über feine Törtchen bis hin zu den typischen Sandwiches – bereichert durch die schönsten Zitate aus Jane Austens Romanen und vielen nostalgischen Abbildungen... (Klappentext)

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Wer mich kennt weiß, dass ich ein Jane Austen-Fan bin und auch, dass ich an schön gestalteten Koch- und Backbüchern nicht vorüber gehen kann. Dieses Backbuch vereint diese zwei Leidenschaften auf wunderbare Weise. Es ist nämlich nicht nur ein Backbuch, sondern enthält auch Zitate aus Jane Austen-Romanen und das in wunderschöner Aufmachung.

Einteilung

Jane Austen und ihre Liebe zu Tee

"Der Tee war für Jane nicht nur etwas ganz Besonderes, sondern er war auch ihre Aufgabe innerhalb ihrer Familie. Die Familie bewahrte den Tee - welcher in speziellen Dosen, meist mit dem Zucker oder Kandis zusammen gelagert wurde - in einer Kommode des Esszimmers auf und nur Jane hatte den Schlüssel zu dieser Kommode." (S. 8)

Natürlich haben Engländer prinzipielle eine ganz besondere Beziehung zu Tee und vor allem zu ihrer Teatime. Hier erhält man einen kleinen Einblick in Englands Tee-Geschichte, wieso die Teatime auch in Jane Austens Romanen eine wichtige Rolle spielt und in Jane Austens Tee-Alltag.

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Süße Kleinigkeiten

Hier finden sich traditionelle Rezepte, welche in ein neues Kleid gesteckt wurden, z.B. Madeleins, Butterplätzchen oder Himbeer-Mascarpone-Macarons mit Rosenwasser. Dieses Kleingebäck wird hier zum Hingucker für den einfache Kaffee- und Teetisch.

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Törtchen und kleines Gebäck

Wenn man durch die Rezepte von Cupcakes, Tartelettes und Mini-Küchlein und -Törtchen blättert, wird einem nicht nur der Mund wässrig. Man sieht die Etageren mit diesen bunten Köstlichkeiten regelrecht vor Augen.
Ich habe mich an die Küchlein mit Lemon Curd gewagt und ich habe diesen Geschmack nach Zitrone und die fluffige Konsistenz immer noch in herrlicher Erinnerung. Dieses Rezept wurde von mir auch aus dem Buch herausgepickt, um es auf meinem Blog vorzustellen.

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Kuchen

Auch hier trifft Tradition auf neue Ideen. Von Brownies mit dunkler Schokolade, über Mandelkuchen mit Himbeerkonfitüre, Cheesecake mit Rotem Beeren-Coulis, Beerenkuchen mit Macarons und Biskuitrolle mit Himbeer-Rossen-Mousse (um nur ein paar Rezepte zu erwähnen), lassen einem im Kuchenhimmel schweben.
Ich habe die Biskuitrolle ausprobiert und auch diese war absolut lecker. Vor allem der leichte Rosengeschmack machte diese zu etwas ganz besonderem.

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Sandwiches und Herzhaftes

In England wird zur Teatime nicht nur Süßes gereicht, sondern auch pikante Häppchen, allen voran Sandwiches. Dieses Kapitel beinhaltet leider nur drei Rezepte: Spargelröllchen mit Schinken und Spinat, Verschiedene Mini-Sandwiches zum Tee und die traditionellen Gurken-Frischkäse-Sandwiches.
Hier hätte ich mir etwas mehr Rezepte gewünscht, aber die Sandwich-Spargelröllchen waren ein Traum (nachdem ich den Schinken weggelassen habe, da ich keinen Schinken mag) und ließen mich schlußendlich darüber hinwegsehen.

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Die Rezepte sind verständlich erklärt, leicht nachzubacken und benötigen keine allzu ausgefallenen Zutaten. Es ist also auch für Backanfänger mit Grundkenntnissen gut geeignet. Ich persönlich finde jedoch, dass die süßen Leckereien wesentlich weniger Zucker benötigen. Mir war es manchmal viel zu süß, was jedoch Geschmackssache ist.
Jedes Rezept wird durch ein stimmungsvolles Bild in Szene gesetzt und lässt einem beim Betrachten schon das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Zwischendurch findet man Zitate und Auszüge aus den bekanntesten Jane Austen-Romanen, wie z.B. "Stolz und Vorurteil", "Emma", "Sinn und Sinnlichkeit", etc. Alle natürlich in Bezug auf die Teatime, die Teegesellschaft und die gereichten Häppchen. Hier findet man Illustrationen im Vintagestil, welche diese ebenso stimmungsvoll begleiten.

Fazit:
Hier eröffnet sich einem ein qualitativ hochwertiges Buch, dessen Liebe zum Detail und vor allem zu Jane Austen und der traditionellen Teatime auf jeder Seite spürbar ist. Dieses Backbuch lässt also jedes Janiete-Herz höher schlagen.
Es ist herrlich mit einer Tasse Earl Grey darin zu schmökern, Pläne für die nächste Teegesellschaft (in meinem Fall eher Besuch für ein, zwei Tassen Kaffee) mit köstlichem Gebäck zu schmieden und gleichzeitig von Jane Austen-Zitaten begleitet zu werden.

© Pink Anemone (mit vielen Bildern aus dem Buch & ein herausgepicktes Rezept wird vorgestellt)

Veröffentlicht am 22.04.2019

Actiongeladene und atmosphärisch dichte Dystopie mit einer starken Frau als Protagonistin. Ich bin begeistert!

Infiziert
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Die Menschheit ist tot, ihre Städte verfallen. Die Natur holt sich zurück, was ihr gestohlen wurde. Infizierte beherrschen die neue Welt und jagen die letzten Überlebenden. Charlie ist gut darin, zu überleben ...

Die Menschheit ist tot, ihre Städte verfallen. Die Natur holt sich zurück, was ihr gestohlen wurde. Infizierte beherrschen die neue Welt und jagen die letzten Überlebenden. Charlie ist gut darin, zu überleben und andere am Leben zu halten, denn sie kann sich nicht infizieren. Wieso, das weiß niemand. Nicht einmal sie selbst.
Aber ihre Immunität ist nicht das einzige Rätsel. Wer ist der Schatten, der ihr über die Dächer der Stadt folgt, sich ihr jedoch nie nähert?
Im Kampf um das Überleben ihrer Gruppe und auf der Suche nach Antworten stößt sie auf ein Geheimnis, das größer ist, als sie sich jemals hätte vorstellen können. ...
(Klappentext)

☠☠☠☠☠

"Sie sah hinunter auf die zerstörte Stadt. Bis zum Horizont erstreckten sich Ruinen ihrer untergegangenen Zivilisation. Da gab es kein Wiederauferstehen, nur Verfall, Vergesse und Tod."
(S. 32)


Bei Elenor Avelle ist man von der ersten Seite an mitten im Geschehen. Während man über Motorhauben hechtet und Jägern die Machete in die Eingeweide rammt, lernt man die Charaktere und die dystopische Welt kennen. In dieser kam es vor acht Jahren zu einem Seuchenausbruch.
Die Infizierten, auch Jäger genannt, sind jedoch keine Zombies, wenn sie auch manchmal wie solche agieren. Wie Zombies sind sie von Hunger getrieben, gieren nach frischem und auch totem Fleisch, fressen sich also auch schon mal selbst. Sie sind schnell, laufen manchmal wie Tiere auf allen Vieren und können auch wie diese Witterung aufnehmen. Die Jäger können aber wie Nicht-Infizierte getötet werden. Es muss also nicht zwangsweise der Schädel und somit das Gehirn zerstört werden. Man wird nicht nur einer von ihnen, wenn man gebissen wird, oh nein, es reicht schon der Kontakt mit der Körperflüssigkeit von diesen Jägern. Selbst Spucke ist infektiös und sie spucken und geifern viel. Dies mach die Seuche und vor allem diese Infizierten so gefährlich ... außer für Charly. Sie ist immun und scheint die Einzige mit dieser Immunität zu sein.
Charly ist eine junge Frau, hart im Nehmen und noch härter im Töten von Jägern und sie und ihre Gruppe versuchen in dieser zerstörten Welt zu überleben. Nebenbei versucht Charly herauszufinden wer der Typ ist, welcher sie seit Beginn an verfolgt, ihr auch schon mal hilft, sich ihr jedoch nicht zu erkennen gibt und ihr nie zu nahe kommt. Und so beginnt der Kampf, das nackte Überleben in dieser dystopischen Welt und nicht jeder wird es schaffen.

"Die Infizierten hielten, verwirrt vom Blut, neben dem Bus inne. IHre dreckigen Kleider hingen in Fetzen von den ausgemergelten Körpern. Die langen Haare hingen verfilzt und mit Laub gespickt in ihre Gesichter. Ihre Hände hielten sie wie Klauen und die Nägel an ihren rostrot verfärbten Finger waren teilweise abgerissen. Einige hatten Fleischwunden an Armen und Beinen. Vermutlich Bisswunden von ihren Artgenossen."
(S. 68)


Man liest aus der Sicht von Charly und ich bin von diesem Charakter begeistert. Endlich eine Dystopie mit einer starken weiblichen Protagonistin. Dies findet man in diesem Genre ja eher selten. Sie steht den Männern in nichts nach und zieht mit der Machete schwingend durch die Gegend, springt über Dächer und hat so einige coole Moves drauf. Sie ist die einsame Wölfin in der Gruppe, denn sie liebt ihre Unabhängigkeit und zieht auch schon mal alleine durch die Gegend. In gewisser Weise erinnert sie mich an Michonne aus "The Walking Dead".
Die Figur Charly enthält also Tiefe, doch auch alle weiteren Figuren sind durchaus gut gezeichnet und vor allem authentisch.
Vereinzelt liest man aber auch aus der Perspektive dieses "Schattens", welcher Charly verfolgt und dieser hält einige Überraschungen bezüglich der Handlung bereit.

Man lernt diese dystopische Welt jedoch nicht nur durch die Charaktere kennen. Die Autorin hat es drauf dieser Welt Atmosphäre einzuhauchen, sodass Bilder einer zerstörten Welt vor Augen erscheinen. Eine Welt ohne Strom und ohne fließendes Wasser, welche langsam von der Natur zurückerobert wird und die Gefahr hinter jeder Ecke lauert ... und eine Welt in der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Da der Ausbruch in der Vorweihnachtszeit statt fand, findet man überall Lichterketten, vertrocknete Girlanden und Christbäume, Weihnachtsdeko und zurückgelassene Geschenke. Dies führt während des Lesens noch zusätzlich zu einer ganz besonderen Atmosphäre. Atmosphäre schaffen kann Elenor Avelle also und das nicht zu knapp.



"Die geplünderten Geschäfte trugen das gleiche aberwitzige, abgetragene Gewand wie der Rest der Stadt. Kitschige Tannenbäumchen mit angelaufenem Lametta und staubigen, roten Kugeln standen in regelmäßigen Abständen im Flur. Die leere Hülle eines aufblasbaren Schneemanns lag auf dem Boden, als wäre er in der Sonne geschmolzen. Reklameschilder wiesen auf Weihnachtsangebote hin und große Papptafeln, die von der Decke hingen, wünschten ein frohes Fest."
(S. 219)


Weiters bin ich vom Schreib- und Erzählstil der Autorin begeistert. Es erwartet einen ein klarer und flüssiger Schreibsil, eine packende Story mit Wendungen, die ein oder anderen Actionszene, die einem die Luft anhalten lassen, sowie beklemmende und spannende Szenen.
Der Untertitel "Geheime Sehnsucht" ist das Einzige was, meiner Meinung nach, etwas unglücklich gewählt ist, suggeriert dieser doch in gewisser Weise es könne sich hier um einen Erotik- oder Liebesroman handeln (gibt es nicht eine amerikanische Soap die auch diesen Titel trägt?). In dieser Dystopie kommt es zwar zu der ein oder anderen Liebesszene und romantische Gedankengänge sind auch vorhanden, doch diese stehen weder im Vordergrund, noch sind sie kitschig und werden nur kurz angeschnitten, worüber ich persönlich ja sehr froh bin, da ich damit so überhaupt nichts anfangen kann.

Fazit:
Hier passt meiner Meinung nach einfach alles! Gut gezeichnete und authentische Charaktere, dichte und kopfkinoerzeugende Atmosphäre und eine Story, die einen packt und nicht mehr loslässt. Ich habe das Buch, aufgrund so mancher Szene nägelkauend verschlungen und am Ende ließ es mich begeistert zurück. Da soll noch einer sagen Frauen können keine actiongeladenen Dystopie schreiben. Elenor Avelle beweist das Gegenteil udn gelangt daher als Autorin auf meine Must-Read-List und daher wird auch der 2. Teil der Charly-Reihe wohl demnächst bei mir einziehen.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 01.04.2019

Ein Klassiker der auf einen wahren Kriminalfall beruht

Die Judenbuche
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Unter einer Buche im Wald wird der jüdische Händler Aaron tot aufgefunden. Verdächtig verhält sich der labile und sozial auffällige Friedrich Mergel …
Die Kriminalgeschichte um den jungen Friedrich, seinen ...

Unter einer Buche im Wald wird der jüdische Händler Aaron tot aufgefunden. Verdächtig verhält sich der labile und sozial auffällige Friedrich Mergel …
Die Kriminalgeschichte um den jungen Friedrich, seinen geheimnisvollen Doppelgänger und rätselhafte Verbrechen ist eine der berühmtesten Erzählungen der deutschen Literatur. Mit psychologischem Spürsinn und der Kraft hoher Poesie beleuchtet Annette von Droste-Hülshoff die Abgründe der menschlichen Natur....
(Klappentext)

✵✵✵✵✵

"Es ist schwer, jene Zeit unparteiisch in's Auge zu fassen; sie ist seit ihrem Verschwinden entweder hochmütig getadelt oder albern gelobt worden, da den, der sie erlebte, zu viel teure Erinnerungen blednen und der Spätgeborene sie nicht begreift."
(S. 12)


Die Autorin lässt uns in eine Zeit blicken in der Diebstähle und Schlägereien an der Tagesordnung waren. In eine Zeit in der Gutsbesitzer Recht sprachen, straften und belohnten, jedoch selbst einiges auf dem Kerbholz hatten. Hier wurde oft Gleiches mit Gleichen vergolten und die ländliche Bevölkerung hatte mit Armut zu kämpfen.

In dieser Zeit wuchs Friedrich heran und hatte keine leichte Kindheit. Entbehrungen, einen gewalttätigen Alkoholiker als Vater und nach dessen frühen Tot hatte er mit Spott zu kämpfen. Mit 12 Jahren nahm ihn sein Onkel unter seine Fittiche und aus einem ruhigen und schüchternen Jungen wurde ein selbstbewusster aber auch leichtsinniger und erregbarer junger Mann. Dass sein Onkel schlechten Einfluss auf ihn hatte und ihn in seine kriminellen Machenschaften des Holzdiebstahl im großen Stil hinein zog, wird schnell klar, auch Friedrich selbst. Trotz Gewissensbissen arbeitet er weiter für seinen Onkel, sieht er in ihm doch in gewisser Weise einen Vaterersatz.
Nach einer Hochzeit wird der jüdische Händler Aaron erschlagen unter einer Buche gefunden. Der Verdacht fällt rasch auf Friedrich, ist er mittlerweile als Raufbold bekannt und hatte zuvor eine heftige Auseinandersetzung mit diesem. Als man Friedrich dingfest machen möchte, ist er wie vom Erdboden verschluckt. Der Mord an Aaron bleibt ungeklärt.
Nach 28 Jahren taucht plötzlich ein Mann namens Johannes Niemand im Dorf auf. Er sieht dem Verdächtigen Friedrich zum Verwechseln ähnlich. Klärt sich mit seinem Auftauchen endlich dieses Verbrechen auf?

"... und als er umschaut, habe er etwas im Gestrüpp blitzen sehen; es war die Gürtelschnalle des Oberförster, den man nun hinter den Ranken liegend fand, grad ausgestreckt, die rechte Hand um den Flintenlauf geklemmt, die andere geballt und die Stirn von einer Axt gespalten."
(S. 45)


Dies mag für eine Novelle eine lange Einleitung sein, doch es passiert so viel mehr auf diesen wenigen Seiten.

Die Autorin wurde zu dieser Geschichte vom berühmtesten Mordfall Westfalens inspiriert. Bei diesem wurde im Frühjahr 1783 der jüdische Kaufmann Soistmann Berend unter einer Buche ermordet aufgefunden. Der Verdacht fiel sogleich auf den Knecht Winckelhan, von allen "Winkelhannes" genannt. Dieser hatte zuvor eine Auseinandersetzung mit dem Kaufmann. Ebenso wie der Protagonist Friedrich verschwand Winckelhan nach der Tat spurlos und auch wie in der Novelle kehrte nach über zwei Jahrzehnten ein alter Mann aus der Ferne zurück ins Dorf.
Alle weiteren Erkenntnisse zu diesem Kriminalfall spare ich mir, da ich sonst zu sehr spoilern würde.
Wo in der vorliegenden Novelle die historischen Tatsachen aufhören und das Fiktive der Geschichte beginnt, ist nur schwer zu sagen, da schon damals unklar war, wer der tatsächliche Täter ist, bzw. ob Winckelhan einen Komplizen hatte. Ein benachbarter Bauer hat sich damals nämlich ebenfalls äußerst verdächtig benommen.

Die Autorin konzentriert sich jedoch nicht nur auf den Kriminalfall. Vielmehr versucht sie hinter die Kulissen zu blicken. So stellt sie die damalige Gesellschaft in Frage und wirft auch gleichzeitig die Frage auf, ob einem die Umstände, wie z.B. Armut, zu kriminellen Handlungen treiben oder ob dies gar mit einer gebeutelten Kindheit zusammen hängt.
Man möchte fast meinen Annette von Droste-Hülshoff war die erste Profilerin, die Erste, die verstehen wollte wie man zum Täter wird. auch die Judenfeindlichkeit und der volkstümliche Aberglaube werden thematisiert.

"Wer zweifelt daran, dass Simon alles tat, seinen Adoptivsohn dieselben Wege zu leiten, die er selber ging? Und in Friedrich lagen Eigenschaften, die dies nur zu sehr erleichterten: Leichtsinn, Erregbarkeit und vor Allem ein grenzenloser Hochmut, der nicht immer den Schein verschmähte, und dann Alles daran setzte, durch Wahrmachung des Usurpierten möglicher Beschämung zu entgehen."
(S. 48)


Der Schreib- und Erzählstil sind typisch für einen Literaturklassiker Mitte des 19. Jahrhunderts. Ich musste mich erstmals an die langen Schachtelsätze gewöhnen, doch nach nur wenigen Seiten war ich völlig in der Story gefangen.
Die Novelle ist packend und spannend erzählt, lässt Atmosphäre aufkommen, welche einen in die damalige Zeit und somit in das einfache Leben voller Entbehrungen eintauchen lässt. Vieles wird angedeutet und lässt nur erahnen was sich dahinter wirklich verbirgt. Man wird also als Leser dazu angeregt sich selbst ein Bild zu machen, mit dem zu arbeiten was man hat ... wie auch die damaligen Ermittler.

Das Buch enthält nach der Novelle "Die Judenbuche" noch "Geschichte eines Algierer-Sklaven" von A. Freiherrn Haxthausen, dem Onkel von Annette von Droste-Hülshoff. Dieser war ein Verwandter des Gerichtsherrn und hat 1818, ergo 25 Jahre nach der Tat, einen umfangreichen Bericht zu dem Kriminalfall verfasst und genau in diesen Bericht erhält man einen Einblick.

Im Anschluß befindet sich dann noch ein Nachwort von Christian Begemann, worin man biographisches von der Autorin erfährt und auf die Entstehung der Novelle eingegangen wird.

Fazit:
Ein kleiner aber feiner Literatuklassiker einer Schriftstellerin, welche versucht hinter die Kulissen eines Kriminalfalls zu blicken und einen in die damalige Zeit der ländlichen Bevölkerung im späten 18. Jahrhundert versetzt. Amtosphärisch, bedrückend, erschütternd, aber auch spannend und interessant.
Ich habe diese Novelle in einem Rutsch gelesen. Viele müssen dieses Büchlein in der Schule lesen und vielen ist dies ein Graus. Doch wenn man weiß was dahinter steckt, dass es sich hier um eine teils fiktive, teils wahre Geschichte eines Kriminalfalls handelt, man sich zuvor mit dem wahren Mordfall beschäftigt, dann liest es sich aus einem völlig anderen Blickwinkel und durchaus fesselnd.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 22.03.2019

Eine wunderbare Reise durch die Geschichte, Mythen und Legenden

KA – Das Reich der Krähen
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Die epische Saga über das Reich der Krähen, die Welt der Menschen und die unsterbliche Kunst des Geschichtenerzählens.
Dar Eichling ist die erste Krähe der Weltgeschichte, die einen eigenen Namen bekommt. ...

Die epische Saga über das Reich der Krähen, die Welt der Menschen und die unsterbliche Kunst des Geschichtenerzählens.
Dar Eichling ist die erste Krähe der Weltgeschichte, die einen eigenen Namen bekommt. Sie erfindet eine Sprache für das Krähenvolk, fliegt in die Anderswelt und stiehlt versehentlich die Unsterblichkeit. In zahlreichen Leben freundet sie sich mit Menschen aus verschiedenen Epochen an und entdeckt an der Seite des Heiligen Brendan Amerika – immer auf der Suche nach der Wahrheit über Leben und Tod. Bis sie in einer Zeit, in der unsere Welt bereits in Trümmern liegt, einen Menschen findet, dem sie ihre Geschichte erzählen kann. Denn wahre Unsterblichkeit liegt in den Geschichten, die immer weiter erzählt werden ...
(Klappentext)

⚝⚝⚝⚝⚝

"Eine Reise in die alten Wälder, zu den versteckten Höhlen der wilden Tiere, zur Tür in ein Niemandsland. Wohin Äneas Odysseus folgte und Dante Virgil."
(S. 553)


Alles beginnt in einer dystopischen Welt in naher Zukunft, in der Krankheiten und Seuchen die Welt in eisigem Griff haben. In dieser Zeit findet ein kranker Witwer eine verletzte Krähe in seinem Garten. Anstatt sie zu töten, päppelt er die Krähe auf und diese ist niemand geringeres als Dar Eichling.
Dar Eichling ist die älteste Krähe der Welt, denn er kann nicht sterben, bzw. wird er immer wiedergeboren. Er flog durch die Epochen der Zeit, hat viel gesehen, viel erlebt und hat auch gelernt mit manchen Menschen zu kommunizieren. Nun sitzt er bei dem alten Mann und dieser schreibt als Erster Eichlings Geschichten auf - vom Anbeginn der Zeit bis hin zum heutigen Tage. Eine Geschichte über Veränderungen, Entscheidungen, die Krähen und die Menschen, aber vor allem Geschichten über das Leben und den Tod ..... und somit treten wir in die Welt der Krähen ein.

Dar Eichling ist der gefiederte Protagonist dieser Geschichte. Er war schon als Jungkrähe aufgeweckt und neugierig, wollte Gebiete entdecken, welche noch nie zuvor von Krähen gesehen wurden und flog daher immer schon weiter als andere Krähen. Dadurch entdeckte er als erste Krähe seiner Kolonie die Menschen, gibt als erste Krähe Dingen und auch den Krähen Namen. Man ist dabei als Eichling die Sprache der Menschen lernt, wenn er Schlachten beobachtet, wir erleben, wenn er mit Schamanen auf Reisen geht, wie Krähen zu Totenvögel wurden, die zwischen den Welten reisen. Man lebt mit Eichling, man stirbt mit ihm und man wird mit ihm wiedergeboren.

"Denn es war eine Schlacht, und die Krähen selbst waren in dieser Schlacht und Gegenstand dieser Schlacht - ein Wort, das sie erst später lernen würden, ein Wort, das sie später oft erwähnten, manchmal begeistert, manchmal ehrfürchtig (oder so nahe Krähen diesen Gefühlen überhaupt kommen), denn es war eine Veränderung, die nie wieder rückgängig gemacht werden konnte, nicht über tausend Jahre, und die sie reich und viele und gefürchtet und geehrt machen würde. An diesem Tag koppelten sich die Krähen dieser Gegend an die Geschichte der Menschen an, und damit begann auch ihre eigene Geschichte."
(S. 70)


Wer einen actiongeladenen High-Fantasy erwartet, wird enttäuscht sein, denn es handelt sich hier um eine ruhige, melancholische und auch sehr tiefsinnige Geschichte, ähnlich einer Sage.
Für diejenigen, die den Golkonda-Verlag bereits kennen, ist das vermutlich keine Überraschung, denn dieser ist für seine literarisch anspruchsvollen Bücher im Bereich Fantasy, SciFi und Phantastik bekannt. Das vorliegende Buch ist also nicht nur Fantasy, sondern enthält unglaubliche Sprachgewalt mit Tiefe, die einem mitreißt und in die Geschichte zieht aus der man nicht mehr auftauchen möchte. Dies liegt vor allem an John Crowleys Schreibstil - anspruchsvoll aber dennoch klar und flüssig, während der Erzählstil atmosphärisch und packend und die Story herrlich anders ist. Man spürt beim Lesen den Wind in den Flügeln und sieht die Landschaft unter sich vorbei gleiten, während man zwischen den Welten wandert.

Hier begibt man sich auf ein wahres Krähen-Abenteuer, blickt dabei durch den Nebel von Mythen und Legenden. Man reist mit Eichling durch die Zeiten, ist dabei als all diese Mythen und Sagen entstehen, welche sich heute noch erzählt werden. Doch eines wird niemals erzählt - es war immer eine Krähe dabei und diese Krähe war Dar Eichling.

"In keiner dieser Geschichten wird allerdings erwähnt, dass eine Krähe auf dem Rahsegel oder dem Bug hockte, hin und wieder die Flügel spreizte, um das Gleichgewicht zu halten, den Kopf hierhin und dorthin wandte, aber fest und unverwandt in Richtung Westen blickte, und sein Bericht - wie zumindest er den Ozeanfluss zur anderen Seite schaffte -, ja, das war nie Bestandteil jener Geschichten."
(S. 315)


Es ranken sich viele Mythen und Legenden um die schwarz gefiederten Vögel und sie spielten schon jeher eine wichtige Rolle in verschiedenen Sagen, Märchen und vor allem im Volksglauben.
In der nordischen Mythologie symbolisieren sie Weisheit, Odin war immer umgeben von seinen Raben Hugin und Munin, die ihm berichteten was auf der Welt vorging. Die keltische Göttin Morrígan wird von Krähen begleitet, wenn sie ein Schlachtfeld betritt und kann sich ebenso in eine verwandeln. Raben und Krähen wurden verehrt und erst durch die Christianisierung erhielten sie ihr schlechtes Image als Unglücksvogel und als dämonischer Begleiter.
Doch wie war es wirklich - die Geschichte der Welt, der Krähen und der Menschen? Mit diesem Fantasy-Epos erschuf der Autor eine weitere Sage von und über Krähen und wer weiß .. vielleicht steckt darin sogar ein Fünkchen Wahrheit

"Das ist also die Geschichte, wie Eichling, der an einen Ort wollte, wo es keine Krähen gab, von allen Krähen zu einem wahren Reisenden wurde und, ohne weit zu fliegen, von einem Reich in ein anderes überwechselte, ein Reich, das so fern war, dass Leben und Tod dort anders waren, und zurückkehrte, um davon zu erzählen, falls es ein Zurück überhaupt gab."
(S. 128)


Fazit:
Dies war für mich eines der wenigen Bücher, welches ich nicht zu Ende lesen wollte und zwar aus dem einzigen Grund - weil die Geschichte von Dar Eichling dann zu Ende ist, ich daraus auftauchen muss und nicht mehr mit der Krähe reise.
Obwohl dies ein sehr ruhiger Fantasy ist, konnte er mich vollends einfangen und mit sich reißen. Literarisch anspruchsvoll, mit einer dichten Atmosphäre voller Tiefe und einem unvergleichlichen gefiederten Protagonisten.

© Pink Anemone (Leseprobe und Autoren-Info)

Veröffentlicht am 22.03.2019

Ein Porträt eines wahren historischen Kriminalfalls im Graphic Novel-Stil - atmosphärisch, düster und mitreißend

Gift
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Bremen 1831. Den Auftrag im Gepäck, eine Reisebeschreibung über die Hansestadt zu verfassen, trifft eine junge Schriftstellerin an der Weser ein. Doch ihr schlägt eine Atmosphäre des Misstrauens entgegen, ...

Bremen 1831. Den Auftrag im Gepäck, eine Reisebeschreibung über die Hansestadt zu verfassen, trifft eine junge Schriftstellerin an der Weser ein. Doch ihr schlägt eine Atmosphäre des Misstrauens entgegen, denn die Stadt kennt dieser Tage nur ein Thema: die unmittelbar bevorstehende Hinrichtung der mehrfachen Giftmörderin Gesche Gottfried. Ungewollt verbindet sich das Schicksal der jungen Frau mit dem der Gesche Gottfried.
Im März 1828 wurde in Bremen ein Kriminalfall aufgedeckt, der die Stadt aufs tiefste und nachhaltigste erschüttern sollte und der in seiner Beispiellosigkeit ungeheures Aufsehen erregte. Bereits in den ersten Verhören gestand die 43-jährige Gesche Margarethe Gottfried, von 1813 bis 1827 fünfzehn Menschen vergiftet zu haben, darunter ihre Ehemänner, ihre Eltern und ihre Kinder. Ausgehend von diesem historischen Drama entwickeln Peer Meter (Szenario) und Barbara Yelin (Zeichnungen) eine Geschichte voller Spannung und Intensität....
(Klappentext)

☠☠☠☠☠

">>Mir war gar nicht schlimm dabei zumute. Ich konnte die Mäusebutter ohne die mindesten Gewissensbisse und mit völliger Seelenruhe geben. Es war mir als wenn eine innere Stimme mir sagte, ich müsse es tun.<<"
(S. 63)


Gesche Gottfried trieb zur Zeit des Biedermeier in Bremen ihr Unwesen. Sie vergiftete fünfzehn Menschen mit Arsen. Darunter ihr Bruder, ihre Eltern, Ehemänner, Kinder, Nachbarn und deren Kinder und Freundinnen. Diese vergiftete sie über Jahre hinweg, während sie diese gleichzeitig pflegte. Sie war die letzte in Bremen öffentlich hingerichtete Mörderin.

Bis man sie als Täterin überführte war Gesche Gottfried eine rechtschaffene Bürgerin - unbescholten, hilfsbereit und wurde sogar als "Engel von Bremen" bezeichnet, wobei andere Stimmen wiederum ihren raschen Männerwechsel anprangerten. Was sie zu diesen Taten trieb ist bis heute unklar. Der Autor Peer Meter und die Illustratorin Barbara Yelin versuchen mit dieser Graphic Novel hinter diesen Schleier des Ungewissen zu blicken.

Erzählt wird jedoch nicht aus er Sicht von Gottfried, sondern aus der von einer damals noch jungen Schriftstellerin, welche eigentlich für den Brockhaus-Verlag an einer Bremer-Reisebeschreibung arbeitete. Dies führte sie natürlich in besagte Stadt und zwar einen Tag vor der Hinrichtung von dieser Giftmörderin. Natürlich ist dieses Ereignis Gesprächsthema Nr. 1 in Bremen und weckt somit die Neugierde der Schriftstellerin.Und während man diese bei ihrer eher unfreiwilligen Recherche begleitet und dabei mit dem Anwalt der Angeklagten, dem Pfarrer, etc., redet, taucht man in die damalige Zeit des Biedermeier ein. IN dieser Zeit herrschte noch das Patriarchat und da wir eine aufstrebende Schriftstellerin begleiten, sehen wir auch die Schwierigkeiten mit denen Frauen damals zu kämpfen hatten.
Auch vom Fortschritt der Psychologie wollte man damals nichts hören, ergo war die Gesche Gottfried in aller Augen eine kaltblütige und habgierige Mörderin, während die junge Schriftstellerin, deren Namen wir nie erfahren, die These einer psychischen Erkrankung vertritt und auch die Gesellschaft mitverantwortlich macht.

">>Eine Frau sollte die Schuld des Lebens nicht durch Tun, sondern durch Leiden abtragen. Durch die Wehen der Geburt und durch die Unterwürfigkeit unter den Mann, dem sie eine geduldige und aufheiternde Gefährtin sein soll.<<
>>In Bremen herrschen ja tolle Ansichten. Da wundert es mich nicht, wenn in dieser Stadt Frauen dahin kommen ihre Männer zu vergiften!<<"
(S. 70)


Diese Geschichte erhält durch die Illustrationen im Bleistiftzeichenstil an Intensität. Passend zu diesem historischen Ereignis in schwarz-weiß und eher düster gehalten, erinnern manche Zeichnungen an die Kameraführung eines Noir-Films. Manchmal stehen die Illustrationen ganz für sich allein, ohne Begleittext oder Sprechblase. Sie laden zum näheren Betrachten ein und ziehen einen noch tiefer in diese düsteren wahren Geschehnisse von damals.

">>Leider ja, gnädiges Fräulein. Als mein Nachbar, der Paul Thomas Zimmermann, im Freundeskreis erzählte, dass er beabsichtigte die Gottfried zu heiraten, wurde er von ihnen gewarnt, dass sein Leben bei der Person in Gefahr schwebe. Sie hat den Paul dann auch gleich nach der Verlobung vergiftet.<<"
(S. 41)


Im Anschluß an die Graphic Novel befindet sich noch ein kurzer historischer Überblick von Peer Meter zu beteiligten Personen und Prozessakten.

Zu dieser Serienmörder-Trilogie im Graphic Novel-Stil gehören weiters noch:

"Haarmann"
"Vasmers Bruder"

Fazit:
Die Kombination von historischem Kriminalfall und atmosphärischen Illustrationen konnte mich gänzlich mitreißen. Die Geschichte selbst ist traurig und grauenvoll zugleich, denn damals lief einiges schief, vor allem betreffend der damaligen Gesellschaft und deren Werten. Viele Morde hätten verhindert werden können, wenn man damals nicht so borniert gewesen wäre.

© Pink Anemone (inkl. Bilder aus dem Buch, Autoren-Info und Link zu einer Bloggerkollegin, welche sich in Bremen auf die Spur von Gesche Gottfried machte)