Profilbild von Schugga

Schugga

Lesejury Star
offline

Schugga ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Schugga über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2019

Vier Beispiele, wie das Wissen um sein Todesdatum das Leben beeinflussen kann

Die Unsterblichen
0

In der Hitze des Sommer von 1969 machen die vier jüdischen Geschwister Varya, Daniel, Klara und Simon eine Art Wahrsagerin ausfindig, von der gemunkelt wird, sie könne einem sein Todesdatum vorhersagen. ...

In der Hitze des Sommer von 1969 machen die vier jüdischen Geschwister Varya, Daniel, Klara und Simon eine Art Wahrsagerin ausfindig, von der gemunkelt wird, sie könne einem sein Todesdatum vorhersagen. Die folgenden Abschnitte handeln jeweils von einem der Geschwister in der Reihenfolge, wie ihnen das Todesdatum vorhergesagt wurde, angefangen beim Jüngsten der Kinder, Simon.
Das Buch begleitet je Abschnitt primär die jeweilige Person, dessen vorhergesagtes Todesdatum am nächsten liegt. Die Abschnitte liegen somit chronologisch hintereinander und greifen locker ineinander über. Schnell wird klar, dass den Kindern selbst als Erwachsene noch mulmig ist, je näher ihr Todesdatum rückt, obwohl sie doch eigentlich nicht daran glauben wollen. Dabei geht jeder anders mit dem Datum um, welches die Wahrsagerin ihnen in ihrer Kindheit voraussagte. Geprägt sind die Abschnitte vor allem durch den jeweiligen Charakter der betreffenden Person, entsprechend unterschiedlich gefielen mir die Abschnitte.
Vor allem den ersten Abschnitt mochte ich nicht. Hier hat die Autorin für meinen Geschmack zu tief in die Klischeekiste gegriffen. Nicht nur, dass mir Simons Egoismus und Rücksichtslosigkeit zuwider waren, hinzu gesellte sich eine Obszönität, welche es mir unmöglich machen, Zugang zum Charakter zu finden und welche auch sehr schnell erkennen ließ, welchem Schicksal Simon erliegen wird, einfach, weil es zur damaligen Zeit das Schicksal vieler war. Vieler, denen man das Klischee anlastete, welchem Simon im Roman entspricht. Sein Handeln entsprach von vornherein einer self fulfilling Prophecy, war frühzeitig absehbar und somit einfach nicht mehr spannend.
Die Abschnitte der anderen Geschwister gefielen mir von Mal zu Mal besser, wobei es mich störte, dass jeder der vier Geschwister eine charakterliche Auffälligkeit abbekommen hatte. Das war mir fast schon zuviel. Am besten gefielen mir die letzten beiden Abschnitte, da diese Charaktere trotz ihrer Macken noch am „normalsten“ und somit mir am zugänglichsten wirkten.
Vermisst habe ich in diesem Roman eine gewisse Leidenschaft, welche dem Buch mehr Spannung verliehen hätte. Alles wurde trocken runtererzählt wie ein Bericht und wirkte zu distanziert. Der Sprecher des Hörbuchs machte dies mit seiner monotonen Art leider noch schlimmer und ist in meinen Augen keine gute Wahl gewesen.

Veröffentlicht am 18.04.2019

Wenig überzeugende Story, magere Ausstattung des Hörbuchs

Das Lied der Krähen (2 MP3-CDs)
0

Nachdem bereits soviele von Bardugos Grischaversum und diesem Roman schwärmten war ich natürlich neugierig auf Kaz Brekker und seine Krähen. Man startet in Ketterdam, einer Handelsstadt, welche unter mehreren ...

Nachdem bereits soviele von Bardugos Grischaversum und diesem Roman schwärmten war ich natürlich neugierig auf Kaz Brekker und seine Krähen. Man startet in Ketterdam, einer Handelsstadt, welche unter mehreren Banden aufgeteilt ist. Kaz gehört hierbei zu den Krähen und ist, wie oftmals zu lesen, nicht der Anführer der Krähen sondern nur ein erfolgreiches Mitglied, welcher den gutbezahlten Auftrag annimmt, einen mächtigen Mann aus dem Eistribunal, eine Art Hochsicherheitsgefängnis, zu befreien. Dafür schart er fünf Leute um sich, welche jeweils durch ihre Fähigkeiten zum Erfolg der Mission beitragen sollen. Neben Kaz, der so eine Art Mastermind ist, wären da sein Freund Jesper (spielsüchtiger Waffenexperte), Inej („das Phantom“, eine Kletterkünstlerin), Matthias (ehemaliger Hexenjäger), Nina (eine Grischa, was im Grischaversum einer Hexe entspricht) und Wylan (Kaufmannssohn mit so einigen Talenten).
Das Buch beginnt leider sehr verwirrend, ich habe zu Beginn kaum verstanden, worum es ging und wunderte mich, was das mit den Krähen zu tun haben sollte. Leider wurde auch nur wenig erklärt, was es mit den Grischa auf sich hat. Als später die Hauptcharaktere ins Spiel kamen wurde es langsam interessanter. Hier gefiel mir, dass jeder Charakter seine eigene, gut ausgearbeitete Vergangenheit hat, welche zwischendurch in Rückblicken beleuchtet wird. Eindeutig ein Pluspunkt der Story. Weniger gefiel mir, dass die Gruppe um Kaz, mit Ausnahme des 15-jährigen Wylan, altersmäßig so um die 17 Jahre alt ist, jedes Mitglied aber bereits Erfahrungen gesammelt haben soll wie eine Person mitte/ende 20. Das passte einfach nicht. Dafür macht sich das junge Alter wiederholt bemerkbar, wenn die Charaktere sich unnötig bockig oder aufbrausend wie Teenager verhalten, welche sie eben auch sind. Am meisten störte mich beim Hörbuch zusätzlich, dass Kaz sprach wie der „Pate“, was einfach nicht zu einem Teenager passt. Zumal mir seine Genialität sowie seine vielfältigen Beziehungen in Ketterdam auch zu übertrieben ausfielen für seine junge Bandenkarriere.
Die Ausstattung der Hörbuchs lässt leider sehr zu wünschen übrig, es gibt weder Kartenmaterial, um die vielen örtlichen Gegebenheiten nachvollziehen zu können, noch ein Personenregister. Beides musste ich mir mühsam im Netz zusammensuchen. Besonders die Karten wären eine Hilfe gewesen, da die Personen aus unterschiedlichen Gebieten mit anderen Gegebenheiten stammen und auch der Einsatz im Eistribunal besser nachvollziehbar gewesen wäre.
Mein Fazit: Die Story hält nicht, was sie verspricht, die Charaktere sind mir zu jung und die Handlung zu vorhersehbar. Wer sich darauf einlassen will, sollte lieber die Printversion nehmen, da sind wenigstens Karten mit dabei.

Veröffentlicht am 16.04.2019

Band zwei bleibt hinter seinem Vorgänger zurück

Die Helden von Midgard
0

Der Webstuhl der Nornen zeigt einen neuen Helden für Walhall an: Erik. Manchmal muss jedoch etwas nachgeholfen werden, damit ein Krieger auch wirklich den Heldentod stirbt, statt wie alle anderen in Hel ...

Der Webstuhl der Nornen zeigt einen neuen Helden für Walhall an: Erik. Manchmal muss jedoch etwas nachgeholfen werden, damit ein Krieger auch wirklich den Heldentod stirbt, statt wie alle anderen in Hel zu landen, dem Reich der Totengöttin. Diesem Auftrag widmet sich momentan Tyr, der Gott des Kampfes, unterstützt von Walküre Kára, die ein ganz persönliches Auge auf Erik geworfen hat. Bisher lief alles ganz aussichtsreich – bis Loki mitmischt und seine eigenen Pläne verfolgt.
Liza Grimms „Die Helden von Midgard“ spielt zeitlich eine ganze Weile vor ihrem Vorgängerroman „Die Götter von Asgard“. Die Idee des Romans ist an sich sehr schön gewählt: Eine Walküre verliebt sich in den Menschen, den sie im Auftrag Odins zum Heldentod führen soll, wodurch sie zusätzlich ein ganz persönliches Interesse hat, Erik nach Walhall zu bringen und ihn bis Ragnarök an ihrer Seite zu wissen. Zudem Loki, der mal wieder alles durcheinander bringt und sich nicht in die Karten schauen lässt. Weniger gefallen hat mir die Umsetzung. So fängt die Handlung mittendrin an, Kára und Erik kennen sich bereits und sind sich auch schon näher gekommen. Die Chance, die beiden aufeinander treffen zu lassen und sich kennen zu lernen, wurde somit vertan, obwohl hier meiner Meinung nach noch Potential zu unterhaltsamen Szenen gewesen wäre. Stattdessen plätscherte die Handlung anfangs etwas dahin, Kára verhielt sich weniger wie eine langjährige professionelle Walküre sondern eher wie ein verliebter Teenager, die mehr an ihre eigenen Bedürfnisse dachte statt an ihren Auftrag an Tyrs Seite. Und das wunderte mich, denn wozu die Eile, wenn Kára in Asgard alle Zeit der Welt mit Erik hätte? Sehr schön gefiel mir hingegen neben ein paar Einblicken in die Welt Asgards Káras Freundschaft zu ihrem Bruder Tyr. Wobei auch hier unglaubwürdig war, dass der Gott des Kampfes plötzlich wie ein Anfänger kämpfte.
Am meisten Pfiff brachte, wie bereits im ersten Band, wieder Loki in die Handlung, der bereits im Prolog einmal mitmischen darf und zu Spekulationen anregt, welches seine Ziele sein mögen.
Leider kommt Band zwei nicht so recht aus dem Schatten von Band eins heraus, welcher ebenfalls bereits einige Längen hatte, dafür zumindest etwas mehr Humor mit sich brachte. Beiden Bänden gemein ist, dass erst mit Lokis Intrigen der Roman interessanter wird. Die Handlung um Kára, Tyr und Erik blieb mir hingegen etwas zu leidenschaftslos und, wie bereits erwähnt, vor allem Káras Handeln zu unprofessionell. Gelungen fand ich wiederum den Schluss der Romans, der diesmal sehr gut passte.

Veröffentlicht am 03.04.2019

Dem ersten Band der Tetralogie und Götter und Magier fehlt noch ein wenig der Zauber

Der verwunschene Gott
0

Morgan Vespian schlägt sich als Wölfin durch, als Mitglied einer Bande von Schmugglern und Dieben, und hat nicht selten mit Neid in den eigenen Reihen zu kämpfen. Durch Verrat wird sie bei einem ihrer ...

Morgan Vespian schlägt sich als Wölfin durch, als Mitglied einer Bande von Schmugglern und Dieben, und hat nicht selten mit Neid in den eigenen Reihen zu kämpfen. Durch Verrat wird sie bei einem ihrer Aufträge gefasst und landet über Umwege beim früheren Kronprinzen des Landes, der die Rückeroberung seines Thrones plant. Helfen soll ihm dabei eine im Zauberschlaf liegende Prinzessin, fernab in ihrem verwunschenen Schloss. Dabei plant noch jemand anders, die gefährliche Reise dorthin für sich nutzen. Eine mächtige Person, welche sich nicht zu erkennen gibt. Doch Morgan kommt hinter dessen Geheimnis…
„Der verwunschene Gott“ ist der Auftakt einer Tetralogie (laut Verlagsseite) von Laura Labas, durchmischt mit Märchenelementen, Göttern und Magie. Es gibt verschiedene Hauptcharaktere, deren Wege sich kreuzen, welche jeweils ihre Abenteuer erleben und auf unterschiedliche Art mit Magie konfrontiert werden. Zudem trägt jeder seine Geheimnisse mit sich herum. Prinzen gibt es gleich mehrere, auf den „verwunschenen Gott“ hab ich beim Lesen hingegen lange Zeit gewartet, bis dann plötzlich der Aha-Moment kam.
Das Buch ist unterhaltsam geschrieben, auch wenn es anfangs etwas zu lange dauert, bis es allmählich spannend wird. Für meinen Geschmack gibt es von den spannenden und interessanten Szenen zuwenig oder sie fallen zu kurz aus. Auf Götter und Magie wird noch nicht so viel eingegangen, was es stellenweise erschwert, die Welt zu verstehen. Dazu gibt es Momente, die sich nicht stimmig anfühlen, Personen naiv wirken oder mir unverständlich handeln. Dadurch stellte sich bei mir nie das Gefühl ein, das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu wollen, was ich sehr schade finde, da ein paar gute Ideen vorkommen. Mir fehlte ein wenig die Charaktertiefe. Und Morgans im Klappentext versprochene Entscheidung, welche „das Schicksal des gesamten Königreiches“ entscheiden soll, konnte ich so für mich auch nicht entdecken. Allerdings bietet der Roman am Ende ein paar gute Möglichkeiten für eine spannende Fortsetzung.
Ein leicht zu lesender Fantasyroman mit Märchen- und Götterelementen, dessen Magie nicht ausreichte, um mich in seinen Bann zu ziehen, der aber gute Ansatzpunkte für eine spannende Fortsetzung liefert.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Richtige Spannung kam nicht auf

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019
0

Miles Singer erwartet ein gefährliches Abenteuer, als der Psychiater des Beauregard Veteranenhospitals um Hilfe bei der Rettung eines Sterbenden gebeten wird. Der Mann wurde angeblich vergiftet, weil dieser ...

Miles Singer erwartet ein gefährliches Abenteuer, als der Psychiater des Beauregard Veteranenhospitals um Hilfe bei der Rettung eines Sterbenden gebeten wird. Der Mann wurde angeblich vergiftet, weil dieser Informationen hatte, warum die Seelen der gefallenen Soldaten nicht mehr ins Reich der Toten gelangen. Kurz darauf ist die Leiche verschwunden. Zugleich häufen sich unerklärliche Gewaltausbrüche unter den Kriegsrückkehrern, Miles Singer steht vor einem Rätsel. Gemeinsam mit einem aus dem Totenreich gekommenen Amaranthinen, Tristan Hunter, geht er den Vorfällen auf den Grund. Doch holt ihn dabei seine eigene, magische Vergangenheit ein, vor welcher er vor langer Zeit davon lief.
Die gesamte Atmosphäre des Romans wirkt bedrückend, da Aeland sich im Krieg befindet. Zudem gibt es eine Art Jagd auf Hexer, weswegen diese ihre Gabe verstecken. Wobei scheinbar nur die aus der Unterschicht gesucht werden, während die aus der Oberschicht als Magier bezeichneten Hexer dazu bestimmt sind, den Sturmsängern als Sekundäre zu dienen und ihnen wie eine Art Akku die Energie zu liefern, welche sie zur Gestaltung des Wetters benötigen. Einen konkreteren Unterschied zwischen Magiern und Hexern konnte ich nicht ausmachen, ebenso wurde ich als Leser auch in weiteren Bereichen über lange Zeit im Dunkeln gelassen.
Die Handlung gestaltete sich als recht zäh, alles blieb auf unangenehme Art oberflächlich und distanziert, selbst die Charaktere. Immer wieder wurde ein Handlungsstrang unterbrochen und es ging woanders weiter. Die verschwundenen Seelen, mobbende Kollegen, die sklavenähnliche Rekrutierung der Sekundäre, die Gewaltausbrüche der Veteranen, die Pläne des Feindes, die Lügen der Familie sowie in der Politik - fast jedes Thema wirkte wie angeschnitten und nicht zuende gebracht. So kann natürlich keine richtige Spannung entstehen. Gewürzt wurde das Ganze noch durch homoerotische Erlebnisse mit dem Amaranthinen, welcher auf Menschen eine scheinbar ungeheure erotische Anziehungskraft ausübt.
Die Auflösung der verschwundenen Seelen sowie der unerklärlichen Aggressionen war zwar an sich ganz interessant, der Weg dorthin leider recht zäh zu lesen.