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Veröffentlicht am 07.04.2019

Freundschaft und Familie

Unter dem Limonenhimmel
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Auch dieses Jahr können wir wieder miterleben wie es Marco, Lisabetta und ihren Freunden und den Familien geht.

Lisabetta wohnt zwar noch bei den Pantanellas und schaut zu Raffaele, hat sich aber eine ...

Auch dieses Jahr können wir wieder miterleben wie es Marco, Lisabetta und ihren Freunden und den Familien geht.

Lisabetta wohnt zwar noch bei den Pantanellas und schaut zu Raffaele, hat sich aber eine Wohnung gemietet, die sie erst neu malen und dann einrichten müsste. Marco hat Pläne für den Zitronenhain, doch die sind schwierig umzusetzen, da sich erstens sein Vater dagegen quer stellt und ihm jemand einen Teil seines Landes wegnehmen will.

Marco fährt zudem noch immer jede zweite Woche nach München, um für die Kinder zu sorgen. Kurz bevor er aktuell wieder nach München muss, bekommt er unangemeldeten Besuch von seiner ehemaligen Arbeitskollegin Nathalie (bekannt aus "Sommer der Erinnerung"). Sie hat Krach mit ihrem Chef Stefan und erhofft sich von Marco Unterstützung. Pippo ist geschockt, als er Nathalie zum ersten Mal sieht, zu sehr erinnert sie ihn an seine Ex-Freundin, über deren Trennung er noch Jahre später nicht hinaus ist.

Die Freundschaft der alten Amalfi-Clique steht in diesem Band im Vordergrund. In Rückblicken erfährt man, wie schon in "Ein Sommer wie Limoneneis", mehr über die Kindheit der Freunde. Das Freundesband droht nun aber zu zerbrechen, weil alle mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt sind und einzelne den anderen an den Karren fahren wollen. Lohnt es sich, die Freundschaft zu retten oder ist es endgültig vorbei?

In "Unter dem Limonenhimmel" erfährt man viel über Pippo, der nicht durchgehend in Amalfi lebte, was mir neu war (oder auf das ich im ersten Band kein Augenmerk darauf legte und es schlicht vergessen habe). Seine Geschichte gefällt mir sehr.

Auch die Beweggründe von Lisabetta, die zum ersten Mal alleine in einer Wohnung leben wird und sich überlegt, wie sie sich ein Stück Selbstständigkeit erschaffen kann, wurde schön geschildert. Ebenso die Szenen, in der Marco versucht seinen Vater von der Notwendigkeit einer Neuausrichtung zu überzeugen und mit der Zeit zu gehen, sowie Raffaeles neu gefundener Lebensmut.

Marie Matisek versetzt die Leser schon mit den ersten Zeilen an die sonnige Amalfiküste und versprüht Urlaubsfeeling, trotz der Probleme, die die Figuren vor Ort haben. Der Roman macht bewusst, dass das Leben der Einheimischen an Urlaubsdestinationen nicht unbeschwert und problemfrei verläuft - was leider viele Touristen in ihrem Urlaub gerne ausblenden.

Beim Lesen dieser gemütlichen Sommergeschichte bedauerte ich sehr, dass ich mir meine Lesestunden nicht mit einem Gelati direkt von Pippo versüssen konnte.

Fazit: Familie und Freundschaft stehen im Mittelpunkt dieses unterhaltenden und gelungenen Romans mit viel Amalfiküste-Flair.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 05.04.2019

Eine Grossstadtpflanze geht offline

Auf dich war ich nicht vorbereitet
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Dies ist mein erster Roman, den ich von Anna Bell gelesen habe und ich nehme es vorweg: nicht mein letzter!

Die 31jährige Daisy arbeitet im Marketingbereich und ist dort u.a. zuständig für das Instagram-Profil ...

Dies ist mein erster Roman, den ich von Anna Bell gelesen habe und ich nehme es vorweg: nicht mein letzter!

Die 31jährige Daisy arbeitet im Marketingbereich und ist dort u.a. zuständig für das Instagram-Profil ihrer Firma. Sie ist rund um die Uhr online, privat fast noch mehr als geschäftlich und lädt ohne Nachzudenken praktisch jede ihrer Handlungen auf ihre Social Media Kanäle hoch. Im Eifer des Gefechts passiert ihr ein Patzer. Ein schlüpfriger Tweet, der für ihre Freundinnen gedacht waren, landet auf dem Firmen-Kanal und schon ist ihre Karriere ruiniert.

Ihre Schwester Rosie sammelt Daisy ein und verpasst ihr ein Digital Detoxing - irgendwo auf dem Land in Cumbria, ausserhalb eines kleinen Dorfes. Ein altes heruntergekommenes Farmhaus ist ihr Zuhause für die nächsten Wochen. Die Handys lagern derweil auf dem Grund eines Brunnens und die beiden Frauen beginnen mit Hilfe von Franzose Alexis das Haus zu renovieren. Ob das wohl gut geht?

Als Nicht-"Digital Native" fand ich den Beginn der Geschichte übertrieben, obwohl ich weiss, dass es ganz viele junge Leute da draussen gibt, die genau so sind wie Daisy und ihre Clique. Diesen nervigen Anfang braucht es aber, um die Gegensätzlichkeit des geschäftigen Grosstadtlebens und dem ruhigen Dasein am Rande eines Dorfes aufzuzeigen. Sobald Daisy und Rosie in Cumbria ankommen, entschleunigt die Geschichte und wird lesenswert.

Daisys Entzug verläuft natürlich nicht ohne Komplikationen. Ideenreich versucht sie Internetzugang zu bekommen, was Daisy jedes Mal in die Bredouille bringt. Daisys Entwicklung wurde unterhaltsam beschrieben, Rosies Weg ebenso. Ich mochte die Bewohner des Dorfes, allen voran Liz und Gerry, die Nachrichtentanten des Dorfes. Jack dagegen blieb ein wenig blass und zu geheimnisvoll. Doch ich mochte die witzigen Briefe, die Jack und Daisy sich geschrieben haben.

Autorin Anna Bell schafft es mit diesem Roman, jeden Leser dazu zu bringen, über das eigene Social Media Verhalten nachzudenken.

Fazit: Eine Grossstadtpflanze geht offline - eine humorvolle Geschichte mit einem wahren Kern.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Donna Poldinas persönlichster Fall

Tante Poldi und die Schwarze Madonna
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Wer erst beim vierten Teil in Tante Poldis Universum einsteigt, wird es schwer haben und nicht wirklich eintauchen können in diese verrückte Geschichte um die schwarze Madonna, in der viele alte Bekannte ...

Wer erst beim vierten Teil in Tante Poldis Universum einsteigt, wird es schwer haben und nicht wirklich eintauchen können in diese verrückte Geschichte um die schwarze Madonna, in der viele alte Bekannte wieder auftauchen - wie Russo, Valérie, der Tod und andere, die beim "schönen Antonio" zu kurz gekommen sind.

Momentan leidet der Neffe an Liebeskummer, gibt aber endlich die Schreiberei an seinem Epos auf und wird zu Poldis "Krimograf". Zudem beschäftigt die Poldi neuerdings eine männliche, Sitar spielende Putzfee, lernt den Papst kennen und trifft sich mit Gianna Nannini in Rom.

Eigentlich wollte sie mit Vito Montana in die ewige Stadt, doch während sie sich noch über die Anreise streiten, überschlagen sich die Ereignisse. Poldi bekommt Besuch aus Rom, sie wird verdächtigt, etwas mit dem Tod einer Nonne und dem Verschwinden mit einer Frau, die kurz zuvor mit der Nonne zusammen war, zu tun hat. Das kann sie nicht auf sich sitzen lassen und beginnt zu ermitteln. Unterstützt wird sie von Vito und Padre Pio, aber nicht von Signora Cocuzza. Was wohl mit ihr los ist?

Gewohnt wortgewaltig, mit viel Amore und zu viel Dings kommt "Tante Poldi und die schwarze Madonna" daher. Die Geschichte um die tote Nonne ist fast wie ein Dominospiel, jede Entdeckung bringt den nächsten Stein ins Rollen. Aber statt dass am Schluss alle Steine liegen bleiben, entfachen sie ein fulminantes Finale.

Die Story ist extrem gut durchdacht und meiner Meinung nach auch der persönlichste Fall für die Poldi. Das meinte man zwar schon beim dritten Teil, als ihr Noch-Ehemann plötzlich vor der Türe stand, aber hier geht es der Poldi ans Eingemachte. Denn auch der Tod kommt wieder öfters zu Besuch und stellt ihr ein Ultimatum.

Fazit: Donna Poldina in Rom in ihrem persönlichsten und spannendsten Fall und für einmal nicht mit der Vespa, sondern mit einem Fiat Cinquecento auf den Strassen Siziliens unterwegs.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 07.03.2019

Abwechslungsreicher Drei-Generationen-Roman

Das Modehaus - Töchter der Freiheit
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Am liebsten hätte ich anfangs Jahr, gleich nachdem ich die die Vorgeschichte ausgelesen habe, im "Das Modehaus" weiter gelesen. Doch ich musste mich bis Februar gedulden. Als ich es endlich beginnen konnte, ...

Am liebsten hätte ich anfangs Jahr, gleich nachdem ich die die Vorgeschichte ausgelesen habe, im "Das Modehaus" weiter gelesen. Doch ich musste mich bis Februar gedulden. Als ich es endlich beginnen konnte, viel mir der Einstieg komischerweise schwer.

Zum einen lag es sicher daran, dass ich nicht länger als 15 Minuten am Stück lesen konnte, da ich diesen historischen Roman die ersten Tage nur unterwegs las oder sonst kurz vor dem Schlafen als Bettlektüre. Für die meisten Kapitel braucht man 10 bis 15 Minuten und da hört man dann eher auf zu lesen, als spätabends noch ein neues Kapitel zu beginnen. Für das weit verbreitete Phänomen "nur noch ein Kapitel" fehlte mir ein wenig die Spannung sowie der Umstand, dass es in jedem Kapitel um eine der Frauen geht. Wenn man sich also gerade in das Leben der einen eingelesen hat, geht es mit der anderen im neuen Kapitel weiter.

Zum andern lag es auch daran, dass man als Leser zwar weiss, dass das Modehaus König das Zentrum des Romans ist, aber wie die Leben oder das Schicksal der drei Generationen zusammen hängen bzw. auf was die Geschichte hinaus läuft, wird erst gegen Schluss ersichtlich.

Mein Roman-Einstiegs-Problem wäre wahrscheinlich nicht aufgetreten, wenn die Geschichten chronologisch erzählt oder samt Vorgeschichte auf zwei Bände aufgeteilt worden wären. Aber das ist nicht so und deshalb empfehle ich allen Lesern, sich am Anfang der Lektüre ein bis zwei Stunden ungestörte Lesezeit zu gönnen, damit man von jeder Person mindestens zwei Kapitel lesen kann um richtig in die Story reinzukommen.

Der Erzählstrang über Grossmutter Fanny beginnt 1914. Mutter Hilde ist Korsettschneiderin, Tante Alma eine Soufragette. Fanny ist fasziniert von neuen Kleiderformen, doch ihre selbstgeschneiderten Kleider finden keinen Anklang bei ihrer Mutter Hilde. Fanny liebt alles Französische, für Fanny ist das der Inbegriff der Modewelt. Als sie Georg König kennenlernt, scheint sie ihrem Wunsch näher gekommen zu sein. Zumindest gehört Georg ein Modehaus in Frankfurt, doch der erste Weltkrieg steht bevor und bald ändert sich alles. Fanny will Modeschöpferin werden, scheitert aber immer wieder. Sie hätte ich mir stärker vorgestellt. Ihr Leben war von Sehnsucht geprägt, doch ihr fehlte der Ehrgeiz und der Mut mehr aus ihrem Talent zu machen.

Mutter Lisbeth's Erzählstrang beginnt während zur Zeit des zweiten Weltkriegs, um 1944 und berichtet wie Lisbeth alles möglich macht um ihren Kindern Rieke und Martin das Überleben einfacher zu machen und später das Modehaus wieder zu eröffnen. Lisbeth ist enorm kreativ, schneidert u.a. aus alten Regenschirmbespannungen Kleider. Ihr Leben war nicht einfach, sie musste viel entbehren und trotzdem war Lisbeth die Person, die ich am wenigsten mochte. Erst ganz am Schluss bekam sie von mir einige Sympathiepunkte.

Ab 1971 spielt Tochter Riekes Teil. Als Riekes Bruder Martin das Modehaus abwirtschaftet, greift sie ein und übernimmt zum Erstaunen aller das Geschäft. Mutter, Ehefrau und Geschäftsfrau zu sein, war damals unüblich und es wird beschrieben mit welchen Vorurteilen sie zu tun hatte. Riekes Beginn in Paris fand ich nicht so geglückt, man lernt zwar die Figuren besser kennen, es hat aber keine Auswirkung auf das spätere Geschehen, es ging der Autorin wohl mehr um das Verständnis der damaligen Mode- und Musikkultur.

Die Geschichte des Modehauses ist eng an die drei Frauen gebunden. Neben dem Modehaus bildet ein roter Schal den roten Faden durch den 529 Seiten langen Roman. Die Männer der Frauen tragen zwar viel zum Schicksal der weiblichen Familienlinie bei, sind aber immer nur Nebencharaktere. Stattdessen zeigt die Autorin weitere mögliche Frauenschicksale auf, in den Figuren von Tante Alma, Frieda, Klara, Alice, Vera und Ute. Insbesondere Alma und Klara fand ich gelungen - ich freute mich immer, wenn die zwei wieder in einem der Kapitel auftauchten.

Ganz stark sind die mannigfaltigen Informationen, natürlich passend zur jeweiligen Zeit, die Julia Kröhn hervorragend recherchiert und in die Geschichte eingewebt hat. Für mich war zum Beispiel neu, dass in den 70ern Männer die Arbeitsstelle ihrer Ehefrauen kündigen konnten. Die Probleme des Modehauses König über die Jahrzehnte hinweg sind nachvollziehbar. Was in den 70ern das Problem mit den Versandhäusern, ist heute wohl der Onlinehandel.

"Das Modehaus" ist kein Pageturner, dafür abwechslungsreich, anschaulich und trotz aller Dramatik humorvoll geschrieben.

Fazit: Vielfältiger und mit interessanten Infos gespickter Familienroman über die Geschichte eines Modehaus im Zeitraum von knapp 200 Jahren.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Auch der zweite Band überzeugt!

Spanischer Totentanz
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Schlag auf Schlag geht es im zweiten Band der Lindberg/Diaz-Serie weiter. Knapp vier Monate nach seinem ersten Fall für die katalonische Polizei wird der deutsche Kommissar Karl Lindberg offiziell zum ...

Schlag auf Schlag geht es im zweiten Band der Lindberg/Diaz-Serie weiter. Knapp vier Monate nach seinem ersten Fall für die katalonische Polizei wird der deutsche Kommissar Karl Lindberg offiziell zum Sergent ernannt. Kaum ist der offizielle Teil vorbei, werden er und sein Schwager Alex Diaz an einen Tatort gerufen. Auf einem Friedhof wurde die Leiche des bereits seit zwei Wochen vermissten Politikers Fernando Bunyol aufgefunden.

Noch bevor offiziell bestätigt ist, dass es sich bei der Leiche um Bunyol handelt, sorgen schon die ersten Zeitungen für dementsprechende Schlagzeilen. Die direkte Vorgesetzte, Cap d'Untitat, Maria Abrol tobt, doch Karl kann gut mit ihr umgehen. Viel mehr macht er sich Sorgen um die zuverlässige Assistentin Marla, die urplötzlich verschwunden ist.

Ihre Abwesenheit spüren die beiden Kommissare und das restliche Team von Tag zu Tag mehr. Doch sie kommen kaum dazu, nach ihr zu suchen, denn schon bald wird eine zweite Leiche auf demselben Friedhof aufgefunden. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden Toten, handelt es sich doch nicht um einen Mord mit politischem Hintergrund oder ist etwa ein Serientäter am Werk - und wo um Himmels willen steckt Marla? Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, die Suche nach dem Täter führt quer durch die Metropole.

Besucher der Stadt werden viele Gegenden wieder erkennen und/oder Lust bekommen, sich die erwähnten Quartiere anzusehen. Doch auch wenn einem die Stadt total egal ist, man den Krimi des Krimi wegen liest, kann man sich durchgehend von der fesselnden Handlung mitreissen lassen.

Das Team findet in "Spanischer Totentanz" immer mehr zusammen. Karls Mitarbeiter werden von seiner Familie fast schon adoptiert. Die Familie ist für Spanier wichtig, deshalb spielt sie auch in der Serie eine grosse Rolle. Umso schöner für Karl, dass sich sein Team mit seiner Familie versteht und sie nicht nur zusammen feiern können, sondern sich auch gegenseitig unterstützen. Nur Alex ist noch nicht so ganz zufrieden mit seinem Privatleben. Ob Alex sein Glück endlich findet, werden wir wohl im dritten Band erfahren.

Zu lesen wie die Ermittler den verschiedenen Fährten und Marlas mysteriösem Verschwinden nachgehen, ist interessant. Und auch wenn man vielleicht etwas in Richtung Täter ahnt, bleibt der Krimi spannend bis zuletzt und macht Spass.

Fazit: Auch der zweite Band der Lindberg/Diaz-Serie überzeugt und kann in Tempo, Witz und Spannung mit dem ersten Band mithalten. Tolle Krimi-Unterhaltung vor schöner Kulisse!
4 Punkte.