Eine Frau setzt sich durch
Fräulein BroichBonn, 1900:
Henni Broich, Tochter des bekannten Hoteliers Theodor Broich, soll demnächst vermählt werden. Allerdings handelt es sich um keine Heirat aus Liebe, eher möge diese arrangierte Zweckehe die ...
Bonn, 1900:
Henni Broich, Tochter des bekannten Hoteliers Theodor Broich, soll demnächst vermählt werden. Allerdings handelt es sich um keine Heirat aus Liebe, eher möge diese arrangierte Zweckehe die Geschäftsbeziehungen zur Familie Zimmer fördern.
Entgegen der damals gängigen Meinung „einer Dame behagt es nicht, aber es ist eine Notwendigkeit, unter der Herrschaft des Gatten zu stehen“, entschließt sich Henni, auf eigenen Beinen zu stehen und als Krankenpflegerin selbst für ihren Unterhalt zu sorgen. Dass dies gar nicht so einfach ist, bemerkt sie schnell. Ebenso rasch gerät sie mitten in die Mordermittlungen, welche die Stadt in Atem halten.
Heidi Möhker zeichnet in ihrem historischen Kriminalroman das wunderbare Bild einer starken und zukunftsorientierten jungen Frau, die sich geschickt und konsequent für Gleichberechtigung einsetzt und Gerechtigkeit in jeder Hinsicht fordert.
Die einzelnen Personen in dieser Geschichte sind gut beschrieben und klar charakterisiert, einige werden dem Leser rasch sympathisch, andere nicht, bei manchen hat man so seine Zweifel.
Bemerkenswert genau sind viele Details aus der Zeit der Jahrhundertwende herausgearbeitet, man erkennt die liebevolle Recherche und findet passende Worte, wie z.B. Fisimatenten. Die vielen interessanten Informationen wirken jedoch nie oberlehrerhaft, sondern sind immer geschickt ins Geschehen eingeflochten.
Bei Metas Tortenkreationen, an denen diese mit Leidenschaft und Hingabe werkt, fühlt man sich wahrlich in einen Bildband hineinversetzt, so gekonnt sind die Beschreibungen über das Rühren, Schlagen und Quirlen der Zutaten. Am liebsten möchte man gleich mitnaschen.
„Fräulein Broich“ wird als entschleunigter Roman bezeichnet „über eine Zeit, in der eine neue Generation von starken Frauen heranwuchs und erstmals für ihre Interessen eintrat“ (Klappentext). Dies ist insofern gut gelungen, als dieses Buch eine Verquickung aus Historienbetrachtung, Krimi und Romanze bildet, interessant und spannend gleichermaßen, ohne sich je in grauslichen oder brutalen Details zu verlieren.
Von mir gibt es dafür verdiente 5* und eine Leseempfehlung!