Endlich wieder ein Krimi von Sabina Naber
Wien 1965: während die Wiener dem Besuch des persischen Schahs entgegenfiebern, wird der Chefermittler Wilhelm Fodor und seine Kollegen mit mehreren Morden in Studentenkreisen konfrontiert. Die Toten haben ...
Wien 1965: während die Wiener dem Besuch des persischen Schahs entgegenfiebern, wird der Chefermittler Wilhelm Fodor und seine Kollegen mit mehreren Morden in Studentenkreisen konfrontiert. Die Toten haben sich zwar untereinander gekannt und bewegten sich in der linken Szene, aber ihre Freunde und Bekannte mauern gegenüber der Polizei und machen es Fodor dadurch ziemlich schwer, dem Mörder auf die Spur zu kommen. Es gibt sowohl Hinweise für eine politische wie auch persönliche Motivation der Taten.
Endlich wieder ein Buch von Sabina Naber – das war mein erster Gedanke, als ich erfahren habe, dass ihr neuester Krimi erscheinen wird. Ich war schon immer begeistert von ihrer Reihe um die Wiener Ermittler Katz und Mayer und daher natürlich auch auf ihr neues Werk sehr gespannt, welches den Leser in das Wien der 1960er Jahre führt und hoffentlich den Auftakt für eine neue Reihe darstellt.
Bisher fand ich dieses Jahrzehnt nicht allzu spannend und dachte, das Wichtigste darüber zu wissen, aber der vorliegende Krimi hat mich eines besseren belehrt. Mir war beispielsweise nicht klar, dass die Emanzipation der Frau damals noch in den allerkleinsten Kinderschuhen steckte. Auch hatte ich mir nie so bewusst gemacht, dass die Auswirkungen und die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs für die Menschen in diesem Jahrzehnt noch sehr präsent waren. Und auch bei der zeitlichen Einschätzung einiger Songs bin ich einige Male ziemlich daneben gelegen.
Die Autorin führt den Leser auf eine spannende Zeitreise und ich muss sagen, mit meiner Einschätzung der 1960er Jahre lag ich ziemlich falsch, wie ich erkennen musste. Aber es wird natürlich in dem Krimi auch gemordet und ermittelt. Und wie ich das von Sabina Naber schon gewohnt bin, hatte ich mal wieder bis beinahe zum Schluss keinen blassen Schimmer, wer der oder die Täter sind oder wo das Motiv liegt. Aber da war ich nicht alleine, denn den Ermittler ging es nicht viel besser.
Das Ermittlerteam besteht aus drei Charakteren: Wilhelm Fodor ist der Chefermittler, der mir mit seiner Toleranz gegenüber Neuem oder auch Frauen im Kollegenkreis gut gefallen hat. Allerdings hat er kein glückliches Händchen mit seinen Freundinnen.
Sein Kollege Lukaschek ist eher der gemütliche Typ, während Siegfried Fischer ab und zu wie ein Bulldozer daherkommt. Wegen seiner Abneigung Ausländern gegenüber hatte ich mit ihm die meiste Mühe. Aber gerade diese Mischung aus unterschiedlichen Figuren macht das Ermittlertrio umso interessanter.
Die Beschreibungen von Charakteren und Situationen waren und sind eine ganz große Stärke der Autorin: sie ist in der Lage mit wenigen und so treffenden Worten Personen, Stimmungen und Gesten einzufangen, dass ich immer das tollste Kopfkino habe. Durch die Verwendung von Wiener Dialektwörtern wird es noch authentischer und lebendiger.
Ich habe mich mit dem neuesten Krimi der Autorin wieder bestens unterhalten gefühlt und die Auflösung am Ende war raffiniert und nachvollziehbar. Nun hoffe ich sehr, dass Fodor, Fischer und Lukaschek viele Anhänger finden werden, damit es mit der Krimireihe weitergehen wird.