Beste Krimiunterhaltung
Der Kriminalbeamte Wilhelm Fodor und seine Kollegen Fischer und Lukaschek müssen sich mit einer Serie von Morden im studentischen Umfeld herumplagen. 5 Tote in nur 4 Tagen? Sind die Morde politisch motiviert ...
Der Kriminalbeamte Wilhelm Fodor und seine Kollegen Fischer und Lukaschek müssen sich mit einer Serie von Morden im studentischen Umfeld herumplagen. 5 Tote in nur 4 Tagen? Sind die Morde politisch motiviert oder doch eine private Fehde? Und wie passt dann der Mann mit dem grünen Schal, den einige Zeugen beschrieben haben ins Bild? Die Geheimdienste sind nervös, wir sind ja mitten im Kalten Krieg, in dem Wien so etwas wie die Informationsdrehscheibe ist. Immerhin steht der Besuch von Schah Reza Pahlavi
und seiner Gemahlin Farah Diba ins Haus. Es gehen Gerüchte um Attentatspläne auf den Schah herum.
Schritt für Schritt, befragen die Beamten frierend (es ist ein saukalter Februar) Zeugen und treffen mehr als einmal auf eine Mauer des Schweigens. Und die, die reden, geben braunes Gewäsch à la „wir holen uns die Macht und das Öl“ von sich ....
Meine Meinung:
Dieser Krimi von Sabina Naber katapultiert mich in meine Kindheit von 1965 in Wien. Es ist fast unglaublich, dass die knapp 4,5km lange Prater-Hautptallee von Privatautos, von denen es allerdings recht wenig gab, befahren werden durfte. Kaum jemand hatte einen Fernseher, wenn ja, so konnte nur in schwarz/weiß empfangen werden und man teilte sich zu viert eine Telefonleitung. Das heißt, wenn ein Teilnehmer telefoniert, konnten es die drei anderen nicht. Daran, dass die Ermittler mit einem Puch 500 unterwegs gewesen sein sollen, kann ich mich nicht erinnern, an den legendären dunkelgrünen VW Käfer schon.
Bunte Kleidung sah man auf den Straßen wenig. Vieles war grau und braun - womit wir nun schon wieder fast mitten im Krimi wären. Nach wie vor ist nationalsozialistisches Gedankengut tief in den Köpfen der Menschen eingebrannt. Davon sind weder Polizisten noch Hochschulprofessoren oder altjüngferliche Damen ausgenommen. Es ist die Zeit eines Taras Borodajkewycz, der als Professor der Hochschule für Welthandel (heute WU Wien) antisemitische Tiraden von sich gibt, die dummerweise vom jungen Studenten Ferdinand Lacina, dem späteren Finanzminister, mitprotokolliert werden. Auch Heinz Fischer, der zweimalige Bundespräsident, kennt diese Hetzreden aus erster Hand.
Die Mörderjagd ist spannend und mühsam zugleich. Mehrfach werden die Leser an der Nase herumgeführt. Es dauert einige Zeit, bis ich den roten Faden zu fassen bekommen habe, um die geschickt eingefädelte Story zu entwirren.
Als Wienerin habe ich mich sofort heimisch gefühlt. Ich bin mit Fodor & Co. durch Wien gerast (Wobei, wie rast man mit einem Puch 500? Der hatte gerade einmal 15 PS.) und habe Kaffeehäuser wie das Prückl besucht.
Die Figuren sind allesamt sehr gut gezeichnet, sei es die Guten oder die Bösen. Auch Fodor & Co. haben alle so ihre Stärken und Schwächen. Der Ewiggestrige Fischer, der mit seiner Meinung nicht hinter den Berg halten kann, ist manchmal schwer auszuhalten, verkörpert aber einen bestimmt Typus. Herrlich sind auch die Dialoge, die im breiten Wiener Dialekt abgefasst, für manche Leser exotisch klingen.
Fazit:
Dieser Krimi mit Tiefgang hat mich bestens amüsiert. Die historischen Detail sind penibel recherchiert. Gerne gebe ich für diesen fesselnden Krimi 5 Sterne und eine Leseempfehlung.