Spannender Auftakt
Die Falkenburg Chroniken / Die Falkenburg-Chroniken: Der Ägyptologe„...Leider haben sowohl Howard Carter als auch Lord Carnarvon die Angewohnheit, dickköpfig zu sein. Selbst die Esel im Tal der Könige sind dagegen folgsam wie Lämmer...“
Gerade 19 Jahre sind Carl und ...
„...Leider haben sowohl Howard Carter als auch Lord Carnarvon die Angewohnheit, dickköpfig zu sein. Selbst die Esel im Tal der Könige sind dagegen folgsam wie Lämmer...“
Gerade 19 Jahre sind Carl und Richard von Falkenburg, als sie wie viele andere in der Schlacht an der Somme im Jahre 1918 verheizt werden sollen. Doch beide treffen auf einen englischen Offizier, der sich seine Menschlichkeit bewahrt hat und sie am Leben lässt. Es ist der Sohn vom Earl of Carnarvon.
Im Jahre 1922 treffen sich die Zwillingsbrüder wieder. Richard kommt von Ausgrabungen in Mexiko, und Carl hat sich für die Teilnahme an den Ausgrabungen in Luxor beworben. Die Erfolge von Howard Carter sind gerade in aller Munde.
Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Dazu haben nicht zuletzt die umfangreichen und exakten Recherchen des Autors beigetragen, die in jeder Beschreibung zu spüren sind.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich und ab und an von einem feinen Humor durchsetzt. Das zeigt das obige Zitat, das einen Ausschnitt aus dem Gespräch in der Antikenverwaltung wiedergibt. Dort ist man bemüht, die Fäden in der Hand zu behalten.
Die innere Spannung entsteht durch die unterschiedlichen Interessen und Ansichten der Protagonisten. Hinzu kommt, dass Ägypten nun ein freies Land ist und selbst über seine Reichtümer entscheiden möchte.
Carter ist kein einfacher Charakter. Er muss sich aber damit abfinden, dass Lord Carnarvan derjenige ist, der die Grabungslizenz besitzt und das Geld zur Verfügung stellt. Also hat er das Sagen. Sonst hätte Carl zum Beispiel keine Chance gehabt, an der Grabung beteiligt zu werden.
Auch die Antikenverwaltung macht Carter Vorschriften. Hinzu kommt, dass das Militär ganz eigene Vorstellung hat, wer die Altertümer ausgraben darf und wer nicht. Dass man selbst die eigenen Leute nur benutzt, kommt in folgendem Zitat zum Ausdruck:
„...Schon die alten Pharaonen wussten, dass es manchmal ein wenig Zeit bedurfte, um in den Genuss der Rache zu kommen...“
Sehr detailliert wird das Vorgehen beim Öffnen des Grabes beschrieben. Interessant finde ich die Technik, mit der jeder Schritt exakt per Foto belegt wurde. Auch wer alles am Grab erscheint, um es zu besichtigen, wird genau dargelegt.
Eine der spannendsten Fragen für einen Teil des Teams ist die Frage nach der Herkunft des Tutanchamun. Ist er ein Sohn Echnatons? Probleme ergeben sich wiederum dadurch, dass sich die Wissenschaftler aus unterschiedlichen Ländern nicht grün sind. Jeder beäugt den anderen misstrauisch.
Nach dem plötzlichen Tod von Lord Carnarvon wird die Situation noch schwieriger. Das Gerücht vom Fluch des Pharaos kommt auf und verunsichert die einheimischen Arbeiter. Noch sieht Carter das gelassen:
„...Mister Falkenburg, wenn ich eines in meiner Zeit in Ägypten gelernt habe, dann, dass sich politische Verhältnisse manchmal schneller ändern, als ein Krokodil zuschnappen kann...“
Gleichzeitig gibt es Versuche, die Lizenz für Lord Carnarvons Erben nicht zu erneuern. Doch jetzt zeigt sich, dass es unter den Ägyptologen trotz aller Differenzen einen gewissen Ehrencodex gibt. Keiner ist bereit, Carters Aufgabe zu übernehmen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.