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Veröffentlicht am 05.04.2019

Jede Zeile ein Gedicht!

Zeilen ans Meer
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Kurz vor ihrer Rückreise nach Deutschland beschließt die 19-jährige Lena, ihren einjährigen Australienaufenthalt mit einer Flaschenpost zu krönen. Sie schreibt einen Brief und wirft ihn in den Ozean. 16 ...

Kurz vor ihrer Rückreise nach Deutschland beschließt die 19-jährige Lena, ihren einjährigen Australienaufenthalt mit einer Flaschenpost zu krönen. Sie schreibt einen Brief und wirft ihn in den Ozean. 16 Jahre später findet der Australier Sam die Flaschenpost bei seiner morgendlichen Joggingrunde und beschließt spontan, Lena eine Antwort auf ihre Zeilen zu senden, obwohl er sich nach dieser langen Zeit nicht sicher ist, ob diese Lena noch erreichen wird. Aber tatsächlich erhält Lena die Post und zwischen den beiden entwickelt sich ein reger Briefaustausch über ihr Leben, ihre Wünsche und Träume von damals und was daraus geworden ist. Schon bald flirten die beiden, entwickeln Gefühle füreinander, obwohl sie sich noch nie gesehen haben. Aber haben ihre tiefe Freundschaft und die damit einhergehenden Gefühle überhaupt eine Chance? Werden sie sich jemals persönlich in die Augen sehen?
Sarah Fischer hat mit ihrem Buch „Zeilen ans Meer“ einen wunderschönen und gefühlvollen Liebesroman vorgelegt. Der Erzählstil ist flüssig und intensiv, mit der ersten Seite steckt der Leser in einem ungewöhnlichen Briefwechsel und darf sowohl Lena als auch Sam und ihr jeweiliges Leben, ihre Gedanken und Träume kennenlernen. Immer wechselseitig wird der Roman anhand der Briefe von Lena und den darauf folgenden Antworten von Sam erzählt. So bekommt der Leser nicht nur einen Einblick in die Vergangenheit der beiden, sondern auch in ihr gegenwärtiges Leben sowie in die Dinge, die sie inzwischen aufgegeben haben, die sie sich wünschen und von denen sie noch träumen. Gerade die in Briefform gewählte Erzählweise lässt den Leser so hautnah an den Protagonisten kleben, denn es wirkt so wirklich und real. Die Seiten fliegen geradezu durch die Finger, weil man den nächsten Brief gar nicht mehr abwarten kann. Sehr schön sind auch die jeweiligen Beschreibungen der australischen Strände und der Stadt München, die sich beide Protagonisten jeweils schmackhaft machen, wobei noch zusätzliche Nähe geschaffen wird. Wunderbar zu beobachten ist auch, wie sich die beiden Protagonisten gegenseitig Mut zusprechen für Dinge, die sie mal aufgegeben oder unter denen sie zu leiden haben.
Die Charaktere sind sehr liebevoll in Szene gesetzt, wirken lebendig und realitätsnah. Der Leser kann sich wunderbar in sie hineinversetzen, kann die Entwicklung der zarten geknüpften Bande zwischen den beiden wunderbar mitverfolgen und fiebert einem Treffen zwischen ihnen regelrecht entgegen. Lena ist eine 35-jährige Mutter einer 7-jährigen Tochter. Sie lebt von ihrem Mann getrennt, arbeitet als Übersetzerin und hat ihren Traum von einer Gesangskarriere aufgegeben. Sie ist eine vielbeschäftigte Frau, jongliert zwischen Job, Haushalt und Kind hin und her, dabei hat sie sich selbst verloren. Die Unbeschwertheit als 19-jährige mit dem Kopf voller Pläne erscheint ihr so weit weg. Der 31-jährige Sam ist ein alter Surfer und baut mit seinem Freund Boards aus Glasfaser. Er hatte mal den Traum vom Berufssurfer, doch ein Ereignis hat ihn dann völlig davon abgebracht. Er liest gern, joggt und lebt am Strand, sein Traum von der perfekten Welle an einem ganz bestimmten australischen Strand ist immer noch nicht realisiert. Gerade das Wechselspiel zwischen Lena und Sam geht einem sehr zu Herzen und wie die beiden sich gegenseitig dabei stützen, Entscheidungen zu treffen und wieder optimistisch in die Zukunft zu sehen, was auch Gefühle und die große Liebe betrifft.
„Zeilen ans Meer“ ist eine zauberhafte Geschichte über das Finden der Liebe, das Finden von alten Träumen und vor allem das Sich-selbst-wiederfinden. Toll erzählt und wundervoll zu lesen. Absolut verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 31.03.2019

"Die Amish sind Inseln der Vernunft in einem Strudel des Wandels."(Nancy Sleeth)

Für immer in meinem Herzen
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Middle Grove ist eine Amish-Gemeinde, deren Mitglieder nach ihren eigenen Regeln leben. Bei ihnen gibt es keine Elektrizität, der moderne Fortschritt ist hier nicht angekommen, und ihre Mitglieder leben ...

Middle Grove ist eine Amish-Gemeinde, deren Mitglieder nach ihren eigenen Regeln leben. Bei ihnen gibt es keine Elektrizität, der moderne Fortschritt ist hier nicht angekommen, und ihre Mitglieder leben nach streng mit ihrem Glauben verbunden und vor allem im Familienverbund. Außenstehenden wird es nur schwer gelingen, Zutritt zur Gemeinde zu erhalten, selbst in geschäftlichen Dingen bleiben die Amish-People lieber für sich. Doch dann verletzt sich der 11-jährige Amish-Junge Jonah Stoltz während der Arbeit auf dem Feld lebensgefährlich. Caleb, sein Onkel, hat nur das Wohl des Jungen und das seiner Familie im Sinn. So ignoriert er die Regeln und handelt völlig außerhalb der Gemeindenorm, indem er Jonah in ein Krankenhaus bringen lässt, wo dem Jungen das Leben gerettet wird. Dabei lernt Caleb die Medizinstudentin Rees Powell kennen, die in der Notaufnahme ihren Dienst tut. Obwohl aus völlig verschiedenen Gesellschaftsschichten stammend, kommen sich Caleb und Rees während der gemeinsamen Zeit im Krankenhaus sehr nah. Aber eine gemeinsame Zukunft scheint völlig unmöglich, oder?
Susan Wiggs hat mit ihrem Buch „Für immer in meinem Herzen“ einen wunderschönen tiefgründigen Roman vorgelegt, der von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und einnehmend, der Leser wird sofort in die Geschichte hineingesogen und darf sich mal an der Seite von Reese, mal an der von Caleb wähnen, um beiden in ihr Herz zu schauen und ihre Gedanken und Gefühle kennenzulernen. Die Autorin gibt dem Leser einen guten Einblick über das Leben in einer Amish-Gemeinde und zeigt zudem die Problematik auf, die Außenstehende für die Gemeinde mit sich bringen. Die Regeln sind streng und alles Moderne und Neumodische wird abgelehnt, Amish vertrauen auf Gott und dass er ihnen eine Lösungsmöglichkeit bietet innerhalb ihrer Gemeinde. Erst mit der Taufe wird man ein vollwertiges Mitglied der Amish, wenn man sich während oder nach der „Rumspringe“-Zeit dafür entscheidet. Gerade deshalb ist die aufkommende Beziehung zwischen Caleb und Rees spannend, weil durch vorhersehbare Konflikte beladen, aber auch durch Entscheidungen, die gefällt werden müssen und dann nicht mehr reversibel sind.
Die Charaktere sind sehr liebevoll mit Leben versehen worden und wirken mit ihren Eigenschaften glaubhaft und authentisch. Der Leser kann sich voll auf sie einlassen, sie ein Stück des Weges begleiten und mit ihnen verbunden fühlen. Sehr schön ist dabei die Ausgewogenheit, denn man kann sowohl die moderne als auch die Seite der Amish nachvollziehen. Caleb ist ein offener und ehrlicher Mann, dem seine Familie alles bedeutet und der ein einmal gegebenes Versprechen nicht bricht. Caleb kennt die moderne Welt, hat sich aber für das harte Leben in einer Amish-Gemeinde entschieden, obwohl er sich bisher nicht hat taufen lassen. Reese stammt aus einem begüterten Elternhaus mit großen Ambitionen. Rees besitzt Mitgefühl, aber auch den nötigen Pragmatismus, um den Abstand zu ihrer täglichen Arbeit zu wahren. Sie ist ehrgeizig, lässt sich aber leider auch oft genug von ihren Eltern als Aushängeschild missbrauchen. Jonah ist ein lieber Junge, der nach dem Unfall ein anderes Leben führen muss als vorher. Calebs Vater Asa ist ein verbitterter Mann, der seinen Mitmenschen hart gegenüber tritt und seiner Familie so gar keine Liebe entgegenbringt. Auch die weiteren Nebendarsteller wie Hannah oder Leroy können den Leser überzeugen und lassen die Handlung zum Genuss werden.
„Für immer in meinem Herzen“ trifft den Leser mitten ins Herz, vermittelt tolle Einblicke in das Glaubens- und Lebensbild der Amish-People und überzeugt mit einer schönen Liebesgeschichte. Hier ist die absolute Leseempfehlung mehr als verdient!

Veröffentlicht am 31.03.2019

Pariser Spaziergang durch ein Jahrzehnt

An den Ufern der Seine
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1930-1940 Paris. Über die Distanz von 10 Jahren und vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse in Europa und der Welt, dem Zweiten Weltkrieg und der Besetzung durch die Nazis lässt die Autorin Agnès ...

1930-1940 Paris. Über die Distanz von 10 Jahren und vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse in Europa und der Welt, dem Zweiten Weltkrieg und der Besetzung durch die Nazis lässt die Autorin Agnès Poirier fast in Romanform eindrucksvoll und in ganz besonders fesselnder Erzählweise die Stadt Paris in ihrem alten Glanz auferstehen. Der Leser klebt regelrecht an den Seiten und wird Teil einer Generation, deren Mut und Entschlossenheit bis heute nachwirkt.
Als Hauptstadt bildender und literarischer Künstler, die sich in dieser Stadt niedergelassen haben oder sie als Zuflucht heimsuchen in für sie politisch unruhigen Zeiten und in ihren Bildern, Büchern und ihrer Musik verarbeiten, steht Paris für ein ganz bestimmtes Lebensgefühl. Der Krieg lässt viele Franzosen rebellieren und in den Untergrund gehen, um gegen die verhassten Besatzer zu kämpfen und sich aufzulehnen. Mit Abzug der Deutschen und nach Ende des Krieges genießen die Menschen ihre neue Freiheit und gestatten sich, über alte Konventionen hinwegzusetzen und einer moderneren Zukunft entgegenzustreben. Paris erhebt sich förmlich wie Phoenix aus der Asche und steht gerade deswegen auch heute noch für Modernität und Fortschritt, wurden doch aus dieser Stadt die geistlichen, literarischen und künstlerischen Strömungen in die Welt getragen.
Poirier hat sich vorbehaltlich auf Intellektuelle wie Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir konzentriert, jedoch lässt sie auch andere bekannte Namen vorbeiziehen und macht dem Leser dadurch deutlich, wie bedeutend gerade jene Zeit doch gewesen ist. Obwohl gerade während und nach dem Krieg mit begrenzten Mitteln ausgestattet, gelang es den Künstlern mit eiserner Geduld, Durchhaltevermögen und Verzicht, ihre Kreativität breit zu entfalten und sich gleichzeitig auch untereinander zu unterstützen.
Besonderes Augenmerk ist auf die exzellente Recherchearbeit von Agnès Poitier zu legen, die ihre Ausführungen noch mit kleinsten Details ausstaffiert, um den Leser nicht nur gut zu unterhalten, sondern auch gekonnt zu informieren.
„An den Ufern der Seine“ ist nicht nur ein gelungener Streifzug durch ein Jahrzehnt in der damaligen Künstlerhauptstadt Paris, sondern ein Füllhorn an wunderbar zusammengetragenen Informationen und Zusammenhängen, die begeistern. Absolute Leseempfehlung für ein Buch der Extraklasse!

Veröffentlicht am 31.03.2019

"Mit viel Zanken und Disputieren tut man leicht die Wahrheit verlieren." (Johann Nepomuk Vogl)

Sommer der Versöhnung
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Als ihr Ehemann bei einem Brand sein Leben verlor, zieht Josie mit ihren beiden Töchtern Emily und Rose zu ihrer Tante Ivy nach Mill River in Vermont, wo sie eine neue Heimat finden und noch enger zusammenwachsen. ...

Als ihr Ehemann bei einem Brand sein Leben verlor, zieht Josie mit ihren beiden Töchtern Emily und Rose zu ihrer Tante Ivy nach Mill River in Vermont, wo sie eine neue Heimat finden und noch enger zusammenwachsen. Rose und Emily sind nicht nur Schwestern, sondern auch enge Freundinnen bis ein böser Unfall die beiden auseinander treibt und sie jeglichen Kontakt zueinander abbrechen. Erst zu Josies Beerdigung treffen sie wieder aufeinander. Das Testament ihrer Mutter hält für die beiden verfeindeten Schwestern eine Überraschung parat, denn Josie hat all die Jahre unter ihrem Streit gelitten und unternimmt posthum einen letzten Versuch, die beiden wieder zusammenzubringen. Aber werden sich Emily und Rose auf die Verfügung und die Auflagen ihrer Mutter einlassen und sich wieder zusammenraufen?
Darcie Chan hat mit ihrem Buch „Sommer der Versöhnung“ einen unterhaltsamen und anrührenden Roman vorgelegt, der eine schmerzliche Familiengeschichte zum Inhalt hat. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, er nimmt den Leser von der ersten Seite an mitten ins Geschehen mit. Die Handlung wird über zwei Handlungsebenen erzählt, wobei sich der erste ab dem Jahr 1983 mit Josie und der Vergangenheit der Familie beschäftigt, während der zweite die Gegenwart um Rose und Emily 30 Jahre später thematisiert. Beide Handlungsperspektiven wechseln sich ab, so dass der Leser nach und nach einen guten Einblick über die Familienverhältnisse und die Schicksalsschläge bekommt. Die Autorin beschreibt die Gefühle und Gedanken der zerstrittenen Schwestern intensiv, der Leser kann sie gut nachverfolgen. Aber auch Josies Trauer um den Kampf ihrer Töchter ist sehr gut nachzuvollziehen. Nach und nach bringt die Autorin einem Puzzle gleich die Informationen an den Leser, warum die beiden Schwestern sich so lange Zeit so gehasst haben. Durch den geschickten Handlungsaufbau bleibt die Spannung gleichbleibend hoch und die Geschichte ist nicht unbedingt vorhersehbar. Zudem sind die Landschaftsbeschreibungen wunderbar bildhaft, so dass der Leser sich schnell in Mill River heimisch fühlt.
Die Charaktere ihrer Protagonisten hat die Autorin sehr unterschiedlich gestaltet und mit individuellen Ecken und Kanten versehen, so dass sie sehr lebendig und authentisch wirken und sich der Leser gut in sie hineinversetzen kann, was zusätzliches Lesevergnügen bedeutet. Josie ist eine starke und mutige Frau, die sich trotz Schicksalsschlägen nicht hat unterkriegen lassen und nie die Hoffnung aufgegeben hat. Rose und Emily sind so gegensätzlich wie Feuer und Wasser, da vermutet man gar nicht, dass die beiden einmal ein Herz und eine Seele waren. Beide gönnen sich nicht das Schwarze unter den Fingernägeln, sie zicken sich an und für einen außenstehenden Beobachter führt das oftmals zu Resignation, vor allem, wenn es um Nichtigkeiten geht. Tante Ivy ist in dieser Geschichte diejenige, die alles in der Balance hält und mit ihrem Wesen dafür sorgt, dass es nicht noch schwieriger wird. Aber auch die Bewohner von Mill River sind schön ausgearbeitet, so dass sich der Leser schnell als Teil der Gemeinschaft fühlt.
„Sommer der Versöhnung“ ist ein sehr gefühlvoller und fesselnder Roman über die Familie, alte Geheimnisse, Streitigkeiten, Trauer und die Liebe. Verdiente Leseempfehlung für ein kurzweiliges Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 30.03.2019

Eine neue Zukunft in der Fremde

Eine eigene Zukunft
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1936 New York. Der aus dem spanischen Andalusien stammende Emilio Arenas ist nach Amerika eingewandert und betreibt in New York ein Restaurant. Nun soll die Familie endlich wieder zusammen sein, deshalb ...

1936 New York. Der aus dem spanischen Andalusien stammende Emilio Arenas ist nach Amerika eingewandert und betreibt in New York ein Restaurant. Nun soll die Familie endlich wieder zusammen sein, deshalb lässt er seine drei Töchter Mona, Victoria und Luz von Spanien nach New York kommen. Sie sollen ebenfalls im familieneigenen Restaurant helfen. Kaum haben sie amerikanischen Boden betreten, stirbt Emilio bei einem Unfall und hinterlässt seine vier Frauen in einem fremden Land und einer Großstadt völlig allein auf sich gestellt. Auch, wenn sie eng miteinander verbunden sind, so scheitert vieles an den mangelnden Sprachkenntnissen. Zudem ist schnell das Geld knapp, und die Frauen müssen sich überlegen, wie sie überleben wollen. Sie freunden sich mit anderen Migranten und mit den Nachbarn an, erweitern ihren Bekanntenkreis und erfahren immer mehr Unterstützung und Hilfe. Das macht es den Frauen leicht, sich langsam einzuleben. Gleichzeitig machen sich Victoria, Luz und Mona daran, das väterliche Restaurant zu einem Nachtklub umzufunktionieren, der als Treffpunkt für die spanischen Einwanderer gelten soll.
María Dueñas hat mit ihrem Buch „Eine eigene Zukunft“ einen packenden Roman vorgelegt, der sehr fesselnd die Geschichte der Familie Arenas aufzeichnet, die als spanische Emigranten ihr Glück in Amerika versucht zu einer Zeit, als der Zweite Weltkrieg kurz bevorstand. Der Schreibstil ist flüssig und wortgewandt, der Leser darf sich ins vergangene Jahrhundert entführen lassen und den Kampf miterleben, dem vier Frauen in einem völlig fremden Land mit begrenzten Sprachkenntnissen gegenüber stehen, und deren Überlebenswille durch Einfallsreichtum, Mut und Stärke geprägt ist und zu einem neuen Leben in Freiheit führt. Sehr geschickt erweckt die Autorin jede einzelne dieser Frauen vor dem Gesicht des Lesers zum Leben und lässt sich für jede einige Hürden und Schicksalsschläge einfallen, zeigt aber auch die Veränderungen auf, die die Frauen durchleben, die aus der tiefsten Provinz nun in einer riesigen Stadt mit dem Leben zurechtkommen müssen und wo ihnen unendlich viel mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Durch die Kontaktaufnahme mit anderen spanischen Migranten fühlen sie sich nicht mehr so allein, sondern gewöhnen sich schneller ein und gewähren sich gegenseitig Hilfe bei so mancher Hürde. Dabei ist der Familienzusammenhalt ebenfalls entscheidend, denn sie müssen durch so manchen Tiefschlag nicht allein hindurch, haben die nötige Unterstützung.
Die Charaktere wurden von der Autorin sehr individuell und lebendig in Szene gesetzt. Ihr spanisches Temperament sowie der Rückhalt in der Familie lassen sie als starke Persönlichkeiten hervortreten, die sich nicht jammernd ihrem Schicksal ergeben, sondern die Ärmel hochkrempeln und ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Dabei erfahren sie Rückschläge, doch sie lassen sich davon nicht unterkriegen, sondern werden dadurch nur noch stärker. Vor allem Victoria, Mona und Luz schlängeln sich immer wieder an die Oberfläche und nehmen ihre etwas ängstliche Mutter unter ihre Flügel. Sie finden nach vielen Tiefschlägen und noch mehr Arbeit alle ihr Glück und in Amerika eine neue Heimat.
„Eine eigene Zukunft“ ist ein eindrucksvoller Roman über eine Einwandererfamilie, deren Frauen mit ihren Hoffnung und Träumen, aber auch mit ihren Taten hier im Vordergrund stehen. Absolute Leseempfehlung für eine wunderbare Geschichte!