Nicht nur ein Krimi ...
„...Das Ambiente ist stilvoll, ein interessanter Mix aus alten mallorquinischen Möbeln und modernen, abstrakten Bildern an den Wänden, auf jedem Tisch stehen brennende Kerzen und tauchen den Raum in ein ...
„...Das Ambiente ist stilvoll, ein interessanter Mix aus alten mallorquinischen Möbeln und modernen, abstrakten Bildern an den Wänden, auf jedem Tisch stehen brennende Kerzen und tauchen den Raum in ein gemütliches Licht. Weiße Tischdecken unterstreichen die gediegene Atmosphäre...“
Wir schreiben das Jahr 1936. Auf Mallorca ermorden italienische Milizionäre zahlreiche Franco-Gegner. Einheimische müssen die Toten beerdigen. Unter den Toten sieht Mateo Munoz seinen Cousin. Er war erst wenige Tage verheiratet.
Dann wechselt die Geschichte in die Gegenwart. Der Gastrokritiker und Journalist Sven will auf Mallorca einen Neuanfang wagen. Er hat eine kleine Wohnung und ist nun auf den Weg ins Strandrestaurant seines Freundes Manuel Munoz. Die Beschreibung des Restaurants findet sich in meinem Eingangszitat.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen und spannenden Krimi geschrieben, wobei der Begriff Krimi nur eine Facette des Buches wiedergibt. Gleichzeitig erhalte ich Einblicke in die mallorquinische Küche und lerne Sehenswürdigkeiten der Insel kennen, die zum Teil abseits gängiger Touristenpfade liegen.
Manuel bekommt die Gelegenheit, an einem Restaurantwettbewerb teilzunehmen. Plötzlich allerdings häufen sich die Schwierigkeiten. Statt frischem Fisch wird ihm alte Ware geliefert und ein Brand in der Restaurantküche kann nur deshalb rechtzeitig gelöscht werden, weil ein aufmerksamer Nachbar den Rauch gesehen hat. Möchte jemand einen lästigen Konkurrenten ausschalten?
Dann aber gerät eine alte Familienfehde zunehmend in den Fokus. Sie hat ihre Wurzeln im Jahre 1936. Während ein Zweig der Familie sich Franco andiente, lehnte der andere ihn ab. Offizielle Ausgrabungen auf dem Friedhof reißen alte Wunden auf.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Ab und an gibt es Rückblicke in die Vergangenheit. Wie hart damals das Leben der Frauen war, kommt in folgendem Zitat zum Ausdruck:
„...“Würde ihr Mann nicht innerhalb weniger Monate wieder auftauchen, würde sie als Witwe behandelt werden.“ […] „Mit Anfang 20 nur noch Schwarz tragen. […] Es gab für sie keine Möglichkeit mehr, ein freies, selbstbestimmtes Leben zu führen...“
Mit Sven darf ich verschiedene Gaststätten besuchen und lerne dort typische Gerichte kennen. Dann aber muss er sich um Manuels Restaurant kümmern, weil der einen Autounfall hatte. Zufall? Sven ruft Freunde zu Hilfe und erinnert sich an einen guten Ratschlag von Manuel.
„...Der beste Koch taugt nichts, wenn das Team sich nicht versteht...“
Als Sven sich näher mit Manuels Familiengeschichte befasst, kommt auch er in Lebensgefahr. Korrupte Polizisten lassen die Ermittlungen schleifen. Es kann nicht sein, was nicht sein darf.
Zu den stilistischen Feinheiten bei der Autorin gehören die exakten Beschreibungen der Örtlichkeiten, seien es die besuchten Restaurants, das Kloster San Salvator oder die Beobachtungen der Landschaft von Sven während seiner Autofahrten.
Selbst in schwierigsten Situationen verliert Sven seinen Humor und Sarkasmus nicht, wie das folgende Zitat beweist:
„...Aha, das Klo. So eines habe ich das letzte Mal auf den Flughafen in Bombay gesehen, erinnert er sich, nicht so sauber und es stand unter Wasser. Und wo bitte ist das Klopapier? Wie in Bombay, keins da...“
Gut ausgearbeitete Gespräche bringen nicht nur die Handlung voran, sie erlauben auch einen tieferen Einblick in die Geschehnisse um das Jahr 1936.
Ein Stammbaum der Familie Munoz, eine ausführliche Personenliste, ein kurzes Nachwort, eine Karte der Insel und mehrere Rezepte ergänzen die Geschichte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat mich nicht nur gut unterhalten, sondern mir auch eine Reihe Tipps für eine zukünftige Reise auf die Insel gegeben.