Cover-Bild Der Hydrograf
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: mareverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 04.10.2016
  • ISBN: 9783866482623
Allard Schröder

Der Hydrograf

Andreas Gressmann (Übersetzer)

Hamburg, 1913: Ein junger Hydrograf schifft sich auf der Posen mit Ziel Valparaíso ein, vorgeblich, um das Verhalten der Wellen zu erforschen. Eigentlich jedoch befindet er sich auf der Flucht vor einem geordneten, aber uninspirierten Leben und einer arrangierten Ehe. Als in Lissabon eine schöne und rätselhafte Tänzerin an Bord kommt, rücken die wissenschaftlichen Interessen des Meeresforschers endgültig in den Hintergrund. Wie würde sein Leben aussehen, könnte er es an der Seite einer solchen Frau verbringen? Doch der Hydrograf ist nicht der einzige Passagier, der sich für die Tänzerin interessiert, und sie ist nicht das, was sie auf den ersten Blick zu sein scheint. In seinem preisgekrönten Roman zeichnet Allard Schröder das sensible
Bild einer zerrissenen Persönlichkeit, deren Lebensweg vorherbestimmt scheint, bevor sie sich in der abgeschotteten Welt eines Schiffs auf hoher See endlich der Vision eines anderen Daseins hinzugeben wagt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.10.2016

Die Sprache siegt über die Handlung

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Das Jahr vor dem 1. Weltkrieg ist für den Hydrografen Graf Franz von Karsch-Kurwitz der Aufbruch in ein neues Leben. Auf der Flucht vor gesellschaftlichen Zwängen reist er per Schiff nach Valparaíso, um ...

Das Jahr vor dem 1. Weltkrieg ist für den Hydrografen Graf Franz von Karsch-Kurwitz der Aufbruch in ein neues Leben. Auf der Flucht vor gesellschaftlichen Zwängen reist er per Schiff nach Valparaíso, um das Meer zu erforschen. Eine geheimnisvolle Schönheit kommt in Lissabon an Bord und verdreht nicht nur Karsch den Kopf. Vorgezeichnete Wege und Pflichtgefühl scheinen fern der Heimat ihren Wert zu verlieren.

Gleich zu Beginn hat man das Gefühl, ein viel älteres Buch zu lesen. Der Schreibstil wirkt poetisch entrückt. Allard Schröder setzt auf die Sprache, die er spielerisch und gekonnt verwendet. Die Handlung und selbst die Charaktere werden zur Nebensächlichkeit. Eine Epoche, in der Zeit noch nicht so wertvoll war wie heute. An Karsch kann man erkennen, wie langsam er seine Tage vergehen lässt.
Mit der Emotionslosigkeit von ihm hatte ich anfangs so meine Probleme. Leidenschaft scheint für diesen Mann ein Fremdwort zu sein. Für ihn gibt es nur Pflicht. Er sieht die Sinnlosigkeit allen Tuns (seines Standes) und kapituliert. Die Doppelmoral der damaligen Zeit wird sehr deutlich herausgearbeitet.

"Sein Leben war ihm oft wie eine Flucht erschienen. Nicht
vor etwas, sondern zu etwas. Er suchte ein Refugium, ein Asyl,
einen stillen, weiblich duftenden Ort, an dem sich alles in sei-
ner regungslosen Herrlichkeit zeigte. "


Karsch wie seine Reisebegleiter, der Salpeterhändler Moser und der Lehrer Todtleben, stehen für die sozialen Stellungen. Kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges befindet sich die Welt im Aufbruch. Adel, Unternehmer und Gelehrte müssen sich neu orientieren, dies wird erlebbar herausgearbeitet.

Die geheimnisvolle Asta Maris lässt Karsch all seine Vorsätze hinterfragen und ihn für eine kurze Zeit frei von Zwängen an die Zukunft denken.
Doch am Ende bleibt Karsch für mich eine tragische Figur, die zeitlebens keinen Platz in der Gesellschaft gefunden hat.

Meine positive Bewertung liegt an der wundervoll eingesetzten Sprache, die über die Handlung gesiegt hat. Es ist schwer zu beschreiben, was den Reiz des Buches ausmacht, man muss es erleben.

Veröffentlicht am 09.10.2016

Ein Leben, gefangen in Ziellosigkeit

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Es ist sicher der diesjährigen Buchmesse mit den Gastländern Niederlande/Flandern zu verdanken, dass der Roman von Allard Schröder, „Der Hydrograf“ 14 Jahre nach seinem Erscheinen nun auch auf Deutsch ...

Es ist sicher der diesjährigen Buchmesse mit den Gastländern Niederlande/Flandern zu verdanken, dass der Roman von Allard Schröder, „Der Hydrograf“ 14 Jahre nach seinem Erscheinen nun auch auf Deutsch vorliegt.
Der nicht sehr umfangreiche Roman beschreibt das Leben des pommerschen Landadligen Franz, Graf von Karsch-Kurwitz, der sich am Vorabend des 1. Weltkriegs auf eine lange Seereise begibt. Er steuert auf dem Viermaster „Posen“ Valparaiso an. Er will hydrografische Forschungen betreiben und das Meer beobachten. Ist diese Reise eine Flucht vor der Leere seines Lebens? Als in Lissabon eine schöne und geheimnisvolle Frau - Asta Maris - an Bord kommt, scheint sein Interesse eine andere Wendung zu nehmen. Außer Franz und Asta Maris reisen noch der Kaufmann Moser und der Lehrer Ernst Todtleben auf dem Frachtschiff. Gespräche und Betrachtungen, aber vor allem eine zunehmende Leere und Interesselosigkeit prägen Franz‘ Tage. Ist diese Reise eine Flucht vor der Inhalts- und Ziellosigkeit seines Lebens?
Der Roman hat mich erstaunt, lässt mich aber auch ratlos zurück. Die Handlung ist marginal und die Protagonisten, allen voran Franz, bleiben mir blass und uninteressant. Die Schönheit der Sprache, die im Gegensatz zur unbedeutenden Handlung steht, hat mich in Bann gezogen. Es ist große Kunst, wenn ein Autor aus einigen belanglosen Figuren und Handlungen einen so großartigen Roman entstehen lässt.
Mit dem gelungenen Cover rundet der Verlag dieses kleine Kunstwerk ab.

Veröffentlicht am 05.10.2016

Nichts ist wie es scheint

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Zum Autor:
Der Erzählstil erinnert mich an Viktor Hugo, A. Dumas oder Proust. Sein Roman ist schon Poetisch angehaucht, er erzählt in leisen Tönen. Die Reise der Menschen ist sehr Bildhaft geschildert, ...

Zum Autor:
Der Erzählstil erinnert mich an Viktor Hugo, A. Dumas oder Proust. Sein Roman ist schon Poetisch angehaucht, er erzählt in leisen Tönen. Die Reise der Menschen ist sehr Bildhaft geschildert, eine Zeitreise in ein vergangenes Jahrhundert, wo noch Distanz und Standesdünkel herrschte, wo alles noch nicht so schnelllebig war. Er hat ein Gespür für die zwanziger Jahre, auch wenn hier alles ruhiger verläuft, manches mal hätte ich mir mehr Tempo und Spannung gewünscht. Die Geschichte verläuft ruhig Es geht um vier Menschen, drei Männern und eine Frau. Der Hauptproganist Franz , hat eins gemeinsam mit den dreien, ein jeder ist auf der Flucht, weshalb auch immer.

Zum Inhalt:
Graf Franz Karsch-Kurwitz befindet sich auf dem Viermast Segler um nach Valpariso zu fahren, er gibt sich als junger Meeresforscher aus, der das verhalten der Wellen erforschen will. In Wirklichkeit ist er auf der Flucht vor seiner Familie, seiner Mutter die sich Liebhaber hält und vor der arrangierten Ehe mit Agnes, die er nicht liebt. Überhaupt verhält er sich sehr Distanziert und gehemmt , so als könnte er nicht aus seinem Kokon heraus. Vielleicht hat das ganze Verhalten mit seiner Kindheit zu tun, er hatte zum Kindermädchen ein engeres Verhältnis als zu seinen Eltern.
Moser dagegen der Geschäftsmann ist und mit Salpeter handelt, ist genau das Gegenteil von Franz, er ist sehr geschwätzig. Er ist ein Ehemann den man Hörner aufgesetzt hat, also flieht er ebenfalls aus einer unglücklichen Ehe. Moser konnte man noch gut einordnen. Der Gymnasiallehrer Todtleben dagegen, erscheint geheimnisvoll und dunkel auch er ist auf der Flucht, was hat er zu verbergen. Die angebliche Tänzerin Asta Maris, eine Attraktive Frau, wird von den dreien umschwärmt und hofiert . Aber auch sie hat ein dunkles Geheimnis , dem Franz auf die Spur kommt, als er Asta verwirrt im Laderaum findet. Wie gesagt die drei beäugen sich gegenseitig misstrauisch und Eifersüchtig, den jeder möchte gerne sie für sich alleine haben.
Eine Geschichte voller Geheimnisse, wie sie ausgeht und ob es einen Sieger gibt, muss jeder für sich beim Lesen selbst herausfinden.