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Veröffentlicht am 09.10.2016

Eine magische Verbindung zwischen zwei Seelen

Mit uns der Wind
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Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
Verlag: script5 (9. März 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3839001608
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
Preis: 17,95 €

Eine magische Verbindung zwischen zwei ...

Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
Verlag: script5 (9. März 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3839001608
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
Preis: 17,95 €

Eine magische Verbindung zwischen zwei Seelen

Inhalt:

Die achtzehnjährige Mona wird von ihrer Familie auf Schritt und Tritt bewacht. Denn sie leidet unter Narkolepsie. Immer wieder schläft sie ohne Vorwarnung im Gehen, Stehen, Sitzen oder Liegen ein, womit natürlich eine gewisse Verletzungsgefahr einhergeht. Doch in ihren Träumen sieht Mona dann Bilder von einem Drachen, zu dem sie sich auf magische Weise hingezogen fühlt. Im Internet verfolgt sie den YouTube-Kanal von Han-Ryu, der immer wieder Videos von seinen Kite stunts einstellt. Für Mona sind Han-Ryu und der Drache in ihren Träumen ein und dieselbe Person. Als Han-Ryu postet, dass er mit seinen Freunden zu Rock am Ring fahren will, setzt Mona alles daran, auch zu dem Festival gehen zu können. Doch wie soll sie unter 80.000 Besuchern diesen einen finden?

Meine Meinung:
„Mit uns der Wind“ hat keine rasante Handlung. Klar, es gibt Spannung. Man bangt mit und um die Protagonisten. Aber viel mehr ist es ein Buch der leisen Töne. So habe ich es zumindest empfunden. Wir erleben viel Mystisches, die Grenzen von Traum und Wirklichkeit verschwimmen. Im Mittelpunkt stehen die beiden Protagonisten, aus deren Sicht abwechselnd erzählt wird, jeweils in der ersten Person Singular. Beide Perspektiven hatten für mich ihren Reiz, ließen sie mich doch die Protagonisten sehr gut kennenlernen.

In Monas Abschnitten spielt natürlich ihre Krankheit eine herausragende Rolle. Mona ist dadurch stark vor allem in ihren sozialen Kontakten eingeschränkt. Das will die junge Frau aber nicht auf Dauer hinnehmen. Sie fühlt sich wie in einem Käfig, sicher und wohl behütet, aber eben eingesperrt. Kein Wunder, dass es ausgerechnet ein Drachenflieger ist, zu dem sie sich hingezogen fühlt, ein junger Mann, der sich vom Wind in die Luft heben lässt, der dabei scheinbar unendliche Freiheit genießt.

Doch auch Han-Ryu hat seine Probleme. Sie schienen mir nicht ganz so groß wie die von Mona. Aber nur dadurch, dass auch er in gewisser Weise besonders ist, ein bisschen Außenseiter, kann er Mona verstehen. Ihr seht also, die beiden finden sich auf dem Rockfestival, nicht direkt und nicht gleich, aber auf wunderbare Weise. Und die Szenen mit den beiden zusammen fand ich einfach nur toll, so emotional, so randvoll mit Gefühlen. Dabei versteht es Bettina Belitz hervorragend, die Besonderheiten der beiden jungen Leute herauszuarbeiten und dem Leser zu vermitteln. Für mich war es dadurch überhaupt kein Problem, die manchmal verquere Denkweise der Protagonisten nachzuvollziehen.

Auch einige der Nebencharaktere sind wunderbar gelungen und runden die Geschichte perfekt ab. Die Autorin beschreibt die Festivalatmosphäre so plastisch, dass man quasi die Musik hört und die Menschenmenge um sich herum fühlt. Ich fühlte mich beim Lesen direkt dorthin versetzt.

Die Geschichte von Mona und ihrem Drachen hat mich direkt ins Herz getroffen.

★★★★★

Veröffentlicht am 09.10.2016

Unbedingt lesenswert!

Die schützende Hand
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Broschiert: 384 Seiten
Verlag: KiWi-Paperback (12. November 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3462046663
Preis: 14,99 €

Unbedingt lesenswert!

Inhalt:
Georg Dengler erhält anonym einen neuen Auftrag. ...

Broschiert: 384 Seiten
Verlag: KiWi-Paperback (12. November 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3462046663
Preis: 14,99 €

Unbedingt lesenswert!

Inhalt:

Georg Dengler erhält anonym einen neuen Auftrag. Er soll herausfinden, wer die Mitglieder des NSU-Trios Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, die angeblich im November 2011 Selbstmord begangen haben, tatsächlich getötet hat. Schnell stößt Dengler auf Widersprüche und Lücken in den Ermittlungsunterlagen, die immer mehr Zweifel an der offiziellen Darstellung aufkommen lassen.

Meine Meinung:
Wolfgang Schorlau verarbeitet in seinen Romanen ja immer auch Fakten, tatsächliche Fälle. Ergänzt durch erfundene Handlung, Fiktion, ergeben sich so gut lesbare Bücher, die aber auch immer eine politische Aussage haben und die einem oft die Frage aufdrängen: „In was für einem Land leben wir hier eigentlich?“

Der bereits achte Band der Krimi-Reihe um den Stuttgarter Privatermittler und ehemaligen Zielfahnder beim BKA Georg Dengler beinhaltet einen hochaktuellen und brisanten Fall. Hauptsächlich geht es darum, dass die Behauptung, die NSU-Mitglieder Mundlos und Böhnhardt hätten sich selbst erschossen, nicht haltbar ist. Bei seinen Recherchen stößt Dengler immer wieder auf den Verfassungsschutz und seinen alten Widersacher beim BKA, Harry Nopper. Mit Hilfe seiner ehemaligen Kollegin beim BKA Marlies, seiner Freundin Olga und seinen Freunden Martin, Mario und Leo, die ihm immer wieder neue Denkanstöße geben, tastet sich Dengler Schritt für Schritt vor und entdeckt haarsträubende Zusammenhänge, die man als Leser womöglich gar nicht wissen will, als mündiger Bürger aber unbedingt wissen muss.

Mit dem NSU-Komplex hat Schorlau sich so intensiv befasst, dass er sogar vor den Baden-Württembergischen NSU-Untersuchungsausschuss geladen wurde. Mit „Die schützende Hand“ legt der Autor dar, dass die Vorfälle vom November 2011 nicht so abgelaufen sein können, wie die Behörden uns glauben machen wollen. Ob es tatsächlich so geschehen ist, wie Schorlau es im Roman darstellt, lässt sich nicht sagen, es ist aber eine von mehreren plausiblen Möglichkeiten und bei weitem glaubwürdiger als die offizielle Version.

Wer die bisherigen Dengler-Romane nicht kennt, kann dieses Buch durchaus als Stand alone lesen. Zwar spielen immer wieder dieselben Personen mit, doch was man über sie wissen muss, wird auch in diesem Band noch einmal kurz gesagt. Hilfreich mag auch das Personenverzeichnis am Anfang des Buches sein.

Im Anhang werden die Quellen aufgeführt. Außerdem findet man hier Fotos vom Tatort und zum Teil auch noch nähere Erläuterungen.

Anfangs hat es mir ein wenig Probleme bereitet, dass das Buch mit den vielen Auszügen aus Polizeiberichten streckenweise eher an ein Sachbuch erinnert als an einen Roman. Außerdem gibt es viele Perspektivwechsel, Zeitwechsel, Rückblenden, sodass man schon sehr konzentriert lesen muss. Doch schon bald hatte ich mich in das Geschehen eingefunden und war nur noch von dem Roman gefesselt.

Fazit:
Nach anfänglichen Schwierigkeiten fand ich das Buch wirklich klasse. Ich habe einiges daraus gelernt und wurde gleichzeitig hervorragend unterhalten. Das Thema ist hochaktuell und geht jeden was an. Ich finde es sehr wichtig, dass diese ganzen Missstände endlich einmal an die Öffentlichkeit kommen!

Die Reihenfolge von Denglers bisherigen Fällen:
1. Die blaue Liste
2. Das dunkle Schweigen
3. Fremde Wasser
4. Brennende Kälte
5. Das München-Komplott
6. Die letzte Flucht
7. Am zwölften Tag
8. Die schützende Hand

★★★★★

Herzlichen Dank an Kiepenheuer & Witsch und wasliestdu für das Rezensionsexemplar!

Veröffentlicht am 09.10.2016

Die Natur ist bedroht auf Neo Pangea

Dino Wheelies: Die Baumfresser
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Gebundene Ausgabe: 96 Seiten
Verlag: FISCHER KJB; Auflage: 1 (19. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3737351935
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 6 – 8 Jahre
Preis: 8,99 €

Die Natur ist bedroht ...

Gebundene Ausgabe: 96 Seiten
Verlag: FISCHER KJB; Auflage: 1 (19. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3737351935
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 6 – 8 Jahre
Preis: 8,99 €

Die Natur ist bedroht auf Neo Pangea

Im dritten Band der Dino Wheelies-Reihe geht es um die Umwelt. Die Freunde Bo, Tanka und Pukki stellen entsetzt fest, dass ein Teil des Waldes grausam niedergewalzt wurde. Kein ihnen bekannter Dino Wheelie wäre dazu in der Lage. Wer oder was kann also dahinterstecken? Schnell berichten die drei den anderen Dino Wheelies von ihrer Entdeckung, doch die haben keine Lust, sich darum zu kümmern. Schließlich hat jeder seine eigenen kleinen Sorgen und fühlt sich nicht für das Wohl der Gemeinschaft verantwortlich. Zum Glück lassen sich Bo, Tanka und Pukki nicht so leicht entmutigen.

Sie gehen den Spuren der Verwüstung nach und treffen auf die riesigen Baumfresser. Mit viel Glück können sie ihnen gerade noch mal entkommen und haben plötzlich einen jungen Baumfresser an der Backe. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als ihn mit nach Hause zu nehmen und sich um ihn zu kümmern. Doch in der Dorfgemeinschaft ist der „Flüchtling“ gar nicht gern gesehen, zumal seine Manieren in den Augen der Dino Wheelies doch sehr zu wünschen übrig lassen. Aber natürlich geht auch dieses Abenteuer unserer drei Helden am Ende gut aus.

Mir hat der aktuelle Bezug zur Abholzung unserer Tropenwälder und zur Flüchtlingskrise gut gefallen. So lernen Kinder spielerisch, sinnvoll damit umzugehen.

Die verschiedenen Bände dieser Reihe lassen sich ganz unabhängig voneinander lesen. Die Geschichten sind in sich abgeschlossen, sodass es vollkommen egal ist, in welcher Reihenfolge man sie liest oder ob man alle oder nur einzelne Bücher liest.

Im Gegensatz zu den ersten zwei Bänden gibt es hier keine Steckbriefe der Dino Wheelies. Trotzdem ist man dadurch nicht gezwungen, zuerst einen der beiden anderen Bände zu lesen, denn so wichtig sind die Steckbriefe nicht. Im Anhang ist aber wie gewohnt wieder das Dino Wheelies Lexikon mit weiterführenden Informationen zu Flora und Fauna sowie ein Leserätsel. Anhand des Rätsel lässt sich leicht erkennen, ob das Kind das Gelesene verstanden hat.

Auch die Mischung aus Bilderbuch und Comic wurde hier beibehalten, was mir nach wie vor gut gefällt. Die Texte sind gut verständlich und durch die vielen Bilder, auf denen es zahlreiche interessante und auch witzige Details zu entdecken gibt, ist das Buch auch für einen Leseanfänger nicht zu anspruchsvoll.

Weitere Infos gibt es auf der Homepage der Dino Wheelies. Dort ist auch eine Leseprobe zu finden.

Bisher erschienen:
1. Die Schatzsuche
2. Das große Rennen
3. Die Baumfresser
4. Der geheimnisvolle Flugsaurier
5. Im Reich des T. Rex
Extra: Dino Wheelies Kritzelbuch

★★★★★

Veröffentlicht am 09.10.2016

Ich bin auch vom 5. Teil der Reihe wieder voll überzeugt

Die Menschen, die es nicht verdienen
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Gebundene Ausgabe: 544 Seiten
Verlag: Wunderlich; Auflage: 3 (29. Oktober 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3805250870
Originaltitel: De Underkända
Preis: 19,99 €

Ich bin auch vom 5. Teil der Reihe ...

Gebundene Ausgabe: 544 Seiten
Verlag: Wunderlich; Auflage: 3 (29. Oktober 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3805250870
Originaltitel: De Underkända
Preis: 19,99 €

Ich bin auch vom 5. Teil der Reihe wieder voll überzeugt

Inhalt:

Wieder einmal bekommt es die Reichsmordkommission um Kommissar Torkel Höglund mit einem Serientäter zu tun. Dieser ist der Dummheit der Menschen überdrüssig. Speziell „Stars“ von Dokusoaps sind ihm ein Dorn im Auge, denn was leisten diese Menschen schon, das den Hype um sie rechtfertigen würde? Der Polizeipsychologe Sebastian Bergman findet in ihm einen starken Gegner.

Meine Meinung:
Das Autorenduo Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt hat wieder einmal einen superspannenden Kriminalroman geschrieben. Dabei gelingt es ihnen sogar, beim Leser ein bisschen Verständnis für den Täter zu wecken, natürlich nicht für die Taten an sich, aber für die Beweggründe, die man durchaus nachvollziehen kann. Wir haben es also nicht mit einem Psychopathen zu tun, der aus Jux und Tollerei mordet, sondern mit jemandem, der eine Botschaft rüberbringen will.

Der Aufbau der Handlung hat mir sehr gut gefallen. Es geht gleich spannend los und bleibt auch durchweg spannend, selbst das Privatleben der Polizisten lässt einen manchmal bangen. Hjorth und Rosenfeld wissen immer wieder zu überraschen. Oft enden die Kapitel mit kleinen Cliffhangern, sodass man einfach weiterlesen muss. So baut sich die Spannung immer mehr auf, bis es am Schluss zum großen Show down kommt.

Mir hat es wieder sehr viel Spaß gemacht, den Ermittlern Torkel, Vanja, Ursula, Billy und dem Psychologen Sebastian zuzuschauen, wie sie Schritt für Schritt in diesem Fall vorgehen. Das Team ist so gut eingespielt, und jeder macht seine Arbeit nahezu perfekt, das ist eine wahre Freude. Besonders gut hat mir gefallen, dass Sebastian viel zur Lösung des Falles beitragen kann. Er war für mich hier der Star, zumal er sich auch mit seinen Eskapaden ziemlich zurückhält und teilweise fast schon sympathisch wirkt.

Parallel dreht sich auch das Privatleben der Polizisten weiter – jeder hat so seine nicht alltäglichen Probleme -, aber die Polizeiarbeit nimmt in diesem Roman doch den Hauptteil ein.

Zwar ist der Kriminalfall abgeschlossen und das Wichtigste zu den Beziehungen der Ermittler wird kurz erwähnt, sodass man dieses Buch ohne Vorkenntnisse lesen könnte. Durch die Vielzahl der Charaktere und des bisher Geschehenen wird man sich aber bestimmt schwerer tun, als wenn man die Reihe von Anfang an liest. Das würde ich auf jeden Fall empfehlen, denn es lohnt sich wirklich.

Die Reihe:
1. Der Mann, der kein Mörder war
2. Die Frauen, die er kannte
3. Die Toten, die niemand vermisst
4. Das Mädchen, das verstummte
5. Die Menschen, die es nicht verdienen

★★★★★

Veröffentlicht am 09.10.2016

Ein außergewöhnlicher Roman über zwei außergewöhnliche Mädchen

Eins
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Gebundene Ausgabe: 424 Seiten
Verlag: mixtvision (29. Januar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3958540576
Originaltitel: One
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 – 15 Jahre
Preis: 16,90 €

Ein außergewöhnlicher ...

Gebundene Ausgabe: 424 Seiten
Verlag: mixtvision (29. Januar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3958540576
Originaltitel: One
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 – 15 Jahre
Preis: 16,90 €

Ein außergewöhnlicher Roman über zwei außergewöhnliche Mädchen

Bei diesem Buch hat mich sofort das Cover begeistert. Auf den ersten Blick sieht man einen dunklen Kopf mit zwei Gesichtern, die auf ein rotes bzw. ein blaues Feld blicken. Der Schutzumschlag ist aus durchsichtigem Plastik, darauf ist ein blauer Fleck, während auf dem Buchdeckel ein spiegelbildlicher roter Fleck ist. Wenn man den Umschlag abnimmt, sieht man, dass das Coverbild, der Kopf, durch Überlappung der zwei Farbflecken zustande kommt. Ich finde diese Lösung einfach genial, trifft sie doch den Inhalt des Buches perfekt. Denn es geht um siamesische Zwillinge, die einerseits eins sind, andererseits aber auch zwei.

Tippi und Grace sind 16 Jahre alt. Bisher wurden sie zu Hause unterrichtet, doch nun geht das Geld aus und sie müssen auf eine normale Schule gehen. Ein großer Schritt für die siamesischen Zwillinge. Angaffen, mitleidige Blicke, Tuscheln und betroffenes Wegsehen sind Reaktionen, die die beiden hassen. Doch es gibt auch Mitschüler, die sich einfach ungezwungen und offen verhalten: Yaz und Jon. Mit ihnen erleben Tippi und Grace ein paar schöne Monate. Die beiden Mädchen wollen doch nichts anderes, als einfach so akzeptiert zu werden, wie sie sind. Eine trennende Operation können sie sich nicht vorstellen, sind sie doch ein Leben zusammen gewöhnt und die Eine ist bei aller Verschiedenheit der Charaktere ein Teil der Anderen und umgekehrt. Für Tippi und Grace ist das vollkommen normal.

Normal ist der heilige Gral,
aber nur diejenigen, die es nicht sind,
wissen um seinen Wert. (S. 160)


Bei allen Sorgen, die die Familie hat, ist es kein Wunder, dass der Alltag nicht immer glatt verläuft. Die Lebenserwartung von siamesischen Zwillingen ist oft nicht besonders hoch, Arztbesuche sind häufig und verschlingen viel Geld. Der arbeitslose Vater wird trotz aller Liebe zu seinen Kindern zum Alkoholiker. Und die kleine Schwester Dragon fällt ein wenig unter den Tisch, muss sich immer den Bedürfnissen von Tippi und Grace unterordnen. Das kann natürlich auch nicht ewig gutgehen. Und trotzdem ist in Graces Erzählung – sie fungiert hier als Ich-Erzählerin – so viel Liebe innerhalb dieser Familie zu spüren. Und viele Dinge laufen auch einfach ganz normal wie in jeder anderen Familie auch.

Wir behängen den Apfelbaum in unserem Garten mit Lichterketten.
Wir essen zu viel Truthahn und Füllung.
Wir kaufen Geschenke.

Schließlich
ist Weihnachten
und letzten Endes
sind wir auch nicht
anders
als andere Familien. (S. 354)


Wie man an den Zitaten sieht, ist der Schreibstil eher ungewöhnlich. Zuerst hat es mich etwas genervt, dass geschätzt zwei Drittel der Seiten nicht bedruckt sind. Aber schnell erkannte ich, dass diese gedichtartige Anordnung der Wörter schon einen Sinn hat, werden dadurch doch einzelne Ausdrücke hervorgehoben und betont. Außerdem lesen wir hier schließlich die Gedanken eines Teenagers, die nun mal teilweise so zersplittert und lose zusammenhängend sind.

Ich fand es sehr bewegend, wie Sarah Crossan hier die Gefühle und Probleme dieser beiden Mädchen darstellt. Das wirkt absolut authentisch, obwohl es sich um fiktive Personen handelt. Das innige Verhältnis von Tippi und Grace ist fast mit Händen greifbar. Und es ist bewundernswert, wie die beiden mit ihrem außergewöhnlichen Schicksal umgehen.

Fazit:
Mich hat „Eins“ sehr bewegt und berührt, hat es mir doch ganz besondere Menschen näher gebracht und mich über meinen Tellerrand hinausschauen lassen. Ich möchte das Buch gerne für Jugendliche ab ca. 12 Jahren empfehlen, aber auch Erwachsene werden davon profitieren.

★★★★★