Man muss Raben und Geschichte mögen
Der Herr der RabenDie Legende um die Raben im Tower kenne ich schon länger. Aber erst seit ich die Beefeater-Krimis mit Ermittler John Mackenzie von Emma Goodwyn gelesen habe, weiss ich, dass es auch einen Ravenmaster gibt, ...
Die Legende um die Raben im Tower kenne ich schon länger. Aber erst seit ich die Beefeater-Krimis mit Ermittler John Mackenzie von Emma Goodwyn gelesen habe, weiss ich, dass es auch einen Ravenmaster gibt, der sich um die Tiere kümmert. Das faszinierte mich und deshalb ging ich bei meinem nächsten Besuch im Tower von London nicht direkt zu den Kronjuwelen, sondern zuerst zu den Raben. Seit etwa zwei Jahren folge ich dem Ravenmaster auf seinem Social Media Kanal.
Als ich 2018 von dem Buch über den "Herr der Raben" erfuhr, kam es gleich auf meine Wunschliste. Nun liegt es in der deutschen Übersetzung vor. Christopfer Skaife erzählt über seinen Werdegang und seinen Alltag mit den Raben.
Chris Skaife stellt sich zuerst selbst vor, schreibt über seine Kindheit, seine Zeit in der britischen Armee und die Geschichte, wie er zu einem Yeoman Warder und später zum Ravenmaster wurde. Leser dieses Buches müssen Geschichte mögen, denn der Autor erzählt sehr viel über die Historie des Towers. Dazu liefert er wissenswerte biologische Fakten über die beschriebenen Vögel wie auch einige Anekdoten über seine Erlebnisse mit "seinen" Raben.
Meistens schweift er in seiner Erzählung über den Rabenalltag aber ab und erzählt mehr über sich und seine Zeit als Soldat. Dass die für ihn wichtig war und ihn lehrte diszipliniert zu sein, kommt ihm im Umgang mit den Raben zugute - nimmt jedoch einen zu grossen Teil im Buch ein. Die sieben gegenwärtigen Raben des Towers werden einzeln kurz in Steckbriefform vorgestellt. Über Merlina (der heimliche Star und am zutraulichsten) und Munin wird mehr erzählt, ich vermisste jedoch Einzelheiten über die anderen fünf Raben. Ich hätte durchaus mehr über diese gefiedrigen Tower-Bewohner erfahren wollen und dafür weniger über die British Army.
Trotzdem war das Buch interessant und äusserst humorvoll. Wer sich beim Besuch des Towers je mit den Yeoman Wards unterhalten konnte, weiss was ich meine. In "Der Herr der Raben" gibt es diesen typisch britischen Humor frei Haus auf 256 Seiten.
Fazit: Faszinierender und unterhaltender Bericht über die Geschichte des Towers, dessen Raben und ihren Rabenmeister.
4 Punkte.