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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.04.2019

Zuviel Auf und Ab in der Spannungskurve

Nemesis
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Beim "Spiel ohne Grenzen" sind Männer mit Geld und Einfluss per Livestream beim Dreh von Snuff-Videos dabei. Videos, in denen ahnungslos geköderte Frauen sadistisch gefoltert werden, bis der Tod sie erlöst. ...

Beim "Spiel ohne Grenzen" sind Männer mit Geld und Einfluss per Livestream beim Dreh von Snuff-Videos dabei. Videos, in denen ahnungslos geköderte Frauen sadistisch gefoltert werden, bis der Tod sie erlöst. Staatsanwältin C. J. Townsend weiß von diesem Club und hat Informationen, um den Männern auf die Schliche zu kommen. Doch erhielt sie diese Informationen nicht auf legalem Weg, die Weitergabe könnte sie schwer belasten. Daher beschließt sie, im Alleingang gegen den Club der Frauenschänder zu kämpfen. Die Rachegöttin in ihr erwacht.
Staatsanwältin C. J. Townsend ist eine Frau mit Vergangenheit. Eine Vergangenheit, welche man in den Vorgängerbänden "Cupido", "Morpheus" und "Argus" nachlesen kann, wobei sich "Nemesis" als vierter Band auch ohne Vorwissen lesen lässt. Wer ihr Leben nachhaltig prägte war der als "Cupido" bekannt gewordene Serienmörder William Bantling, aus dessen Gewalt sie einst knapp entkam und der nach seiner Flucht auf dem Gefängnis Rache an ihr verüben wollte. Dass C. J. Townsend den Psychopathen getötet und verscharrt hat statt ein weiteres seiner Opfer zu werden, weiß nur sie. Dies war der Moment, in welchem die Nemesis, Göttin der Rache und Gerechtigkeit, das erste Mal in ihr erwachte und sie wertvolle Informationen über den Snuff-Club von Bantling erhielt. Und der Grund, warum sie diese Informationen nicht weitergeben kann, ohne als potentielle Mörderin Bantlings ins Visier der Polizei zu geraten. Als nun wiederholt junge Frauen verschwinden und Leichen mit dem Branding des Snuff-Clubs gefunden werden, erwacht die Rachegöttin in C. J. erneut, denn wenn es um Gewalt gegen Frauen geht ist sie ein gebranntes Kind.
Beim Lesen der ersten zwei Drittel des Buches kam ich mir vor wie bei einer Urlaubsdia-Show. Bei einer, wo der Urlauber vorher keine Vorauswahl getroffen hat und man den gesamten Ausschuss an Bildern mit ansehen muss. Das bedeutet, dass jedes bisschen Spannung immer wieder unterbrochen wurde von Parts mit einer immensen, den Leser fast erschlagenden Infoflut oder viel zu umfangreichen Dialogen. Vieles davon empfand ich als uninteressant bzw. unwichtig für die Handlung. Entsprechend ging die Spannungskurve immer wieder rauf und runter und rauf und runter und... das war sehr ermüdend und führte dazu, dass ich schon begann, Abschnitte zu überfliegen, in denen sowieso nichts Wichtiges vorkam Hinzu kam noch eine private Nebenhandlung, in der C. J. plant, ein Baby zu adoptieren. Was auf mich arg schizophren wirkte: Im einen Moment zieht sie als mordender Racheengel durchs Land um im nächsten Moment heuchelt sie, eine liebevolle Mutter sein zu können, die niemandem ein Haar krümmen würde.
Bewundernswert war dafür, wieviel Know-How C. J. nicht nur in Rechtsdingen hat sondern auch im technischen Bereich und Cyberkriminalität. Wertvolle Tipps für den Heimanwender gab es jedoch nicht. Erst im letzten Drittel blieb der Roman endlich überwiegend spannend, wie ich es mir für die komplette Story gewünscht hätte.
Eine überzeugende Story mit einer mich nicht überzeugenden Spannungskurve. Weniger wäre an einigen Stellen mehr gewesen, um die Spannung konsequent aufrecht zu erhalten.

Veröffentlicht am 16.04.2019

Über das Jagen und Zubereiten von Drachen

Quin Zaza - Die letzten Drachenfänger 1
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Die „Quin Zaza“ ist eines der letzten Drachenfänger-Luftschiffe im Einsatz. In teils gefährlichen Einsätzen jagt die heimatlose Crew Drachen, um diese zu zerlegen, zu verarbeiten und die Produkte an die ...

Die „Quin Zaza“ ist eines der letzten Drachenfänger-Luftschiffe im Einsatz. In teils gefährlichen Einsätzen jagt die heimatlose Crew Drachen, um diese zu zerlegen, zu verarbeiten und die Produkte an die Bevölkerung zu verkaufen. Vor allem das köstliche Drachenfleisch ist hierbei sehr gefragt, ebenso das Drachenöl.
Der Manga Quin Zaza beinhaltet die verschieden Abenteuer der Crew, welche wie Episoden aneinander gereiht sind. Schwerpunkte eines jeden Kapitels sind ein oder mehrere Drachen sowie eine Zubereitungsart von Drachenfleisch, wobei das ausführliche Rezept an jedem Kapitelende zum Nachkochen anregt.
Die Crew der Quin Zaza ist recht umfangreich, in jedem Kapitel werden ein oder mehrere Mitglieder etwas genauer beleuchtet, so dass man erst nach und nach die Crewmitglieder kennen lernt. Eine farbige Karte mit der gesamten Crew liegt dem Manga bei, was mir ganz gut gefiel, da ich für mich die einzelnen Charaktere auf dem Bild wiederfinden konnte. Am meisten fällt beim Lesen Crewmitglied Mika auf, der einen ständigen Appetit auf Drachenfleisch hat, was ihn immer wieder zu Heldentaten animiert.
Loben möchte ich zudem den Zeichenstil, welcher durchgängig sehr aufwendig und ansprechend ist. Ein Bilderatlas der Drachen vorn und hinten im Buch zeigt, welcher Drache in welchem Kapitel vorkommt. Etwas zu kurz kamen Interaktionen zwischen den Crewmitgliedern, wodurch die Episoden zwar actionreich sind, jedoch ein wenig Tiefgang fehlt. Auch muss man sich darauf einstellen, dass die Zubereitung von Drachenfleisch manchmal etwas umfangreicher ausfällt. Wen das nicht stört, für den ist Quin Zaza eine unterhaltsame Lektüre und vielleicht auch eine Bereicherung für die Rezeptesammlung.

Veröffentlicht am 12.04.2019

Unter dämonischem Einfluss

Das gefälschte Siegel
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Einst bannten Ililiané, Zauberin der Alfeyn, und Damar einen gefährlichen Erzdämon in eine versiegelte Schriftrolle. Diese wird seitdem bewacht von den Steinernen Wächtern, während auf den Resten der Dämonenburg ...

Einst bannten Ililiané, Zauberin der Alfeyn, und Damar einen gefährlichen Erzdämon in eine versiegelte Schriftrolle. Diese wird seitdem bewacht von den Steinernen Wächtern, während auf den Resten der Dämonenburg nun Damars Blutlinie über das Königreich Neraval regiert. Doch es gibt den Verdacht, dass das Siegel gebrochen wurde. Falls ja, konnte der Dämon bereits entkommen und jemanden für seine Rachepläne in seinen Bann ziehen?
Die Neraval-Sage erinnert an eine typische High Fantasy Quest: Mehrere Streiter ziehen mit einem gemeinsamen Ziel aus und müssen beim Lösen ihrer Aufgabe mehrere Hürden überwinden. So schart Prinz Tymur Damarel in diesem Fall drei Personen um sich, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Kevron „Kaltnadel“ Florel, der mit seinem Bruder einst zu den geschicktesten Fälschern des Landes zählte und den Auftrag erhält, die gefährliche Schriftrolle zu untersuchen. Lorcan Demirel, langjähriger Freund des Prinzen und einer der Steinernen Wächter über die Schriftrolle. Und Enidin Adramel, eine aus einer Forscherfamilie stammende ehrgeizige Magierin, welche noch dabei ist, ihre Kräfte zu entwickeln. Vor allem bei Enidin war ich erfreut, mal einen weiblichen Physik-Nerd als Charakter zu haben, die zwar sehr gut in ihrem Fachbereich ist, jedoch kaum Ahnung von der wirklichen Welt ausserhalb ihrer Akademie hat.
Sehr gut hat mir gefallen, wie Maja Ilisch mit Worten umgehen kann. So ist vor allem ihr Prolog märchenhaft schön zu lesen. Aber auch sonst schafft sie es, den Leser durch ihr Abenteuer zu führen, ohne jeden Grashalm am Wegesrand begrüßen oder besingen zu müssen. Kurz: Sie hält sich nicht unnötig mit Beschreibungen auf. Wobei ich mir an mancher Stelle ein paar mehr Beschreibungen gewünscht hätte, um meinem Kopfkino etwas mehr Futter bieten zu können.
Dass die Gruppe ein paar Startschwierigkeiten hat, bis sie sich als Team zurechtfindet, hatte ich bereits vermutet. Leider hält sich dieser Zustand sehr lange und diesbezüglich störten mich vor allem im Mittelteil die vielen zwischenmenschlichen Kabbeleien und Dialoge, während die Handlung etwas ins Hintertreffen geriet und für mich persönlich die Spannung abnahm. Da hätte ich den ein oder anderen Charakter gern am Kragen packen und durchschütteln mögen, er solle sich gefälligst endlich mal zusammen reißen. Wobei ich die ganze Zeit im Hinterkopf hatte, dass der Dämon vielleicht doch bereits in einem der vier steckt. Eine Durststrecke, welche sich zum Glück zum Ende endlich legte, als die Handlung selbst wieder an Fahrt gewann und andere Punkte als Zwist, Neid und Arroganz in den Fokus rückten.
Ein angenehm zu lesender Start in eine spannende High Fantasy Quest mit einer leider im Mittelteil durch anstrengendes Charakterverhalten bedingten, etwas schwerfälligen Durststrecke.

Veröffentlicht am 03.04.2019

Claras Abenteuer in den vier Reichen der Fantasie

Der Nussknacker und die vier Reiche. Das Geheimnis der Reiche
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Wie durch Zauberei gelangt die junge Clara in eine Parallelwelt, welche ihre verstorbene Mutter einst erschuf und die von lebendigen Spielzeugen bevölkert ist. Doch scheinbar werden drei der Reiche von ...

Wie durch Zauberei gelangt die junge Clara in eine Parallelwelt, welche ihre verstorbene Mutter einst erschuf und die von lebendigen Spielzeugen bevölkert ist. Doch scheinbar werden drei der Reiche von Mutter Ingwer, der Herrscherin des vierten Reiches, bedroht. Zuckerfee, die Herrscherin über das Reich der Süßigkeiten, bittet Clara um Hilfe – und diese willigt ein. Kurz darauf gerät Clara in ein spannendes Abenteuer mit einem Nussknacker und einer Mäusearmee, welches sie sich nie erträumt hätte und das den Verlust ihrer Mutter nach und nach erträglicher macht.
Das Buch begann zu meinem Erstaunen fast schon übertrieben kitschig mit Weihnachten und den Geschenken der kürzlich verstorbenen Mutter. Als Clara jedoch die vier Reiche entdeckte, entwickelte sich die Erzählung zu einem spannenden Märchen, welches auch mir als Erwachsene wirklich Spaß machte. Zudem fand ich es wunderschön, wieviel Spaß Clara und ihre Mutter Marie am Tüfteln hatten, dem Erfinden und Reparieren von Geräten und Maschinen.
Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven wie Clara, ihrer Mutter Marie in der Kindheit sowie Zuckerfee, der Herrscherin über das Reich der Süßigkeiten. Hierbei schafft es Marie Bierstedt, der Geschichte mit ihrer Stimme einen märchenhaften Zauber zu verleihen, der das ungekürzte Hörbuch zu einem traumhaften Erlebnis werden lässt.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Eine junge Frau auf Rachefeldzug

Sadie
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Sadie ist verschwunden. Spurlos. Durch den Mord an ihrer Schwester verlor die 19-jährige das Einzige, was ihr im Leben noch wichtig war. Ohne ein Wort bricht sie alle Brücken ab. Warum? Und wohin geht ...

Sadie ist verschwunden. Spurlos. Durch den Mord an ihrer Schwester verlor die 19-jährige das Einzige, was ihr im Leben noch wichtig war. Ohne ein Wort bricht sie alle Brücken ab. Warum? Und wohin geht sie? Nur ihr Auto wird später verlassen vorgefunden. Journalist West McCray macht sich auf Bitten der Nachbarin auf die Suche nach Sadies Spuren – und widmet ihr den True-Crime-Podcast „The Girls“.

„Ich wollte einfach jemandem wichtig sein.“ (Zitat S. 119)

Ohne Vater und von der drogenkranken Mutter zurückgewiesen fand Sadie ein neues Lebensziel, als sie im Alter von 6 Jahren ihre kleine Schwester Mattie bekam. Sie kümmerte sich wie eine Mutter um Mattie, bis es zum deren tragischen Tod kam, welcher nicht geklärt werden konnte.
Das Buch beschreibt Sadies Erlebnisse, Erinnerungen und Gedanken aus ihrer Sicht in der Gegenwartsform. Dem gegenüber versucht der Journalist retrospektiv herauszufinden, aus welchem Grund und mit welchem Ziel Sadie verschwand. Dieser Part ist aufgebaut wie ein Podcast, besteht aus zusammengetragenen Recherchen, Interviews und Telefongesprächen. Die Herangehensweise an Sadies Verschwinden ist dadurch recht interessant gestaltet. Nach und nach beginnen Sadies Version und West McCrays Podcast einander zu ergänzen und geben ein Bild von Sadie und ihrer Vergangenheit preis, welches ihr Handeln erklärt.
Mich haben vor allem Sadies Erzählungen mitreissen können, auch wenn ich ihr Handeln und ihre Entscheidungen nicht immer als schlüssig empfand. Dennoch wohnte eine spürbar starke Zielstrebigkeit in ihr, welche mich umso neugieriger machte, was sie letztendlich vorantrieb. Zudem gefiel mir, dass an der Story nichts unnötig geschönt wurde. Der Podcast verlieh dem Ganzen eine zusätzliche Dynamik. Das Ende wirkt auf eine eher unpräzise Art doch wieder eindeutig und ist auf jeden Fall eine etwas ungewohnte Lösung.