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Veröffentlicht am 05.04.2019

Spannende Unterhaltung á la Läckberg

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
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Camilla Läckberg wurde durch ihre Krimis rund um Fjällbacka sowie der Schriftstellerin Erika Falck und dem Kriminalkommissar Patrik Hedström. Mit dem Buch GoldenCageTrauIhmNichtTrauNiemandem entwickelte ...

Camilla Läckberg wurde durch ihre Krimis rund um Fjällbacka sowie der Schriftstellerin Erika Falck und dem Kriminalkommissar Patrik Hedström. Mit dem Buch

GoldenCageTrauIhmNichtTrauNiemandem entwickelte sie ein anderes Thema, ihrem Stil blieb sie aber treu.

Das Cover passt perfekt zum Titel. Gefangen in einem goldenen Käfig präsentiert sich ein ebenfalls goldfarbener Schmetterling. Faye und ihr Mann Jack haben schon glücklichere Zeiten erlebt. Ihre Ehe besteht nur noch auf dem Papier und durch stetige Erniedrigungen versucht Faye, ihren Mann an sich zu binden. Das funktioniert nicht und nach einer unerträglichen Demütigung verlässt sie ihn.

Rache ist süß, so hätte der Titel des Buches Golden Cage auch heißen können. Nach der Trennung ist das Leben Fayes nur noch darauf aus, ihren Exmann kalt zu stellen, zu erniedrigen und vor aller Welt verachtenswert zu machen. Ob ihr das gelingt?

Ein Markenzeichen Frau Läckbergs ist es, häufig die Orte des Geschehens und die Zeiten zu wechseln. In

GoldenCageTrauIhmNichtTrauNiemandem schweift sie in die Vergangenheit von Faye, die früher in Fjällbacka lebte und eine schlimme Kindheit voller Gewalt und Verlust hinter sich hat. Dem Leser wird auf diese Weise klargemacht, warum sie so sehr auf Rache aus ist und es genau so macht, wie hier beschrieben.

GoldenCageTrauIhmNichtTrauNiemandem ist spannend und klug konstruiert. Auch wenn einige Situationen vorhersehbar waren, so fühlte ich mich dennoch gut unterhalten. Der Spannungsaufbau ist gelungen und diese hält über das komplette Buch an. Immer wieder wechseln die Perspektiven und es kommen neue und aufregende Ereignisse dazu. Ein schöner Roman, der durch seine abwechslungsreichen Ereignisse und den einnehmenden Stil vom Alltag ablenken kann. Dazu kommt, dass die Übersetzerin Katrin Frey sehr gute Arbeit leistete.

Vielen Dank an den Verlag und

NetGalleyDE.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Sehr schöne und bildhafte Beschreibung des Hoflebens

Frühling auf Gut Fennhusen
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Ein Gutshof zu Anfang des 20. Jahrhunderts wird in den Büchern rund um die Ostpreußensaga der Mittelpunkt des Geschehens. Das gilt auch für dieses Buch Frühling auf Gut Fennhusen. Im Frühling warten alle ...

Ein Gutshof zu Anfang des 20. Jahrhunderts wird in den Büchern rund um die Ostpreußensaga der Mittelpunkt des Geschehens. Das gilt auch für dieses Buch Frühling auf Gut Fennhusen. Im Frühling warten alle auf die Nachkommen sowohl von Pferden als auch Schweinen und Kaninchen bekommen ebenfalls ihre Jungen. Sehr anschaulich beschreibt Frau Renk, dass das Abfohlen und Ferkeln ganz bewusst und überlegt veranlasst wurde. Kein Muttertier durfte durch zu häufige Schwangerschaften über die Maßen geschwächt werden.

Auch der Frühjahrsputz stand an und das bedeutete ebenfalls, dass der Ablauf im Voraus gut geplant wurde. Sogar die Bewohner des nahegelegenen Dorfes halfen mit. Sie bekamen ihren Lohn in Form von Naturalien, also Fleisch oder eingekochtes Gemüse und Obst. Aber es ist nicht nur eitel Sonnenschein in den Herzen der Hauptpersonen. Vor allen Dingen Frederike, die Tochter der Gutsherrin, macht sich Sorgen und ist traurig. Sie geht bald nach Bad Godesberg und wird dort die Schule für höhere Töchter besuchen.

Das Feiern in geselliger Runde gehört auf Fennhusen zum guten Ton. Aus dem Grund nehmen Gutsherrin und ihre Tochter Frederike den neuen Feiertag aus Amerika zum Anlass, diesen zum ersten Mal in ihrem Zuhause zu begehen. Viel Vorbereitung gehört dazu aber alles gelingt und die Freude ist bei allen Beteiligten groß. Künftig wird auf Fennhusen in jedem Jahr am zweiten Sonntag im Mai ein Fest veranstaltet.

Frühling auf Gut Fennhusen gefiel mir sehr gut, da die Autorin so bildhaft das Leben auf dem Hof beschreibt. Für mich ist klar, dass sie sich viel Gedanken machte und ihr Wissen an mich als Leser weiter gibt. Jetzt werde ich die anderen Bücher der Ostpreußensaga auf jeden Fall auch noch lesen. Zumal Frühling auf Gut Fennhusen laut Autorin ja „nur“ eine kleine Zugabe zur opulenten Geschichte von Fennhusen ist.

Veröffentlicht am 03.04.2019

Kaum zu ertragen

Der Fetzen
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„Ihr habt Glück, für euch ist alles vorbei. Für mich fängt es erst an.“ So dachte Philipp Lancon als er von seinen Rettern an den Leichen seiner Kollegen vorbei getragen wurde. Hatte er doch Minuten vorher ...

„Ihr habt Glück, für euch ist alles vorbei. Für mich fängt es erst an.“ So dachte Philipp Lancon als er von seinen Rettern an den Leichen seiner Kollegen vorbei getragen wurde. Hatte er doch Minuten vorher sein zerschossenes Gesicht im Handy gesehen. Statt des Unterkiefers und der Lippen sah er nur noch einen blutigen Klumpen und einen Fetzen, der auch Anlass zur Titelwahl dieses Buches

DerFetzen war.

Am 07.01.2015 stürmten zwei Irre in den Konferenzraum der Zeitschrift Charlie Hebdo und ermordeten die meisten der Teilnehmer. Philipp Lancon wurde schwerst verletzt geborgen und beschreibt in seinem Buch den Weg in ein anderes Leben. Nein, der Weg zurück ins alte Leben ist es keineswegs, das wird beim Lesen der Aufzeichnungen klar.

Zunächst berichtet Herr Lancon von den Tagen und Stunden vor dem Attentat. Warum er überhaupt ausgerechnet zu dieser Zeit an diesem Ort war und worüber sich unterhalten wurde. Es war der Autor Houellebecq und sein neuester Roman „Unterwerfung“, der ein Thema war. Als die beiden Brüder in den Raum stürzten lagen innerhalb von Sekunden alle dort Anwesenden tot oder verletzt auf dem Boden. Herr Lancon stellte sich leblos und das war seine Rettung.

Im Krankenhaus gab es etliche, die ihn mit ihrem eigenen Leid trösten wollten. Darauf und auf die Worte „Es wird schon wieder“ hätte er gerne verzichtet. Er schreibt in

DerFetzen, wie entsetzt die alten Eltern waren und dass sein Bruder für ihn eine starke Stütze war. Zwei Polizisten mit einer Beretta im Anschlag wurden als Leibwache abgestellt, da er noch immer als potenziell gefährdet galt. Als diese nach Monaten ohne Vorwarnung abgezogen wurden, kam er sich zunächst nackt und schutzlos vor.

Über viele Monate konnte er sich nur per Whiteboard und Filzstift verständigen. Sprechen war ein Ding der Unmöglichkeit. Zahllose Operationen musste er über sich ergehen lassen um wieder halbwegs wie ein Mensch auszusehen. Haut von seiner Wade wurde in der Mundhöhle transplantiert, und die nachwachsenden Haare setzten ihm zu. Nahrung aufnehmen konnte er nur per Sonde und die Schmerzen waren lediglich mit Morphium zu ertragen.

Nein,

DerFetzen ist kein Buch des Jammerns, im Gegenteil. Sachlich berichtet Philipp Lancon was in ihm vorging und wie er die Reaktionen seiner Mitmenschen empfand. Kurz nach dem Attentat waren nicht nur in Frankreich Großdemonstrationen an der Tagesordnung und viele Menschen behaupteten Charlie zu sein. Doch, wie sieht es jetzt, vier Jahre danach aus? Was wurde aus den Hinterbliebenen und kamen die Spenden auch tatsächlich dort an, wo sie gebraucht wurden? Wie geht es den Überlebenden? Fragen, die kaum noch gestellt und in dem Buch

DerFetzen teilweise beantwortet werden.

Für mich erschreckend ist die Tatsache, dass das Gesundheitssystem auch in Frankreich zusammengebrochen ist. Chirurgen sind überlastet und das Pflegepersonal ebenfalls. Darauf weist ein anderes Zitat aus dem Buch

DerFetzen hin:

„Die Welt scheint nicht dafür gemacht, Zeit auf die Pflege der Abseitigen zu verwenden.“ Den Satz schrieb Philipp Lancon im Zusammenhang mit seinem Aufenthalt im Hopital de Invalides, dem Invalidendom.

Der Schluss des Buches handelt von einem erneuten Attentat aus gleichen Motiven. Meiner Meinung nach ist

DerFetzen ein Muss für jeden Menschen, der seine Empathie noch nicht verloren hat. Es hilft ebenfalls zu verstehen, was es bedeutet, schwerverletzt ein Trauma zu überleben.

#NetGalleyDE

Veröffentlicht am 02.04.2019

Pompeji vor dem großen Vulkanausbruch

Blut der Ahnen
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Es war im Jahr 79 n. Chr., als der Ausbruch des Vesuv die römische Stadt Pompeji unter Schutt und Asche begrub. Und kaum zu begreifen, dass erst im 18. Jahrhundert mit gezielten Grabungen begonnen wurde. ...

Es war im Jahr 79 n. Chr., als der Ausbruch des Vesuv die römische Stadt Pompeji unter Schutt und Asche begrub. Und kaum zu begreifen, dass erst im 18. Jahrhundert mit gezielten Grabungen begonnen wurde. Am 20. 08. 1763 war es dann klar, dass es sich bei den Funden um die Stadt Pompeji handelt.

Vor dem Ausbruch des Vesuv war die Stadt Pompeji voller Leben und der Roman Das Blut der Ahnen berichtet sehr ausführlich davon. Einer der Hauptpersonen ist Alessandro, ein junger Sklave, der als Gladiator für seinen Herrn kämpfen möchte. Zudem hat er sich vorgenommen, den Tod seines Vaters zu rächen und dessen Mörder kampfunfähig zu machen. Die Tochter seines Herrn, ihr Name ist Laetitia, lernt er kennen und verliebt sich in sie. Für ihn ist sie unerreichbar und er staunt nicht schlecht als er erfährt, dass sie seine Gefühle erwidert.

Das junge Paar träumt von einer gemeinsamen Zukunft, dieser Traum scheint aber aussichtslos zu sein. Der Vater Laetitias erfährt, welche die beiden Liebenden füreinander haben und versucht mit allen Mitteln, sie auseinanderzubringen. Silvana, eine Hexe, ist ebenfalls gegen die Verbindung, hilft Alessandro aber dabei, mehr Kraft zu bekommen und in der Arena erfolgreich zu sein.

Die Mischung aus gut recherchierter Historie und Fantasy ist der Autorin gut gelungen. Sie beschreibt ausführlich, wie das Leben in Pompeji vor dem Ausbruch des Vesuv war. Auch das Wiedergeben der Momente vor dem Unglück, sowie die Tage danach, sind ihr in meinen Augen perfekt gelungen. Das Blut der Ahnen endet mit offenen Fragen und ich freue mich auf das Lesen des Folgebands.

Veröffentlicht am 30.03.2019

Sollte Pflichtlektüre sein

Als der Wagen nicht kam
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In diesem Jahr gedenken wieder viele Menschen dem Beginn des 2. Weltkriegs. Der Angriff auf Polen geschah vor 80 Jahren und es werden Romane und Sachbücher zum Thema veröffentlicht. Nicht alle sind gut ...

In diesem Jahr gedenken wieder viele Menschen dem Beginn des 2. Weltkriegs. Der Angriff auf Polen geschah vor 80 Jahren und es werden Romane und Sachbücher zum Thema veröffentlicht. Nicht alle sind gut und etliche entsprechen nicht der Realität. Ganz anders bei dem Buch

AlsDerWagenNichtKam. Das ist mehr als ein Sachbuch. Es schildert das Leben von zur Zeit nach dem 1. Weltkrieg, während er Weimarer Republik sowie während und nach der Zeit mit dem Diktator Hitler und seiner Anhänger. Dass das Buch überhaupt veröffentlicht werden konnte, verdanken wir Manfred Lütz, der ein Großneffe von Husen war.

Vor 1914 brauchte niemand ein Visum oder den Pass, wenn er innerhalb Europas Reisen wollte. Die einzige Ausnahme war Russland. Herr bekam den Zusammenbruch des deutschen Reiches nach dem 1. Weltkrieg mit. Er musste ebenfalls erleben, wie die Inflation das Vermögen seiner Eltern auffraß. 14 Jahre lebte er in Oberschlesien, genau in Oppeln und sah viele Juden, die hohe Ämter innehatten. Sie beteiligten sich als Soldat an der Verteidigung ihrer Heimat und fühlten sich kulturell zu den Deutschen hingezogen. Polen war bereits damals für seine Progrome bekannt. Paulus van Husen setzte sich für den Schutz von Minderheiten ein. Er war bis zu seinem Lebensende der Meinung, dass ohne diesen Schutz kein Weltfrieden möglich sei.

Ein kurzer Abriss zum Spektakel bei den Olympischen Spielen in Berlin zeigt, wessen Geistes Kind auch die Nachbarländer Deutschlands waren. Sie fielen vor dem Despoten auf die Knie und hätten dort schon erkennen müssen, was der Welt bevorstand. Herr Husen schreibt von ….dem Tier aus dem Meere. Er berichtet von den heimlichen Zusammenkünften des Kreisauer Kreises, deren Beteiligte maßgeblich das Attentat vom 20.07. 1944 planten. Seine Abscheu gegen Hitler durfte Husen nicht zeigen und sein Bericht bezeugt den Wahrheitsgehalt vieler Aussagen der damals Lebenden. Die Angst war überall präsent und das Denunzieren von Gegnern Hitlers war an der Tagesordnung.

Fragen wie: „Warum sind nicht mehr Juden geflüchtet als sie noch konnten?“ und „Warum stellten sich nicht mehr Menschen gegen Hitler?“ werden in diesem Werk

AlsDerWagenNichtKam beantwortet. Die Zeit nach dem Krieg, die Angst vor Erschießungen und das Leben in Trümmern ist entsetzlich und bildhaft geschildert. Lebensmittel waren knapp und wenn überhaupt gab es Kohlsuppe ohne Fleisch oder sonstigen Nährwert.

Beim Lesen des Buches

AlsDerWagenNichtKam ist viel Ruhe und Konzentration erforderlich. Etliche Namen und auch die Aneinanderreihung von Ereignissen machen das Studium schwierig. Hinzu kommt, dass Herr Husen ein sehr gläubiger Mensch war und vieles aus der Sicht eines Christen sah. Im Jahr 1952 wurde er zum 1. Präsidenten des Verfassungsgerichtshofes in NRW benannt. In dem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass viele Anhänger Hitlers sehr bald als Richter und Rechtsanwälte tätig waren.

Jeder, der die böse Zeit nicht miterlebte und sich ein Urteil erlaubt, so nach dem Motto: „Ich hätte, ich wäre, nichts gewusst, das kann nicht stimmen“ sollte dieses Buch lesen. Immerhin war Paul van Husen selbst in einem KZ, und zwar in Ravensbrück, inhaftiert. Er weiß also, wovon er schreibt. Wahrlich ein wertvolles Buch, das für mich das schwierige Leben damals noch klarer werden ließ.

NetGalleyDE