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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Meister unserer Zeit...

Von Männern, die keine Frauen haben
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Von Männern, die keine Frauen haben

Autor: Haruki Murakami
Genre: Magischer Realismus, Postmoderne Literatur
Freigabe: keine
Erschienen: Oktober 2014
Seiten: 254
Einband: Hardcover
Verlag: Dumont
ISBN: ...

Von Männern, die keine Frauen haben

Autor: Haruki Murakami
Genre: Magischer Realismus, Postmoderne Literatur
Freigabe: keine
Erschienen: Oktober 2014
Seiten: 254
Einband: Hardcover
Verlag: Dumont
ISBN: 978-3-8321-9781-0
Preis: 19,99€

Rating: ♥♥♥♥


Klappentext

Nur Männer, die keine Frauen haben, können verstehen, wie herzzerreißend, wie furchtbar traurig es ist, Männer zu sein, die keine Frauen haben. Den wunderbaren Westwind zu verlieren.
Inhalt

In sieben 'langen' Kurzgeschichten erzählt Murakami die Geschichten von Männern, die keine Frauen haben. Während der eine nie eine gefunden hat, ist sie dem anderen abhanden gekommen, während einem anderen die seine niemals wirklich gehört hat. In jeder einzelnen Geschichte eröffnet sich dem Leser ein neuer Text, eine neue Ansicht der Dinge und ein neues, trauriges Schicksal - das Schicksal eines Mannes, der in der heutigen Gesellschaft ohne die richtige Frau an seiner Seite dem Untergang geweiht ist. Sei es, weil ihm in seinem Leben ohne sie etwas Wichtiges entgeht oder, weil er an ihrem Verlust leidend zugrunde geht.


Cover ♥♥♥♥♥

In diesem Fall war das Cover für mich definitiv Kauf entscheidend! Ich hatte schon viel Gutes über Haruki Murakami gehört und als ich schließlich in der Buchhandlung nach ihm suchte, wusste ich anhand des Covers sofort, welches Buch mein Herz erobern würde. Die Harmonie der Farben Rot, Grün, Blau und Gelb auf dem Kleid der abgebildeten Dame gibt dem Cover eine angenehme bunte Mischung auf weißem Hintergrund. Es sieht schlicht, aber schön aus und erregt sofort Aufmerksamkeit. Der Clou: Das Bild des bunten Kleides mitsamt Autornamen und Titel lässt sich mit dem sonst durchsichtigen Schutzumschlag ablösen und gibt dort, wo vorher das Kleid abgebildet war, den Blick auf einen farblosen (!) Männerkörper frei. Diese Analogie zum Titel und (damit gleichermaßen) zum Inhalt des Buches hat mich wirklich äußerst beeindruckt: Ein Mann ohne Frau hat keine Farbe! Umso neugieriger bin ich, ob sich dieses Thema auch in Murakamis Roman Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki auch finden lässt - ist er etwa farblos, weil er keine Frau an seiner Seite hat? Ich werde berichten!


Charaktere ♥♥♥

Da es in sieben Kurzgeschichten unzählige Charaktere gibt, die es gleichermaßen verdient haben, vorgestellt zu werden, muss ich mich an dieser Stelle etwas kürzer fassen. Der Titel gibt uns hier schon einen entscheidenden Hinweis: Es dreht sich alles um allein stehende Männer und darum, warum diese keine Frauen haben. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen waren mir die meisten Protagonisten äußerst sympathisch und gut greifbar. Murakami schafft es, in wenigen Seiten jeder seiner Figuren einen ausgefeilten Charakter und dem Leser somit das Gefühl zu geben, dass es sich hier um wirkliche, reale Individuen handelt und nicht um Puppen, die stellvertretend für ihr Geschlecht zu sehen sind. Ironischerweise konnte ich gerade zu dem namenlosen Ich-Erzähler der letzten Kurzgeschichte Von Männern, die keine Frauen haben (ja, sie war wohl Titel gebend) überhaupt keine Verbindung aufbauen. Als er den Anruf bekommt, dass eine Frau, mit der er in der Vergangenheit ein Verhältnis gehabt hat, gestorben sei, schafft er es nicht, in ihren Tod in irgendeiner Weise zu bedauern - stattdessen beginnt er irgendwelche Geschichten zu erfinden, von denen er sich selbst vorgaukelt, dass er sie mit ihr erlebt hat. Anders, als die anderen Protagonisten, hatte dieser für mich den Bezug zur Realität vollkommen verloren. Abgesehen davon fand ich den Einblick in die männliche Psyche, den Murakami dem Leser hier eröffnet, interessant und scharfsinnig, obgleich auch anzweifelbar. Denn Murakamis Texte sollten stets in dem Bewusstsein gelesen werden, dass hinter seinen Figuren und Handlungen eine ganze, uns vollkommen fremde Kultur steht, deren vollkommenes Verständnis uns wahrscheinlich für immer verborgen bleiben wird, sollten wir nicht gerade in Japan geboren und aufgewachsen sein. Ähnliches gilt für seine Frauendarstellungen, an denen ich durchaus etwas auszusetzen hatte: In beinahe allen Fällen waren die beschriebenen Frauen auf die ein oder andere Weise unverschämt untreu und standen ihren 'unschuldigen' Männern damit sündhaft gegenüber. Man kann an dieser Stelle sicherlich noch ausschweifend über Murakamis Frauenbild diskutieren, doch das spare ich mir lieber. Für mich war es einfach zu eindeutig gepolt und damit zu wenig abwechslungsreich.


Schreibstil ♥♥♥♥♥

Ich denke, in Bezug auf Murakamis Schreibstil gibt es gar nichts anderes zu sagen als: wunderbar! Der Text fließt nur so dahin, die Beschreibungen sind rund, die Vergleiche unglaublich faszinierend und einfallsreich. Jeder Charakter hat seine Eigenarten und Kennzeichen, seine Ecken und Kanten, seine eigene Auffassung von der Welt. Mit wenigen, eindrücklichen Worten und mit noch unauffälligeren Andeutungen schafft es Murakami, das Herz des Lesers zu berühren und gefangen zu halten. Ich war süchtig nach dem Text und las einfach weiter, um mich von seiner Sprache tragen zu lassen, wie von einer warmen, bunten Meereswelle. Einfach atemberaubend! Dabei habe ich ganz besonders die Eindrücke in die japanische Denkweise und Kultur in mich aufgesogen und habe unter Spannung beobachtet, wie und wo westliche Kultur mit der östlichen kollidiert - oder eben harmoniert. Jede Geschichte gab mir das Gefühl, dass wir es hier mit einem äußerst weltoffenen Autoren zu tun haben müssen, der die Kultur der westlichen Welt akzeptiert und gleichermaßen bewundert. Sei es Essen, Alkohol, Musik oder Literatur - hier sind Amerika und Europa beinahe häufiger vertreten, als ihre klassischen japanischen Gegenstücke. Ob einem das jetzt gefällt, kann, denke ich, jeder für sich entscheiden.


Handlung ♥♥♥♥

Handlung muss bei einem postmodernen Werk wie Murakamis Von Männern, die keine Frauen keine große Rolle spielen. Gerade bei Kurzgeschichten fällt diese dann doch eher mau aus. Hier liegt der Schwerpunkt eher auf Interaktion und Kommunikation zwischen den einzelnen Charakteren und den Schlüssen, die der Leser daraus ziehen kann. Oft vergeht eine größere Spanne an Zeit zwischen dem Anfang und dem Ende der Geschichte - Wochen, Monate oder Jahre, die sprunghaft erzählt werden und dabei immer an den wichtigsten, formgebenden Anekdoten Halt gemacht wird. In Das eigenständige Organ vermisst der Ich-Erzähler beispielsweise einen guten Freund, der sich über mehrere Monate nicht bei ihm gemeldet hat. Als er der Sache nachgeht, findet er in einem Gespräch mit dem Sekretär seines Freundes heraus, dass er - aus Liebeskummer - seit einigen Wochen krank im Bett liegt und keinen Bissen mehr zu sich nehmen will. Die Spannung dieser Geschichte ergibt sich aus der vollkommenen Unwissenheit von Erzähler und Leser gleichermaßen. Die Suche nach Antworten treibt sie an und bildet den Hauptteil der Handlung in jeder Geschichte. Warum ist die Welt so, wie sie ist? Warum fühlen wir so, wie wir fühlen? Was ist mit der Person passiert, die ich einmal kannte? Warum hat sie es getan? Immer gibt es eine entscheidende, treibende Frage - ob sie auch befriedigend beantwortet werden kann, das ist eine andere Sache. Deswegen gibt es von mir hier ganz solide 4 Punkte.


Gesamtwertung ♥♥♥♥

Oftmals entsteht eine Wertung ja aus der Differenz von dem, was man erwartet und dem, was man dafür bekommen hat. Im Falle von Von Männern, die keine Frauen haben fällt mir die Wertung deswegen besonders leicht, denn ich hatte absolut keine Erwartungen. Ich hatte zwar viel Gutes über den Autor gehört, doch ich konnte mir nichts unter ihm, seinem Schreibstil oder seinen Thematiken vorstellen und somit konnte ich mir auch keine falschen Hoffnungen machen. Das Ergebnis hat mich sehr beeindruckt! Murakamis Schreibstil ist eine Augenweide für jeden Leser, der auf die Kunst der Sprache einen hohen Wert legt. Der Aufbau der Geschichten war großartig, das Heranführen des Lesers an die jeweilige Problematik gelingt dem Autor wie aus der hohlen Hand, die Charaktere sind greifbar und zumeist sympathisch, ihre Beweggründe und Handlungen nachvollziehbar. Auch, wenn ich nicht mit allem Einverstanden war, gerade im Hinblick auf das hier vermittelte Frauenbild, bin ich dennoch begeistert von dem, was mir hier geboten wurde - und ich hüte das Buch, schon allein wegen seines hübschen Äußeren, wie einen Schatz. Eines weiß ich auf jeden Fall: Auch, wenn Murakami stets viele Fragen, besonders die an das Leben, offen lässt, will ich mehr davon. Ich will mehr von seiner unglaublichen Sprache und seinen Problematiken, von seinen Fragen an die Welt. Und ich werde meinen Hunger mit Sicherheit schon bald stillen!


- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Einfach zu viel von allem

Royal Desire
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Royal Desire (2)

Autor: Geneva Lee
Genre: Erotik, Romantik
Freigabe: Ab 18!
Erschienen: 14.12.2015
Seiten: 384
Einband: eBook
Verlag: blanvalet
ISBN: 978-3-7341-0284-4
Preis: 9,99€ (eBook) / 12,99€ (broschiert)

Rating: ...

Royal Desire (2)

Autor: Geneva Lee
Genre: Erotik, Romantik
Freigabe: Ab 18!
Erschienen: 14.12.2015
Seiten: 384
Einband: eBook
Verlag: blanvalet
ISBN: 978-3-7341-0284-4
Preis: 9,99€ (eBook) / 12,99€ (broschiert)

Rating: ♥♥♥


Inhalt

"Enttäuscht und verletzt hat Clara ihre Beziehung zu Prinz Alexander nach einer letzten gemeinsamen Nacht beendet. Sie stürzt sich in die Arbeit, um ihn zu vergessen – vergeblich. Die Erinnerungen an ihn, an ihre gemeinsame Zeit lassen sich nicht auslöschen. Und Alexander ist kein Mann, der so leicht aufgibt. Kann er Clara von seiner wahren Liebe überzeugen? Und wird sie zu ihm stehen, wenn er seine dunkle Vergangenheit vor ihr enthüllt?" - Quelle: Verlagsgruppe Random House


Cover ♥♥♥♥♥

Das Cover von Royal Desire wurde nach dem selben, schlichten Prinzip gestaltet wie schon Band Eins Royal Passion, und ich muss gestehen, dass ich mich - je länger ich mich mit dem Cover auseinandersetze - selbst immer wieder dabei erwische, von dem Cover magisch angezogen zu werden: Sei es online, auf meinem eReader oder im Laden, das elegante Silber, die hübschen Randverzierungen und der dezente Schriftzug in hübschen, wenig aufdringlichen Farben bringen mich dazu, es in die Hand nehmen und den Inhalt ergründen zu wollen. Ganz egal, ob ich es schon gelesen habe, ob ich es gut fand oder nicht... Ich bin so überrascht über eine so zielgenaue und hübsche Gestaltung, dass ich eigentlich nur fünf Punkt geben kann!


Charaktere ♥♥♥

Clara Bishop: Wer meine Rezension zu Band Eins schon gelesen hat, der weiß, dass ich mit Clara schon damals sehr hart ins Gericht gegangen bin. Auch in Royal Desire hat sie mich als Protagonistin jetzt nicht gerade vom Hocker gehauen, trotzdem muss ich ehrlich gestehen, dass ich diesmal weit weniger Probleme mit ihr hatte als zuvor. Trotzdem sie Alexander mit Haut und Haar verfallen ist und daraus auch keinen Hehl macht, bietet sie ihm diesmal mehrmals erfolgreich die Stirn, mit dem Hintergedanken, sich nicht alles von ihm gefallen zu lassen. Obwohl sie bei ihm regelmäßig schwach wird - was ich in Anbetracht seiner Unwiderstehlichkeit durchaus verstehen kann - weiß sie ganz genau, was sie will und was sie nicht will, und zögert nicht, ihm ihre und vor allem seine Grenzen aufzuzeigen. Abgesehen davon, dass sie es schafft, genug Rückrat zu beweisen, um meinen Respekt nicht zu verlieren, ist an ihr nicht besonders viel dran, was sie in irgendeiner Art und Weise einzigartig machen könnte. Sie hat weder besondere Vorlieben oder Abneigungen - auch nicht im sexuellen Sinne -, noch einen besonders spannenden Job oder zumindest irgendwelche Hobbies. Die Beziehung zu ihrer Familie wird zwar erwähnt, doch wirklich in Berührung kommt sie mit ihr so selten, dass man daraus auch nicht wirklich ein Charakteristikum machen kann. Eigentlich charakterisiert sie sich im Großen und Ganzen nur durch ihre Beziehung zu Alexander, die auf einem stets ermüdenden Spiel von Dominanz und Unterwerfung gründet, das wie halb herzig dahinkonstruiert, wenn nicht sogar abgeschaut wirkt. Mehr kann ich zu Clara eigentlich nicht sagen. Schade.

Alexander von Cambridge: Ich liebe Alexander, wirklich. Er ist ein Mann, wie er nur in den kühnsten Fantasien ein jeder Frau existieren kann: sexy, undurchschaubar, dominant, wortgewandt, charmant und von Zeit zu Zeit auf genau richtige Weise auch mal körperlich bedrohlich, wie es pure, Testosteron geladene Männlichkeit nun mal will. In Royal Desire war ich ihm sogar noch eine Spur mehr verfallen als noch in Royal Passion, was vor allem auf seine endlich durchscheinende, gefühlvolle Seite zurückzuführen ist - denn wer kann einem Mann widerstehen, der all diese Traummann-Eigenschaften besitzt und dann auch noch seinen weichen Kern offenbart? Niemand! (Oder zumindest niemand, der gerne auch mal Traumvorstellungen hinterherhechelt). Ein ganz ganz dicker Minuspunkt war aber auch in diesem Band wieder der grausam schlechte Dirtytalk, mit dem Alexander es schafft alles, was er sich bei mir so mühsam aufgebaut hat, wieder zunichte zu machen. Etwa alle fünf Seiten bespringt er Clara wie eine dreckige Wildsau und bombardiert sie mit peinlichen, unerotischen Phrasen wie 'Ich will deine Mus** fien, bis [körperliche Ausfallerscheinung insert here]'. Mehrmals auf einer Seite lässt einen die vulgäre Sprache zusammenzucken, solange, bis man absolut abgestumpft und gelangweilt einfach weiterblättert, weil man sich denkt 'Ja, ja, macht hinne, ich will wissen, wie es weitergeht...'. Anders als Clara hat Alexander zwar prägende Dinge in seiner Vergangenheit und in seiner Gegenwart, die ihn auf seine ganz eigene Art schleifen, doch als eigenständigen Charakter konnte ich ihn dennoch nicht ernst nehmen. Statt normalen Gesprächen über Gott und die Welt geht es Alexander - auch wenn er es leugnet - immer nur um eins: Sex, Sex, Sex. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, doch lässt sich aus Sex allein eben keine glaubwürdige Beziehung aufbauen, die den Leser in irgendeiner Weise berührt. Sie mögen einander lieben, weil es so auf dem Papier steht, doch hätte ich gern mehr von den beiden gehabt als bloßes, ständiges Gerammel. Einmal weniger einlochen, einmal mehr ein tiefgreifendes Gespräch... das wäre alles, was ich mir wünsche. Colleen Hoover schafft es doch auch!


Schreibstil ♥♥

Ich weiß, ich habe den ersten Band der Reihe sehr gut bewertet, was den Schreibstil betrifft, doch ich musste nach Royal Desire mein Urteil noch einmal überdenken. Nicht, dass mir Geneva Lees Schreibstil nicht gefallen hätte, wenn es mal gerade nicht um Sex ging: Im Grunde hat sie einen schönen, flüssigen Schreibstil und weiß, wie sie mit Subtilität und Offensichtlichkeit gleichermaßen umgehen muss, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Doch Sex nimmt in diesem Band einfach einen so unfassbar großen Teil der Geschichte ein, dass ich gar nicht mehr darüber hinwegsehen kann! Sex, schön und gut. Viel Sex - auch gut! Aber sehr viel Sex und gleichzeitig sehr viel Abwechslung ... nah. Doch eher ein no go. Ständig die selben Worte, die immer gleichen Phrasen, die immer und immer gleichen Abläufe. Er spielt mit ihr, sie unterwirft sich, will ihn in sich spüren, er rammelt sie besinnungslos bis hin zu drei Multiplen Orgasmen, ohne dabei auch nur mit der Wimper zu zucken. Nach dem ersten Schuss kann er gleich weitermachen, ganz so als hätte er gleich mehrere bunte Liebespillen geschluckt, und hat sowieso den größten Schw
** von allen. Mal ehrlich. Sinnlich ist was anderes. Und glaubwürdig erst recht. Wenn es nicht gefühlt 90% des Buches ausmachen würde, hätte ich vermutlich nichts dagegen einzuwenden, doch das war nun doch etwas too much für mich. Nimmt man den schrecklichen, oberpeinlichen Dirtytalk dazu, bei dem ich mir regelmäßig das Lachen verkneifen musste, weil er an Banalität nicht zu überbieten war, reicht das schon, um das Buch nach 50 Seiten einfach beiseite zu legen. Doch auch wenn man den mit der Zeit langweiligen Teil der sexuellen Übernatürlichkeit hinter sich gelassen hat, bleibt man von ewigen Wiederholungen nicht verschont: Denn Claras stets auf Dauerschleife laufenden Gedanken darüber, wie heiß Alexander ist, wie sehr sie ihn vergöttert und andersrum, wie schwierig ihre Beziehung ist und ob sie das wirklich kann und will ... kann und will man nach kurzer Zeit schon nicht mehr hören. Sie hat kein anderes Thema. Keine anderen Sorgen. Muss das sein?


Handlung ♥♥

Wenn ich dachte, Royal Passion hätte bereits wenig Handlung gehabt, kann ich von Royal Desire bedenkenlos genau dasselbe behaupten: Es hat keine Handlung. Auf knapp 400 Seiten bekommen wir eine volle Ladung Sex, BDSM, Herzschmerz, Zweifel, Selbstzweifel und Selbsthass vom Feinsten, doch statt sich stets wiederholenden Phrasen und ein oder zwei äußerst konstruierten Spannungspitzen erleben wir mit Clara und Alexander eigentlich nichts. Wenn sie nicht gerade dabei sind, sich gegenseitig zu befingern, sorgen sie sich um ihre gemeinsame Zukunft unter den Royals, die allerdings viel zu wenig vorkommen, um einen Titel wie "Royal XY" überhaupt zu rechtfertigen. Wo ist der feine, englische Hof, wenn man ihn am meisten erwartet? Die Tea Time, die Dinner, die Jagden, die Bälle und Wohltätigkeitsveranstaltungen? Wo ist der teure Schmuck, die Etikette, die königliche Familie? Das bisschen, was die Geschichte zumindest auf irgendeine Weise interessant gemacht hätte, kommt viel zu kurz ... Schade darum. Ich habe Hoffnung, dass dieses Grundthema im dritten Band schließlich wieder aufgenommen und ausgekostet wird. Mal sehen!


Gesamtwertung ♥♥♥

Obwohl es in Bezug auf die Eigenständigkeit der Protagonistin und die Sexiness ihres königlichen Liebhabers durchaus Fortschritte gibt, haben mich Schreibtil und Handlung von Royal Desire geradezu in den Wahnsinn getrieben. Nicht nur war mir ständige Dirtytalk zuwider, weil ich mich ständig zwischen Fremdschämen und Loslachen zu entscheiden hatte, sondern auch die ewigen Wiederholungen - vor allem was die Gedanken der Protagonistin und die Beschreibungen des Akts an sich angeht -, die nicht vorhandene Handlung und die zwar konstruierte, aber dennoch viel zu kurz gekommene Rahmenhandlung haben mich mit mir hadern lassen, ob ich überhaupt weiterlesen sollte. Zum Glück hat meine Leidenschaft für Alexander ausgereicht, um mich am Ball zu halten. Und irgendwie will ich eben doch wissen, wie es ausgeht... Irgendwas scheint mich also doch beeindruckt zu haben. Hoffentlich schafft es der dritte und letzte Teil die Schwächen des zweiten auszubügeln und zumindest die Thematik des englischen Königsadels wieder mehr in den Vordergrund zu rücken. Dazu ist allerdings ein bisschen weniger Gevögel und ein bisschen mehr Handlung nötig. Mal sehen...


Spannung
♥♥
Romantik
♥♥♥♥♥
Humor

Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥


- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Überschätzt!

Spiegelsplitter (Die Spiegel-Saga 1)
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Spiegelsplitter (Spiegelsaga Bd. 1)

Autor: Ava Reed
Genre: Romance, Fantasy
Freigabe: Jugendbuch (ab 14 Jahren)
Erschienen: 22.10.2015
Seiten: 438
Einband: eBook
Verlag: Carlsen
ISBN: 978-3-646-60186-2
Preis: ...

Spiegelsplitter (Spiegelsaga Bd. 1)

Autor: Ava Reed
Genre: Romance, Fantasy
Freigabe: Jugendbuch (ab 14 Jahren)
Erschienen: 22.10.2015
Seiten: 438
Einband: eBook
Verlag: Carlsen
ISBN: 978-3-646-60186-2
Preis: 3,99€

Rating: ♥♥♥


Inhalt

"Caitlin weiß nicht, was es bedeutet, sich in einem Spiegel zu sehen, denn sie erblickt nichts darin. Doch er zieht sie an, ruft sie zu sich, wo auch immer sie ist. Eines Tages steht sie dem geheimnisvollen Finn gegenüber, der eine Sehnsucht in ihr weckt, der sie nicht entkommen kann. Immer wieder begegnen sich die beiden, ohne zu wissen, was sie in Wirklichkeit verbindet. Bis Caitlins Erbe zu erwachen beginnt und sie erkennt, dass es mehr auf dieser Welt gibt, als sie ahnt ..." - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥

Dieses Cover war der Grund, wieso ich überhaupt erst auf Spiegelsplitter aufmerksam geworden bin! Die angenehm matte Farbgebung trifft nicht nur genau meinen Geschmack (ich habe eine Schwäche für jede Nuance von Blau-Grün!), sondern passt mit seiner Musterung auch sehr gut zum Titel: Während die weiße Maserung unten noch klar konturiert aussieht, lösen sich die Linien und Ränder nach oben hin in viele kleine und schmale "Splitter" auf, deren Gesamtbild damit an eine unruhige Wasseroberfläche erinnern. Es gefällt mir wirklich außerordentlich gut, wie das Cover mit der Spiegel-Optik des Titels spielt (das Wort 'Splitter' wird unter dem Wort 'Spiegel' an einer unsichtbaren Linie gespiegelt) und damit die Thematik des ganzen Buches erfasst. Das einzige, was mich ein wenig stört, ist die Kopf-über-Darstellung des Mädchens, das anscheinend Caitlin darstellen soll. Sie wirkt wie ein Fremdkörper und obwohl sie hübsch ist, finde ich sie merkwürdig verfremdet und unsauber ausgeschnitten, was die Optik ein bisschen stört. Schade!


Charaktere ♥♥♥

Caitlin: Rückwirkend betrachtet habe ich ein eher ambivalentes Verhältnis zu Caitlin: Zu Beginn der Geschichte fühlt sie sich eher an, wie ein unbeschriebenes Blatt. Weil ihre Mutter sie als Kind verlassen hat und ihr Vater erst vor Kurzem bei einem Autounfall ums Leben kam, lebt sie bei ihrem Kindermädchen in Irland und versucht, ihren Alltag zu bestreiten. In ihrer Freizeit hilft sie in dem Buchladen ihres guten Freundes Aidan aus, hat aber wegen ihrer 'Andersartigkeit', die immer nur betont, aber nie belegt wird, bisher noch keine Freunde in der Schule machen können. Sie ist immer zu allen freundlich und fühlt sich in ihrer Art und Weise für den Leser oft makellos zart, geradezu zerbrechlich an. Auf der anderen Seite ist sie manchmal unerwartet bissig und kopflos, was so gar nicht zu dem sonst so makellosen Bild passen will, das vorher von ihr gezeichnet wurde. Bis auf die in ihr verborgen liegenden Kräfte gibt es sonst leider nicht viel, das Caitlin ausmacht. Gerade für sie als Hauptperson hätte ich mir ein paar mehr Ecken und Kanten gewünscht, nicht nur, um mich mit ihr richtig mit ihr zu identifizieren, sondern auch, um sie als eine eigenständige, individuelle Figur wahrnehmen und liebgewinnen zu können. Sie fühlte sich austauschbar an, war mir aber auf diese Weise auch nicht unsympathisch. Ich konnte sie akzeptieren und habe ich ihre Geschichte interessiert verfolgt - leider konnte sie mich nicht berühren.

Finn: Ein unsichtbares, starkes Band verbindet Finn mit Caitlin und obwohl die beiden sich noch gar nicht kennen, fühlt er sich aus unerklärlichen Gründen stark zu ihr hingezogen. Mithilfe seiner Gestaltwandlerfähigkeiten, die in ihm fünf Tiere einschließen (Falke, Katze, Bär, Nebelparder und Wolf), jagt er magische Wesen, die sich manchmal aus dem Reich der Spiegel in unsere Welt verirren und allgemeine Ordnung bedrohen. Ich mochte Finn sehr gern. Seine freundliche, aber manchmal leicht reizbare Art haben mir das Lesen versüßt und die Art, wie er Caitlin auf Händen getragen hat, ohne dabei aufdringlich zu werden, hat nicht nur ihr Herz erobert. Leider fehlte mir, genau wie bei Caitlin, die Charaktertiefe. Schwächen, Fehler, Hobbies, Eigenheiten, Dinge, die Finn unabhängig von seiner Beziehung zu Caitlin ausmachen und definieren. Ein paar Fetzen aus der Vergangenheit, die wir durch seinen alten Freund Raphael erfahren, haben mir da leider nicht gereicht und ich hätte gern mehr von ihm erfahren. Trotzdem ich ihn und seine Innensicht sehr gern mochte, hätte ich mir einfach mehr gewünscht, als bloß seine ständige Sorge um Caitlin.

Raphael: Ein wunderbarer, uriger Charakter, bei dem ich ständig das Gesicht von Castiel aus der US-Serie Supernatural vor Augen hatte. Genau wie dieser ist Raphael nämlich ein Engel, der allerdings in der Welt hinter den Spiegeln lebt und dort, seit einem schrecklichen Vorfall, in den Finn verwickelt war, ein eher einsames Dasein fristet. Er ist aufbrausend, flucht - trotz seines Engel-Daseins - für sein Leben gern und hat, auch wenn er es niemals zugeben würde, immernoch tiefe, brüderliche Gefühle für Finn. Ihr gegenseitiges Necken und Sticheln hat mir sehr gut gefallen, auch wenn es sich dabei eher um eine Randerscheinung handelte. Auch bei ihm hätte ich mir gewünscht, mehr über ihn, seine Beweggründe und seine Vergangenheit zu erfahren, um als Leser eine tiefere Bindung zu ihm aufzubauen.


Schreibstil ♥♥♥

Ava Reed hat eine schöne, ausführliche und klare Sprache, die auf unnötig lange Beschreibungen verzichtet, aber mit kurzen, präzisen Formulierungen ganze Welten vor dem inneren Auge erscheinen lassen kann. Ihr Stil liest sich gut, fühlt sich aber manchmal ein bisschen unnatürlich und holprig an: die Vergangenheitsform wirkt an manchen Stellen krampfhaft erzwungen und während sich manche Passagen sprachlich flüssig lesen lassen, wirken andere wiederum unnatürlich hochgestochen. Auch die Charaktere schwanken in ihrer direkten Rede zwischen Umgangssprache, moderner Schriftsprache und altmodischer Schriftsprache, was die Gespräche weniger authentisch, sondern eher gekünstelt wirken lässt. Auch neigt die Autorin dazu, schöne, aber eher unwichtige Szenen ausgiebig und detailliert zu beschreiben, während wichtigere Szenen, wie spannende Kämpfe, Bedrohungen oder Fluchten nur oberflächlich abzuhandeln, sodass die Spannung meistens noch viel schneller verloren geht, als sie aufgekommen ist. Auf diese Weise hat man als Leser das Gefühl, durch die Geschichte zu rasen und das Geschehene dabei nur schemenhaft zu erfassen. Die daraus entstehende Frustration wird dadurch verstärkt, dass - wie schon häufig von anderen kritisiert - die Geschichte sowohl aus Caitlins, als auch aus Finns Sicht erzählt wird und diese Sichtweisen sich nicht immer zeitlich ergänzen, wohl aber überschneiden. Mehr als einmal kommt man in den Genuss, ein und die selbe Szene jeweils aus beiden Blickwinkeln heraus erzählt zu bekommen, ohne, dass man daraus mehr Informationen hätte ziehen können. Endet beispielsweise Caitlins Kapitel an einer sehr spannenden Stelle - und man will eigentlich nur wissen wie es weitergeht -, so muss man nicht selten feststellen, dass das nächste Kapitel das gerade Gelesene aus Finns Sicht eigentlich nur wiederholt und man unglaublich viel Geduld aufbringen muss, um die nächsten Seiten nicht einfach zu überspringen, um da weiterzulesen, wo Caitlins Kapitel aufgehört hat. Das stört nicht nur den Lesefluss, sondern führt auch zu ewigen Wiederholungen, die nur selten Spaß machen. Trotzdem war es sehr interessant beide Innensichten zu kennen und ich habe es gerne verfolgt, wie sich die jeweiligen Charaktere in besonderen Situationen gefühlt haben. Es hätte sicherlich gereicht, sich bei den Wiederholungen auf ein paar sehr markante Szenen zu beschränken.


Handlung ♥♥♥

Sowohl die Idee, als auch die Handlung von Spiegelsplitter hat sehr großes Potential. Die Fantasien, die Naturmagie, die Welt hinter den Spiegeln, das alles hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich hätte sehr gerne noch viel mehr über die einzelnen Hintergründe erfahren. Wie ist diese andere Welt beschaffen? Wie entstehen Fantasien genau, was macht sie aus, warum existieren sie? War Finn schon immer ein Gestaltwandler? Leider wurden viele Themen nur am Rande behandelt und der Platz, der für die Ausarbeitung dieser Details dagewesen wäre, ging leider an die Wiederholungen und das sich gegenseitige Anschmachten der beiden Hauptcharaktere verloren, die ich zwar gerne verfolgt, aber nicht gebraucht habe. Wiederholungen gab es auch bei der Handlung, denn Caitlin geht nicht nur einmal, sondern gleich zwei Mal hilflos verloren und wir beobachten zwei Mal den vor Sorge verzweifelten Finn dabei, wie er heroisch alles stehen und liegen lässt, um ihr zur Hilfe zu eilen. Ich hätte mir gewünscht, dass Caitlin hier ein bisschen mehr aus sich selbst heraus kommt, ein bisschen aktiver wird, ein bisschen mehr aktiv zur Handlung beiträgt, als sie nur passiv über sich ergehen zu lassen. Schon allein deswegen bin ich sehr gespannt auf den zweiten Teil und darauf, ob und wie ihr Training dazu führt, dass sie stärker und selbstständiger wird, sie lernt mit ihren Kräften umzugehen und Seite an Seite mit den anderen zu kämpfen. Ich würde es mir auf jeden Fall wünschen! Ich habe die Interaktion der Charaktere untereinander auf jeden Fall sehr genossen und ich mochte die Stimmung, die in den jeweiligen Gesprächen aufkam, aber die wesentlichen, spannenden Stellen der Handlung waren einfach ein bisschen zu vorhersehbar und zu schnell vorbei.


Gesamtwertung ♥♥♥

Ich finde, Spiegelsplitter ist ein gutes Buch für jeden, der gerne in Geschichten mit viel Herz und wenig Drama oder in überraschend neue Ideen eintaucht. Ich habe die Geschichte sehr gerne verfolgt und mich dabei keine Sekunde gelangweilt, nur die immer wiederkehrenden Wiederholungen der Szenen aus zwei verschiedenen Perspektiven haben meinen Lesefluss zeitweise erschwert. Für die zukünftigen Teile würde ich mir ein bisschen mehr Tiefgang und Detailreichtum wünschen, sowohl, was die Zeichnung der einzelnen Charaktere, als auch die Darstellung von Szenen und die Vertiefung der Hintergrundgeschichte angeht. Gerne würde ich mehr über die Welt hinter dem Spiegel erfahren, welche Gesetze dort herrschen, welche Wesen dort leben und wie der Alltag für die Charaktere in Zukunft aussehen soll. Vielleicht findet sich im nächsten Band dann auch etwas mehr Zeit für spannende Szenen und Kämpfe und Caitlins Entwicklung zu einer starken Frau.


Spannung
♥♥♥♥
Romantik
♥♥♥♥
Humor
♥♥
Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥♥


- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Überschätzt!

Spiegelsplitter (Die Spiegel-Saga 1)
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Spiegelsplitter (Spiegelsaga Bd. 1)

Autor: Ava Reed
Genre: Romance, Fantasy
Freigabe: Jugendbuch (ab 14 Jahren)
Erschienen: 22.10.2015
Seiten: 438
Einband: eBook
Verlag: Carlsen
ISBN: 978-3-646-60186-2
Preis: ...

Spiegelsplitter (Spiegelsaga Bd. 1)

Autor: Ava Reed
Genre: Romance, Fantasy
Freigabe: Jugendbuch (ab 14 Jahren)
Erschienen: 22.10.2015
Seiten: 438
Einband: eBook
Verlag: Carlsen
ISBN: 978-3-646-60186-2
Preis: 3,99€

Rating: ♥♥♥


Inhalt

"Caitlin weiß nicht, was es bedeutet, sich in einem Spiegel zu sehen, denn sie erblickt nichts darin. Doch er zieht sie an, ruft sie zu sich, wo auch immer sie ist. Eines Tages steht sie dem geheimnisvollen Finn gegenüber, der eine Sehnsucht in ihr weckt, der sie nicht entkommen kann. Immer wieder begegnen sich die beiden, ohne zu wissen, was sie in Wirklichkeit verbindet. Bis Caitlins Erbe zu erwachen beginnt und sie erkennt, dass es mehr auf dieser Welt gibt, als sie ahnt ..." - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥

Dieses Cover war der Grund, wieso ich überhaupt erst auf Spiegelsplitter aufmerksam geworden bin! Die angenehm matte Farbgebung trifft nicht nur genau meinen Geschmack (ich habe eine Schwäche für jede Nuance von Blau-Grün!), sondern passt mit seiner Musterung auch sehr gut zum Titel: Während die weiße Maserung unten noch klar konturiert aussieht, lösen sich die Linien und Ränder nach oben hin in viele kleine und schmale "Splitter" auf, deren Gesamtbild damit an eine unruhige Wasseroberfläche erinnern. Es gefällt mir wirklich außerordentlich gut, wie das Cover mit der Spiegel-Optik des Titels spielt (das Wort 'Splitter' wird unter dem Wort 'Spiegel' an einer unsichtbaren Linie gespiegelt) und damit die Thematik des ganzen Buches erfasst. Das einzige, was mich ein wenig stört, ist die Kopf-über-Darstellung des Mädchens, das anscheinend Caitlin darstellen soll. Sie wirkt wie ein Fremdkörper und obwohl sie hübsch ist, finde ich sie merkwürdig verfremdet und unsauber ausgeschnitten, was die Optik ein bisschen stört. Schade!


Charaktere ♥♥♥

Caitlin: Rückwirkend betrachtet habe ich ein eher ambivalentes Verhältnis zu Caitlin: Zu Beginn der Geschichte fühlt sie sich eher an, wie ein unbeschriebenes Blatt. Weil ihre Mutter sie als Kind verlassen hat und ihr Vater erst vor Kurzem bei einem Autounfall ums Leben kam, lebt sie bei ihrem Kindermädchen in Irland und versucht, ihren Alltag zu bestreiten. In ihrer Freizeit hilft sie in dem Buchladen ihres guten Freundes Aidan aus, hat aber wegen ihrer 'Andersartigkeit', die immer nur betont, aber nie belegt wird, bisher noch keine Freunde in der Schule machen können. Sie ist immer zu allen freundlich und fühlt sich in ihrer Art und Weise für den Leser oft makellos zart, geradezu zerbrechlich an. Auf der anderen Seite ist sie manchmal unerwartet bissig und kopflos, was so gar nicht zu dem sonst so makellosen Bild passen will, das vorher von ihr gezeichnet wurde. Bis auf die in ihr verborgen liegenden Kräfte gibt es sonst leider nicht viel, das Caitlin ausmacht. Gerade für sie als Hauptperson hätte ich mir ein paar mehr Ecken und Kanten gewünscht, nicht nur, um mich mit ihr richtig mit ihr zu identifizieren, sondern auch, um sie als eine eigenständige, individuelle Figur wahrnehmen und liebgewinnen zu können. Sie fühlte sich austauschbar an, war mir aber auf diese Weise auch nicht unsympathisch. Ich konnte sie akzeptieren und habe ich ihre Geschichte interessiert verfolgt - leider konnte sie mich nicht berühren.

Finn: Ein unsichtbares, starkes Band verbindet Finn mit Caitlin und obwohl die beiden sich noch gar nicht kennen, fühlt er sich aus unerklärlichen Gründen stark zu ihr hingezogen. Mithilfe seiner Gestaltwandlerfähigkeiten, die in ihm fünf Tiere einschließen (Falke, Katze, Bär, Nebelparder und Wolf), jagt er magische Wesen, die sich manchmal aus dem Reich der Spiegel in unsere Welt verirren und allgemeine Ordnung bedrohen. Ich mochte Finn sehr gern. Seine freundliche, aber manchmal leicht reizbare Art haben mir das Lesen versüßt und die Art, wie er Caitlin auf Händen getragen hat, ohne dabei aufdringlich zu werden, hat nicht nur ihr Herz erobert. Leider fehlte mir, genau wie bei Caitlin, die Charaktertiefe. Schwächen, Fehler, Hobbies, Eigenheiten, Dinge, die Finn unabhängig von seiner Beziehung zu Caitlin ausmachen und definieren. Ein paar Fetzen aus der Vergangenheit, die wir durch seinen alten Freund Raphael erfahren, haben mir da leider nicht gereicht und ich hätte gern mehr von ihm erfahren. Trotzdem ich ihn und seine Innensicht sehr gern mochte, hätte ich mir einfach mehr gewünscht, als bloß seine ständige Sorge um Caitlin.

Raphael: Ein wunderbarer, uriger Charakter, bei dem ich ständig das Gesicht von Castiel aus der US-Serie Supernatural vor Augen hatte. Genau wie dieser ist Raphael nämlich ein Engel, der allerdings in der Welt hinter den Spiegeln lebt und dort, seit einem schrecklichen Vorfall, in den Finn verwickelt war, ein eher einsames Dasein fristet. Er ist aufbrausend, flucht - trotz seines Engel-Daseins - für sein Leben gern und hat, auch wenn er es niemals zugeben würde, immernoch tiefe, brüderliche Gefühle für Finn. Ihr gegenseitiges Necken und Sticheln hat mir sehr gut gefallen, auch wenn es sich dabei eher um eine Randerscheinung handelte. Auch bei ihm hätte ich mir gewünscht, mehr über ihn, seine Beweggründe und seine Vergangenheit zu erfahren, um als Leser eine tiefere Bindung zu ihm aufzubauen.


Schreibstil ♥♥♥

Ava Reed hat eine schöne, ausführliche und klare Sprache, die auf unnötig lange Beschreibungen verzichtet, aber mit kurzen, präzisen Formulierungen ganze Welten vor dem inneren Auge erscheinen lassen kann. Ihr Stil liest sich gut, fühlt sich aber manchmal ein bisschen unnatürlich und holprig an: die Vergangenheitsform wirkt an manchen Stellen krampfhaft erzwungen und während sich manche Passagen sprachlich flüssig lesen lassen, wirken andere wiederum unnatürlich hochgestochen. Auch die Charaktere schwanken in ihrer direkten Rede zwischen Umgangssprache, moderner Schriftsprache und altmodischer Schriftsprache, was die Gespräche weniger authentisch, sondern eher gekünstelt wirken lässt. Auch neigt die Autorin dazu, schöne, aber eher unwichtige Szenen ausgiebig und detailliert zu beschreiben, während wichtigere Szenen, wie spannende Kämpfe, Bedrohungen oder Fluchten nur oberflächlich abzuhandeln, sodass die Spannung meistens noch viel schneller verloren geht, als sie aufgekommen ist. Auf diese Weise hat man als Leser das Gefühl, durch die Geschichte zu rasen und das Geschehene dabei nur schemenhaft zu erfassen. Die daraus entstehende Frustration wird dadurch verstärkt, dass - wie schon häufig von anderen kritisiert - die Geschichte sowohl aus Caitlins, als auch aus Finns Sicht erzählt wird und diese Sichtweisen sich nicht immer zeitlich ergänzen, wohl aber überschneiden. Mehr als einmal kommt man in den Genuss, ein und die selbe Szene jeweils aus beiden Blickwinkeln heraus erzählt zu bekommen, ohne, dass man daraus mehr Informationen hätte ziehen können. Endet beispielsweise Caitlins Kapitel an einer sehr spannenden Stelle - und man will eigentlich nur wissen wie es weitergeht -, so muss man nicht selten feststellen, dass das nächste Kapitel das gerade Gelesene aus Finns Sicht eigentlich nur wiederholt und man unglaublich viel Geduld aufbringen muss, um die nächsten Seiten nicht einfach zu überspringen, um da weiterzulesen, wo Caitlins Kapitel aufgehört hat. Das stört nicht nur den Lesefluss, sondern führt auch zu ewigen Wiederholungen, die nur selten Spaß machen. Trotzdem war es sehr interessant beide Innensichten zu kennen und ich habe es gerne verfolgt, wie sich die jeweiligen Charaktere in besonderen Situationen gefühlt haben. Es hätte sicherlich gereicht, sich bei den Wiederholungen auf ein paar sehr markante Szenen zu beschränken.


Handlung ♥♥♥

Sowohl die Idee, als auch die Handlung von Spiegelsplitter hat sehr großes Potential. Die Fantasien, die Naturmagie, die Welt hinter den Spiegeln, das alles hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich hätte sehr gerne noch viel mehr über die einzelnen Hintergründe erfahren. Wie ist diese andere Welt beschaffen? Wie entstehen Fantasien genau, was macht sie aus, warum existieren sie? War Finn schon immer ein Gestaltwandler? Leider wurden viele Themen nur am Rande behandelt und der Platz, der für die Ausarbeitung dieser Details dagewesen wäre, ging leider an die Wiederholungen und das sich gegenseitige Anschmachten der beiden Hauptcharaktere verloren, die ich zwar gerne verfolgt, aber nicht gebraucht habe. Wiederholungen gab es auch bei der Handlung, denn Caitlin geht nicht nur einmal, sondern gleich zwei Mal hilflos verloren und wir beobachten zwei Mal den vor Sorge verzweifelten Finn dabei, wie er heroisch alles stehen und liegen lässt, um ihr zur Hilfe zu eilen. Ich hätte mir gewünscht, dass Caitlin hier ein bisschen mehr aus sich selbst heraus kommt, ein bisschen aktiver wird, ein bisschen mehr aktiv zur Handlung beiträgt, als sie nur passiv über sich ergehen zu lassen. Schon allein deswegen bin ich sehr gespannt auf den zweiten Teil und darauf, ob und wie ihr Training dazu führt, dass sie stärker und selbstständiger wird, sie lernt mit ihren Kräften umzugehen und Seite an Seite mit den anderen zu kämpfen. Ich würde es mir auf jeden Fall wünschen! Ich habe die Interaktion der Charaktere untereinander auf jeden Fall sehr genossen und ich mochte die Stimmung, die in den jeweiligen Gesprächen aufkam, aber die wesentlichen, spannenden Stellen der Handlung waren einfach ein bisschen zu vorhersehbar und zu schnell vorbei.


Gesamtwertung ♥♥♥

Ich finde, Spiegelsplitter ist ein gutes Buch für jeden, der gerne in Geschichten mit viel Herz und wenig Drama oder in überraschend neue Ideen eintaucht. Ich habe die Geschichte sehr gerne verfolgt und mich dabei keine Sekunde gelangweilt, nur die immer wiederkehrenden Wiederholungen der Szenen aus zwei verschiedenen Perspektiven haben meinen Lesefluss zeitweise erschwert. Für die zukünftigen Teile würde ich mir ein bisschen mehr Tiefgang und Detailreichtum wünschen, sowohl, was die Zeichnung der einzelnen Charaktere, als auch die Darstellung von Szenen und die Vertiefung der Hintergrundgeschichte angeht. Gerne würde ich mehr über die Welt hinter dem Spiegel erfahren, welche Gesetze dort herrschen, welche Wesen dort leben und wie der Alltag für die Charaktere in Zukunft aussehen soll. Vielleicht findet sich im nächsten Band dann auch etwas mehr Zeit für spannende Szenen und Kämpfe und Caitlins Entwicklung zu einer starken Frau.


Spannung
♥♥♥♥
Romantik
♥♥♥♥
Humor
♥♥
Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥♥


- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Enttäuschender Abschluss

Silber - Das dritte Buch der Träume
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Silber - Das dritte Buch der Träume

Autor: Kerstin Gier
Genre: (Low-)Fantasy, Romantik
Freigabe: Jugendbuch (ab 14 Jahren)
Erschienen: 08.10.2015
Seiten: 464
Einband: Hardcover
Verlag: FJB
ISBN: 978-3-8414-2168-5
Preis: ...

Silber - Das dritte Buch der Träume

Autor: Kerstin Gier
Genre: (Low-)Fantasy, Romantik
Freigabe: Jugendbuch (ab 14 Jahren)
Erschienen: 08.10.2015
Seiten: 464
Einband: Hardcover
Verlag: FJB
ISBN: 978-3-8414-2168-5
Preis: 19,99€ (D) / 20,60€ (A)

Rating: ♥♥♥


Klappentext

Der Korridor mit seinen verschiedenfarbigen Türen und dem sanften Licht hätte heiter und friedlich wirken können, aber das tat er nicht. Die Stille hatte etwas Lauerndes, und es war nicht auszumachen, von wo das Licht überhaupt kam. Trotzdem liebte ich diesen Ort und die Vorstellung, dass hinter jeder der Türen eine andere Seele träumte, und alle Menschen auf der Welt durch dieses Labyrinth miteinander verbunden waren. Es war ein magischer Ort, geheimnisvoll und gefährlich...
Inhalt

"Es ist März, in London steht der Frühling vor der Tür – und Liv Silber vor drei Problemen. Erstens: Sie hat Henry angelogen. Zweitens: Die Sache mit den Träumen wird immer gefährlicher. Arthur hat Geheimnisse der Traumwelt ergründet, durch die er unfassbares Unheil anrichten kann. Er muss unbedingt aufgehalten werden. Drittens: Livs Mutter Ann und Graysons Vater Ernest wollen im Juni heiraten. Und das böse Bocker, die Großmutter von Grayson, hat für die Hochzeit ihres Sohnes große Pläne, allerdings ganz andere als die Braut. Liv hat wirklich alle Hände voll zu tun, um die drohenden Katastrophen abzuwenden …" - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥

Das Cover des dritten und letzten Teil der Silbertrilogie ist wirklich hübsch anzuschauen. Der silbern glänzende Einband sieht aus, als sei er wahrhaftig aus flüssigem Silber gegossen, und fühlt sich angenehm glatt an. Ich mag die Farbkombination der darauf abgebildeten Eidechse ("Barcelona"!) - schwarz und rot - in Kombination, weil es nicht mit dem silbernen Hintergrund konkurriert. Trotzdem finde ich, dass es, trotzdem es ein Eye-Catcher für Kunden ist, einfach ein bisschen nach 'too much' aussieht. Auf Dauer ist das glänzende Silber sehr anstrengend anzuschauen und hat nichts von den angenehm-träumerischen Farben seiner Vorgänger (Schwarz und Türkis). Apropos Türkis: Nimmt man den silbernen Umschlag ab, befindet sich darunter das Hardcover in wunderschönem matt-hellem Türkis, mit einer darauf abgebildeten Fee, die wirklich wunderschön aussieht, mit dem Inhalt des Buches aber komischerweise nicht wirklich in Verbindung steht ... deswegen nur 3 von 5 möglichen Punkten von mir.


Charaktere ♥♥♥

Liv Silber: Ich mochte Liv Silber vom ersten Buch an. Sie ist aufgeweckt, etwas verrückt und ganz frei Schnauze, genau wie ich es am liebsten habe. Zusammen mit ihrer Mutter, ihrer Schwester Mia, ihrem Kindermädchen Lottie und ihrem Hund Buttercup ist sie schon um die halbe Welt gereist, doch inzwischen in London gelandet und wohnt seitdem mit dem Verlobten ihrer Mutter und seinen zwei Kindern, Grayon und Florence, unter einem Dach. Es ist wirklich herrlich zu beobachten, wie sich Liv, die schon immer etwas anders war, in der Schule einlebt, die einzigartigsten Bekanntschaften macht und die düsteren Geheimnisse des Traum-Korridors enthüllt. Leider hatte ich gerade im langersehnten dritten Band das Gefühl, Liv schlagen - oder zumindest wachrütteln - zu müssen: Sie verhält sich ungewohnt passiv und während ihr Freund Henry, ihre Schwester Mia und ihr Stiefbruder Grayson nicht nur alles für sie tun, sondern auch noch alle Geheimnisse ohne sie herausfinden, um sie ihr fertig auf dem Serviertablett zu präsentieren, rührt Liv in diesem Band kaum selbst einen Finger. Alles lässt sie sich vorkauen, ist im Fall einer Bedrohung so gelähmt, dass sie sich nicht Mal bewegen kann und schafft es nicht mal, einen dämlichen Krankenwagen selbst zu rufen, wenn es nötig ist. Hinzu kommt ihr merkwürdiger Stolz an den falschen Stellen, der sie wirklich dumme Dinge zu dummen Zeiten sagen lässt und der es ihr offenbar verbietet, ihren Stiefbruder Grayson zumindest mit einer Umarmung zu zeigen, wie gern sie ihn hat, obwohl sie mehr als einmal das Bedürfnis dazu hat! Ich kann darüber nur den Kopf schütteln. Wo ist die wissbegierige, starke, zielstrebige Liv der ersten beiden Teile hin?

Henry Harper: Das ewige Hin- und Her zwischen Liv und ihm war zwar nie so schlimm, wie in anderen Büchern dieser Fraktion, aber nichtsdestotrotz war mir Henry immer suspekt. Und warum? Weil er einfach ... abgrundtief ... wirklich ... unfassbar perfekt ist. Er sieht gut aus, ist Teil des beliebten Sportlerteams der Schule, ist lieb und zuvorkommend, hat eine zerrüttete Familie, weshalb er sich rührend um seine beiden jüngeren Geschwister kümmert (er geht mit seiner 4-jährigen Schwester zum Kinderschwimmen. Also wenn das mal nicht perfekt ist!), hat einen ausgiebigen Beschützer-Instinkt, ohne dabei zu aufdringlich zu sein, manchmal ist er geheimnisvoll, er weiß, wann er am besten schweigt und wann er die richtigen Dinge sagen muss. Bis zum Schluss des letzten Buches habe ich damit gerechnet, dass sich Henry als psychopathischer Mörder oder boshafter Drahtzieher hinter der ganzen Sache entpuppt, doch Fehlanzeige! Selbst, als Liv im Begriff ist, ihn beinahe zu betrügen - wenn auch nur im Traum -, ist er offen für ihre Gründe und super verständnisvoll. Das kann doch echt nicht sein! Dieser Mann hat keine Fehler - keine! Er ist nicht mal besonders temperamentvoll oder hat eine besonders merkwürdige Marotte - nichts! Gerade aus diesem Grund konnte ich ihn nicht NICHT mögen, aber er war auch nicht gerade mein Lieblingscharakter, einfach aus dem Grund, weil seine Romanze mit Liv einfach viel zu rund verlief. Vielleicht bin ich aber auch nur verwöhnt oder hatte falsche Erwartungen seit dem letzten Teil. Weil es zwischen den beiden so gut läuft, konzentriert sich das dritte Buch auch kaum auf die Beziehung der beiden, sondern eher auf alles andere.

Arthur Hamilton: Arthur, Arthur. Seit dem ersten Band stand er bei mir unter Generalverdacht, was sich bis zum Schluss wohl auch wirklich ausgezahlt hat. Als Henrys und Graysons ehemaliger bester Freund ist er Dreh- und Angelpunkt von (fast) allem Bösen und Gemeinen, was so vor sich geht. Zumindest nimmt er kein Blatt vor den Mund es immer wieder selbst zu beteuern. Er ist gutaussehend, einflussreich, durchtrieben und - meiner Meinung nach - irgendwie psychisch gestört, nach all dem, was er sich schon geleistet hat. Seine gemeinen Sticheleien haben meinen Sinn für Gerechtigkeit nicht nur einmal heftig gekitzelt und ich hätte ihm am Liebsten eigenhändig die Ohren langgezogen. Allerdings fand ich auch, das sein ewiges Fies-Sein nicht gerade für Spannung gesorgt hat. Wenn etwas Schlimmes geschah, fiel der Verdacht sofort auf ihn und wurde (allerdings nicht immer!) auch bestätigt. Irgendwann ist es auch mal gut mit Arthurs ewiger Giftspritzerei! Die ewige Schwarz-Weiß-Malerei, die in der Gegenüberstellung von Henry und Arthur betrieben wurde, ging mir irgendwann ziemlich auf die Nerven. Ein ganz passabler Bösewicht, aber eben einfach zu leicht zu durchschauen.

Grayson Spencer: Da es so viele Charaktere gibt, die es wert wären, sie hier genauer zu besprechen, habe ich mich dazu entschieden, zumindest noch meinen Lieblingscharakter nennen: Grayson. Oh man, ich liebe Grayson! Er ist nicht nur Florences Bruder, Livs Stiefbruder und Henrys bester Freund, er ist außerdem einfach zum Anbeißen knuddelig. Genau wir Henry spielt er im erfolgreichsten Sportteam der Schule, hat allerdings große Schwierigkeiten seine guten Noten zu halten, da er mit Sport und Traum-Magie schon ganz schön überfordert ist. Anders als die beiden Hauptcharaktere beherrscht er diese nämlich nicht halb so gut, weshalb er hart daran arbeitet, besser zu werden, um sich gegen Bedrohungen zu schützen. Aber leider fällt ihm das alles nicht so wirklich in den Schoß. Außerdem hat er täglich einen riesengroßen Appetit, ist ein wenig schusselig, aber wirklich sehr gutmütig und an den richtigen Stellen auch mal rasend vor Wut. Bis zum Ende des dritten Bands hätte ich schwören können, dass er ein Auge auf seine Stiefschwester geworfen hat, auch, wenn er es wohl niemals zugegeben hätte. Auch Widersacher Arthur macht Liv an einer Stelle aufmerksam: "Fühlt sich toll an, von gleich zwei Männern geliebt zu werden, hm?" - Leider wird der Faden mit Grayson nicht wirklich aufgegriffen, was ich sehr schade finde, da er mir als Livs Partner viel besser gefallen hätte. Aber naja! Wozu gibt es Fanfictions?


Schreibstil ♥♥♥♥♥

Kerstin Gier hat einen unvergleichbar locker-flockigen Schreibstil, der einfach nur dahingleitet, sodass man gar nicht bemerkt, dass man innerhalb weniger Stunden viele hundert Seiten verschlungen hat. Ihr wohl größtes Merkmal ist der zarte, für sie ganz eigene und typische Witz, den sie in ihren Erzählungen an den Tag legt, der einem die Charaktere näher bringt und einem immer wieder ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Sie versteht es, Spannung aufzubauen und selbst dort, wo gerade keine Spannung herrscht, eine Sucht nach dem Text zu generieren, die einen unerbittlich immer weiter lesen lässt. Wie war das noch mit Lottie und Charles? Oder die morgendlichen Besuche von das Bocker? Ich hätte mich ewig in den kleinen Szenen zwischen der eigentlichen Handlung aufhalten können und es wäre mir gar nicht aufgefallen, dass ich bereits über 400 Seiten gelesen habe. Einfach herrlich! Eine Eigenheit, die sie dabei auffälligerweise immer wieder verwendet, sie die teilweise Seitenlangen einschübe, in denen sie, wie beiläufig, die wirklich wichtigen und spannenden Informationen fallen lässt. Ein Beispiel: Liv sitzt mit ihrer Familie und der schrecklichen Großtante ihrer Stiefgeschwister (das Bocker) am Tisch und unterhält sich über eine bevorstehende Hochzeit - und plötzlich gleitet sie in Gedanken an die letzte Nacht und die Geschehnisse werden uns nicht gleichzeitig, sondern rückwirkend erzählt. Wie sie durch den Traum-Korridor geschlichen ist. Wie sie Arthur getroffen hat. Wie sie sich mit Henry und Grayson besprochen hat. Seitenweise, bis man vergessen hat, das Liv ja eigentlich noch am Küchentisch sitzt. Und dann wird man plötzlich durch eine Bemerkung eines anderen Charakters wieder in das aktuelle Geschehen zurückgeholt. Von dieser Erzähltechnik war ich wirklich sehr fasziniert, auch wenn sie mir ab und zu wirklich auf die Nerven ging. Wenn ich zum Beispiel das Geschehen in der Gegenwart beobachten wollte und dann ein Einschub kam, um Spannung aufzubauen ... grr. Cliffhanger der anderen Art - aber gut!


Handlung ♥♥

Von der Handlung an sich war ich wirklich sehr enttäuscht - und als ich das Buch endlich zuklappen konnte, hallte nur eine einzige Frage in meinem Kopf wieder: Das wars jetzt oder wie? Die oben schon genannte Passivität der Hauptperson, durch deren Augen man gezwungen war, alles zu beobachten, ließ einen kaum wirklich am Geschehen teilhaben. Es gab kaum Plot-Twists und der - zugegebenermaßen - vorhandene Spannungsbogen verpuffte in einer in 20 Seiten kurzen Szene, die weder besonders action-, spannungs- oder erkenntnisgeladen war. Das Buch strotzte vor Wiederholungen der letzten beiden Teile, es gab keine großen Intrigen, keine dramatischen Wendungen, kaum Streits und selbst die gruselige 'unbekannte' Bedrohung war sehr schnell zu durchschauen. Von einem Buch, das derart beworben wurde und sich 'das große Finale' nennt, hätte ich doch durchaus mehr erwartet als nur ein bisschen Charakter-Konturierung, Ratespiel und relativ unspektakulärer Abschlussszene. Es gab nicht einmal einen Höhepunkt und wenn ich die Handlung nun in den wichtigsten Stichpunkten wiedergeben müsste, dann könnte ich es wahrscheinlich in drei Worten. Schade! Auch die irgendwie konstruiert wirkende Beziehungsproblematik um Livs erstes Mal war nicht nur nicht nachvollziehbar und irgendwie nervig, sondern in ihrer Auflösung sofort gegessen - und obwohl ihr erstes Mal durch das Buch hinweg groß aufgebauscht und angekündigt wird, bekommen wir am Ende nicht mal in einem einzigen Satz erklärt, ob es denn nun dazu gekommen ist oder nicht. Aber so perfekt wie Henry ist, war es wahrscheinlich das beste erste Mal in der Geschichte der Geschichten!


Gesamtwertung ♥♥♥

Versteht mich nicht falsch, ich habe das Buch wirklich sehr genossen und ich finde auch, dass sich das Lesen gelohnt hat. Trotzdem war ich - angesichts der großen Werbung im Vorhinein und der rasanten Story der anderen Teile - mehr als nur enttäuscht über das, was ich am Ende geboten bekommen habe. Für mich fühlt sich der dritte Teil nicht an, wie ein vollwertiger Abschlussband, sondern eher wie eine Zusatznovelle mit Geschichten aus der Traumwelt, sozusagen ein langersehntes Wiedersehen mit längst verloren geglaubten Charakteren. Mit der Hoffnung auf einen epischen Endkampf, der die beiden Vorgänger weit übertreffen würde, blieb ich bis zum Schluss am Ball und am Ende irgendwie frustriert zurück. Zwar hat es Spaß gemacht, die Geschichte zu verfolgen und die unzähligen, herzigen Charaktere dabei zu beobachten, wie sie miteinander interagieren, aber das war auch schon alles. Auch, wenn es kein schlechtes Buch ist - schon allein wegen Kerstin Giers flüssigem und witzigem Schreibstil - war ich am Ende mehr enttäuscht als befriedigt. Schade...


Spannung
♥♥♥
Romantik
♥♥
Humor
♥♥♥♥
Gewalt

Action
♥♥

- Eure Bücherfüchsin