Profilbild von libri-amici

libri-amici

Lesejury Star
offline

libri-amici ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit libri-amici über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.04.2019

Drei Schwestern im Geiste: Alice, Rose und Vera

Hill House - Die drei Freundinnen
0

Drei Schwestern im Geiste: Alice, Rose und Vera

„Es gibt nichts Grauenvolleres und nichts Dümmeres als den Krieg. Am Ende bleiben nur Verlierer. Aber die Zeichen stehen nicht gut.“

Das Jahr 1912 ist ...

Drei Schwestern im Geiste: Alice, Rose und Vera

„Es gibt nichts Grauenvolleres und nichts Dümmeres als den Krieg. Am Ende bleiben nur Verlierer. Aber die Zeichen stehen nicht gut.“

Das Jahr 1912 ist von der wachsenden Konfliktsituation in Europa geprägt, es herrscht eine aufgeheizte Stimmung. Die liberal erzogene Alice Buxton lebt mit ihrem Vater Geoffrey auf ihrem Wohnsitz „Hill House“ in Südengland. Der frühe Tod von Alices Mutter und Geoffreys über alles geliebte Ehefrau, seine Muse und sein ganzer Halt warfen den sensiblen Künstler völlig aus der Bahn. Alice brach daraufhin ihre Schulausbildung ab und kümmert sich nun liebevoll um ihren Vater und den Haushalt. Ihre große Leidenschaft gilt dem Garten und der Arbeit darin.

Rose Mandeville gehört als Tochter des Duke of Mandeville zum englischen Hochadel, sie lebt auf dem Anwesen „Mandeville Park“ und ist Alices beste Freundin. Die elegante Aristokratin rebelliert gegen die Heiratspläne ihrer Eltern, sie träumt davon, ebenso wie ihr Bruder Spencer Rechtswissenschaften zu studieren. Doch Frauen ist das Studium untersagt. Roses Begeisterung für die Frauenrechtsbewegung bringt sie bald in gefährliche Situationen, der intensive Kontakt der jungen Adeligen zu den Sufragetten ist dem Duke und der Duchess of Mandeville ein Dorn im Auge.

Vera Lyttleton ist ein Jahr jünger als Alice und Rose, wurde jedoch warmherzig in dem Bund der Freundinnen aufgenommen. Als Tochter des jähzornigen religiösen Eiferers Oswald Lyttleton hat sie kein leichtes Leben, das Zusammensein mit Alice und Rose bedeutet dem schlaksigen und unscheinbaren Mädchen viel.

Annis Bell siedelt ihren Roman in politisch kritischen Zeiten an und wählt als Schauplatz das Anwesen Hill House im Südengland des Jahres 1912. Durch Rose Mandeville thematisiert sie unter anderem auch die Suffragettenbewegung, das Buch endet schließlich zwei Jahre später mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Im vorliegenden ersten Band ihrer Trilogie konzentriert die Autorin sich auf Alice Buxton, sie wird als aufgeklärte und weltoffene Persönlichkeit dargestellt. Ihre mitfühlende und umsichtige Art und ihre praktische Veranlagung brachten der Protagonistin auf der Stelle große Sympathiewerte ein. Alice zeichnet zudem ein liebevoller Umgang mit ihrem verwitweten Vater und ihrer kränklichen Tante Charlotte aus. Ihrer Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Ansichten wird unter anderem auch bei einer Begegnung mit der bekannten Ärztin und Pädagogin Maria Montessori zum Ausdruck gebracht. Das Boehemeleben der Eltern und die unkonventionellen und illustren Gäste auf Hill House erweiterten ihren Horizont.

Zu meiner Freude erstreckt sich die glaubwürdige Darstellung der handelnden Personen nicht allein auf die Protagonistin, sondern auch auf die Nebenfiguren dieses Buches, wobei ich Alices Tante Lady Charlotte Beresford als meine persönliche Favoritin anführen möchte. Durch den Besuch in der Villa Carlotta wird das Leben in dem kleinen Fischerort an der toskanischen Küste namens Castiglioncello beschrieben. Die zierliche und humorvolle Tante Charlie legt trotz ihrer ernsten Lungenerkrankung große Lebensfreude an den Tag, sie ist feinfühlig und großzügig.

Sebastian Fitzroy und Lorenzo Ranieri sind zwei völlig unterschiedliche Männer, beide lassen jedoch Alices Herz höherschlagen. Letztendlich muss sie sich zwischen dem intelligenten Historiker und zweitem Sohn des Earl of Ravenor, und dem charismatischen Korrespondenten in Krisengebieten entscheiden.

Die sprachlich-stilistische Gestaltung dieser Geschichte hat mir gefallen, ich fühlte mich sehr gut unterhalten und wurde rasch in die Handlung einbezogen. Das Ende des Buches verheißt eine interessante Fortsetzung – zweifellos mit Rose oder Vera als Protagonistin.

Fazit: Dieser Roman aus der Feder von Annis Bell hat mir großes Lesevergnügen bereitet und mich ausgezeichnet unterhalten - gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Meine Erwartungshaltung und Vorfreude auf die Fortsetzung sind entsprechend hoch.

Veröffentlicht am 14.04.2019

Vertraue niemandem!

Funken in der Dunkelheit
0

Vertraue niemandem!

„Weshalb tun Sie das alles für mich?“

„Weil ich wieder von Wert sein möchte. Ich muss etwas Nützliches tun, etwas Gutes.“

Franka Gerber hat sich in die kleine Berghütte ihres Vaters ...

Vertraue niemandem!

„Weshalb tun Sie das alles für mich?“

„Weil ich wieder von Wert sein möchte. Ich muss etwas Nützliches tun, etwas Gutes.“


Franka Gerber hat sich in die kleine Berghütte ihres Vaters im Schwarzwald, in Südwestdeutschland, zurückgezogen. Der Schrecken der Naziherrschaft schwebt über dem Land, Franka gilt als Verräterin an der deutschen Sache. Aufgrund ihrer Aktivitäten gegen das Regime verbüßte sie eine Gefängnisstrafe, die Nationalsozialisten löschten zudem jeden Menschen aus, den sie geliebt hatte. In einem Waldstück findet sie einen bewusstlosen Soldaten mit gebrochenen Beinen. Seine Papiere weisen den Mann als deutschen Luftwaffenpiloten aus, doch Franka hat so ihre Zweifel hinsichtlich seiner Identität. Als ausgebildete Krankenschwester reagiert sie jedoch instinktiv – sie versorgt den Mann und bietet ihm Schutz und Unterschlupf in der Hütte. Doch die Nazis haben ein scharfes Auge auf die Abtrünnige – und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie den Mann entdecken.

Eoin Dempseys Geschichte beginnt mit dem Fund des verletzten Soldaten im Dezember 1943. In vielen Rückblenden berichtet er zugleich auch über die vergangenen Jahre, als ein so genannter „böhmischer Gefreiter“, ein Emporkömmling namens Hitler, im Zuge der nationalsozialistischen Revolution in Deutschland die Macht ergriff. Er thematisiert das Grauen, das damit im Land Einzug hielt und beschreibt die Auswirkungen des Regimes auf die Bevölkerung. In anschaulichen Worten berichtet er von der Grausamkeit und der Propaganda, erzählt von Willkür und der rücksichtslosen Auslöschung eines jeden Menschen, der sich dem Führer in den Weg zu stellen wagte. Ihre Mitwirkung an der Verbreitung der Wahrheit über die Gräueltaten der Nazis durch die Organisation „Die weiße Rose“ brachte Franka in allergrößte Gefahr, doch auch für ihre Unterstützung des verletzten Soldaten droht ihr die Todesstrafe. Franka wird als zutiefst verzweifelte Protagonistin dargestellt, die beinahe schon resigniert hatte. Die Chance, an der brandgefährlichen Mission dieses Soldaten aktiv teilzunehmen und womöglich damit zum Untergang des deutschen Reiches beizutragen, mobilisiert alle Kräfte in ihr. Mit großem Mut und unglaublichem Einsatz stürzen sich Franka und der Soldat in ein brandgefährliches Abenteuer, welches sie letztendlich ihr Leben kosten kann.

Abgesehen von einer grandiosen Umsetzung und einem Gespür für Situationen glänzt der Autor auch in der Darstellung seiner handelnden Figuren. Er konzentriert sich hierbei in erster Linie auf die beiden Protagonisten. In Form von Rückblicken erfährt der Leser etwas über Frankas Eltern und ihren Bruder Fredi. Gestapo-Kriminalkommissar Daniel Berkel sorgt als böser Antagonist für einen hohen Spannungsfaktor im letzten Drittel des Buches, der in ein atemloses Finale mündet.

„Funken in der Dunkelheit“ war für mich eine wertvolle Lektüre, ein in Romanform verfasster Einblick in eine sehr dunkle Epoche der Geschichte. Thematik und der bereits erwähnte Spannungsbogen sorgen dafür, dass man als Leser regelrecht ans Buch gefesselt wird und es nicht mehr aus der Hand zu legen vermag.

Dieses Buch hat mir ausgezeichnet gefallen und ich kann es uneingeschränkt weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 06.04.2019

Gebildete Sklavinnen sind nicht gefragt

Berenike – Liebe schenkt Freiheit
0

Gebildete Sklavinnen sind nicht gefragt

Berenike lebte mit ihrem Vater in einem kleinen Dorf in Griechenland. Als Gelehrter legte Emaios großen Wert darauf, seiner Tochter Wissen zu vermitteln. Doch nachdem ...

Gebildete Sklavinnen sind nicht gefragt

Berenike lebte mit ihrem Vater in einem kleinen Dorf in Griechenland. Als Gelehrter legte Emaios großen Wert darauf, seiner Tochter Wissen zu vermitteln. Doch nachdem Emaios gegen Missstände in Rom aufbegehrte, wurde er ermordet und seine Tochter auf den Sklavenmarkt gebracht. Prätor Marcus Dequinius, einer der höchsten Richter Roms, kauft das verschreckte magere Mädchen mit dem blassen Gesicht und den warmen ausdrucksvollen Augen. Berenikes vorrangige Aufgabe wird es wird zukünftig sein, sich um die schulischen Belange und die Bildung seines Sohnes Claudius zu kümmern. Nachdem die junge Griechin erkennt, dass Marcus ein gerechter und geradliniger Mann ist, der seine Sklaven stets freundlich behandelt, verliert sie ihre Ängste und findet sich in ihrem neuen Leben zurecht. Schon bald liebt sie den kleinen Claudius wie einen eigenen Sohn und freundet sich sogar mit der forschen Camilla an, der die Verantwortung für die Haushaltsführung des Prätors obliegt. Camilla ist es auch, die ihr letztendlich den Christlichen Glauben nahebringt, doch das Geheimnis um den Glauben der beiden Sklavinnen muss um jeden Preis bewahrt werden. Denn Marcus Dequinius duldet keine Christen in seinem Haushalt…

Renate Zieglers Roman versetzte mich ins Jahr 92. n. Chr. und beschrieb in lebhaften Bildern das Alltagsleben der Römer sowie ihrer Sklaven. Die handelnden Personen waren sehr gut ausgearbeitet, sowohl die Protagonistin, als auch die Nebenfiguren vermochten es, mich zu überzeugen. Das größte Augenmerk wird auf Berenike gelegt und die langsame Akzeptanz ihres neuen Status sowie ihren Weg zum Glauben geschildert. Die Dialoge zwischen dem kleinen Claudius und Berenike haben mir besonders gut gefallen – Berenike argumentiert klug, umsichtig und vermittelt dem Jungen auf kindgerechte Art und Weise wichtige Werte. Sie wird eine Vermittlerin zwischen Vater und Sohn, und bahnt sich nicht zuletzt auch dadurch einen Weg in Marcus‘ Herz. Während ich dem prinzipientreuen und im tiefsten Inneren sehr warmherzigen Mann große Sympathie entgegenbrachte, empfand ich bei den Auftritten des Gaius Dexter genau das Gegenteil. Der großmäulige und zynische Lebemann führt nichts Gutes im Schilde, sogar sein Neffe Claudius scheint dies zu spüren. Die Sklavin Camilla und der alte Patrizier Quintus Varus spielten in diesem Roman ebenfalls relevante Rollen, allen anderen Nebenfiguren wurde eher wenig Aufmerksamkeit zuteil.

Der Glaube nimmt einen hohen Stellenwert im Buch ein, wobei die Autorin auch die Welt der römischen Götter und Götzen erwähnt. Durch die Arbeit des Marcus Dequinius erfährt man etwas über das Gerichtswesen in Rom und die latente Gefahr, in der die Anhänger des Christlichen Glaubens schwebten. Es wird zudem auf die Brutalität der zur öffentlichen Unterhaltung abgehaltenen Spiele im Römischen Reich hingewiesen, wo die Grausamkeit und die wahnsinnige Freude der jubelnden Menge am Tod nicht nur einem zart besaiteten Jungen Albträume bescheren.

Fazit: „Berenike. Liebe schenkt Freiheit“ stellte ein wunderschönes und bereicherndes Leseerlebnis für mich dar. Renate Ziegler versteht es hervorragend, Geschichte lebendig zu machen, ihre Leser in längst vergangene Zeiten zu versetzen und sie ins Geschehen zu involvieren. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen und ich empfehle es sehr gerne weiter.


Veröffentlicht am 06.04.2019

Ein Stoff, aus dem Träume gemacht sind

Wohin dein Herz mich ruft
0

Ein Stoff, aus dem Träume gemacht sind

Julia Bernay wuchs in einem Waisenhaus in Bristol auf und musste ihr ganzes Leben lang hart für alles arbeiten. Schon in jungen Jahren fühlte sie sich dazu berufen, ...

Ein Stoff, aus dem Träume gemacht sind

Julia Bernay wuchs in einem Waisenhaus in Bristol auf und musste ihr ganzes Leben lang hart für alles arbeiten. Schon in jungen Jahren fühlte sie sich dazu berufen, anderen Menschen zu helfen und wurde schließlich Krankenschwester. Doch Julias eigentliches Ziel ist es, als Ärztin und Missionarin in Afrika zu arbeiten. Ihr Weg führt sie nach London, wo sie sich für die Zulassung zum Medizinstudium vorbereitet. Auf dem Weg zu einer Vorlesung ist sie im Jahr 1881 zufällig vor Ort, als der Anwalt Michael Stephenson bei einem U-Bahn-Unfall lebensbedrohlich verletzt wird. Dank ihres medizinischen Wissens und ihrer Erfahrung als Krankenschwester führt Julia eine rasche und fachkundige Erstversorgung durch, die Michaels Leben rettet. Zu diesem Zeitpunkt ahnt die junge Frau jedoch nicht, dass es sich bei diesem Mann um jenen Anwalt handelt, der sich dafür einsetzt, eine Ausbildung von weiblichen Ärzten in der London School of Medicine zu verhindern. Trotz der großen gegenseitigen Anziehungskraft scheinen Julias und Michaels Lebenspläne unvereinbar…

Im zweiten Band der Reihe „Liebe in London“ entführt Jennifer Delamere ihre Leser erneut in die englische Hauptstadt und macht die Frauenbewegung, und ganz speziell den Kampf um die Zulassung von Frauen für das Studium der Medizin, zu den Kernthemen dieses Buches. Auch gesellschaftliche Konventionen und die Schwierigkeit, Klassenunterschiede zu überwinden, stehen im Zentrum des Geschehens. Die Protagonistin Julia Bernay wird als couragierte, selbstsichere und unabhängige Frau dargestellt, die ihrer Meinung entgegen der herrschenden Auffassung dieser Zeit stets direkt und freimütig Ausdruck verleiht. Die natürliche Schönheit der jungen Studentin steht in starkem Kontrast zu dem gekünstelten Äußeren und Gehabe der Töchter aus gutem Hause. Ein unerschütterlicher Glaube an Gott begleitet Julia bereits ihr gesamtes Leben lang, und ihre christliche Nächstenliebe spiegelt sich in ihrem selbstlosen Einsatz für Hilfsbedürftige.

In einfühlsamen Worten und in wunderschönem Schreibstil werden Julias berufliche und persönliche Entwicklung beschrieben. Gedanken und Gebete sind in kursiver Schrift dargestellt, sie erlauben einen tieferen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der handelnden Figuren. Der gutaussehende und selbstsichere Michael Stephenson ist der männliche Protagonist dieses Buches. Bis er Julia kennenlernte, lebte der wohlhabende Anwalt nur für seinen persönlichen Erfolg. Erst Julia öffnet ihm die Augen für Gottes Wirken in seinem Leben und ändert seine Gesinnung. Auch Michaels Wandlung wurde überzeugend dargestellt, und letztendlich stellt auch er Wahrheit und Gerechtigkeit über seinen persönlichen Gewinn.

Jennifer Delamere stellt ihren beiden Protagonisten authentische Nebenfiguren zur Seite, von denen besonders Michaels Schwester Corinna Barker sowie Lady Edith Morton tragende Rollen spielen. Ein sehr interessanter Charakter ist zudem Corinnas Ehemann David Barker. Sein umgängliches, sanftes und herzensgutes Wesen, seine Unvoreingenommenheit und sein guter Charakter machten ihn zu meinem favorisierten Nebendarsteller. Doch auch er hütet ein Geheimnis.

Als böser Antagonist fungiert Graf von Westerbridge, ein einflussreicher Mann, der alles in seiner Macht stehende tut, um die Ausbildung von Ärztinnen zu verhindern. Lady Edith Morton, die Tochter dieses verbitterten und hasserfüllten Mannes, hat ein feindseliges Verhältnis zu ihrem Vater. Lady Edith ist eine eigenständig denkende Frau mit aristokratischem Auftreten – und sie studiert ebenfalls Medizin. Edith empfindet das Vorgehen ihres Vaters als persönlichen Rachefeldzug und kämpft ebenfalls erbittert um den Erhalt der London School of Medicine. In kleinen Gastauftritten darf man letztendlich auch Julias Schwester Rosalyn und ihren Ehemann Nate erleben, die Protagonisten im ersten Band „Die Tochter des Kapitäns“ waren. Julia wird darüber hinaus auch von ihrer jüngsten Schwester Cara aufgesucht, die ihrerseits für Turbulenzen sorgt.

Fazit: „Wohin dein Herz mich ruft“ ist ein würdiger Nachfolger des ersten Bandes dieser Buchreihe, der mir hervorragend gefallen und mich ausgezeichnet unterhalten hat. Ich freue mich bereits auf ein drittes Abenteuer mit der jüngsten Barnay-Schwester Cara in der Hauptrolle.


Veröffentlicht am 06.04.2019

Man begreift, wie kostbar und flüchtig jeder Moment ist und wie wenig Zeit wir alle hier haben.

Ich gab ihm mein Wort
0

Man begreift, wie kostbar und flüchtig jeder Moment ist und wie wenig Zeit wir alle hier haben.

Die mächtige Tennessee-Armee marschiert am 30. November 1864 unter dem Befehl von General John Bell Hood ...

Man begreift, wie kostbar und flüchtig jeder Moment ist und wie wenig Zeit wir alle hier haben.

Die mächtige Tennessee-Armee marschiert am 30. November 1864 unter dem Befehl von General John Bell Hood durch das Harpeth-Tal und zieht direkt an der Carnton-Plantage in Franklin, Tennessee vorbei. Kurz darauf treffen Konföderierte und Unionsarmee aufeinander – eine zwei Kilometer große Fläche wird zu einem Ort des Gemetzels. Oberst John McGavrock, Inhaber der Carnton-Plantage, seine Ehefrau Carrie sowie ihre Angestellten tun alles in ihrer Macht stehende, um die Verwundeten zu versorgen. Besonderen Einsatz zeigt Elizabeth „Lizzie“ Clouston, die achtundzwanzigjährige Gouvernante der McGavrock-Kinder. Die beherzte, unkomplizierte und mitfühlende Frau besitzt große innere Stärke, die sie auch angesichts der furchtbaren Bilder auf den Schlachtfeldern tapfer durchhalten lassen. Lizzie assistiert dem Arzt Dr. Philipps bei seinen zahlreichen Notoperationen und Amputationen im Haus der McGavrocks. Die Verwundeten schätzen die freundliche, beruhigende Art und die liebevolle Zuwendung von Carrie McGavrock und Lizzie Clouston, doch sowohl die Möglichkeiten, als auch die Mittel zur ärztlichen Versorgung sind in Kriegszeiten begrenzt. Als ein Scharfschütze aus der Adam’s Brigade, Mississippi, namens Roland Ward Jones schwer verletzt auf dem Operationstisch landet und sich vehement gegen eine Amputation seines Beines ausspricht, steht Lizzie auch ihm zur Seite. Sie verliebt sich in den attraktiven Mann mit den markanten Gesichtszügen und den unergründlichen grauen Augen, in denen eine tiefe Traurigkeit steht. Doch Lizzie ist verlobt, sie hat ihrem besten Freund seit Jugendtagen, Blake Rupert „Towny“ Townsend, ihr Wort gegeben. Und Lizzie hat noch niemals ein Wort gebrochen…

Tamera Alexander erzählt in diesem Buch eine Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht. Sie berichtet von einer mutigen Frau aus den Südstaaten, die unmittelbar nach der Schlacht in der Nähe der Carnton-Plantage den schwer verwundeten Scharfschützen Roland Ward Jones kennen- und lieben lernt. Trotz ihrer konträren Ansichten die Sklaverei betreffend eint die beiden ein unerschütterlicher Glaube, die feste Zuversicht auf Gottes Beistand in jeder noch so schwierigen Situation. Die Autorin beginnt ihre Geschichte am Tag der Schlacht, dem 30. November 1864, und endet etwa ein Jahr später. Sie baut historische Ereignisse und Dokumente in ihren Roman ein, die zum Großteil authentisch sind. Mit Erlaubnis eines Nachfahren werden dem Leser somit Einblicke in den echten Briefwechsel zwischen Lizzie Clouston und Roland Ward Jones gewährt, die Korrespondenz wurde kursiv im Buch dargestellt. Tamera Alexander besitzt einen wunderschönen und berührenden Schreibstil, der Glaube ist stets ein fester und wichtiger Bestandteil ihrer Bücher. Ich fand die Charakterzeichnung von Lizzie und Roland hervorragend, ihre inneren Kämpfe und ihre persönliche Entwicklung wurde höchst authentisch vermittelt. Auch die Nebenfiguren dieses Buches fand ich ausgezeichnet dargestellt, der Arzt Dr. Philipps, das Ehepaar John und Carrie McGavrock sowie Tempy und George sind mir sofort ans Herz gewachsen. Lizzies Verlobter „Townie“ wurde zwar in den Gebeten und Gesprächen der jungen Frau oft erwähnt, er selber blieb jedoch aufgrund seines Fronteinsatzes eher im Hintergrund.

Obgleich der Ausgang dieses Krieges geschichtlich belegt und somit bestens bekannt ist, beinhaltete das Buch dennoch einen relativ hohen Spannungsbogen, der auf der Ungewissheit der Zukunft einiger handelnder Personen sowie der Suche nach der Mutter des Soldaten Thaddäus begründet war. Tamera Alexander befasst sich in diesem Buch eingehend mit der Sklaverei, die zugleich das Kernthema des Konflikts im Amerikanischen Bürgerkrieg darstellte. Die Sklavenhaltung, die Argumente der Befürworter und der Gegner, und Ereignisse aus der Sicht betroffener Sklaven wurden dem Leser nahegebracht. Die Autorin beschreibt das nahende Ende einer generationsübergreifenden Ungerechtigkeit mit einer überwältigenden Eindringlichkeit.

Fazit: „Ich gab ihm mein Wort“ war eine Lektüre, die mich tief in die Ereignisse des Jahres 1864 in Franklin, Tennessee, involvierte und mir ein beeindruckendes Leseerlebnis vermittelte. Die geschickte Verbindung historischer Ereignisse mit der berührenden Geschichte zweier Menschen, die sich in den Wirren des Krieges kennen- und lieben lernten, hat mir ausgezeichnet gefallen.

Ich kann dieses grandiose Lese-Highlight und bislang beste Werk aus der Feder der christlichen Romanautorin Tamera Alexander uneingeschränkt weiterempfehlen.