»Für Fans von George R. R. Martin und Sarah J. Maas« – so in etwa endete jede Rezension, die ich zu diesem Buch gelesen habe. Eine Aussage, die mich skeptisch als auch freudig machte. Und wieso? Weil George R. R. Martin und Sarah J. Maas zu meinen absoluten Lieblingsautoren gehören. Nur wenige Autoren können so gut plotten und den Leser überraschen. Nur wenige so gelungen mit Wörtern umgehen und den Leser in den Bann ziehen. Gleichzeitig ist da aber auch die Furcht, dass Laura Kneidls neuestes Werk ein Abklatsch von A Game of Thrones und A Court of Thorns and Roses wird, denn in beiden Reihen gibt es eine Mauer, die das Übernatürliche von den Menschen trennt, und noch das ein oder andere Element, das von Laura Kneidl auch in Die Krone der Dunkelheit aufgenommen wurde.
Kann ein Buch, das solch große Ähnlichkeit mit zwei Lieblingsreihen von mir hat, überzeugen? Ich war sehr skeptisch, besonders nachdem ich die Rezensionen von Buch und Gewitter und Traumrealistin gelesen habe – zwei Bloggerinnen, deren Meinungen ich wirklich sehr schätze und von denen ich glaube, dass sie ihre Beiträge immer ehrlich schreiben. Einerseits dachte ich mir, dass ich großer Fan von A Game of Thrones sowie A Court of Thorns and Roses bin und mir eine ähnliche Geschichte somit auf jeden Fall gefällt. Andererseits dachte ich mir, dass ich keinen Abklatsch der Geschichten lesen möchte und viel Einfallsreichtum und Originalität brauche. Wie hat mir das Buch also gefallen?
In der Einleitung habe ich es bereits erwähnt: Ich ging skeptisch an dieses Buch heran. Ich habe positive Rezensionen gelesen und negative, und ich habe mir bewusst Zeit genommen, bevor ich Die Krone der Dunkelheitbegann, damit ich die Lobeshymnen als auch die Kritikpunkte nicht mehr präsent im Kopf habe. Um doch unvoreingenommen in die Geschichte zu starten und mir eine eigene Meinung bilden zu können. Nun liegt die Geschichte hinter mir. Deutlich schneller als ich angenommen hatte. Ich begann das Buch an einem Dienstagnachmittag und am Mittwochmorgen lagen bereits über einhundertfünfzig Seiten hinter mir. Machen wir’s kurz: Auch mich konnte Die Krone der Dunkelheit überzeugen und ich hatte enorme Freude an der Geschichte.
Kurzer Disclaimer vorweg: Ich habe mich bemüht, die Rezension so spoilerfrei wie möglich zu verfassen, aber gerade bei den Charakterdiskussionen bin ich nicht immer um Spoiler herumgekommen. Ihr seid also vorgewarnt.
Jap, das ist meine ehrliche Meinung. Ich finde, dass Laura Kneidl eine der begabtesten deutschen Autorinnen unserer Zeit ist. Ich liebe ihre Art zu schreiben und Geschichten aufzubauen. Bei Die Krone der Dunkelheit merkt man Laura Kneidl an, dass sie High Fantasy schreibt. Ich komme nicht umhin, eine ganz andere Art des Schreibens bei Die Krone der Dunkelheit, ihrem Young Adult Roman Berühre mich. Nicht. und ihrem Young Adult Fantasyroman Herz aus Schatten zu bemerken. Ihr Schreibstil ist in ihrem neuesten Werk reif, elegant und gut durchdacht. Durchdacht in dem Sinne, dass einzelne Sätze gut aufgebaut sind und sich leicht über mehrere Zeilen hinweg lesen lassen. Ich empfinde den Schreibstil als unglaublich angenehm und flüssig und habe mich sehr gut in der doch komplexen Welt zurechtgefunden. Hut ab dafür.
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, bei welcher Figur ich anfangen soll, denn ich habe hier zu so vielen Charakteren etwas zu sagen. Diese Rezension wird alleine durch diesen Abschnitt unglaublich lang werden, aber hey – normalerweise werden meine Buchbesprechungen nur lang, wenn ich wirklich etwas zu bemängeln habe. Dass es jetzt einmal andersherum ist, ist doch etwas Tolles!
Freya ist mir die sympathischste Protagonistin des Romans. Es gibt nur zwei, klar, aber müsste ich mich zwischen Freya und Ceylan entscheiden, würde ich lieber Freyas Geschichte verfolgen. Freya übt sich heimlich in Magie und reißt mit Larkin aus, um ihren Bruder zu suchen. Sie begeben sich auf eine Reise in unbekannte Gebiete. Dabei stellt Freya sich Herausforderungen, lernt sich selbst kennen und erfährt mehr über das, was sie sich vom Leben wirklich erhofft. Diese Geschichten – fantastische Reisegeschichten – sind meine liebsten. Ich könnte nichts anderes lesen, mir gefallen diese Handlungen immer sehr gut.
Ich empfinde Freya dabei auch als sehr angenehme Figur. Sie handelt manchmal etwas überstürzt, gleichzeitig lernt sie aus den Situationen und beschreitet neue Herausforderungen wiederum etwas durchdachter. Man sieht ihre Entwicklung klar und deutlich, und ich finde ihre Reise – zu neuen Zielen und sich selbst – spannend zu verfolgen. Einzig und allein ihre Gespräche mit Larkin haben mir nicht immer gefallen, worauf ich gleich noch zu sprechen komme.
Ceylan ist die toughe Bad-Ass-Figur der Geschichte. Sie hat einen starken Willen und ist mitunter ganz schön stur und bockig. Das fand ich beim Lesen hin und wieder etwas anstrengend, aber ich mag sie dennoch. Ich hatte damit gerechnet, dass Ceylans Geschichte relativ trist wird – immerhin sitzt sie an der Mauer fest, trainiert und versucht sich zwischen all den Männern zu etablieren. Erwartet hatte ich eine Handlung, in der Ceylan sich mit einigen Höhen und Tiefen an der Mauer einsetzt und am Ende des Romans ihren Platz findet. Doch es kam ganz anders und ich habe ihre Geschichte mit Spannung verfolgt. Ich mochte insbesondere, dass sich Ceylan und Freya so sehr unterscheiden und die abwechselnden Kapitel für frischen Wind sorgen.
Leigh ist einer der Wächter an der Mauer und ein Charakter, der mir von Anfang an sympathisch war. Dies liegt vor allem an seiner schlagfertigen und mutigen Art, sich auch mal den Vorgesetzten gegenüber zu behaupten und durchzusetzen. Er vertritt seine Meinung ganz klar und unterstützt Ceylan, wo er nur kann. Das ist klasse, denn so sticht er an der Mauer definitiv hervor. Es gab viele Momente, in denen mich Leigh laut auflachen ließ und ich hoffe sehr, dass wir in den nächsten Bänden noch mehr von ihm mitbekommen. Schade finde ich nämlich wirklich, dass Leigh zu Beginn des Romans eine sehr präsente Rolle erhält und im Laufe der Geschichte leider immer weiter in den Hintergrund tritt. Ich wünsche mir mehr Leigh!
Larkin finde ich etwas schwierig. Das erste Kapitel, in dem Leser Larkin begegnen, ist großartig und mehr als gelungen. Sein erster Eindruck auf mich war überaus interessant und ich hatte mir einen ebenso interessanten Charakter erhofft. Das ist er auch, keine Frage, aber die Sache mit der Königsreligion empfinde ich als sehr gewöhnungsbedürftig und auch als etwas problematisch, wenn es jemals zu einer romantischen Beziehung zwischen Larkin und Freya kommen sollte.
Als er angefangen hat zu beten, nur weil er Freya sieht, dachte ich, dass das ein schlechter Scherz sei und habe inständig gehofft, dass dieses Verhalten zurückgeht. Ich weiß gar nicht, wie ich es ausdrücken soll, außer dass ich diese Passagen extrem befremdlich und unangenehm fand. Durch den ganzen Roman zog sich bei mir das Gefühl, dass ich Larkins Taten nicht einschätzen kann. Unterstützt er Freya, weil er es möchte oder weil er sie und ihre Familie anbetet? Diesen Religionsaspekt mochte ich persönlich überhaupt nicht. Abgesehen davon bin ich aber ein großer Fan von Larkin und hoffe, dass sich sein wahrer Charakter in den Fortsetzungen offenbart – sollte er es in Die Krone der Dunkelheit nicht getan haben.
Elroy ist ein spannender Charakter. Er ist ein Pirat, der auf der Suche nach ewigem Leben ist – er möchte unsterblich werden. Auf Freyas Reise begegnen sie sich und ich hätte mir noch viel mehr Seiten mit Elroy gewünscht. Er ist ein Charakter mit Biss und Charme, eine sehr angenehme Mischung wie ich finde, und ich glaube, Elroy wird auch noch in Freyas Leben eine größere Rolle spielen. Lasst uns mal ein bisschen überlegen …
Ich bin fest davon überzeugt, dass sich eine romantische Beziehung zwischen Larkin und Freya nicht ergeben wird, auch wenn sie in Die Krone der Dunkelheit angedeutet wird. Allein aufgrund von Larkins religiösem Standpunkt wird es für Freya in meinen Augen keine Option sein, ihm in einem romantischen Sinne näher zu kommen. Elroy hingegen wird durch Freyas Augen als sehr attraktiv, charmant und intelligent beschrieben. Gleichzeitig haben er und Freya einen Deal abgemacht, an den sich Freya nicht gehalten hat, und ich gehe ganz fest davon aus, dass Elroy auf diesen Bruch in den Folgebänden zu sprechen kommen wird. Und wir kennen das Muster ja, oder? Attraktiver Typ, ein Versprechen, das gebrochen wird, aus Hass wird Liebe … Ich bin für eine romantische Beziehung zwischen Freya und Eloy. Was meint ihr?
Ich habe es bereits am Anfang des Beitrages gesagt, dass ich sehr oft gehört habe, dass viele der Meinung sind, dass Die Krone der Dunkelheit den Werken von George R. R. Martin und Sarah J. Maas ähnelt. Ich stimme dem auch bedingt zu. Die Völker der Menschen und Fae leben getrennt voneinander, dies geschieht durch eine gigantische Mauer. Eine Mauer also, die die potenziell Guten von den potenziell Bösen trennen soll und welche durch Magie erschaffen wurde. Bewacht wird diese Mauer von den Wächtern in schwarz. Wer Game of Thrones gesehen oder die Bücher gelesen hat, wird die Ähnlichkeit zur Mauer und der Nachtwache nicht übersehen können. Und auch in A Court of Thorns and Roses leben die Menschen und Fae getrennt von einer Mauer auf dem Kontinent. In meinen Augen war es das aber auch mit der Ähnlichkeit der Geschichten.
Natürlich, Laura Kneidl erschafft damit keine vollkommen neue Welt und bedient sich bekannter Szenarien und Gegebenheiten, aber dabei bleibt es auch. Es ist eine bekannte Grundidee, mit denen Laura Kneidl eine ganz andere Geschichte erschafft. Ich würde Die Krone der Dunkelheit daher auch nicht mit den genannten Werken vergleichen. Es gibt gemeinsame Schnittstellen, aber jeder der Autoren schafft etwas Einzigartiges aus ihnen.
Laura Kneidl beweist mit diesem Buch, dass sie High Fantasy schreiben kann – und zwar richtig gut. Mich hat »Die Krone der Dunkelheit« von der ersten Seite an gefesselt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Eine ganz klare Empfehlung.