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Veröffentlicht am 07.04.2019

Ivys Schicksal

Das Haus der Verlassenen
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1956 Sussex/England. Die unverheiratete 20-jährige Ivy Jenkins ist schwanger, und ihr Freund hat sie sitzenlassen. Ihr Stiefvater verstößt sie, denn sie gilt als „gefallenes Mädchen“ und verbringt sie ...

1956 Sussex/England. Die unverheiratete 20-jährige Ivy Jenkins ist schwanger, und ihr Freund hat sie sitzenlassen. Ihr Stiefvater verstößt sie, denn sie gilt als „gefallenes Mädchen“ und verbringt sie ins St. Margret’s, ein katholisch geführtes Heim für ledige Mütter, wo sie mit Gleichgesinnten auf die Geburt ihres Kindes wartet und ihren Aufenthalt durch Arbeit hinter geschlossenen Klostermauern verdingt, wobei die Nonnen hart durchgreifen und auch vor Schlägen nicht Halt machen. Nach der Geburt will Ivy ihr Baby behalten und nicht, wie erwartet, zur Adoption freigeben. Das muss sie bitter bezahlen…
2017. Die Journalistin Samantha Harper ist alleinerziehende Mutter einer 4-jährigen Tochter namens Emma. Die beiden leben bei Sams verwitweter Großmutter Nana. Zufällig findet Sam einen alten Brief von Ivy aus den 50er Jahren, den sie aus dem St. Margret’s an Sams Großvater geschrieben hat, in dessen Nachlass. Sam, die bisher als Journalistin noch nicht so erfolgreich ist, wie sie gern wäre, wird neugierig und recherchiert über das St. Margret’s, das bereits dem Abriss freigegeben ist und dem Erdboden gleich gemacht werden soll. Was wird Sam herausfinden?
Emily Gunnis hat mit ihrem Buch „Das Haus der Verlassenen“ einen sehr berührenden und gleichzeitig fesselnden Roman vorgelegt, dessen Inhalt zwar fiktiv erzählt wird, jedoch auf Tatsachen beruht, da es diese Heime und deren Zustände wirklich gegeben hat. Der Schreibstil ist flüssig, bildreich und packend, der Leser wird regelrecht in die Geschichte hineinsogen und kann sich ihr, einmal begonnen, nicht mehr entziehen. Die Autorin bedient sich mit zwei Zeitschienen, die sich immer wieder abwechseln einem Spannungselement, dass die Handlung vorantreibt und den Leser regelrecht den Atem nimmt ob der Ereignisse, die er während der Lektüre erfährt. Stückchenweise, einem Puzzle gleich, werden nach und nach die erschütternden Zustände in den kirchlich geführten Mutter-Kind-Heimen aufgedeckt sowie die Verbindung zu Sams eigener Familie. Dabei durchlebt der Leser eine Achterbahn der Gefühle ob der furchtbaren Gegebenheiten, denen die Frauen in diesen Heimen ausgesetzt waren, den täglichen schweren Misshandlungen und der psychischen Grausamkeiten. Tatsächlich gab es diese Heime wirklich, deren furchtbare Wahrheiten erst durch die Hartnäckigkeit von Überlebenden ans Tageslicht kamen, wobei die Institutionen diese auch weiterhin am Liebsten totschweigen würden. Die Autorin fasst hier ein Thema an, das vielen immer noch unbequem ist und deren Offenlegung auch heute noch immer wieder blockiert wird.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet und werden sehr lebendig inszeniert. Der Leser kann sich sehr gut in sie hineinversetzen und mit ihnen leiden und mitfiebern. Ivy ist eine junge Frau, die den Traum hat, mit ihrem Freund eine Familie zu gründen. Leider zerplatzt diese Hoffnung schnell und sie stößt in der eigenen Familie auf Ablehnung, denn sie hat Schande über diese gebracht. Selbst in einer abstoßenden Umgebung gibt Ivy die Hoffnung nicht auf und zeigt eine recht zähe Seite, während so mancher an den Zuständen zerbricht. Sam ist eine Frau, die auf einen Neuanfang in ihrer Ehe hofft. Sie kämpft an mehreren Fronten, denn als alleinerziehende Mutter kann sie keine großen Aufträge annehmen. Zu ihrer Großmutter Nana hat sie ein inniges Verhältnis. Diese hilft ihr, wo sie nur kann, bei der Betreuung von Töchterchen Emma. Auch die Nebenprotagonisten sind gut ausgestaltet und fügen sich nahtlos in die mitreißende Handlung ein.
„Das Haus der Verlassenen“ ist ein sehr berührender Roman, den man so schnell nicht wieder vergisst. Obwohl fiktiv erzählt, basiert er doch auf tatsächlichen Begebenheiten, die vor nicht einmal 60 Jahren noch stattgefunden haben und den Leser erschüttert und auch atemlos an den Seiten kleben lassen. Wunderbar geschrieben und voller Tragik und Gefühl. Absolute Leseempfehlung für ein Highlight! Chapeau!

Veröffentlicht am 06.04.2019

Geschichte hautnah miterleben

Der Horizont der Freiheit
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1848 Frankfurt. Während in der Paulskirche die Nationalversammlung (oder auch das Reichsparlament tagt, um die Reichsgesetze zu beschließen sowie das Bundeswahlgesetz, damit das Volk demokratisch die Nationalversammlung ...

1848 Frankfurt. Während in der Paulskirche die Nationalversammlung (oder auch das Reichsparlament tagt, um die Reichsgesetze zu beschließen sowie das Bundeswahlgesetz, damit das Volk demokratisch die Nationalversammlung wählen kann, ist die Stadt in recht aufrührerischer Stimmung. Auch die Verleger Joseph Rütten und Zacharias Löwenthal lassen sich davon anstecken. Sie möchten sich nicht mehr der Zensur unterwerfen müssen und in ihrem Verlag vor allem Texte herausbringen, die die Demokratie voran bringen. Leider fehlt ihnen dazu das nötige Geld. Zudem ist Rütten in seine Nachbarin Wilhelmine Pfaff verliebt. Die hat allerdings momentan ganz andere Sorgen. Gerade zur Witwe geworden, muss sie sich nun um die Druckerei ihres Mannes kümmern. Die Politik lässt sie kalt, vielmehr interessiert sie sich für freie Meinungsäußerung und eine Verbesserung des Frauenrechts. Mit ihrer Freundin Henriette Zobel hat sie eine Freundin an der Seite, die ihre Einstellung teilt, aber politisch aktiv ist. Als zwei Delegierte der Nationalversammlung ermordet werden, gerät Henriette unter Verdacht. Wird der wahre Mörder noch gefunden?
Ines Thorn ist bekannt für ihre exzellent recherchierten historischen Romane. Auch mit ihrem neuen Buch „Der Horizont der Freiheit“ trifft sie wieder einmal mitten ins Herz aller Freunde dieses Genres. Mit einem fesselnden und lebendigen Schreibstil lässt die Autorin die damalige Zeit wieder aufleben und nimmt den Leser mit in eine spannende Zeit, wo wichtige Entscheidungen getroffen wurden. Die Autorin stellt die gegensätzlichen Meinungen wunderbar gegenüber und lässt so alte Geschichte wieder lebendig werden. Die historischen Fakten sind exzellent recherchiert und auch einige der damaligen bekannten Persönlichkeiten werden wieder zum Leben erweckt, was der Handlung zusätzliche Authentizität verleiht und den Leser Geschichte hautnah miterleben lässt. Die Autorin vermischt Historie mit Fiktion so geschickt, dass der Übergang fließend ist. Die Homage an die ursprünglichen Gründer des heutigen Aufbau-Verlages ist Ines Thorn ebenfalls sehr gut gelungen. Gleichzeitig stellt sie den Leser an die Seite von zwei sehr unterschiedlichen Frauentypen, die sich kennenzulernen und zu begleiten lohnt.
Die Charaktere sind sehr differenziert angelegt. Ausstaffiert mit individuellen Ecken und Kanten wirken sie durchweg sehr realistisch und zeitgerecht. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen, ihre Stimmungen einfangen und sich mit ihnen identifizieren. Wilhelmine ist bereits als junge Frau Witwe und muss sich allein mit einer Druckerei, Schulden und Auflagen herumschlagen. Doch sie ist auch eine Frau, die anpacken kann und sich nicht aufgibt und sich allzu lange in ihrem Unglück suhlt. Sie entwickelt sich von einer ratlosen und eher häuslichen Frau zu einer starken Persönlichkeit. Freundin Henriette ist ganz anders gestrickt, sie ist politisch aktiv, mischt sich ein und kämpft für das, woran sie glaubt. Sie sprüht vor Energie und holt damit Wilhelmine auch aus deren Lethargie. Joseph Rütten ist ein sympathischer Zeitgenosse, der nicht nur in Wilhelmine verliebt ist, sondern ihr auch durch Aufträge zu Einnahmen verhilft. Ebenso überzeugend sind die weiteren Nebenprotagonisten ausgestaltet, die die Handlung noch überzeugender machen.
„Der Horizont der Freiheit“ ist ein fundierter historischer Roman, der neben einem wunderbaren Erzählstil und sehr guter Recherche auch mit sehr menschlich gezeichneten Protagonisten aufwarten kann. Ines Thorn hat sich einmal wieder selbst übertroffen und ein Buch der Extraklasse vorgelegt. Geschichte zum Miterleben – einfach toll! Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 05.04.2019

Jede Zeile ein Gedicht!

Zeilen ans Meer
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Kurz vor ihrer Rückreise nach Deutschland beschließt die 19-jährige Lena, ihren einjährigen Australienaufenthalt mit einer Flaschenpost zu krönen. Sie schreibt einen Brief und wirft ihn in den Ozean. 16 ...

Kurz vor ihrer Rückreise nach Deutschland beschließt die 19-jährige Lena, ihren einjährigen Australienaufenthalt mit einer Flaschenpost zu krönen. Sie schreibt einen Brief und wirft ihn in den Ozean. 16 Jahre später findet der Australier Sam die Flaschenpost bei seiner morgendlichen Joggingrunde und beschließt spontan, Lena eine Antwort auf ihre Zeilen zu senden, obwohl er sich nach dieser langen Zeit nicht sicher ist, ob diese Lena noch erreichen wird. Aber tatsächlich erhält Lena die Post und zwischen den beiden entwickelt sich ein reger Briefaustausch über ihr Leben, ihre Wünsche und Träume von damals und was daraus geworden ist. Schon bald flirten die beiden, entwickeln Gefühle füreinander, obwohl sie sich noch nie gesehen haben. Aber haben ihre tiefe Freundschaft und die damit einhergehenden Gefühle überhaupt eine Chance? Werden sie sich jemals persönlich in die Augen sehen?
Sarah Fischer hat mit ihrem Buch „Zeilen ans Meer“ einen wunderschönen und gefühlvollen Liebesroman vorgelegt. Der Erzählstil ist flüssig und intensiv, mit der ersten Seite steckt der Leser in einem ungewöhnlichen Briefwechsel und darf sowohl Lena als auch Sam und ihr jeweiliges Leben, ihre Gedanken und Träume kennenlernen. Immer wechselseitig wird der Roman anhand der Briefe von Lena und den darauf folgenden Antworten von Sam erzählt. So bekommt der Leser nicht nur einen Einblick in die Vergangenheit der beiden, sondern auch in ihr gegenwärtiges Leben sowie in die Dinge, die sie inzwischen aufgegeben haben, die sie sich wünschen und von denen sie noch träumen. Gerade die in Briefform gewählte Erzählweise lässt den Leser so hautnah an den Protagonisten kleben, denn es wirkt so wirklich und real. Die Seiten fliegen geradezu durch die Finger, weil man den nächsten Brief gar nicht mehr abwarten kann. Sehr schön sind auch die jeweiligen Beschreibungen der australischen Strände und der Stadt München, die sich beide Protagonisten jeweils schmackhaft machen, wobei noch zusätzliche Nähe geschaffen wird. Wunderbar zu beobachten ist auch, wie sich die beiden Protagonisten gegenseitig Mut zusprechen für Dinge, die sie mal aufgegeben oder unter denen sie zu leiden haben.
Die Charaktere sind sehr liebevoll in Szene gesetzt, wirken lebendig und realitätsnah. Der Leser kann sich wunderbar in sie hineinversetzen, kann die Entwicklung der zarten geknüpften Bande zwischen den beiden wunderbar mitverfolgen und fiebert einem Treffen zwischen ihnen regelrecht entgegen. Lena ist eine 35-jährige Mutter einer 7-jährigen Tochter. Sie lebt von ihrem Mann getrennt, arbeitet als Übersetzerin und hat ihren Traum von einer Gesangskarriere aufgegeben. Sie ist eine vielbeschäftigte Frau, jongliert zwischen Job, Haushalt und Kind hin und her, dabei hat sie sich selbst verloren. Die Unbeschwertheit als 19-jährige mit dem Kopf voller Pläne erscheint ihr so weit weg. Der 31-jährige Sam ist ein alter Surfer und baut mit seinem Freund Boards aus Glasfaser. Er hatte mal den Traum vom Berufssurfer, doch ein Ereignis hat ihn dann völlig davon abgebracht. Er liest gern, joggt und lebt am Strand, sein Traum von der perfekten Welle an einem ganz bestimmten australischen Strand ist immer noch nicht realisiert. Gerade das Wechselspiel zwischen Lena und Sam geht einem sehr zu Herzen und wie die beiden sich gegenseitig dabei stützen, Entscheidungen zu treffen und wieder optimistisch in die Zukunft zu sehen, was auch Gefühle und die große Liebe betrifft.
„Zeilen ans Meer“ ist eine zauberhafte Geschichte über das Finden der Liebe, das Finden von alten Träumen und vor allem das Sich-selbst-wiederfinden. Toll erzählt und wundervoll zu lesen. Absolut verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 31.03.2019

"Die Amish sind Inseln der Vernunft in einem Strudel des Wandels."(Nancy Sleeth)

Für immer in meinem Herzen
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Middle Grove ist eine Amish-Gemeinde, deren Mitglieder nach ihren eigenen Regeln leben. Bei ihnen gibt es keine Elektrizität, der moderne Fortschritt ist hier nicht angekommen, und ihre Mitglieder leben ...

Middle Grove ist eine Amish-Gemeinde, deren Mitglieder nach ihren eigenen Regeln leben. Bei ihnen gibt es keine Elektrizität, der moderne Fortschritt ist hier nicht angekommen, und ihre Mitglieder leben nach streng mit ihrem Glauben verbunden und vor allem im Familienverbund. Außenstehenden wird es nur schwer gelingen, Zutritt zur Gemeinde zu erhalten, selbst in geschäftlichen Dingen bleiben die Amish-People lieber für sich. Doch dann verletzt sich der 11-jährige Amish-Junge Jonah Stoltz während der Arbeit auf dem Feld lebensgefährlich. Caleb, sein Onkel, hat nur das Wohl des Jungen und das seiner Familie im Sinn. So ignoriert er die Regeln und handelt völlig außerhalb der Gemeindenorm, indem er Jonah in ein Krankenhaus bringen lässt, wo dem Jungen das Leben gerettet wird. Dabei lernt Caleb die Medizinstudentin Rees Powell kennen, die in der Notaufnahme ihren Dienst tut. Obwohl aus völlig verschiedenen Gesellschaftsschichten stammend, kommen sich Caleb und Rees während der gemeinsamen Zeit im Krankenhaus sehr nah. Aber eine gemeinsame Zukunft scheint völlig unmöglich, oder?
Susan Wiggs hat mit ihrem Buch „Für immer in meinem Herzen“ einen wunderschönen tiefgründigen Roman vorgelegt, der von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und einnehmend, der Leser wird sofort in die Geschichte hineingesogen und darf sich mal an der Seite von Reese, mal an der von Caleb wähnen, um beiden in ihr Herz zu schauen und ihre Gedanken und Gefühle kennenzulernen. Die Autorin gibt dem Leser einen guten Einblick über das Leben in einer Amish-Gemeinde und zeigt zudem die Problematik auf, die Außenstehende für die Gemeinde mit sich bringen. Die Regeln sind streng und alles Moderne und Neumodische wird abgelehnt, Amish vertrauen auf Gott und dass er ihnen eine Lösungsmöglichkeit bietet innerhalb ihrer Gemeinde. Erst mit der Taufe wird man ein vollwertiges Mitglied der Amish, wenn man sich während oder nach der „Rumspringe“-Zeit dafür entscheidet. Gerade deshalb ist die aufkommende Beziehung zwischen Caleb und Rees spannend, weil durch vorhersehbare Konflikte beladen, aber auch durch Entscheidungen, die gefällt werden müssen und dann nicht mehr reversibel sind.
Die Charaktere sind sehr liebevoll mit Leben versehen worden und wirken mit ihren Eigenschaften glaubhaft und authentisch. Der Leser kann sich voll auf sie einlassen, sie ein Stück des Weges begleiten und mit ihnen verbunden fühlen. Sehr schön ist dabei die Ausgewogenheit, denn man kann sowohl die moderne als auch die Seite der Amish nachvollziehen. Caleb ist ein offener und ehrlicher Mann, dem seine Familie alles bedeutet und der ein einmal gegebenes Versprechen nicht bricht. Caleb kennt die moderne Welt, hat sich aber für das harte Leben in einer Amish-Gemeinde entschieden, obwohl er sich bisher nicht hat taufen lassen. Reese stammt aus einem begüterten Elternhaus mit großen Ambitionen. Rees besitzt Mitgefühl, aber auch den nötigen Pragmatismus, um den Abstand zu ihrer täglichen Arbeit zu wahren. Sie ist ehrgeizig, lässt sich aber leider auch oft genug von ihren Eltern als Aushängeschild missbrauchen. Jonah ist ein lieber Junge, der nach dem Unfall ein anderes Leben führen muss als vorher. Calebs Vater Asa ist ein verbitterter Mann, der seinen Mitmenschen hart gegenüber tritt und seiner Familie so gar keine Liebe entgegenbringt. Auch die weiteren Nebendarsteller wie Hannah oder Leroy können den Leser überzeugen und lassen die Handlung zum Genuss werden.
„Für immer in meinem Herzen“ trifft den Leser mitten ins Herz, vermittelt tolle Einblicke in das Glaubens- und Lebensbild der Amish-People und überzeugt mit einer schönen Liebesgeschichte. Hier ist die absolute Leseempfehlung mehr als verdient!

Veröffentlicht am 31.03.2019

Pariser Spaziergang durch ein Jahrzehnt

An den Ufern der Seine
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1930-1940 Paris. Über die Distanz von 10 Jahren und vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse in Europa und der Welt, dem Zweiten Weltkrieg und der Besetzung durch die Nazis lässt die Autorin Agnès ...

1930-1940 Paris. Über die Distanz von 10 Jahren und vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse in Europa und der Welt, dem Zweiten Weltkrieg und der Besetzung durch die Nazis lässt die Autorin Agnès Poirier fast in Romanform eindrucksvoll und in ganz besonders fesselnder Erzählweise die Stadt Paris in ihrem alten Glanz auferstehen. Der Leser klebt regelrecht an den Seiten und wird Teil einer Generation, deren Mut und Entschlossenheit bis heute nachwirkt.
Als Hauptstadt bildender und literarischer Künstler, die sich in dieser Stadt niedergelassen haben oder sie als Zuflucht heimsuchen in für sie politisch unruhigen Zeiten und in ihren Bildern, Büchern und ihrer Musik verarbeiten, steht Paris für ein ganz bestimmtes Lebensgefühl. Der Krieg lässt viele Franzosen rebellieren und in den Untergrund gehen, um gegen die verhassten Besatzer zu kämpfen und sich aufzulehnen. Mit Abzug der Deutschen und nach Ende des Krieges genießen die Menschen ihre neue Freiheit und gestatten sich, über alte Konventionen hinwegzusetzen und einer moderneren Zukunft entgegenzustreben. Paris erhebt sich förmlich wie Phoenix aus der Asche und steht gerade deswegen auch heute noch für Modernität und Fortschritt, wurden doch aus dieser Stadt die geistlichen, literarischen und künstlerischen Strömungen in die Welt getragen.
Poirier hat sich vorbehaltlich auf Intellektuelle wie Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir konzentriert, jedoch lässt sie auch andere bekannte Namen vorbeiziehen und macht dem Leser dadurch deutlich, wie bedeutend gerade jene Zeit doch gewesen ist. Obwohl gerade während und nach dem Krieg mit begrenzten Mitteln ausgestattet, gelang es den Künstlern mit eiserner Geduld, Durchhaltevermögen und Verzicht, ihre Kreativität breit zu entfalten und sich gleichzeitig auch untereinander zu unterstützen.
Besonderes Augenmerk ist auf die exzellente Recherchearbeit von Agnès Poitier zu legen, die ihre Ausführungen noch mit kleinsten Details ausstaffiert, um den Leser nicht nur gut zu unterhalten, sondern auch gekonnt zu informieren.
„An den Ufern der Seine“ ist nicht nur ein gelungener Streifzug durch ein Jahrzehnt in der damaligen Künstlerhauptstadt Paris, sondern ein Füllhorn an wunderbar zusammengetragenen Informationen und Zusammenhängen, die begeistern. Absolute Leseempfehlung für ein Buch der Extraklasse!