Die Vergangenheit holt jeden irgendwann ein…
Also, ich muss zugeben, es hat eine Weile gedauert, bis Herr Herzberg, Frau Weigand und ich miteinander warm geworden sind. Entweder ist mir das mecklenburg-vorpommernsche Naturell fremd oder ich bin zu ...
Also, ich muss zugeben, es hat eine Weile gedauert, bis Herr Herzberg, Frau Weigand und ich miteinander warm geworden sind. Entweder ist mir das mecklenburg-vorpommernsche Naturell fremd oder ich bin zu einfach gestrickt für dieses Buch… ODER es ist einfach wie es ist: hier handelt es sich um den zweiten Band einer Reihe und ich habe den ersten verpasst und keine Ahnung was läuft
Denn mein Gefühl beim Lesen der ersten ca. 100 Seiten lässt sich ungefähr so beschreiben: es war, als würde ich neben zwei Leuten stehen, die ständig Insidersprüche klopfen, während ich ratlos daneben herdackel und keine Ahnung habe, was die meinen… Nach ca. einem Viertel des Buches wurde es besser – oder ich hatte mich einfach dran gewöhnt und kam langsam dahinter, wohin der Hase hoppelt.
Zunächst mal hoppelt er in die Vergangenheit, denn da gibt es in dem kleinen Ort Lichtenfels einiges aufzuarbeiten. Zum einen scheint die alte Magda noch mit Begebenheiten aus dem 2. Weltkrieg zu hadern, zum anderen scheint der verschiedene Rudolf nach der Wende einen ordentlichen Reibach mit der Umgestaltung der ortsansässigen LPG zum gesamtdeutschen Agrarunternehmen gemacht zu haben. Und, nicht zu vergessen, die umliegenden rechtsorientierten Gemeinschaften scheinen auch noch irgendwie in der Sache mit drin zu hängen…
Ein ziemlich dichtes Geflecht, durch das sich Herzberg und seine Ex-Kollegen hier wühlen müssen. Und mit der Zeit hat es mir wirklich Spaß gemacht, zusammen mit dem Ermittlerteam die alten Stukturen aufzubrechen und der Wahrheit auf den Grund zu gehen.
Zu empfehlen ist dieser Krimi deshalb auf jeden Fall – auch wenn man sich als „Neu-Leser“ erst ein paar Seiten zur Eingewöhnung geben sollte. Die Sprache von Claudia Rikl ist dem Fall und dem Ermittlerteam angemessen. Nordisch anmutend, ein bisschen karg, manchmal aber gleichzeitig mit zarter Poesie. Dieser Stil hat Eindruck bei mir hinterlassen und das Buch aus der Masse herausragen lassen.
Wer mal einen „etwas anderen“ deutschen Krimi sucht, der ist hier mit Sicherheit an der richtigen Adresse.