Profilbild von uli123

uli123

Lesejury Star
offline

uli123 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit uli123 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.05.2019

Stadt- und Landmenschen

Bell und Harry
0

Nach „Weit weg von Verona“ ist dies nun das zweite Buch der Autorin, das ich gelesen habe. Der bedächtige, ruhige Schreibstil ist beiden Romanen gemeinsam, wobei der vorliegende eher als eine Ansammlung ...

Nach „Weit weg von Verona“ ist dies nun das zweite Buch der Autorin, das ich gelesen habe. Der bedächtige, ruhige Schreibstil ist beiden Romanen gemeinsam, wobei der vorliegende eher als eine Ansammlung von Anekdoten ist als eine zusammenhängende Geschichte.
Eine Londoner Familie verbringt viele Jahre ihre freie Zeit auf dem Land in Yorkshire und übernimmt zusehends die ländlichen Ansichten und Gewohnheiten. Insbesondere die beiden Söhne freunden sich an und erleben einige gemeinsame Abenteuer. Die Vorzüge des Landlebens und die Unterschiede der Bewohner werden thematisiert. Alles in allem fehlen mir eine fesselnde, verbindende Handlung und der rote Faden. Kenntnisse der speziellen Geschichte der Gegend um Yorkshire wären hilfreich, denn es werden regionale Sagen eingeflochten. Etwas verwirrend fand ich die zeitliche Einordnung. Die Geschichte dürfte im Wesentlichen in den 1970er Jahren spielen, während sie am Ende in den 1990ern angesiedelt ist, obwohl die englische Originalausgabe schon 1981 erschien.

Veröffentlicht am 25.05.2019

Eine Liebe im geteilten Berlin

Wir sehen uns unter den Linden
0

Wieder einmal erzählt die Autorin eine Familiengeschichte vor dem Hintergrund wichtiger Ereignisse in der deutschen Geschichte.
Noch vor dem Zweiten Weltkrieg verlieben sich in Berlin der kommunistische ...

Wieder einmal erzählt die Autorin eine Familiengeschichte vor dem Hintergrund wichtiger Ereignisse in der deutschen Geschichte.
Noch vor dem Zweiten Weltkrieg verlieben sich in Berlin der kommunistische Lehrer Volker und der Revuestar Ilona. Kurz vor Kriegsende wird Volker vor den Augen seiner Tochter Susanne wegen des vermeintlichen Verteilens von Flugblättern erschossen. Susanne wird in der jungen DDR eine überzeugte Sozialistin. Sie verliebt sich wie schon ihre eigenen Eltern „Unter den Linden“ in den in Westberlin lebenden Koch Kelmi, der als Westdeutscher in der DDR als Faschist gilt. Die politischen Verhältnisse belasten ihre Beziehung. Und dann wird die Mauer gebaut.

Thematisch hat mich das Buch sehr interessiert. Der geschichtliche Hintergrund wird gut aufgearbeitet. Es berührt schon sehr zu lesen, wie der Nationalsozialismus das Verhältnis der Ost- und Westdeutschen noch viele Jahre nach Kriegsende beeinflusst hat. Hilfreich bei der Einordnung der Geschehnisse ist auch das Glossar am Ende des Buches. Allerdings habe ich mich mit dem Lesen entgegen meiner sonstigen Gepflogenheiten etwas schwer getan. Das liegt weniger daran, dass nicht chronologische erzählt wird, als an den Romanfiguren, zu denen ich keine Nähe aufbauen konnte, und einer manchmal merkwürdig anmutenden Ausdrucksweise. Deshalb bewerte ich das Buch nicht als wirklich gut gelungen.

Veröffentlicht am 05.05.2019

Gesellschaftskritisch

Willkommen in Lake Success
0

Die Lorbeeren, mit denen das Buch im Einband bedacht wird, erscheinen mir eher unverdient.
Der Protagonist Barry Cohen ist ein millionenschwerer Hedgefonds-Manager, der sich nur über Besitz und Einkommen ...

Die Lorbeeren, mit denen das Buch im Einband bedacht wird, erscheinen mir eher unverdient.
Der Protagonist Barry Cohen ist ein millionenschwerer Hedgefonds-Manager, der sich nur über Besitz und Einkommen definiert. Als ich die Börsenaufsicht auf die Spur kommt und bei seinem dreijährigen Sohn schwerer Autismus diagnostiziert wird, begibt er sich Knall auf Fall auf eine Tour mit einem Greyhound-Bus mit nur seinen kostbaren Designeruhren im Gepäck von New York nach El Paso, um dort mit seiner Jugendliebe Layla an frühere, ehrliche Zeiten anzuknüpfen.
Barry ist eine mir durchweg unsympathische Romanfigur, irgendwie passend zu Donald Trump, zu dessen Zeiten als Präsidentschaftskandidat die Geschichte angesiedelt ist. Interessant ist, welch vielfältigen Gesellschaftsschichten Barry auf seiner Reise begegnet und welche Gesellschaftskritik zu Tage kommt. Leider ist dabei vieles überzeichnet und irreal.

Veröffentlicht am 06.04.2019

Kann mit den Vorerfolgen des Autors nicht mithalten

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
0

Schade, auch der Name Joel Dicker ist kein Garant für gelungene Spannungsromane. Jedenfalls kann der neue Roman nicht mit dem vielgepriesenen „Die Wahrheit über den Fall Harry Québert“ mithalten.
Das ...

Schade, auch der Name Joel Dicker ist kein Garant für gelungene Spannungsromane. Jedenfalls kann der neue Roman nicht mit dem vielgepriesenen „Die Wahrheit über den Fall Harry Québert“ mithalten.
Das Grundmuster ist ähnlich. Aber die ganze Geschichte wirkt wie ein großes Durcheinander. Allein die mehr als 30 Romanfiguren, die zum Glück kurz am Ende des Buches erklärt werden, machen alles unübersichtlich. Viele von ihnen bergen eigene Geheimnisse, sind exzentrisch und werden klischeehaft dargestellt. Zudem spielen die Nachforschungen auf zwei Zeitebenen (1994 und 2014). Die drei Ermittler folgen irgendwie planlos einer zu großen Anzahl von Spuren, die sich schnell als falsch erweisen. Viele Passagen und Szenen sind weit hergeholt und surrealistisch. Nach einer Weile jedenfalls verlor sich meine Lust am Weiterlesen und ich wollte nur noch das Ende wissen.

Veröffentlicht am 23.03.2019

Tote erzählen

Das Feld
0

Dieser Roman ist in Kapitel unterschiedlicher Länge unterteilt, in denen verstorbene und auf dem Friedhof (genannt „das Feld“) der fiktiven Kleinstadt Paulstadt begrabene Einwohner Ereignisse aus ihrem ...

Dieser Roman ist in Kapitel unterschiedlicher Länge unterteilt, in denen verstorbene und auf dem Friedhof (genannt „das Feld“) der fiktiven Kleinstadt Paulstadt begrabene Einwohner Ereignisse aus ihrem vergangenen Leben erzählen. Zwischen den Menschen, deren Namen den Kapiteln die Überschriften geben, gibt es mehr oder minder enge Verknüpfungen. Über die Zeit nach ihrem Tod wird nichts erzählt mit Ausnahme des Umstands, dass sie noch immer in ihrem Grab auf dem Feld liegen.
Was uns der Autor sagen will, hat sich mir nicht erschlossen. Das Erzählte wirkt auf mich recht banal und abstrakt. Dass es Tote sind, die zu Wort kommen, und diese zuweilen auch Details über ihr zu Tode kommen thematisieren, stimmt melancholisch, was noch dadurch verstärkt wird, dass die wenigsten Personen zu Lebzeiten glücklich gewesen sind.
Für mich hat der Autor schon bessere Bücher geschrieben.