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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.04.2019

Eine Geschichte, die unter die Haut geht

Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe
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Kennt ihr diese Bücher, die euch spontan in einer Buchhandlung anlächeln? Die euch voll und ganz ansprechen und zu denen ihr einfach nur Ja sagen wollt? Und die dann erstmal auf dem Stapel ungelesener ...

Kennt ihr diese Bücher, die euch spontan in einer Buchhandlung anlächeln? Die euch voll und ganz ansprechen und zu denen ihr einfach nur Ja sagen wollt? Und die dann erstmal auf dem Stapel ungelesener Bücher landen, weil ihr noch in einem anderen Buch lest? So ging es mir mit Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe, und zu meiner Schande muss ich sagen, dass dieses Buch ganze drei Jahre auf meinem SUB lag. Ich habe mir für dieses Jahr vorgenommen, meinen SUB endlich zu verkleinern und mit welchem Buch ginge das besser, als mit einer ordentlichen SUB-Leiche. Ich habe also endlich Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe gelesen und nun eine Buchbesprechung für euch verfasst. Viel Spaß beim Lesen.
Ich mag Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe sehr gerne. Dazu sei gesagt, dass ich nicht gerne Bücher über Krebs lese. Die Thematik macht mich traurig und meistens kommen früher oder später sehr tragische Passagen in diesen Büchern zutage. Bei diesem Buch ist es anders. Es gibt schon traurige Momente, aber sie sind keine, die mich zum Weinen brachten. Mia und Zac sind zwei starke Figuren, die authentisch und emotional mit ihrem Schicksal umgehen. Sie haben schwache Momente, in denen sie nicht mehr kämpfen wollen, aber trotzdem machen sie immer weiter. Und ich glaube, diese Stärke ist es, die mich an dem Buch begeistert hat.
Zac hat Leukämie und gerade eine Stammzellspende hinter sich. Da sein Körper vor sämtlichen Viren und Bakterien beschützt werden muss, muss er mehrere Wochen isoliert in seinem Krankenhauszimmer bleiben. Seine einzigen Gesprächspartner sind seine Mutter und das Pflegepersonal. Zac hat mich besonders mit seinem Optimismus angesprochen. Er ist in einer furchtbaren Situation, und die Chance, dass er trotz Stammzelltransplantation ein weiteres Mal Krebs bekommt, ist ziemlich hoch. Dennoch verliert er nur in den seltensten Momenten die Fassung und niemals seinen Lebenswillen. Als Mia in das Zimmer nebenan einzieht, ist sie das absolute Gegenteil von ihm. Sie ist wütend, hasst den Krebs und findet ihr Leben ungerecht. Zac hat eine tolle Art auf Mia einzuwirken und findet immer die richtigen Worte. Manchmal gibt es sie nämlich einfach nicht und er weiß, wann er etwas zu sagen hat und wann Schweigen die einfühlsamere Alternative ist.
Mia selbst war mir leider nicht immer sympathisch. Ich konnte sie sehr gut verstehen. Ihre Diagnose wäre für mich genauso niederschmetternd, wie sie es für sie ist. Dennoch empfand ich ihr Verhalten manchmal etwas überspitzt. Gerade im Verlauf der Geschichte – Zac und Mia sind beide aus dem Krankenhaus entlassen worden – finde ich ihr Verhalten unglaublich egoistisch und hinterhältig. Ich persönlich bin eine Leserin, die sich mit den Charakteren in Büchern wohlfühlen möchte und sie am liebsten als Freunde betrachtet. Figuren, mit denen ich mich in der Realität auch umgeben würde. Mia gehörte für einen Großteil des Buches nicht zu diesen Figuren. Ihre Art war mir einfach so unsympathisch. Ich kann zwar verstehen, woher ihre Gefühle kommen, aber ich verstehe nicht, wieso sie sich ihrer Familie und Freunden gegenüber so benimmt.
Ich habe »schönes« in der Zwischenüberschrift einmal in Anführungszeichen gesetzt, da es natürlich nie ein schönes Buch über Krebs geben kann. Aber ich finde, es ist das schönste Buch, das ich jemals über Krebs – und Krankheiten generell – gelesen habe. Das liegt zu einem großen Anteil an A. J. Betts’ Sprache. Die Autorin hat einen herrlich erfrischenden Schreibstil und findet die richtigen Worte, um Zacs und Mias Situation zeitgemäß zu schildern. Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe wird aus den Perspektiven beider Protagonisten erzählt und jede Perspektive hat ihren ganz eigenen Klang.
Zac und Mia haben vollkommen unterschiedliche Arten zu erzählen, weil sie ganz unterschiedlich mit ihrem Schicksal umgehen, und der Erzählstil passt zu beiden Figuren perfekt. Beide Perspektiven sind frisch und jugendhaft, gleichzeitig haben sie aber auch eine gewisse Ernsthaftigkeit innewohnend, die mit einer Diagnose wie Krebs wohl jeden Patienten trifft. Sowohl Zac als auch Mia erzählen mal traurig, mal humorvoll aus ihrem Leben, sodass das Lesen großen Spaß macht. A. J. Betts erzählt in meinen Augen eine überaus authentische Geschichte, die ich der Autorin voll und ganz abgenommen habe.
Was mir auch gut gefallen hat, ist, dass Liebe zwar eine Rolle in diesem Buch spielt, aber sie keinesfalls im Vordergrund steht. Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe behandelt im Vordergrund Themen wie den Umgang mit Schicksalsschlägen, Familie, Selbstfindung, innerer Stärke und Hoffnung. Dieses Buch ist bestimmt von einer Ruhe, die manchmal ganz laut sein kann. Leser, die nach Drama oder Action suchen, sind mit diesem Buch falsch bedient.
Eine Lebens- und zarte Liebesgeschichte, die unter die Haut geht und das schwerwiegende Thema Krebs überraschend optimistisch angeht. Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe ist authentisch, emotional und punktet mit zwei Protagonisten, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Eine unterhaltende Geschichte mit viel Gefühl

Liev
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Hallo ihr Lieben, in letzter Zeit ver­spür­te ich den Drang in mir, Bü­cher zu le­sen, die mich in die Süd­staa­ten und das Farm­le­ben ent­füh­ren. Da kam es mir ent­ge­gen, dass ich durch einen Zu­fall ...

Hallo ihr Lieben, in letzter Zeit ver­spür­te ich den Drang in mir, Bü­cher zu le­sen, die mich in die Süd­staa­ten und das Farm­le­ben ent­füh­ren. Da kam es mir ent­ge­gen, dass ich durch einen Zu­fall auf Liev von Dru­cie Anne Taylor stieß. Schon allein das Cover – ja, es ist nicht un­be­dingt das schönste Cover des Jahres – ver­sprach das Genre, das ich mir er­hoffte: Liebe, Sonne, Farm­leben. Und Liev ent­täusch­te mich nicht. Heute gibt es meine Buch­be­spre­chung zu diesem Ro­man.
Ich bin ganz ehr­lich, nach den ersten fünf­zig Seiten war ich mir nicht si­cher, was ich mir mit diesem Buch an­ge­lacht hatte. Bailey wirkt zu Be­ginn des Ro­mans der­art hoch­näsig, dass ich es kaum fassen konnte. Sie be­geg­ne­te sämt­li­chen Figu­ren mit kei­ner­lei Res­pekt, zick­te in einer Tour rum und be­schwer­te sich dann, dass keiner nett zu ihr ist. Schnippisch, ver­wöhnt und selbst­ver­liebt – so hätte ich Bailey nach den ers­ten Sei­ten be­schrie­ben. Ein Glück ändert sich Bailey im Laufe des Ro­mans und sie wuchs mir sehr ans Herz. Es fand eine meis­ter­haf­te Cha­rak­ter­ent­wick­lung statt und die Bailey von den ersten Ka­pi­teln war am Ende des Romans kom­plett ver­schwun­den. Also an alle Leser, die even­tuell Proble­me mit Bai­ley haben: Bleibt am Ball!
Was sage ich zu der Hand­lung? Einer­seits passiert nicht wirk­lich viel und sie ist schon etwas vor­her­seh­bar – ich meine, der Titel des Ro­mans ist Liev, man ist sich als Leser also von Be­ginn an be­wusst da­rü­ber, dass es wohl um Liev und Bailey gehen wird –, aber gleich­zei­tig wusste sie mich auch zu über­ra­schen und hat mich nicht mehr los­ge­lassen. Das Le­sen hat ein­fach Spaß ge­macht und ich wollte wissen, wie es wei­ter­geht. Inner­halb eines Ta­ges hatte ich die zwei­hun­dert­zwei­und­neun­zig Sei­ten durch­ge­le­sen und war fast traurig, als die Ge­schich­te vor­bei war. Sie lädt zum Träumen und Ab­schal­ten ein und lässt Leser den All­tag voll­kommen ver­gessen, was ich sehr ge­nossen habe.
Liev war der erste Roman, den ich von der Au­to­rin ge­le­sen habe. Auch habe ich noch keine Mei­nun­gen zu an­de­ren Bü­chern von ihr ge­le­sen und gene­rell nichts von der Au­to­rin mit­be­kommen. Dem­ent­spre­chend ging ich komplett un­vor­ein­ge­nommen in die Ge­schich­te. Der Schreib­stil der Au­to­rin liest sich gut und flüssig, mehr aber auch nicht. Er ist ver­ständ­lich und schil­dert die Ge­schich­te sach­ge­mäß. Man sollte aber keine hohe oder son­der­lich an­spruchs­volle Schreib­art er­war­ten. Liev liest sich alles andere als schlecht, über­ragt aber nicht mit dem ge­schrie­be­nen Wort.
Jap, es ist eine Lie­bes­ge­schich­te. Hin und wieder tau­chen eini­ge ero­ti­sche Szenen auf, die un­erwar­tet kurz aus­fie­len, aber das fand ich nicht schlecht. Ich bin be­kann­ter­ma­ßen ja eher ein Fan von dem Innen­le­ben der Fi­gu­ren, den gro­ßen Gefüh­len und Emo­tio­nen und muss nicht sei­ten­lan­ge Sex­sze­nen in Büchern lesen. Von da­her ist Liev für mich in die­sem Punkt sehr ge­lun­gen. Das Buch ist ro­man­tisch und es zeigt, wie Liev und Bailey bei­de wachsen, inne­re Hür­den über­win­den und lang­sam zu­einan­der fin­den. Wie bei vie­len Lie­bes­ge­schich­ten weiß man auch bei Liev wie die Ge­schich­te enden wird, ich fand dies aber keines­wegs stö­rend und kann das Buch ge­trost wei­ter­empfeh­len. Jeder, der einmal Lust auf eine emo­tio­nale Reise in die Süd­staaten mit einem wort­ge­witzten Cow­boy hat, sollte Liev einmal in Be­tracht ziehen.
Eine unterhaltende Geschichte mit viel Gefühl, die den Leser in den Süden Amerikas entführt. Bailey legt eine kaum zu beschreibende Charakterentwicklung hinter sich und Liev lässt die Frauenherzen höher schlagen. Für meinen Geschmack eine schöne Geschichte für zwischendurch.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Ein besonderes Buch, das mich wunderbar unterhalten hat.

Applepie Stories
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Ihr Lieben, heute habe ich eine ganz be­sonde­re Re­zen­sion von einem ganz be­son­de­ren Buch für euch im Gepäck. Im Novem­ber sprach mich näm­lich die liebe Naoma Clark an und fragte, ob ich Inte­resse ...

Ihr Lieben, heute habe ich eine ganz be­sonde­re Re­zen­sion von einem ganz be­son­de­ren Buch für euch im Gepäck. Im Novem­ber sprach mich näm­lich die liebe Naoma Clark an und fragte, ob ich Inte­resse hätte, ihr Buch Applepie Stories zu lesen. Bis zu diesem Zeit­punkt hatte ich weder von dem Buch noch von der Auto­rin gehört, aber schnell war klar, dass das Inte­resse de­fini­tiv be­steht. Anfang Janu­ar be­ende­te ich den Roman und habe nun die Re­zen­sion für euch. Viel Spaß beim Lesen!
Ein Buch wie dieses habe ich noch nie ge­le­sen – wirk­lich wahr! Applepie Stories ist emo­tio­nal, be­in­hal­tet viel Wah­res und ist dabei un­glaub­lich komisch. Beim Lesen hat mich vor allem die Message des Buches be­geis­tern können. Es gab einige Momen­te, in denen ich mir dachte, dass ich dieses Buch so vielen Leute gerne mit den Worten »Lies es und lerne!« hin­hal­ten würde. Die Cha­rak­tere sind teil­wei­se etwas über­spitzt, aber sie ver­mitteln wert­volle Bot­schaf­ten an den Leser.
Lola ist die Prota­gonis­tin in dieser Ge­schich­te. Zu Be­ginn der Hand­lung wider­fahren ihr die ver­rück­tes­ten Dinge. Zu sagen, dass Lola Applepies Leben lang­wei­lig wäre, wäre die Unter­trei­bung des Jahres. Rela­tiv schnell über­schla­gen sich die Er­eig­nisse und Lola stellt sich ihnen wacker. Und mit einer Menge Drama. Lola ist eine ziem­li­che Drama­queen und ein ab­solu­tes Nerven­bün­del. Ich per­sön­lich würde es ver­mut­lich als stressig empfin­den, hätte ich eine Per­son wie Lola in meinem Um­feld, aber sie als Pro­ta­gonis­tin zu erleben, ist eine abso­lute Freude, da sie un­glaub­lich un­ter­hal­tend ist. Mit Lola wird es de­fini­tiv nicht lang­wei­lig und ich schloss sie schnell in mein Herz.
Rund um Lola gibt es eine große An­zahl an wei­te­ren Figuren. Neben ihren zwei Traum­prinzen lernen wir unter anderem Alfie kennen, die schrullige und böse Nach­ba­rin Betty sowie Lolas beste Freundinnen. Dass es sich in diesem Buch nicht nur um Lola und ihr Lie­bes­inte­resse dreht, finde ich klasse. All die Dinge, die Lola er­lebt, sind etwas verrückt, aber die Ne­ben­figu­ren ver­lei­hen der Ge­schich­te Authen­ti­zi­tät. Ich habe es, glaube ich, schon einmal in einer Re­zen­sion an­ge­spro­chen, aber ich sage es gerne noch­mal: Das Leben dreht sich in der Regel nicht nur um eine ein­zige Person. Man hat Freunde, denen man sich an­ver­traut, und even­tuell gibt es Menschen, die einem das Leben er­schwe­ren. Aus diesem Grund finde ich eine ordent­li­che An­zahl an Neben­fi­guren immer wichtig. Naoma Clark hat sich hier eine schöne Zahl an Cha­rak­te­ren he­raus­gesucht.
Jap, so ist es. Für mich ist Naoma ab sofort die Hel­din und Köni­gin der Me­ta­phern. Ich habe selten so viele Meta­phern in einem Buch ge­lesen. Und noch dazu so viel­fäl­tige. Sie haben mich nicht nur regel­mäßig zum Lachen ge­bracht, sondern sind gleich­zei­tig ein wir­kungs­volles Stil­mittel, das die Fi­gu­ren le­ben­dig und greif­bar macht. Ich bin nicht immer ein Fan von Meta­phern, aber in Applepie Stories konnte ich nicht genug von ihnen kriegen.
Generell empfinde ich den Schreib­stil der Auto­rin als an­ge­nehm und herz­lich – herz­lich, leb­haft und posi­tiv. Es macht durch ihn einfach Spaß, den Cha­rak­te­ren zu folgen und die Ge­schich­te zu er­leben. Und die Ge­schich­te wird wirklich stimmungs­voll er­zählt, da Naoma Clark all ihre posi­tive, bunte Ener­gie in ihre Zei­len flie­ßen lässt und den Leser damit immer wieder an­steckt. Es gibt zwar auch trau­rige Mo­men­te in der Ge­schich­te, in denen die Figuren nicht weiter wissen oder ihnen schlimme Dinge wider­fah­ren, dennoch ver­mitteln selbst die dra­mati­schen Szenen durch den leich­ten Schreib­stil Hoff­nung auf ein Happy End.
Der Inhalt von Applepie Stories hat es de­fini­tiv in sich, denn es passie­ren gera­de zu Be­ginn der Hand­lung enorm viel Dinge: Lola ver­sinkt in Trauer, Lola schöpft Hoff­nung in Form von Fairy Cup­cakes, Lolas Mops … nun ja, er ent­wi­ckelt sich weiter, Lola trifft Traum­prinz Nummer eins, Lola trifft Traum­prinz Nummer zwei, neben­bei führt sie noch ihr eigenes Café. Still­stand ist wohl eines der Wörter, die Lola Apple­pie nicht kennt. Es ge­schieht wirk­lich viel und Lola nimmt Leser mit auf die aben­teuer­liche Reise.
Ich hatte bereits eben an­ge­spro­chen, dass Lola mir mit­unter etwas zu dra­ma­tisch ge­wesen ist, aber es gibt noch eine Klei­nig­keit, die mich an Lola stört. Und zwar ihre Nai­vi­tät. Sie baut sehr schnell Ver­trau­en zu einer Person auf, die meines Er­achtens nach kein Ver­trau­en ver­dient hat. Mir fiel es daher an manchen Stellen etwas schwer, Lolas Verhalten nach­voll­zie­hen zu können. Jedoch weiß ich von der Autorin, dass Lola als Spiegel der Ge­sell­schaft zu ver­stehen ist. Diese Um­setzung finde ich sehr passend und ge­lun­gen. Lola als Spiegel der Ge­sell­schaft kriegt es si­cher­lich hin, den ein oder anderen Leser wach­zu­rütteln.
Die Idee der Geschichte ist zwar ein wenig verrückt, aber mir hat sie trotz­dem ge­fallen. Vor allem in Kombi­na­tion mit dem Setting des kleinen bri­ti­schen Ortes und dem ge­müt­lichen Café. Harping Charms ist ein Ort, den ich per­sön­lich so­fort be­rei­sen würde. Einen ge­müt­lichen Tag in Lolas Café zu ver­brin­gen und danach an den Klippen spa­zie­ren zu gehen, klingt für mich traumhaft.
Wer meine Sonntagszeilen kennt, kennt den Ge­danken­krü­mel, in dem ich meistens einfach vor mich hin philo­sophie­re, meinen Ge­dan­ken freien Lauf und hin und wieder die Woche Revue passie­ren lasse. Aus­nahms­wei­se gibt es zu diesem Buch auch einen Ge­dan­ken­krü­mel, denn ich habe ein paar un­klare Gedanken.
Ich habe lange über­legt, wie ich dieses Buch be­wer­ten soll. Bis jetzt habe ich leider keine Idee, des­wegen kommt nun diese Art Ge­danken­krü­mel. Applepie Stories hat mich gut unter­halten. Die Figuren waren inte­ressant, die Idee außer­ge­wöhn­lich, ich habe oft ge­lacht und mir viele tolle Passa­gen mit weisen Worten an­ge­stri­chen. Eigent­lich habe ich nichts an dem Buch aus­zu­setzen. Und dennoch – würde ich dieses Buch wie ge­wohnt in Punkten be­wer­ten, könnte ich keine volle Punkt­zahl geben.
Applepie Stories ist in einem gewissen Sinne ein Buch außer­halb meines nor­ma­len Lese­mus­ters. Ich liebe Fan­tasy, egal ob High Fan­tasy oder roman­ti­sche Fan­tasy. Ich liebe auch gute Liebes­ge­schich­ten und schöne Young oder New Adult Ro­mane. All diese Genres sind in einem ge­wissen Grad von Ernst­haf­tig­keit ge­prägt. Auch in Applepie Stories lässt sich Ernst­haftig­keit raus­lesen, aber nicht immer und ich glaube, das ist auch mein Kri­tik­punkt. Manch­mal hätte ich mir einfach einen Ticken weni­ger Drama und Kitsch ge­wünscht, da ich die Ge­schich­te auf­grund der Dra­ma­tik und zahl­rei­chen Kurio­sitä­ten nicht immer ganz ernst nehmen konnte.
Von daher würde ich als kleine Rand­notiz und Ab­schluss der Re­zen­sion gerne sagen, dass man dieses Buch, um es wirk­lich ge­nie­ßen zu können, un­be­dingt mit einer Hand­voll Humor lesen sollte. Ein­fach um die doch recht durch­ge­knallte Lola ins Herz zu schlie­ßen, den be­wuss­ten Kitsch der Ge­schich­te zu be­grüßen und die Re­flexion, die das Buch vielleicht im Leser aus­lö­sen wird, vollends will­kommen zu heißen.
Ein besonderes Buch, das mich wunderbar unterhalten hat. Es steckt viel Wahrheit in der Geschichte und ich denke, dass »Applepie Stories« vielen Lesern die Augen öffnen kann. Für meinen Geschmack war Lola etwas zu dramatisch und die Geschichte mitunter zu albern. Dennoch würde ich das Buch empfehlen.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Gute Unterhaltung mit tollem Schreibstil!

Nebenan funkeln die Sterne
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Ihr Lieben, vor einiger Zeit habe ich Kingdom of Ash von Sarah J. Maas be­endet. Es war das Buch, auf das ich mich in diesem Jahr am meis­ten ge­freut habe. Es hat mich in kei­ner Wei­se ent­täuscht, aber ...

Ihr Lieben, vor einiger Zeit habe ich Kingdom of Ash von Sarah J. Maas be­endet. Es war das Buch, auf das ich mich in diesem Jahr am meis­ten ge­freut habe. Es hat mich in kei­ner Wei­se ent­täuscht, aber wie es dann so oft nach wirk­lich gu­ten Büchern ist, be­kam ich einen kleinen Book-Hang­over: Ich wusste einfach nicht, was ich lesen sollte, denn kaum ein ande­res Buch würde mit King­dom of Ash mit­hal­ten können. Was musste also her? Ein Genre­wechsel! Und was würde sich als Genre­wechsel nach epi­scher Fan­tasy mehr an­bie­ten als ein Lie­bes­roman? Daher griff ich kur­zer­hand zu Nebenan funkeln die Sterne von Lilly Adams, das ich euch heute vor­stellen möchte.
Wie in der Einleitung er­wähnt, habe ich das Buch be­gonnen, da ich auf der Suche nach einem ab­so­lut ande­ren Genre war und weil die locker­leich­te Ge­schich­te um Emma mich neu­gie­rig machte. Alles in allem hat mir der Roman auch gut ge­fallen. Es gab ein paar Klei­nig­kei­ten, die mich ge­stört haben, aber der Roman hat et­was ge­schafft, das ich mir von einem Young Adult Buch kaum er­hoffen mag: Er hat mich wirk­lich zum Nach­den­ken an­ge­regt.
Von Lilly Adams hatte ich vor Nebenan funkeln die Sterne noch kein ande­res Buch ge­le­sen, aber ich denke, dass ich mir auch wei­tere Bücher der Au­to­rin an­schauen werde. Mir hat ihr Schreib­stil näm­lich aus­ge­spro­chen gut ge­fallen. Dieser Ro­man ist wun­der­schön ver­fasst. Mal sind die Sätze kurz und knackig, mal fallen sie länger aus und sind dabei ma­le­risch und aus­druck­stark. Der anspre­chen­de Schreib­stil trägt für mich maß­ge­bend dazu bei, dass mir Emma so sym­pa­thisch ist. Ich kann ihre Ge­dan­ken­gänge und ihr Han­deln – auch wenn es na­tür­lich nicht rich­tig ist – ver­ste­hen. Ich weiß, wieso sie tut, was sie tut und so wuchs sie mir mit jeder Seite etwas mehr ans Herz.
Emma ist die Prota­go­nis­tin des Romans und die­ser wird einzig aus ihrer Pers­pek­ti­ve er­zählt. Das ist für mich so auch in Ordnung, da man Emma gut kennen­lernt. Sie ist mir zwar sym­pa­thisch ge­we­sen, je­doch nicht voll und ganz. Irgend­wie finde ich ihr Ver­hal­ten hin und wieder et­was selt­sam und konn­te mich wäh­rend der Lek­tü­re nicht immer mit ihr iden­ti­fi­zie­ren. Sie lebt ein sehr iso­liertes Le­ben und lügt, was mir über­haupt nicht ge­fällt. Das Ge­rüst, das sie auf­baut, hat mir Angst ein­ge­jagt, da ich nur darauf ge­war­tet habe, dass es zu­sammen­bricht.
Ich finde ihre Ängste zudem schwer nach­voll­zieh­bar. Im einen Augen­blick hat sie große Angst vor vielen Din­gen, im nächsten sind diese Ängste wie fort­ge­bla­sen. Für mei­nen Ge­schmack war das zu wirr und un­ent­schlossen. Ich hätte mir gene­rell einen strik­ten roten Faden ge­wünscht, der sich durch die Ge­schich­te zieht. Einmal in der ge­sam­ten Hand­lung, worauf ich gleich noch ein­ge­hen möchte, und in Be­zug auf Emma. Ich hätte so gerne eine schö­ne Ent­wick­lung ihres Cha­rak­ters ge­lesen und nicht dieses Hin und Her. Dass sie bei­spiels­wei­se zu Be­ginn des Ro­mans große Pro­ble­me mit ihren Ängsten hat, diese aber nach und nach be­sie­gen kann. Davon ab­ge­sehen mochte ich Emma als Pro­ta­gonis­tin sehr.
Soziale Medien bedeuten für Emma mehr Schein als Sein. Um ihren Feed zu füllen, sucht sie stra­te­gisch mehrere Jahre alte Bilder aus ihrer Ver­gan­gen­heit he­raus, die sie auf­wen­dig be­ar­bei­tet, um sie als Bilder aus ihrem jetzi­gen All­tag dar­zu­stellen. Ihre Fan-Commu­nity feiert Emmas Life­style und ihre Bil­der. Umso trau­ri­ger ist es, dass es ein­fach nicht stimmt. Als diese Er­kennt­nis schon wäh­rend der ersten Sei­ten bei mir kam, habe ich mich das erste Mal ge­fragt, für wie viele Menschen das die Rea­li­tät ist. Wie viele Menschen einem auf Insta­gram wohl etwas vor­gaukeln …
Jedes Kapitel beginnt mit einem Aus­zug aus Emmas Akti­vität in den so­zia­len Me­dien – wie sie mit ihren Followern in­ter­agiert und wel­che Lü­gen sie auf­baut –, was ich sehr interessant zu ver­fol­gen finde. Be­son­ders spannend ist näm­lich die Tat­sache, dass die­se Aus­züge immer auf das vor­heri­ge Ka­pi­tel be­zogen sind. So kennen die Leser die Wahr­heit und sehen genau, wie Emma diese in den so­zia­len Me­dien verdreht.
Die sozialen Medien spielen in diesem Buch eine große Rolle. Viele andere Blogger und ich selbst sind täg­lich auf so­zia­len Me­dien ak­tiv. Insta­gram (Twitter und / oder Facebook) ge­hö­ren meistens als fes­ter Be­stand­teil zum ei­genen Blog. Was ich bei Nebenan funkeln die Sterne sehr inte­ressant finde, ist eine Aussage von Emma, die in etwa so lautet: »Man ver­bringt Stunden mit dem Pla­nen des Feeds und dem Be­arbei­ten der Fotos, nur um ein Bild on­line zu stellen, dass nach we­ni­gen Minuten von den Followern be­reits ver­gessen wurde.« Ich habe mir die Stelle leider nicht mar­kiert, aber der Inhalt ist mir im Kopf ge­blie­ben, denn ich glaube, mit dieser Aussage kann jeder Blogger oder Influ­encer etwas an­fan­gen. Auf die ein oder andere Weise wird die­ser Satz näm­lich für jeden stimmen. Man in­ves­tiert als Blogger sehr viel Zeit für seine Fotos und die Dar­stellung des Ob­jek­tes, das man prä­sen­tie­ren möchte.
Es gibt jedoch auch einen großen Knack­punkt bei Nebenan funkeln die Sterne für mich. Die Hand­lung düm­pelt etwas vor sich hin. Wo­rauf läuft die Ge­schich­te hi­naus? – Das ist die Frage, die ich mir nach etwa hun­dert Seiten zum ersten Mal ge­stellt habe. Ich habe das Ge­fühl, dass der rote Faden in der Hand­lung voll­kommen fehlt. Die Aus­gangs­situ­ation ist klar ge­schil­dert und hin und wieder ver­lässt Emma dank Nathan ihre Kom­fort­zone. Aber das war es dann auch schon, wenn ich mich nicht irre. Ich habe mir ein­fach mehr von der Hand­lung er­hofft und nicht nur eine Grund­situ­ation mit sich doch immer ähnelnden Aus­rei­ßern aus dem Kon­zept. Wirk­li­che Spannung kommt für meinen Ge­schmack nicht auf.
Nebenan funkeln die Sterne ist ein Lie­bes­ro­man, das ist mir be­wusst. Ich weiß auch, dass man dieses Genre nicht mit spannen­den Kri­mis oder durch­dach­ter Fan­tasy ver­glei­chen kann. Dennoch hätte ich mir etwas ge­wünscht, das mich an die Hand­lung bin­det. Etwas, das mich dazu bringt, un­be­dingt wei­ter­le­sen zu wollen. Mir per­sön­lich hat in die­sem Punkt die be­son­dere Note gefehlt.
Lilly Adams überzeugt mit einem wunderschönen Schreibstil und interessanten Figuren, die das 21. Jahrhundert perfekt widerspiegeln. Ich hätte mir etwas mehr Handlung gewünscht.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Etwas schwächer als Band 1

Verliere mich. Nicht.
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Hallo, ihr Lieben. Lange haben wir auf den Januar ge­wartet. Der Monat, in dem Verliere mich. Nicht. von Laura Kneidl end­lich erschien. Nach­dem mich Berühre mich. Nicht. voll­kommen über­zeugte, konnte ...

Hallo, ihr Lieben. Lange haben wir auf den Januar ge­wartet. Der Monat, in dem Verliere mich. Nicht. von Laura Kneidl end­lich erschien. Nach­dem mich Berühre mich. Nicht. voll­kommen über­zeugte, konnte ich die Fortsetzung von Sages und Lucas Liebes­geschichte kaum er­warten. End­lich hatte ich eine Bücher­reihe aus dem New Adult Genre gefunden, die mir wirk­lich zusagte. Eine New Adult Reihe ohne An­häufungen von Kli­schees und die mit tief­gängigen Fi­guren zu punkten wusste. Figuren, die nicht sex­is­tisch sind, sondern höchst emo­tional und realitäts­nah.
Als das Buch dann endlich bei mir zu­hause lag, habe ich noch ein wenig mit dem Lesen gewartet, da ich Verliere mich. Nicht. mit ein paar lieben Insta­gram- und Blog­mädels lesen wollte. Ab dem 19. Februar wollten wir jeden Tag drei Ka­pitel lesen, was die meiste Zeit über auch gut ge­klappt hat. Bis sich dann die Lek­türe dem Ende näherte. Spätes­tens bei den letzten ein­hundert Sei­ten geriet unsere Lese­runde voll­kommen außer Rand und Band und plötz­lich war Verliere mich. Nicht. auch schon vorbei. Interessieren euch meine Lese­ein­drücke? Dann lest doch weiter.
Verliere mich. Nicht. setzt naht­los an das Ende von Berühre mich. Nicht. an und was war ich dank­bar, dass es endlich weiter­ging. Nach dem schreck­lichen Cliff­hanger des ersten Bandes wollte ich un­be­dingt wissen, wie sich die Ge­schichte rund um Luca und Sage weiter­ent­wickelt. Bei dem Ro­man gab es für mich eini­ge Höhen und Tiefen. Ich las Passagen, die mich an die Ge­schich­te fesselten und bei denen ich die drei zu lesen­den Ka­pi­tel viel zu schnell beendete und die Tat­sache ver­fluch­te, dass wir uns nur diese täg­liche Kapitel­an­zahl vor­genommen hatten. Andere Passagen wiederum ließen mich stutzig werden und die Stirn runzeln. Beendet habe ich das Buch mit ge­misch­ten Gefühlen und in den nächsten Ab­sätzen er­fahrt ihr wieso.
Laura Kneidls Schreib­stil ist unverg­leich­bar und für mich, wie auch in Berühre mich. Nicht., ein absolutes High­light des Buches. Mehr muss man ei­gent­lich nicht sagen. Durch ihre wunder­volle Wort­wahl fällt es Lesern leicht, voll­kommen in der Ge­schich­te zu ver­sinken. Verliere mich. Nicht. ist wie sein Vor­gänger flüssig zu lesen und von vielen inneren Mono­logen der Pro­ta­go­nistin geprägt, so dass man den eigenen All­tag schnell vergessen kann. Mitreißend trifft es wohl gut – jeden­falls zeigt sich in Laura Kneidls neuester Lek­türe wieder einmal, welches un­glaub­liches Ta­lent sie für das ge­schrie­bene Wort besitzt. Als Leser weiß man genau, was die Cha­rak­tere der Ge­schich­te gerade empfinden und teilt ihre Schmerzen und Freuden gleich­er­ma­ßen. Dass man sich als Leser so in­vol­viert fühlt, ist für mich sehr wichtig.
Beim Lesen der Lektüre fühlt man sich ganz klar am meisten mit Sage verbunden. Da der Roman aus ihrer Pers­pek­tive erzählt wird, nimmt man aktiv an ihren Ge­danken­gän­gen teil. Und Ge­danken macht sich Sage nicht zu wenige … Ihr Trennungs­schmerz zu Beginn des Romans ist herz­zer­reißend und greifbar. Ich hatte mit­un­ter aber doch Pro­ble­me mit den Dingen, die sie be­schäf­tigen. Klar, ihre Ge­dan­ken waren sehr aus­­führ­­lich ge­schil­dert, so dass man ihr Handeln dem­ent­sprech­end zuordnen konnte, aller­dings gab es für mich viele Logik­fehler. Ihr müsst es euch so vor­stellen: Sage schil­dert ihre Gefühle, anhand derer sie ihre Ent­schei­dungen trifft. Man weiß also, wieso sie sich so be­nimmt. Gleich­zeitig er­gaben ihre Ge­danken in mei­nen Augen nicht immer Sinn, so dass ich trotz der aus­führ­lichen Er­klä­rungen Pro­bleme mit dem Nach­voll­ziehen hatte.
[Spoiler] Wie kann Sage bei­spiels­weise nach so kurzer Zeit zu (ihrem Ex) Luca zurück ziehen? Gerade nachdem sich die beiden so sehr verletzt haben, sich dann in der Woh­nung kaum in die Augen gucken können, sich aus dem Weg gehen und klare Schwie­rig­keiten mit dem anderen haben? Und wie kann Sage auf einmal Sex mit Luca haben, wenn sie offen­sicht­lich Differ­enzen und eine große Dis­tanz zwischen sich haben? Ich meine, Sage hat immer noch mit ihren Ängsten vor Männern zu kämpfen und hat, obwohl sie Luca im ersten Band vertraute, Schwie­rig­keiten gehabt, ihn nur zu umarmen. Und auf einmal ist deut­lich mehr als eine Um­armung drin und alle Sorgen sind vergessen? Ich weiß ja nicht …
Im Vergleich zu Berühre mich. Nicht. wirkte Sage sehr verloren. Ja, sie hat Angst­zustände, aber recht­fertigen diese ihre ge­nerelle Ziel­losig­keit? Sage lebt von einen Tag in den nächsten, sie lernt für eine Klau­sur, bastelt Schmuck und dann? Wo waren ihre Stär­ke und ihr Mut hin? Was ist mit ihren Zielen passiert? Hin und wieder tauchte ihre Ent­schlossen­heit aber auch wieder auf, gerade zum Ende der Lektüre, und diese Text­passagen habe ich sehr ge­nossen. Sie erinnerten mich an die alte Sage, wie sie Leser in Berühre mich. Nicht. kennen­lernten. Eine starke Kämpferin, die ihre Schwächen und Ängste überwindet, zu neuen Ufern auf­bricht und endlich an sich denkt. Dies war für mich per­sön­lich ein aus­schlag­gebender Punkt, weswegen ich den ersten Roman der Reihe so liebe: Ein New Adult Buch mit einer wirklichen Powerfrau, die sich nicht von Männern unter­buttern und definieren lässt.
Luca ist ein Cha­rak­ter, den man einfach nur ins Herz schließen muss. Er ist, im Ver­gleich zu vielen anderen ste­reo­typischen Cha­rak­teren des Genres, so er­fri­schend. Luca ist sen­sibel, loyal, immer für seine Freunde da und einfach kein 0815 Bad Boy, der eine Frau von oben herab behandelt. Er ist der Typ Mensch, mit dem man sich selbst gerne umgeben würde, weil man weiß, dass er das ei­gene Leben be­reichern wird. Umso glück­licher war ich, als die Ge­schich­te an Fahrt auf­nahm und Luca und Sage sich gegen­seitig wieder in das Leben des anderen ließen.
Neben Luca und Sage sind mir jedoch auch viele andere Cha­rak­tere ans Herz gewachsen. Von der quie­tschigen April hin, die ich schon in Berühre mich. Nicht. bewunderte, bis hin zu Connor, der in diesem Band der Reihe eine ver­hältnis­mäßig große Rolle spielt. Laura Kneidl zeigt Lesern in Verliere mich. Nicht. wie wahre Freund­schaften aussehen. Sie führt Leser an Be­ziehungen heran, in denen weder Neid noch Kon­kurrenz­kampf herrschen, sondern die von Ver­ständnis, Mit­gefühl und Liebe definiert werden. Gleich­zeitig verleiht sie jeder Figur eine einzig­artige Stimme, so dass jeder Charakter lebendig wirkt.
Die Handlung von Verliere mich. Nicht. ist mein größtes Problem bei dieser Rezension, denn leider über­zeugte sie mich nicht. Der Beginn des Romans, oder nein, die ersten zwei Drittel des Romans haben sich gezogen wie nichts Gutes. Puh! Sie waren erfüllt von Sages Trauer und leeren Hand­lungen, die für mich einfach nur Puffer und Seiten­füller sind. Die Dank­sagung des ersten Bandes liest sich so, als wäre Laura Kneidls ursprüngliche Idee keine Di­logie gewesen, sondern ein einzelner Roman, und das merkt man in Verliere mich. Nicht. leider stark.
Die Spannung aus Berühre mich. Nicht. war zum größten Teil nicht vor­handen. Statt­dessen füllten sich die Seiten mit vor­her­seh­baren Hand­lungen und Themen, die kurz angerissen, dann aber wieder ver­worfen werden. Der triste All­tag von Sage wird dar­gestellt und auch wenn er interessant zu lesen ist, ist er nicht mit dem spannenden Knis­tern und der Auf­regung des ersten Bandes ver­gleich­bar. Luca und Sage nähern sich lang­sam wieder, lassen sich aber doch nie voll­kommen an­ei­nander ran, bis es sich dann dem Finale nähert.
Bei den letzten ein­hundert Sei­ten der Lek­türe nahm die Hand­lung dann ra­sant an Ge­schwin­dig­keit an und man konnte das Buch prak­tisch nicht mehr aus der Hand legen. Für mich kam das Ende alles in allem nur sehr abrupt. Während sich das Buch von Beginn an zieht und man sich beim Lesen ständig fragt, wo das alles hin­führen soll (dazu später noch mehr), geht das Drama um ihn plötzlich los und ist ge­nau­so schnell wieder vorbei. Verliere mich. Nicht. wirkte auf einmal voll­kommen über­stürzt! Alles kam Schlag auf Schlag.
Ich hätte mir ge­wünscht, dass die Pro­ble­matik um ihn früher im Buch auf­ge­griffen wird. So hätte man sich nicht nur die schwa­chen, lang­atmigen Stellen des Romans sparen können, sondern ihm generell etwas mehr Spannung verpasst. Dieser Kon­flikt von Sage hat so viel Po­ten­zial und könnte Sages Familie und übrige Be­zie­hungen ge­schickt einspannen, dass ich etwas traurig war, dass er im Nach­hinein doch eine ver­hält­nismäßig kleine Rolle spielte – gerade, weil man seit Band eins auf die Konflikt­aus­ei­nander­setzung gewartet hat.
Ich hatte ehrlich gesagt auch viel früher mit ihrem Ge­ständ­nis gerechnet. Dass sich Sage ihren Freunden, ihrer Familie und vor allem Luca deut­lich eher anver­traut. Aber gut, ich verstehe, dass dies der ein­fachere Weg ist, um ein fast fünf­hundert Seiten langes Buch zu füllen. Meine Mei­nung ist jedoch, dass Berühre mich. Nicht. mit dem zu­sätzlichen Ende von Verliere mich. Nicht. eine wunderbar und in sich ab­geschlosse­ne Ge­schichte gewor­den wäre, bei der ein paar Seiten mehr nie­manden gestört hätten.
Ein Punkt, der mir gut und gleich­zei­tig weniger gut gefallen hat, war, dass viele Knack­punkte unserer Ge­sell­schaft in Verliere mich. Nicht. an­ge­sprochen werden. Die Autorin greift die unter­schied­lichs­ten Le­bens­weisen auf und bringt sie den Lesern ge­schickt und sensibel näher. Neben Sages Angst­stör­ungen werden in diesem Roman sex­u­elle Orien­tie­rungen (Pan- & Homo­sex­ualität), De­pressio­nen, Le­gas­thenie und viele weitere Tabusthematisiert.
Es ist klar: Jede Figur in Verliere mich. Nicht. hat sein Päckchen zu tra­gen und auf einige wird dabei be­sonders de­tailliert ein­ge­gangen. Das hat mir gut gefallen, jedoch wird vieles auch nur kurz auf­ge­griffen. Ganz nach dem Motto »Aha, du bist pan­sex­uell« wird es einmal er­wähnt, de­fi­niert und wieder fallen gelassen. Diese Ober­fläch­lich­keit hat mich ge­stört, weil ge­fühlt jede zweite Person in Sages Um­feld be­troffen ist und es dennoch nur am Rande er­wähnt wird. Na­tür­lich, es ent­spricht der Re­a­li­tät und ich finde es klasse, dass diese The­men an­ge­sprochen werden, aber wieso greift man so wich­ti­ge Themen kurz auf, nur um sie wieder fallen zu lassen?
Ich hätte mir ge­wünscht, dass man sich statt etwa zehn ver­schie­denen »Päck­chen« zwei oder drei raus­pickt und ge­zielt auf sie ein­geht. Mir per­sönlich war es einfach etwas zu viel und es wäre mir lieber gewesen, hätte man den Fo­kus auf ein oder zwei Fi­guren und The­ma­tiken gesetzt, zum Beispiel Sages Aus­ei­nan­der­set­zung mit ihm, und sich aus­führ­lich mit ihnen be­schäf­tigt, als di­verse Themen an­zu­kratzen. 
Mein letzter Kritik­punkt schließt an das eben Ge­nann­te an. Es wurden vie­le Themen angerissen, aber nicht ab­ge­schlossen und so beende ich Verliere mich. Nicht. mit vielen offen ge­blie­benen Fragen. Was geschah mit Connor und Aaron? Was passierte mit Megan? Beugte sie sich dem Willen ihrer Eltern oder nicht? Und was war eigentlich mit Cameron und April? In beiden Bänden wurde doch gemunkelt, dass zwischen ihnen etwas sei? Und wo war überhaupt Gavin?
Eine romantische Liebesgeschichte mit Höhen und Tiefen, die viel Spaß bringt zu lesen, von der ich mir jedoch erhofft hatte, sie würde etwas schneller in Fahrt kommen.