Düsterer, spannender Zyklusabschluss
Wildhexe - Chimäras RacheDer zweite Band endete mit einem dramatischen Kampf zwischen der jungen (12), ungeschulten Wildhexe Clara und der verstoßenen mächtigen Chimära. Als sie unterliegt, stößt Chimära nicht nur Verwünschungen ...
Der zweite Band endete mit einem dramatischen Kampf zwischen der jungen (12), ungeschulten Wildhexe Clara und der verstoßenen mächtigen Chimära. Als sie unterliegt, stößt Chimära nicht nur Verwünschungen aus, sondern schwört Rache. Kaum danach gehen unerklärliche und beängstigende Dinge mit Clara von sich. Nachts hat sie einen fürchterlichen Albtraum und sie wird am helllichten Tag aus dem Hier und Jetzt in die wilde Welt gerissen, während ihr Körper wie parallelisiert in ihrem Alltag zurück bleibt. Sie hat Visionen von einem toten Fleck Erde, das begierig alles Leben in sich aufsaugt, und alle Tiere um diesen Fleck herum sind in Gefahr. Von dieser Stelle geht ein wahnsinniger Hunger aus und Clara schlüpft sowohl in den Geist der Gejagten, als auch des hungrigen Jägers. Diese „Wildreisen“ kann sie nicht kontrollieren und als es ihr unvermittelt in der Schule passiert ist dies nur weiterer Anlaß für Spott und Hohn. Doch dann eskaliert die Situation, und ihr gemeinster Mitschüler kommt durch eine dieser Wildreisen zu ernstem Schaden. Clara beschließt, daß sie sich der Situation stellen muss, und sucht Hilfe und Erklärungen bei ihrer Wildhexentante Isa. Sie muss herausfinden, welche Kräfte von ihr Besitz nehmen möchten, wer dahinter steckt. Doch Kater kann ihr diesmal nicht helfen, also begleitet sie die Wildhexenschülerin Kahla, auf diese gefährliche Mission.
Schon gleich zu Beginn wird klar, dieser Band wird düsterer als die Bände zuvor und auch noch spannender. Denn die unerklärlichen Kräfte ziehen an Clara und drohen sie innerlich zu zerfressen, wenn sie nicht herausfinden, wer so gierig von ihr Besitz ergreifen will und warum. Clara traut sich selbst nicht mehr und bekommt vor sich selbst und ihrer innerlichen Gier echte Angst. Das ist schon düster und gruselig, doch wer Harry Potter verkraftet, kommt mit dieser sehr ähnlichen Düsternis gut klar.
Die Gefahren kommen näher und auch in ihre behagliche Welt zu Hause. Nicht nur das Oskar wieder mal sehen muß, was er mit seiner Prahlerei über Claras Künste angerichtet hat, und sich das Mobbing verstärkt, es kommt zu echten Handgreiflichkeiten, die allerdings nicht für Clara mit Lebensgefahr enden, sondern für den Angreifer. Das ist sehr bedrohlich, aber sehr schön für Kinder, daß sich Clara dennoch um ihren Peiniger sorgt und sich verantwortlich fühlt. Während sie versucht etwas über seinen Zustand herauszufinden versucht, erfährt sie viel mehr über seine Lebensumstände, als wohl irgendein anderes Kind aus der Schule über ihn weiß. Dadurch wird er für sie menschlicher und realer und sie hat mehr Verständnis. Ein Thema, daß zwar nicht neu ist, aber einfach nicht oft genug erwähnt werden kann. Oft hilft es einfach mehr über sein Gegenüber zu wissen, um es zu verstehen und um Spannungen abzubauen. So greifen die normale Welt und die wilde Welt ineinander. Auch dort geht es darum, daß Clara mehr über die Hintergründe ihres Angreifers, dieser unheimlichen unsichtbaren Macht erfährt, um sie zu verstehen und sich gegen diese zu wehren und womöglich Erlösung zu finden. Denn anders als Chimära ist Clara nicht von Hass oder Rachegefühlen geprägt, selbst ihren Feinden bringt sie noch Verständnis entgegen und es hilft. Sehr tröstliche Gedanken, in einer sehr spannenden und geheimnisvollen Geschichte, in welcher man immer tiefer in die Zusammenhänge der wilden Welt eindringt. Hierdurch wird der Düsternis die Spitze genommen, da das Vertrauen darin immer stärker wächst, daß Clara schon das richtige tun wird, das Gute.
Sehr packend und mitreißend erzählt, haben wir gerne mit Clara um Kater gebangt und sind ihr auf dem Suche nach den Hintergründen gefolgt. Dabei sind die Beschreibungen wunderbar plastisch, so daß wir uns auch die Fantasy-Elemente, die uns noch nicht aus anderen Geschichten bekannt sind, sehr gut vorstellen können. Zudem hat das Buch eine angenehme Länge mit knapp 200 Seiten, ist das Taschenbuch leicht genug für jeden Rucksack und entmutigt auch nicht Kinder die sich mit dem Lesen nicht so leicht tun. Dabei hilft auch die angenehme Schriftgröße und der größere Zeilenabstand, die auch Kindern ab 10 das Lesen erleichtert. Eine Reihe, bei der man unbedingt dran bleiben will, um zu erfahren, welche Aufgabe Clara denn nun als nächstes zu bewältigen hat und wie sie sich weiter entwickelt. Wir können auch diesen Band bedingungslos empfehlen, weisen jedoch daraufhin, daß wie bei Harry Potter jeder Band düsterer und unheimlicher wird. Für besonders sensible Kinder ist es wohl besser, mit ihren Eltern zu lesen und die Altersempfehlung zu beachten.