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Veröffentlicht am 14.04.2019

Wenn die Mauer des Schweigens bricht....

Sommer der Versöhnung
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Emily und Rose haben sich schon seit Jahren mit einer Mauer des eisigen Schweigens umgeben und einander denk Rücken gekehrt, Doch mit dem Tod der Mutter werden beide wieder miteinander und somit auch der ...

Emily und Rose haben sich schon seit Jahren mit einer Mauer des eisigen Schweigens umgeben und einander denk Rücken gekehrt, Doch mit dem Tod der Mutter werden beide wieder miteinander und somit auch der gemeinsamen Vergangenheit konfrontiert.
Bei der Eröffnung des Testaments erfahren sie, dass sie das Erbe nur antreten können, wenn sie gemeinsam an einem Strang zeihen und ein gut gehütetes Geheimnis lüften können. Wird es der Mutter auch noch nach ihrem Tod gelingen, die beiden Schwestern zu vereinen ?

Darcie Chan entführt uns mit ihrem zweiten Roman "Sommer der Versöhnung" erneut nach Mill River und es ist fast schon wie ein Heimkommen. Man sieht altvertraute Ecken und fühlt sich sofort wohl in diesem Buch.
Die Wechsel zwischen den Zeitebenen gelingt Darcie Chan auch diesmal wieder sehr gut und so kann ich mir selbst ein Bild von den Ereignissen machen, die damals vorgefallen und deren Auswirkungen jetzt noch zu spüren sind.
Mir gefällt besonders gut, dass man einen sehr detaillierten Einblick in die Gefühle und Gedanken von Emily und Rose erhält, denn so kann man sich sehr gut in die beiden zerstrittenen Schwestern hineinfühlen und ihre Handlungen nachvollzeihen. Der tiefe Hass der beiden Frauen aufeinander ist für den Leser geradezu greifbar und die Frage nach dem Warum wird hier stückweise offenbart. Die Autorin formt dabei aus den einzelnen Informationen nach und nach ein stimmiges Gesamtbild, das mit wundervollen Landschaftsbeschreibungen von Mill River komplettiert wird.
Ihre Figuren sind sehr schön aufeinander abgestimmt, wirken authentisch und sorgen für sehr viel Abwechslung - egal ob es die beiden Schwestern sind, die sich meiden wie der Teufel das Weihwasser, oder Tante Ivy, die hier den Part der Vermittlerin innehat, oder auch all die anderen Bewohner des kleine Städtchens - eine bunte Gemeinschaft, die mich als Leser sofort adoptiert und so in ihrer Mitte aufnimmt.
Die Emotionen werden von der stilsicheren und flüssigen Schreibweise der Autorin getragen, verwickeln mich mit den Ereignissen und lassen mich so als Teil der Geschichte alles hautnah miterleben.
Ein gelungenes Buch über Familienbande, Zusammenhalt, Liebe und Verlust - reicht zwar nicht ganz an den Vorgänger heran, kann mich aber trotzdem begeistern.

Veröffentlicht am 09.04.2019

Roadmovie mit Herz

Der Weg ist das Glück
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Wer sagt denn, das man mit 75 zum alten Eisen gehört ? Evelyn jedenfalls fühlt sich zu jung fürs Seniorenheim, will etwas erleben und aktiv sein. Beim Pferderennen setzt sie auf ihre Glückszahl - und räumt ...

Wer sagt denn, das man mit 75 zum alten Eisen gehört ? Evelyn jedenfalls fühlt sich zu jung fürs Seniorenheim, will etwas erleben und aktiv sein. Beim Pferderennen setzt sie auf ihre Glückszahl - und räumt ab.
Mit dem Gewinn stiefelt sie zum Gebrauchtwagenhändler, kauft sich ein Wohnmobil und es beginnt einen Roadtrip, der es in sich hat - Glück und Liebe inbegriffen. Doch Evelyn hat die Rechnung ohne ihren Sohn gemacht, der alles daran setzt, dass seine Mutter wieder an dem von ihm angestammten Platz zurückkehrt....

"Der Weg ist das Glück" ist ein wundervoller Roman voller Tatendrang und Energie, die auf mich überspringt und mit guter Laune versorgt.
Ständiger Begleiter ist der Ohrwurm " On the road again" von Canned Heat und unterstreicht damit die tolle Geschichte .
Der Trip von Dublin nach Frankreich ist kurzweilig und sehr unterhaltsam geschildert und so reise ich gerne mit Evelyn auf einer interessanten Route quer durch die Lande, lerne viele attraktive Orte und Regionen kenne und begegne Menschen, die so vielfältig und bunt gestaltet sind, wie die Landstriche, durch die die Reiseroute führt.
Ich mag Evelyn, denn sie hat eine positiv einnehme Art und zeigt auf, dass man auch im Alter noch Spaß haben und Abenteuer erleben kann. Nur weil man einer bestimmten Altersklasse angehört, ist man noch lange nicht ausrangiert und aufs Abstellgleis geschoben. Das Leben bleibt aufregend, wenn man sich das Interesse an Neuem und Schönem bewahrt.
Ihr Sohn hingegen hat den berühmten Stock im Hintern, steht nicht wirklich auf eigenen Bein und hat wohl nie gelernt, mit Neugier und offenen Augen durchs Leben zu gehen. Er steht sich somit selbst im Weg und bremst damit nicht nur sich, sondern auch seine Frau gewaltig aus. Eigentlich traurig, wenn man bedenkt, dass man doch nur dieses eine Leben hat und das sollte man sich so angenehm und aufregend wie möglich gestalten.
Seine negative Art mag ich nicht und es täte ihm gut, sich endlich vom Schürzenkind zum eigenständigen Erwachsenen zu entwickeln. Aber es gibt wohl Menschen, die sie nie ändern - und er scheint dazu zugehören.
Für mich ist dieser Roadrip eine gelungenen Abwechslung in der Welt der Unterhaltungsromane, die mich mit vielen guten Szenen, einer ungewöhnlich agilen Akteurin und einer ansprechenden, bunten Geschichte erfreut

Veröffentlicht am 05.04.2019

Auf den Hund gekommen

Mit James auf Sylt
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Jana hat gerade eine dicke Flaute im Leben - Job weg, Beziehung futsch und erstmal nichts in Aussicht, was das Leben rosig macht. Da liegt es nahe, dass sie der Bitte ihrer Schwester Nele nachkommt und ...

Jana hat gerade eine dicke Flaute im Leben - Job weg, Beziehung futsch und erstmal nichts in Aussicht, was das Leben rosig macht. Da liegt es nahe, dass sie der Bitte ihrer Schwester Nele nachkommt und sich als Hundesitter für den Neufundländer James verdingt. Es könnte schlimmer kommen, denn 8 Wochen auf Sylt mit Hund stehen auf dem Programm. Doch eigentlich mag Jana keine Hunde und James' Manieren sind zum Abgewöhnen - im wahrsten Sinne des Wortes. Einziger Lichtblick ist der smarte Frank mit seiner Hündin Paula, doch auch das Inselleben ist nicht immer so ruhig und gediegen, wie sich das Jana gedacht hat...

"Mit James auf Sylt" ist ein quirlig leichter Sommerroman, der mit viel Herz und Hund überzeugt und Spaß macht zu lesen.
Die Autorin hat ihrer wirklich netten und liebenswerten Hauptfigur den besten Mitspieler an die Seite gestellt, den man sich überhaupt nur denken kann. James ist zwar ein bisschen unbeholfen und hört wenig bis gar nicht, dafür lässt er Leserherzen höher schlagen und verzaubert mit seinen bernsteinfarbenen Augen.
Die vielen witzigen und teils schrägen Szenen, die Jana und James hier durchleben, sorgen für dauerhaftes Grinsen und absolute gute Laune beim Lesen.
Dazu gesellen sich smarte Zweibeiner mit rauer Schale und weichem Kern ebenso wie geschniegelte Windeier und alle haben eins gemeinsam - ihre Vierbeiner.
Thesenfitz strickt hier einen heiteren Liebesroman, den sie zusätzlich mit vielen Informationen rund um das Thema Hundeerziehung, Hundeliebe und -abneigung bestückt und fertig ist ein tolle Lektüre, die man gerne im Strandkorb oder auf der Sonnenterrasse der Insel liest.
Herrliche Naturschauspiele wie rotgoldene Sonnenuntergänge, Wellenglitzern bei Vollmond oder Windspiele mit dem Dünengras heben die Schönheit Sylts noch mal deutlich hervor und zaubern so romantische Inselstimmung, die sofort Lust auf Meer und mehr macht.

Veröffentlicht am 27.03.2019

Stärker noch als der Tod ist die Liebe

Die Wildrosentöchter
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Das einzige, was ihr von ihrer großen Liebe geblieben ist, sind die Weinreben und das Gut, das Lorenzo Cassandra hinterlassen hat. Über seinen Tod glaubt sie niemals hinweg zukommen und vergräbt sich immer ...

Das einzige, was ihr von ihrer großen Liebe geblieben ist, sind die Weinreben und das Gut, das Lorenzo Cassandra hinterlassen hat. Über seinen Tod glaubt sie niemals hinweg zukommen und vergräbt sich immer tiefer in ihrer Trauer.
Erst eine Videobotschaft zum ersten Todestag lässt einen Ruck durch Cassandra gehen. Als sie dann auch noch einen geheimnisvollen Liebesbrief findet, der zur Zeit des des Zweiten Weltkrieges geschrieben worden ist, regen sich ihre Lebensgeister und so macht sich Cassandra auf, ein großes Geheimnis um eine tragische Liebe zu lüften...

"Die Wildrosentöchter" von Valentina Cebeni verzaubert schon mit einem wundervollen mediterranen Cover und lädt den Leser ein, sich auf dem Gut wie ein gern gesehener Gast zu bewegen und so ein Teil der Geschichte zu werden.
Cassandras Trauer über den Tod ihres geliebten Mannes schnürt auch mir die Kehle zu und ich leide mit ihr, wenn sie den Verlust ihrer großen Liebe verarbeitet. Dabei hat die Autorin ihrer Hauptfigur eine wirklich glaubhafte Entwicklung angedacht, die im Verlauf des Buches sehr schön ausgearbeitet wird. Von der in sich gekehrten, trauernden Witwe macht Cassandra eine Wandlung durch, an deren einzelne Stationen ich teilhaben kann und erlebe so, wie sie zum Schluss des Buches wieder neu erblüht, genau wie ihre Rosen. Strahlender und schöner denn je - das ist der Autorin sehr gut gelungen.
Die anderen Charaktere sind ebenfalls sehr gut ausgearbeitet, bringen sie doch eine rege Vielfalt mit und reichen vom grausamen Despoten, liebevoller Schwiegermutter und einem wundervollen Kind bis hin zum warmherzigen Chorleiter und bereichern so die Geschichte mit ihrem Wirken. Wobei ich auf Aldechi mit seinen grausamen Taten hätte echt verzichten können, aber dieser Mann ist eindeutig das Salz in der Suppe und bringt mich manchmal echt in Rage.
Die Spurensuche rund um den geheimnisvollen Liebesbrief gestaltet die Autorin abwechslungsreich, mit viel Liebe zum Detail und lässt so eine Reise in die Vergangenheit zu, die mich tief bewegt hat und auch einige Taschentuchmomente hervorruft.
Leider sind manche Szenen im Buch nicht ganz so stimmig, wirken unglaubwürdig, lassen die Handlungen der Figuren in diesen Sequenzen zweifelhaft erscheinen und zerstören so das bis dahin eindrucksvolle Gesamtbild, was ich sehr schade finde. Ich muss daher einen Punkt abziehen und vergebe so gerne 4 Sternchen für diesen Roman.

Veröffentlicht am 26.03.2019

Starkes Buch über starke Frauen, die ihren Weg gehen

Der Horizont der Freiheit
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m Jahr 1848 stehen in Frankfurt am Main die Zeichen auf Umbruch. Die Nationalversammlung hat sich die Paulskirche als Tagungsort auserkoren und plant so den Weg in ein neues , freies Leben. Die Monarchie ...

m Jahr 1848 stehen in Frankfurt am Main die Zeichen auf Umbruch. Die Nationalversammlung hat sich die Paulskirche als Tagungsort auserkoren und plant so den Weg in ein neues , freies Leben. Die Monarchie gehört abgeschafft und der Bürger soll in einer Demokratie leben, die ihm Freiheit und Gerechtigkeit garantiert.
Mitten in diesen stürmischen Zeiten kämpft Wilhelmine Pfaff um ihre Existenz, denn die Druckerei ihres verstobenen Mannes wirft keinen Gewinn ab und steht vor dem Aus.
Die Stimmung in der Stadt ist aufgeheizt, zu dem wird Wilhelmine wird von einem anderen Mann umworben und ihre einzige Vertraute ist Freundin Henriette, ein echter Hans Dampf in alles Gassen.
Als dann ein Mord geschieht, stehen schnell die Schuldigen fest - es können nur Wilhelmine und ihre aufwieglerische Freundin gewesen sein....

Es gibt Bücher, da passt einfach alles zusammen - Buchcover, Klappentext und der Inhalt ist erste Sahne.
Als Hessin hat mich natürlich dieses Buch besonders interessiert, denn Bücher, die die Geschichte meiner Heimat widerspiegeln, mag ich sehr.
Ines Thorn verpackt hier historische Ereignisse mit ganz viel Ideenreichtum zu einem Roman, der es in sich hat.
Die aufgeheizte politische Stimmung bringt sie sehr gut rüber und so zieht es mich immer mehr in dieses Buch, wenn Wilhelmine gegen den Ruin kämpft und verzweifelt versucht ihre Existenz zu retten.
Die Stimmung bei den Demonstrationen schwappt auf den Leser über und so wird der Leseeifer angeheizt, versinkt man doch in Aufregung, Umbruchstimmung und Gerechtigkeitssinn. Es flimmern viele Bilder von den Demonstrationen im heutigen Zeitgeschehen und der jüngeren Vergangenheit vor meinem inneren Augen und lassen so das Gelesene noch intensiver erscheinen.
Die Autorin verleiht ihren Protagonisten eine Stimme, die mit kraftvollen Szenen in die Welt hinausgetragen wird und mich so immer mehr fasziniert. Auch die vielen bekannten Ecken, die im Buch zu finden sind, machen für mich den Roman zu erlebbarer Stadtgeschichte Frankfurts.
Es ist die Gegensätzlichkeit, die mich an der Freundschaft von Wilhelmine und Henriette so begeistert. Die eine eher kühl und beherrscht, die andere impulsiv und forsch - und doch sind beide ein Herz und eine Seele, meistern die ihnen vom Leben gestellten Aufgaben mit Bravour, Einfallsreichtum und Köpfchen.
Neben all den politischen Szenen kommt noch hinzu, dass die Autorin die Geschichte von der Entstehung des Aufbau-Verlages erzählt, die ich so bisher nicht kannte. Aus der Idee zweier Freunden, Joseph Rütten und Zacharias Löwenthal, später Loening, die gegen die Zensur ankämpfen, entsteht ein Verlagshaus, das heute vom Buchmarkt nicht mehr wegzudenken ist. Eine kleine Liebeserklärung der Autorin an Rütten und Loening, die ihr sehr gut gelungen ist .
Die Erzählung lebt von der sehr guten Recherche, vereint starke historische Persönlichkeiten mit einem modernen, flotten Erzählstil und lässt ganz viele Emotionen zu.
Thorn weiß eben, wie man gute Bücher schreibt, die den Leser begeistern und so schnell nicht mehr loslassen.