Profilbild von Yllin

Yllin

Lesejury-Mitglied
offline

Yllin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Yllin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Extended - besser als vorher!

Der Wanderer: Prologband
0

Der Wanderer - Die Schamanin (Extended)

Autor: Dominique Stalder
Genre: Darkfantasy
Freigabe: keine
Erschienen: 20.03.2016
Seiten: 340
Einband: eBook
Verlag: SadWolf Verlag
ISBN: 978-3946446088
Preis: ...

Der Wanderer - Die Schamanin (Extended)

Autor: Dominique Stalder
Genre: Darkfantasy
Freigabe: keine
Erschienen: 20.03.2016
Seiten: 340
Einband: eBook
Verlag: SadWolf Verlag
ISBN: 978-3946446088
Preis: 5,49€ [eBook] / 14,99€ [Print]

Rating: ♥♥♥♥


Inhalt

"Bist Du schon mal geheimnisvollen Spuren gefolgt oder hast Dich auf eine Reise zu Deinem eigenen Ich gemacht? Als der Wanderer nackt und erinnerungslos am Strand erwacht, ahnt er noch nichts von der Reise, die vor ihm liegt. Unter der ewigen grauen Wolkendecke streift er durch das Land, welches unter den Fehden der ansässigen Fürsten leidet, auf der Suche nach sich selbst und seinem Schicksal. Die Schamanin Drakatia nimmt sich seiner an und lehrt ihm die Wege der Magie. Doch die Magd Myrael sieht schreckliche Dinge auf sie zukommen und als schwarze Reiter auftauchen, scheinen sich ihre Visionen zu bestätigen. Was haben die Reiter mit der Ankündigung Drakatias zu tun, in Kürze ein wichtiges Ritual zu vollziehen? Und wer schickt sie? Die Zeit rennt und dem Wanderer bleibt nicht viel Zeit die Wahrheit zu ergründen. Die neue überarbeitete Extended-Version »Die Schamanin« bildet nicht nur den Prolog einer umfangreichen Saga, sondern stellt auch gleichzeitig die Geburt des Wanderers dar. In fesselnder Weise erfahren wir, wie seine Reise beginnt und was den einsamen Held der Geschichte antreibt. Die kalte, nasse Welt des Wanderers, wartet also nur darauf von seinen Lesern erkundet zu werden und bietet den düsteren Auftakt eines langen Abenteuers." - Quelle: Amazon


Cover ♥♥♥♥

Da sich das Cover im Vergleich zur vorherigen Version nicht geändert hat, kann sich meine Meinung hier nicht großartig ändern. Auch nach mehrerem Betrachten finde ich die Farben unscheinbar aber gelungen in ihrer Komposition. Es sticht nicht sonderlich hervor, beweist dafür eine gewisse Bescheidenheit und die dunkel gehaltene Farbgebung signalisieren jedem interessierten Leser sofort Thema und Inhalt: Es ist Darkfantasy, ganz klar. Die Figuren sind sehr gut getroffen, besonders der Wanderer und die Schamanin sind wunderbar dargestellt: Drakatia strahlt eine Ruhe, Stärke und trotz ihrer sitzenden Haltung irgendwie auch Überlegenheit und Autorität aus, während der Wanderer sich eher in ihrem Hintergrund hält. Düster, hager und mit einem Vollbart trifft er meine Vorstellungen eigentlich auf den Punkt. Nur an der Dame links habe ich etwas zu bemängeln: Myrael sieht zu wenig zart und filigran aus, ihr Oberteil lässt sie aufgeplustert aussehen und ihre ganze Gestalt ist weniger detailliert geraten als der Rest. Trotzdem ein sehr schönes Cover, das ich immer wieder gerne betrachte.


Charaktere ♥♥♥♥

Haric: Der Wanderer, wie er zum Schluss des Prologs häufiger genannt wird, hat im Vergleich zur vorherigen Version eine angenehme Eigenschaft hinzugewonnen: Er entwickelt sich! Nicht, wie ein Pokémon, sondern eher wie ein runder Charakter nach Vorstellungen der Literaturwissenschaft. Während er zu Beginn ein unbeschriebenes Blatt in den Weiten einer düsteren, windigen und grausamen Welt umherwandelt, sich wie ein Feigling vor der Gefahr versteckt (Ja, Haric. Ich kann und werde dir nicht verzeihen, dass du nicht eingegriffen hast!), entwickelt er sich unter den Fittichen seiner Brotgeberin Drakatia zu einem starken Mann, der ihr zwar vertraut, aber nicht vor ihr kuscht, sondern sie eher so auf Augenhöhe betrachtet, wie eine gute Freundin. Er fühlt sich nicht mehr an wie die Fahne im Wind, sondern hat einen aufrechten Willen und beweist an mehreren Stellen sein Rückgrat. Besonders leiden konnte ich ihn deswegen allerdings nicht, was nicht unbedingt seine Schuld ist. Er ist auch kein Charakter, den man vergöttern soll, er ist eigenständig, individuell und obwohl ich nicht alles gut fand, was er tut oder sagt, wünsche ich ihm, dass er das, was er verloren hat, bald wiederfindet!

Drakatia: Die titelgebende Schamanin Drakatia hatte in der überarbeiteten Extended Version noch mehr Screentime als noch in der Version davor - was mir unglaublich viel Spaß gemacht hat! Sie ist unglaublich klug, schlagfertig und humorvoll, dabei auch unsagbar mysteriös. Ich liebe ihre Art, unangenehme Gespräche so geschickt auszutarieren wie Akrobaten Messer auf der Nase balancieren und es macht mir sehr viel Spaß, dabei zu sein, wie sie Haric das ein oder andere Mal ins Genick fährt. Allerdings wirkte sie diesmal auf mich noch netter, noch viel verbundener mit ihren Schützlingen, was mir manche ihrer Handlungen einfach weniger verständlich gemacht hat als zuvor.

Myrael: Die liebe Jungfrau in Nöten, wie ich sie in meiner vergangenen Rezension schon beschrieben habe, hat mir in dieser Version Kopfschmerzen bereitet. Während ich zuvor noch von ihrer zarten, zerbrechlichen und zugleich liebevollen Art fasziniert war, schlug mein Eindruck von ihr mehr und mehr um, je mehr Zeit ich mit ihr verbrachte. Bei ihrem ersten Auftauchen ist sie noch genau das, was ich in ihr gesehen habe: Ein aufrechte und schützenswerte junge Frau, die genau das ist, was Haric nach all der Leere, die in seinem Kopf herrscht, unbedingt gebrauchen kann. Doch ab der Mitte des Buches wird sie von einer derart lähmenden Angst geschlagen, dass sie die meiste Zeit eigentlich nur zitternd, weinend und schweigend auf ihrem Bett sitzt, während der arme Wanderer versucht herauszufinden, was mit ihr nicht stimmt. Das war in der vorigen Version zwar auch schon so, doch wurden dort ihre angstvollen Momente von ihren wachen Momenten ausbalanciert. Durch den erweiterten Content bekommen wir eine unausgeglichenere Version von My: Sie ist nur kurz stark und freundlich, dann nur noch hilflos und passiv. Den Grund ihrer Furcht lernt man zwar kennen, trotzdem bleibt ihr Zustand einfach unzureichend erklärt - und so war von der zarten Blüte der Zuneigung zwischen Haric und ihr ein für mich unverständliches Wirrwar. Als moderne Frau in einer halbwegs emanzipierten Welt, hätte ich sie am liebsten geschüttelt und ihr in den Hintern getreten!


Schreibstil ♥♥♥♥

Der Autor hat bei der Überarbeitung seines Prologs gut arbeitet geleistet, was die elendig langen Innensichten des Hauptcharakters und seine unnötigen, irrelevanten Handlungen angeht, die ich in meiner Rezension zur ersten Version sehr bemängelt habe. Durch die fehlenden, ausufernden Beschreibungen fühlt sich die Handlung rasanter, spannender und inhaltsvoller an, was das Lesevergnügen steigert. Ganz verschwunden sind sie zwar nicht, das mussten sie aber auch nicht, denn gut gesetzt geben sie der Geschichte Detail und dem Leser die Möglichkeit, sich die Szenerie gut vorzustellen. Auch ansonsten ist sein Schreibstil noch immer schön gewählt und kunstvoll, ohne dabei versehentlich in Umgangssprache zu verfallen. Die Sätze wirken nicht mehr so oft stellenweise unbeholfen und alles in allem reifer als vorher. Trotzdem bin ich an einigen falsch verwendeten Redewendungen hängengeblieben. Die Beziehung zwischen Haric und Drakatia war wie immer schön und nuanciert beschrieben, während die zu Myrael wie oben angedeutet nicht mehr besonders überzeugend war. Eine wesentliche Sache habe ich allerdings noch zu bemängeln: Das Lektorat hat in dieser Version wirklich eine schlechte Arbeit geleistet. Das Buch ist voll von Tippfehlern und Kommafehlern: falsch gesetzte Kommas, fehlende Kommas, Kommas, wo keine hinsollen. Für die Bewertung eines Werks im Sinne des Autors finde ich Rechtschreibung nicht ausschlaggebend, denn es ist eigentlich Aufgabe des Verlags diese vor Veröffentlichung gründlich zu beseitigen. Ein oder zwei Fehler sind verzeihbar, aber in diesem Ausmaß kann ich hier nur von schlechter Arbeit sprechen.


Handlung ♥♥♥♥

Durch die Überarbeitung hat der Handlung des Prologs sehr gut getan: Die übermäßig in die Länge gezogenen Monologe wurden etwas eingestampft und machen damit Platz für neuen Content. Die gesamte Geschichte wirkt weniger gestreckt, dafür rasant und spannend, und es gibt immer wieder neue Aufhänger, die den Leser am Ball halten. Allerdings wirken nicht alle Begegnungen des Wanderers auch wirklich gleichermaßen sinnvoll: Manchmal, wie im Falle der Reiter zum Schluss (wer das Buch kennt, der wird wissen, was ich meine), fühlen sie sich willkürlich erzeugt an, ohne wirklichen Einfluss auf die eigentliche Handlung beziehungsweise die Reise des Wanderers zu haben. Sie sind einfach da, ohne groß etwas zu bewegen. Dann spürt man deutlich, dass manche Begegnungen eingeführt wurden, um etwaige Informationen ans Licht zu führen, nur um dann wieder irgendwohin zu verschwinden und nie wieder aufzutauchen. Funktional, aber mit wenig Einfluss auf den Leser.


Gesamtwertung ♥♥♥♥

Der Wanderer - Die Schamanin ist der Auftakt zu Dominique Stalders Reihe um einen Mann ohne Erinnerungen, aber mit bestimmten magischen Fähigkeiten. Die Überarbeitung hat dem Roman definitiv gut getan: Neben vierzig zusätzlichen Seiten, einer Menge mehr Inhalt, weniger unnötigen Gedankengängen und einem irgendwie runder wirkenden Hauptcharakter, hat er mir sogar wesentlich besser gefallen als noch in der alten Version. Der Autor schreibt schön und detailliert, schafft es sprachlich aber nicht immer so präzise zu sein, wie er gerne möchte, wie mir an manchen Redewendungen und etwaigen Schreib- und Kommafehlern aufgefallen ist. Nichtsdestotrotz ist sein Werk spannend bis zum Schluss. Bloß Myrael hat es sich etwas bei mir verscherzt: Das liebreizend fürsorgliche Mädchen verwandelte sich in der Überarbeitung von der Jungfrau in Nöten zu einem zitternden, schweigenden Bündel ohne wirklichen Charakter, was ich sehr Schade fand. Umso besser und ausgefeilter wirken dagegen die beiden Figuren Haric und Drakatia, die einander nicht mehr wie Gönnerin und Diener, sondern wie zwei Gleichberechtigte begegnen - auch wenn das der Schamanin nicht immer so recht ist. Das Ende ist spannend und tragisch zugleich, verliert aber durch den fehlenden Bezug zu den anderen Charakteren - abseits der beiden eben genannten - an emotionaler Wichtigkeit für den Leser. Dennoch bleibt man gefangen, und der Wunsch, zu wissen, wie die Reise des Wanderers weitergeht, ist nach den letzten Seiten unbestreitbar vorhanden!


Spannung
♥♥♥♥
Romantik

Humor

Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥♥♥


- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannend, spannend, spannend!

Die Sturmfalken von Olbian
0

Die Sturmfalken von Olbian (1)

Autor: Leann Porter
Genre: Romance, Gay Romance, Fantasy, Krimi
Erschienen: 10.02.2016
Seiten: 576
Einband: eBook
Verlag: deadsoft Verlag
ISBN: 978-3945934715
Preis: 6,99€ ...

Die Sturmfalken von Olbian (1)

Autor: Leann Porter
Genre: Romance, Gay Romance, Fantasy, Krimi
Erschienen: 10.02.2016
Seiten: 576
Einband: eBook
Verlag: deadsoft Verlag
ISBN: 978-3945934715
Preis: 6,99€ [eBook] | 13,95€ [broschiert]

Rating: ♥♥♥♥


Inhalt

"Die Sankanischen Spiele werfen ihre Schatten voraus und locken Kämpfer und Zuschauer aus der ganzen Welt in die Goldene Stadt. Unter ihnen der Sidhe Jawed, der unfreiwillig den Kämpfer Caron begleiten muss, und die abenteuerlustige Kaylin, die sich als Junge verkleidet einschleichen konnte. Während Kaylin sich als Knappe eines Kämpferfavoriten verdingt, hängt Jawed seinen Träumen vom Falkenmann nach, den er als Kind aus der Gefangenschaft rettete und seitdem nie wiedergesehen hat. Doch auch der undurchschaubare Caron weckt verwirrende Gefühle in ihm. Als Kaylin über die Leiche eines Kämpfers stolpert, ahnt niemand, dass das erst der Anfang einer Mordserie ist, die sie und Jawed in einen Strudel aus Gewalt und Hass ziehen wird …" - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥♥

Hier war das Cover mal wieder besonders einflussreich auf meine Entscheidung, dieses Buch zu lesen: Ich finde es unglaublich ästhetisch! Der gut aussehende Fremde im antiken, römischen Gewand, den Blick nachdenklich, geheimnisvoll abgewandt, das strahlende Rot des Umhangs, der seine Lenden verschleiert, der auf den ersten Blick unscheinbare, aber wunderschöne Hintergrund mit Bergen, Wasserfällen und verträumten Wäldern - die komplette Zusammensetzung des Bildes ist einfach wunderschön. Auch der große Falke oben rechts darf natürlich nicht fehlen, schließlich lautet der Titel des Buches nicht umsonst Die Sturmfalken von Olbian. Die Schrift, in der diese Worte das Cover verzieren, ist schön gewählt und unaufdringlich, sie lässt dem Bild an sich genug Raum, um zu wirken, und drängt sich nicht zu sehr in den Fordergrund. Das selbe gilt auch für den Namen der Autorin, auch wenn ich finde, dass sie es durchaus verdient hätte, dass man ihren Namen genauso gut lesen kann, wie den Titel! Ich habe hier absolut nichts auszusetzen. Und verdammt, ich will nur ein einziges Mal die Brust dieses Mannes berühren, ich glaube, dann wäre ich für den Rest meines Lebens selig!


Charaktere ♥♥♥♥

Jawed: Von all den liebreizenden Charakteren in Die Sturmfalken von Olbian hatte ich mit Jawed die meisten Probleme. Er ist ein junger Halbsidhe, das heißt eine Art Halbelf, der in seinem kurzen Leben bereits so manches Leid durchstehen musste, das nicht selten von der bestimmten körperlich-geschlechtlichen Besonderheit herrührte, mit der er geboren, und die von den Menschen in seiner Umgebung nicht immer positiv aufgefasst wurde. Um Spoiler zu vermeiden, verzichte ich darauf, hier näher ins Detail zu gehen, tatsächlich war es aber das erste Mal, dass ich mit so einer Thematik in Berührung gekommen bin - und es war anfangs wirklich gewöhnungsbedürftig. Mit seiner Rolle als Ausgestoßener hat er sich jedenfalls schon sehr früh in seinem Leben abgefunden, was dazu führt, dass er in seiner Schüchternheit, seinen Selbstzweifeln und seinem nicht vorhandenen Selbstbewusstsein die meiste Zeit unübertroffen scheint. Viel zu oft ist er von seiner eigenen Angst gelähmt, bringt kaum ein Wort heraus, wenn er nicht gerade mit seiner besten Freundin Kaylin spricht, und ist auch ansonsten ein so passiver Charakter, dass ich ihn manchmal so sehr hätte schütteln können, dass ihm die Ohren abfallen. Aber so nervenaufreibend seine 'Ich-halte-still-bis-es-vorbei-ist'-Art auch ist, so sehr ist er mir dabei auch ans Herz gewachsen. Ich hatte das Gefühl, einen eigenständigen Charakter vor mir zu haben, der eben seine Schwächen, seine Ecken und Kanten hat. Es war einfach herrlich, zu beobachten, wie er im Verlauf des Romans beginnt, gegen seine bisherige Natur zu rebellieren, und vom verschreckten kleinen Jungen zu einem anständigen Kerl heranwächst, der auf einmal sehr genau weiß, wer er ist und wo er mal hin will. Zwar hat er seine Zurückhaltung und seine Selbstzweifel währenddessen nie ganz abgelehnt, doch das musste er auch gar nicht; auf diese Weise hatte ich das Gefühl, eine vollkommen natürliche Charakterentwicklung zu erleben: Ein Junge, der an den Geschehnissen reift, ohne seine Vergangenheit vollkommen abzulegen. Ich mochte ihn von allen Charakteren zwar am wenigsten, hätte ihn aber bis zum Schluss bestimmt nicht missen wollen!

Kaylin: Sie ist nicht nur Jaweds beste Freundin, sondern gleichzeitig auch das sturste, selbstbewussteste und wahrhaftig bewundernswerteste Mädchen, das ich bislang in einem Buch kennen lernen durfte. Als Tochter der Köchin des Moguls auf Kronnor ist sie, ähnlich wie Jawed, nur aus anderen Gründen, in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen und musste früh lernen, sich durchzusetzen. Ihr größter Traum ist es, die goldene Stadt Sanka eines Tages mit eigenen Augen zu sehen, Abenteuer zu erleben und die Welt zu bereisen. Und sie ist dabei keineswegs auf den Mund gefallen: Sie flucht wie ein echter Kerl, sagt was sie denkt, selbst wenn ihr Gegenüber ein gemeiner Schläger ist, und ist gerissen wie ein Fuchs, wenn es darum geht, Geheimnisse zu lüften und Verbrechen aufzuklären. Ich liebe sie. Wie gebannt habe ich ihre Abenteuer verfolgt, habe mit ihr (wenn auch innerlich!) gekämpft, gelacht und gewütet, immer mit dem Gefühl im Bauch, in ihr eine Person gefunden zu haben, mit der ich mich identifizieren, zu der ich aber auch aufschauen kann. Wie gerne hätte ich ihren Mumm, ihre sture Dickköpfigkeit und ihre Schlagfertigkeit, um Dinge zu erreichen, die mir manchmal wie unmöglich vorkommen. Im Verlauf des Romans macht auch Kaylin eine Entwicklung durch - sie verliert ihren jugendlichen Leichtsinn zwar nicht vollkommen, aber sie entwickelt sich zu einer jungen Frau, die weiß, worauf es im Leben ankommt. Ich ziehe meinen Hut vor der Autorin, die eine so unfassbar tolle Figur ins Leben gerufen hat. Danke!

Caron: Wenn er das erste Mal auftaucht, ist er wie ein unbeschriebenes Blatt. Er ist ein sehr ernster, nachdenklicher und damit besonders geheimnisvoller Charakter, der sich oft selbst im Weg steht und damit irgendwie unberechenbar wirkt. Das findet auch Jawed, der in ihm das erste Mal eine Person - außer Kaylin - findet, die ihn so akzeptiert, wie er wirklich ist. Caron ist verdammt sexy und auf eine warme, besonders maskuline Art fürsorglich, die mein Herz regelmäßig zum Schmelzen gebracht hat. Gleichzeitig ist er kein Mann vieler Worte, sondern der Tat, und lässt seinen Gegenüber (und seinen Leser!) mehr als einmal ratlos zurück, wenn er sich mal wieder etwas in den Kopf gesetzt hat, von dem niemand etwas ahnen kann. Er hat mir gut gefallen, doch er wirkte mir manchmal auch ein bisschen zu flach. Anders als Jawed oder Kaylin, die beide so ihre Schwächen haben, fühlt sich Caron nicht nur an wie ein unbeschriebenes Blatt, sondern trägt auch noch diesen bitteren Beigeschmack mit sich, einfach unfehlbar zu sein. Er ist einfach zu perfekt. Er macht immer alles richtig. Er sieht unglaublich gut aus. Er ist ein unvergleichlicher Kämpfer. Und er weiß immer was zu tun ist. Wer könnte ihn nicht lieben? Mit ihm geht vieles zu schnell und zu einfach, was schade ist, denn im Grunde ist er ein toller Charakter. Mit etwas mehr Tiefe und ein paar mehr Fehlern wäre er eventuell noch etwas interessanter!

Thore: Das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss! Der Norrländer aus dem Hause Hammerfjäll hat es mir vom ersten Moment an einfach angetan. Er ist ein charmanter, immer gut gelaunter Zeitgenosse, der zur Verlockung eines guten Biers niemals Nein sagen wird, und sich mit seiner dickköpfigen Abenteuerlust mehr als einmal in Gefahr bringt. Für mich ist Thore der Inbegriff dessen, was einen tollen Mann ausmacht: Er hat Humor, er ist aufregend, schlagfertig, manchmal einen Tacken zu frech, dabei aber immer charmant. Weil er seine letzten Münzen regelmäßig für Bier und Frauen auf den Kopf haut, ist er eigentlich immer pleite und kann sich kaum eine gute Ausrüstung für die Sankanischen Spiele leisten, - was ihn allerdings nicht weniger ehrgeizig daran glauben lässt, der Sieger der Spiele zu sein. Gemeinsam mit Kaylin bildet er ein so harmonisches Team, dass ich gar nicht genug von den beiden und ihrem geschickten, verbalen Schlagabtausch bekommen konnte. Anders als Caron ist Thore nicht geradlinig, sondern auf seine Weise chaotisch und irgendwie eckig. Seine Vergangenheit, die nur am Rande zur Sprache kommt, hängt wie ein geheimnisvoller Schatten über ihm, behindert ihn im Grunde aber nicht dabei, sein Leben in vollen Zügen zu genießen. Würde ich an dieser Stelle mehr schreiben, käme ich eventuell ins Spoilern, weshalb ich Thore nun Thore sein lasse und ihn euch damit ehrlich ans Herz lege!


Schreibstil ♥♥♥♥♥

Bevor ich mich auf Die Sturmfalken von Olbian eingelassen habe, habe ich es mit der Leseprobe versucht - und ich war von Leann Porters Schreibstil sofort gefangen genommen. Sie schafft es, sehr geschickt den alten Stil, wie man ihn aus High-Fantasy-Romanen kennt mit der modernen Umgangssprache zu verweben, ohne dass die beiden Stile sich dabei im Weg stehen oder sich irgendwie störend voneinander abheben. Obwohl wir uns aber in einem Setting befinden, dass die römisch-griechische Antike mit Tunika, Sandalen, Sänften und Wagenrennen zum Vorbild hat und diese geschickt mit Fantasyinhalten wie übernatürlichen Fähigkeiten vermischt, sind mir auch ein paar Bezüge zur Realität aufgefallen, die nicht so recht in die Zeit passen wollten. Diese waren aber so gering gestreut, dass sie mich eher zum wissenden Schmunzeln gebracht haben, als wirklich zu stören. Die Dialoge sind durchweg großartig geschrieben, die humorvollen, schlagfertigen Kabbeleien bringen frischen Wind und immer wieder Freude mit sich, und irgendwann hat man das verführerische Gefühl, selbst Teil der Geschichte zu sei, weil einem die Charaktere so plastisch vorkommen, als könne man selbst das Wort an sie richten. Ich war durchweg zufrieden und kann sagen: Dieses Buch ist wieder mal ein Buch, in dem ich mich zuhause gefühlt habe!


Handlung ♥♥♥♥

Auch wenn die Handlung zu Beginn des Romans eine Weile braucht, um in Rollen zu kommen, ist sie doch bis zum Schluss unsagbar spannend. Das gilt vor allem für die eine Hälfte des Buches, die quasi Kaylins Geschichte erzählt: Waghalsig stürzt sie sich in jedes Abenteuer, das ihr in den Sinn kommt, bis sie sich irgendwann mitten in den Ermittlungen eines grausamen Verbrechens wiederfindet. An ihrer Seite der verplante, jedoch nicht weniger liebreizende Thore, auf der anderen ihr bester Freund Jawed, auf der Suche nach einem Neuanfang. Immer und immer wieder werden neue, liebenswerte Charaktere eingeführt, gegen Ende des Buches jagt ein Plottwist den anderen und man kann wirklich nicht mehr aufhören zu lesen. Bei anderen Hälfte des Buches, die sich mit Jaweds Schicksal beschäftigt, geht es dabei nicht halb so spannend zu. Mit seiner stets passiven Haltung überlässt er die Bühne des Geschehens oft lieber Caron und Kaylin, während er wartend in seinem Zimmer sitzt und sich immer wieder seinen Zweifeln ergibt, was irgendwann nicht nur redundant, sondern mit der Zeit auch nervig ist. Immer wieder habe ich ihn innerlich angeschrieen: 'Verdammt, Jawed, mach was. Raus aus deinem Kokon, rein ins Leben!', aber ich wurde nur kaum bis gar nicht erhört. Während Kaylin das Leben sucht, sucht Jawed die Liebe und mit ihrem Finden fühlt sich seine Geschichte ab der Mitte des Buches irgendwie viel zu abgeschlossen an. Die paar gestreuten Konflikte, die sich dann noch zwischen ihn und sein Glück stellen, wirkten leider konstruiert und viel zu durchschaubar, sodass man als Leser nur die Hand vor die Stirn schlagen und rufen konnte: "Mensch, Jawed! Das ist doch offensichtlich!". Ich war froh, als er im letzten Drittel des Buches schließlich doch ein wenig an aktivem Part gewonnen und sich in die Handlung mit eingemischt hat - auf diese Weise wurden die beiden Erzählstränge wieder sinnvoll miteinander verwoben. Ich denke, ohne Kaylin ist Jaweds Leben viel zu langweilig, erst in ihrer Gegenwart blüht er so richtig auf! Im Großen und Ganzen habe ich das Buch aber von Anfang bis Ende sehr genossen. Es war wahnsinnig spannend die beiden Hauptcharaktere auf ihrer Suche zu begleiten und mit ihnen Gefahren und Missverständnisse zu durchleben - Kaylins Erzählstrang war für beide spannend und actionreich genug, weshalb sich die Ausflüge in Jaweds Liebesleben wie eine willkommene Abwechslung und eine angenehme Erholung vom Stress der Ereignisse angefühlt haben.


Gesamtwertung ♥♥♥♥

Ich denke jeder, der über Jaweds Schwächen - sowohl seine charakterlichen als auch seine erzählerischen - hinwegsehen kann, und wer grundsätzlich nichts gegen Gay Romance Elemente und intime Sexszenen hat, der wird mit Die Sturmfalken von Olbian eine tolle Zeit haben. Die Geschichte ist spannend bis zum Schluss, die Welt ist faszinierend, die Charaktere sind wunderbar gestaltet, sodass man das Gefühl hat, sich inmitten einer großen Familie zu bewegen. Kaylin und Thore haben für mich Jaweds und Carons Schwächen sehr gut ausgebügelt, sodass ich beide Erzählstränge sehr gerne verfolgt habe. Ich mochte es sehr gern, dass die Geschichte zum Schluss mehr Krimi und Action war als Fantasy und Romance. Wer sich in eine wundervolle Welt nach antikem Vorbild entführen lassen will, ohne dabei an der hochgestochen-altertümlichen Sprache zu ertrinken, und wer gerne spannende Unterhaltung mit romantischen Elementen erlebt, dem sein dieses Buch auf jeden Fall ans Herz gelegt. Es hat mir viele schöne Stunden beschert! Danke dafür!


Spannung
♥♥♥♥♥
Romantik
♥♥♥♥
Humor
♥♥♥
Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥♥♥

- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Einfach zu viel von allem

Royal Desire
0

Royal Desire (2)

Autor: Geneva Lee
Genre: Erotik, Romantik
Freigabe: Ab 18!
Erschienen: 14.12.2015
Seiten: 384
Einband: eBook
Verlag: blanvalet
ISBN: 978-3-7341-0284-4
Preis: 9,99€ (eBook) / 12,99€ (broschiert)

Rating: ...

Royal Desire (2)

Autor: Geneva Lee
Genre: Erotik, Romantik
Freigabe: Ab 18!
Erschienen: 14.12.2015
Seiten: 384
Einband: eBook
Verlag: blanvalet
ISBN: 978-3-7341-0284-4
Preis: 9,99€ (eBook) / 12,99€ (broschiert)

Rating: ♥♥♥


Inhalt

"Enttäuscht und verletzt hat Clara ihre Beziehung zu Prinz Alexander nach einer letzten gemeinsamen Nacht beendet. Sie stürzt sich in die Arbeit, um ihn zu vergessen – vergeblich. Die Erinnerungen an ihn, an ihre gemeinsame Zeit lassen sich nicht auslöschen. Und Alexander ist kein Mann, der so leicht aufgibt. Kann er Clara von seiner wahren Liebe überzeugen? Und wird sie zu ihm stehen, wenn er seine dunkle Vergangenheit vor ihr enthüllt?" - Quelle: Verlagsgruppe Random House


Cover ♥♥♥♥♥

Das Cover von Royal Desire wurde nach dem selben, schlichten Prinzip gestaltet wie schon Band Eins Royal Passion, und ich muss gestehen, dass ich mich - je länger ich mich mit dem Cover auseinandersetze - selbst immer wieder dabei erwische, von dem Cover magisch angezogen zu werden: Sei es online, auf meinem eReader oder im Laden, das elegante Silber, die hübschen Randverzierungen und der dezente Schriftzug in hübschen, wenig aufdringlichen Farben bringen mich dazu, es in die Hand nehmen und den Inhalt ergründen zu wollen. Ganz egal, ob ich es schon gelesen habe, ob ich es gut fand oder nicht... Ich bin so überrascht über eine so zielgenaue und hübsche Gestaltung, dass ich eigentlich nur fünf Punkt geben kann!


Charaktere ♥♥♥

Clara Bishop: Wer meine Rezension zu Band Eins schon gelesen hat, der weiß, dass ich mit Clara schon damals sehr hart ins Gericht gegangen bin. Auch in Royal Desire hat sie mich als Protagonistin jetzt nicht gerade vom Hocker gehauen, trotzdem muss ich ehrlich gestehen, dass ich diesmal weit weniger Probleme mit ihr hatte als zuvor. Trotzdem sie Alexander mit Haut und Haar verfallen ist und daraus auch keinen Hehl macht, bietet sie ihm diesmal mehrmals erfolgreich die Stirn, mit dem Hintergedanken, sich nicht alles von ihm gefallen zu lassen. Obwohl sie bei ihm regelmäßig schwach wird - was ich in Anbetracht seiner Unwiderstehlichkeit durchaus verstehen kann - weiß sie ganz genau, was sie will und was sie nicht will, und zögert nicht, ihm ihre und vor allem seine Grenzen aufzuzeigen. Abgesehen davon, dass sie es schafft, genug Rückrat zu beweisen, um meinen Respekt nicht zu verlieren, ist an ihr nicht besonders viel dran, was sie in irgendeiner Art und Weise einzigartig machen könnte. Sie hat weder besondere Vorlieben oder Abneigungen - auch nicht im sexuellen Sinne -, noch einen besonders spannenden Job oder zumindest irgendwelche Hobbies. Die Beziehung zu ihrer Familie wird zwar erwähnt, doch wirklich in Berührung kommt sie mit ihr so selten, dass man daraus auch nicht wirklich ein Charakteristikum machen kann. Eigentlich charakterisiert sie sich im Großen und Ganzen nur durch ihre Beziehung zu Alexander, die auf einem stets ermüdenden Spiel von Dominanz und Unterwerfung gründet, das wie halb herzig dahinkonstruiert, wenn nicht sogar abgeschaut wirkt. Mehr kann ich zu Clara eigentlich nicht sagen. Schade.

Alexander von Cambridge: Ich liebe Alexander, wirklich. Er ist ein Mann, wie er nur in den kühnsten Fantasien ein jeder Frau existieren kann: sexy, undurchschaubar, dominant, wortgewandt, charmant und von Zeit zu Zeit auf genau richtige Weise auch mal körperlich bedrohlich, wie es pure, Testosteron geladene Männlichkeit nun mal will. In Royal Desire war ich ihm sogar noch eine Spur mehr verfallen als noch in Royal Passion, was vor allem auf seine endlich durchscheinende, gefühlvolle Seite zurückzuführen ist - denn wer kann einem Mann widerstehen, der all diese Traummann-Eigenschaften besitzt und dann auch noch seinen weichen Kern offenbart? Niemand! (Oder zumindest niemand, der gerne auch mal Traumvorstellungen hinterherhechelt). Ein ganz ganz dicker Minuspunkt war aber auch in diesem Band wieder der grausam schlechte Dirtytalk, mit dem Alexander es schafft alles, was er sich bei mir so mühsam aufgebaut hat, wieder zunichte zu machen. Etwa alle fünf Seiten bespringt er Clara wie eine dreckige Wildsau und bombardiert sie mit peinlichen, unerotischen Phrasen wie 'Ich will deine Mus** fien, bis [körperliche Ausfallerscheinung insert here]'. Mehrmals auf einer Seite lässt einen die vulgäre Sprache zusammenzucken, solange, bis man absolut abgestumpft und gelangweilt einfach weiterblättert, weil man sich denkt 'Ja, ja, macht hinne, ich will wissen, wie es weitergeht...'. Anders als Clara hat Alexander zwar prägende Dinge in seiner Vergangenheit und in seiner Gegenwart, die ihn auf seine ganz eigene Art schleifen, doch als eigenständigen Charakter konnte ich ihn dennoch nicht ernst nehmen. Statt normalen Gesprächen über Gott und die Welt geht es Alexander - auch wenn er es leugnet - immer nur um eins: Sex, Sex, Sex. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, doch lässt sich aus Sex allein eben keine glaubwürdige Beziehung aufbauen, die den Leser in irgendeiner Weise berührt. Sie mögen einander lieben, weil es so auf dem Papier steht, doch hätte ich gern mehr von den beiden gehabt als bloßes, ständiges Gerammel. Einmal weniger einlochen, einmal mehr ein tiefgreifendes Gespräch... das wäre alles, was ich mir wünsche. Colleen Hoover schafft es doch auch!


Schreibstil ♥♥

Ich weiß, ich habe den ersten Band der Reihe sehr gut bewertet, was den Schreibstil betrifft, doch ich musste nach Royal Desire mein Urteil noch einmal überdenken. Nicht, dass mir Geneva Lees Schreibstil nicht gefallen hätte, wenn es mal gerade nicht um Sex ging: Im Grunde hat sie einen schönen, flüssigen Schreibstil und weiß, wie sie mit Subtilität und Offensichtlichkeit gleichermaßen umgehen muss, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Doch Sex nimmt in diesem Band einfach einen so unfassbar großen Teil der Geschichte ein, dass ich gar nicht mehr darüber hinwegsehen kann! Sex, schön und gut. Viel Sex - auch gut! Aber sehr viel Sex und gleichzeitig sehr viel Abwechslung ... nah. Doch eher ein no go. Ständig die selben Worte, die immer gleichen Phrasen, die immer und immer gleichen Abläufe. Er spielt mit ihr, sie unterwirft sich, will ihn in sich spüren, er rammelt sie besinnungslos bis hin zu drei Multiplen Orgasmen, ohne dabei auch nur mit der Wimper zu zucken. Nach dem ersten Schuss kann er gleich weitermachen, ganz so als hätte er gleich mehrere bunte Liebespillen geschluckt, und hat sowieso den größten Schw
** von allen. Mal ehrlich. Sinnlich ist was anderes. Und glaubwürdig erst recht. Wenn es nicht gefühlt 90% des Buches ausmachen würde, hätte ich vermutlich nichts dagegen einzuwenden, doch das war nun doch etwas too much für mich. Nimmt man den schrecklichen, oberpeinlichen Dirtytalk dazu, bei dem ich mir regelmäßig das Lachen verkneifen musste, weil er an Banalität nicht zu überbieten war, reicht das schon, um das Buch nach 50 Seiten einfach beiseite zu legen. Doch auch wenn man den mit der Zeit langweiligen Teil der sexuellen Übernatürlichkeit hinter sich gelassen hat, bleibt man von ewigen Wiederholungen nicht verschont: Denn Claras stets auf Dauerschleife laufenden Gedanken darüber, wie heiß Alexander ist, wie sehr sie ihn vergöttert und andersrum, wie schwierig ihre Beziehung ist und ob sie das wirklich kann und will ... kann und will man nach kurzer Zeit schon nicht mehr hören. Sie hat kein anderes Thema. Keine anderen Sorgen. Muss das sein?


Handlung ♥♥

Wenn ich dachte, Royal Passion hätte bereits wenig Handlung gehabt, kann ich von Royal Desire bedenkenlos genau dasselbe behaupten: Es hat keine Handlung. Auf knapp 400 Seiten bekommen wir eine volle Ladung Sex, BDSM, Herzschmerz, Zweifel, Selbstzweifel und Selbsthass vom Feinsten, doch statt sich stets wiederholenden Phrasen und ein oder zwei äußerst konstruierten Spannungspitzen erleben wir mit Clara und Alexander eigentlich nichts. Wenn sie nicht gerade dabei sind, sich gegenseitig zu befingern, sorgen sie sich um ihre gemeinsame Zukunft unter den Royals, die allerdings viel zu wenig vorkommen, um einen Titel wie "Royal XY" überhaupt zu rechtfertigen. Wo ist der feine, englische Hof, wenn man ihn am meisten erwartet? Die Tea Time, die Dinner, die Jagden, die Bälle und Wohltätigkeitsveranstaltungen? Wo ist der teure Schmuck, die Etikette, die königliche Familie? Das bisschen, was die Geschichte zumindest auf irgendeine Weise interessant gemacht hätte, kommt viel zu kurz ... Schade darum. Ich habe Hoffnung, dass dieses Grundthema im dritten Band schließlich wieder aufgenommen und ausgekostet wird. Mal sehen!


Gesamtwertung ♥♥♥

Obwohl es in Bezug auf die Eigenständigkeit der Protagonistin und die Sexiness ihres königlichen Liebhabers durchaus Fortschritte gibt, haben mich Schreibtil und Handlung von Royal Desire geradezu in den Wahnsinn getrieben. Nicht nur war mir ständige Dirtytalk zuwider, weil ich mich ständig zwischen Fremdschämen und Loslachen zu entscheiden hatte, sondern auch die ewigen Wiederholungen - vor allem was die Gedanken der Protagonistin und die Beschreibungen des Akts an sich angeht -, die nicht vorhandene Handlung und die zwar konstruierte, aber dennoch viel zu kurz gekommene Rahmenhandlung haben mich mit mir hadern lassen, ob ich überhaupt weiterlesen sollte. Zum Glück hat meine Leidenschaft für Alexander ausgereicht, um mich am Ball zu halten. Und irgendwie will ich eben doch wissen, wie es ausgeht... Irgendwas scheint mich also doch beeindruckt zu haben. Hoffentlich schafft es der dritte und letzte Teil die Schwächen des zweiten auszubügeln und zumindest die Thematik des englischen Königsadels wieder mehr in den Vordergrund zu rücken. Dazu ist allerdings ein bisschen weniger Gevögel und ein bisschen mehr Handlung nötig. Mal sehen...


Spannung
♥♥
Romantik
♥♥♥♥♥
Humor

Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥


- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannend bis zum Schluss

Darkest Powers: Seelennacht
0

Seelennacht - Die Dunklen Mächte (2)

Autor: Kelley Armstrong
Genre: Jugendbuch, Dark Fantasy, Urban Fantasy
Erschienen: 2010 (Neuauflage 2013)
Seiten: 368
Einband: Hardcover
Verlag: PAN (Droemer Knaur)
ISBN: ...

Seelennacht - Die Dunklen Mächte (2)

Autor: Kelley Armstrong
Genre: Jugendbuch, Dark Fantasy, Urban Fantasy
Erschienen: 2010 (Neuauflage 2013)
Seiten: 368
Einband: Hardcover
Verlag: PAN (Droemer Knaur)
ISBN: 978-3-426-50781-0
Preis: 8,99€ [D]

Rating: ♥♥♥♥


Inhalt

"Ich hatte recht. In Lyle House gehen tatsächlich erschreckende Dinge vor sich. Ich bin keineswegs hier, weil ich verhaltensauffällig, sondern weil ich eine Totenbeschwörerin bin. Ich kann mit den Geistern von Toten reden. Ich kann Tote auferstehen lassen. Meine Kräfte sind unberechenbar. Denn ich bin das Ergebnis eines fehlgeschlagenen genetischen Experiments. Meine Schöpfer, die Edison Group, haben Angst vor mir - und vor den anderen Jugendlichen in Lyle House. Wir sind tickende Zeitbomben. Daher haben sie beschlossen, ihr Experiment endlich zu einem Ende zu bringen. Und uns bleibt nur noch eins: um unser Leben zu rennen..." - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥

Auch hier wieder kurz anzumerken: Ich habe die alte, gebundene Auflage der Reihe gelesen und werde deswegen das alte Cover bewerten. Die neuen Ausgaben habe ich unten in diesem Post abgebildet, damit ihr euch ein Bild machen könnt!
Während das Cover des ersten Bands in ein nächtliches Blau getaucht ist, ist dieser zur farblichen Abgrezung grünlich gestaltet. Ich mag das Zusammenspiel der Farben, wenn beide Bücher nebeneinander im Regal stehen - sie harmonieren auch besonders gut mit dem dritten und letzten Band der Reihe. Tatsächlich gefällt mir das Cover von Band Zwei sogar besser, als das des ersten, die abgebildete Frau sieht weniger lethargisch, dafür aber um einiges entschlossener aus. Sie ist hübsch anzusehen und auch, wenn sie nicht so ganz zu meiner Vorstellung von Chloe passen will, was Alter und Aussehen betrifft, finde ich die Gestaltung im Gesamten sehr gut. Unten links sieht man einen nur schwach beleuchteten Gang, der an ein Krankenhaus oder eine Klinik erinnert. Diese verboten, mystische Darstellung eines der im Buch vorkommenden Schauplätze macht optisch viel her und rundet das Cover für mich schön ab.


Charaktere ♥♥♥♥♥

Chloe Saunders: In meiner Rezension zum ersten Band Schattenstunde habe ich ja schon ausführlich begründet, weshalb mir Chloe als Protagonistin besonders ans Herz gewachsen ist. In Seelennacht hat sie diesen ersten Eindruck bei mir sogar noch gefestigt: Ihre Charakterentwicklung ist bemerkenswert. Vom eher langweiligen, unscheinbaren und verwöhnten Mauerblümchen entwickelt sie sich zu einer starken jungen Frau, die sagt, was sie denkt, was sie will und ihre Entscheidungen selbstständig und wohl überlegt trifft. Besonders gut gefällt mir ihre Art und Weise, ihre Probleme zu überdenken und letztlich immer den logischsten, nachvollziehbarsten Weg zu wählen. Sie ist keine von diesen Protagonistinnen, deren Hirn sich ausschaltet, wenn in ihrer Nähe ein hübscher Junge auftaucht oder die Autorin einfach nicht weiß, wie sie sonst Spannung aufbauen soll, wenn nicht über die Dummheit ihrer Charaktere. Chloe fühlt sich an wie eine eigenständige, authentische Person, mit der ich wunderbar identifizieren kann, weil sie mir das Gefühl gibt, das Abenteuer Seite an Seite mit ihr zu erleben. Toll!

Victoria Enright: Wer hätte gedacht, dass ich in meiner Rezension Victoria Enright, kurz genannt 'Tori', auch nur in einem Wort erwähnen würde? Sie ist eine Schlange, durch und durch gemein, hinterhältig, neidisch, verwöhnt und kratzbürstig und würde keine Sekunde zögern, einen von uns ans Messer zu liefern, wenn sie dadurch einen ihrer Fingernägel vor dem Abbrechen bewahren könnte. Aber wie ekelhaft Malfoy zu Harry auch sein mag, er ist kein durch und durch böser Mensch. Und das Gleiche gilt auch für Prinzessin Victoria. Auch wenn sie furchtbar nervtötend ist und es schafft, mit ihrer Starrsinnigkeit all meine Lieblingscharaktere zu gefährden, kann ich ihr doch nichts Böses an den Hals wünschen, weil ich weiß, dass in ihr ein guter Kern steckt und sie einfach unter besonderen Umständen groß geworden ist. Diese haarscharfe Linie zwischen Sympathie und blankem Hass ist unfassbar schwer zu konstruieren und ich ziehe meinen Hut vor Kelley Armstrong, dass sie es schafft, selbst den unliebsamsten Charakter für mich unentbehrlich zu machen. Ich liebe Toris dumme Sprüche, die zwar verletzend und nicht zuletzt voll von neidischem Gift sind, aber an Wortgewandtheit und Kreativität unübertroffen bleiben. Ich liebe es, wenn Tori giftig wird. Passiert mir eher selten.

Derek Souza: Chloe hat es nicht leicht mit Derek. Denn einerseits fühlt sie sich an seiner Seite besonders wohl - was hauptsächlich freundschaftlich, zeitweise aber auch anderweitig begründet ist -, andererseits bringt er sie zur absoluten Weißglut. Derek hat die schlechte Angewohnheit, socially awkward zu sein, was bedeutet, dass er nicht richtig weiß, wie er mit anderen Menschen umgehen soll. Ständig ist er zu rau, zu unfreundlich und zu mürrisch, was ihn in den Augen anderer abstoßend macht, oder er neigt dazu, immer genau dann zu schweigen, wenn es wichtig wäre, etwas zu sagen. Vor allem aber hat er eine große Vorliebe dafür, Chloe für jeden noch so kleinen Fehler zur Schnecke zu machen, auch dann, wenn sie gar nichts dafür kann. Natürlich sorgt das für den ein oder anderen Konflikt, doch auch hier schlägt Kelley Armstrong grandioses Talent zu, einzigartige, selbstständige Charaktere erschaffen zu können: Auch Derek entwickelt sich, entfernt sich von seiner 'Einsamer-Wolf-Lebensphilosophie' und wird an den Geschehnissen stärker, offener und runder. Ich liebe Derek, denn er ist nicht der typische, perfekte und wunderhübsche Jugendbuchcharakter, den man erwartet hätte. Er ist der Junge von Nebenan, der mit einer Bürde geboren wurde, die er sich nicht aussuchen konnte.


Schreibstil ♥♥♥♥♥

Kelley Armstrong ist für mich eine der begabtesten Autorinnen, wenn es um Mystery und Urban Fantasy geht. Sie schafft es, die Spannung immer auf einem angenehmen, aber anspornenden Level zu halten und sie nur zu gewissen Anlässen voll aufzudrehen, sodass man das Gefühl bekommt, das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu können, damit einem nicht ein Detail, eine nervenaufreibende Szene durch die lappen geht. Ich liebe es, wie sie sich traut, in einem Jugendbuchroman auch mal morbide, dunkel und zum Teil auch eklig zu werden, ohne die Grenzen des guten Geschmacks zu überschreiten. Schaurige Szenen, Begegnungen mit halb verwesten Leichen und Verfolgungsjagden in der Dunkelheit gehen ihr so natürlich von der Hand, dass sich selbst mir dabei die Nackenhaare aufstellen. Ihre Charaktere sind stets glaubwürdig, geben einem das Gefühl, selbst irgendwann in so eine abstruse Situation geraten zu können und lassen einen stets verständnisvoll nicken, wenn ein Charakter mit der aktuellen Situation ins Hadern kommt. Man spürt einfach, dass sie sonst Erwachsenenromane schreibt, aber das tut der Qualität ihrer Jugendbücher keinen Abbruch. Ein besonderes Highlight sind ihre zeitlose Wortwahl, die einem das Gefühl gibt, die Handlung könnte sich gleich heute in der eigenen Heimatstadt abspielen, und die wortgewandten Dialoge, mit denen sie einen mehr als einmal zum Schmunzeln bringt - oder wahlweise ein spannungsgeladenes Kribbeln in die Fingerspitzen zu zaubern. Kelley Armstrongs Schreibstil ist wunderbar, schaurig und gleichzeitig so gemütlich, dass man am liebsten gar nicht mehr daraus auftauchen möchte.


Handlung ♥♥♥

Für die Handlung gibt es von mir diesmal ein paar Abzüge für Seelennacht, was keinesfalls daran liegt, dass nicht genug passieren würde: Es passiert tatsächlich eine ganze Menge. Die Nerven sind stets zum Zerreißen angespannt, man vermutet hinter jeder Ecke eine Gefahr und in den meisten Fällen stellt sich diese Vermutung sogar als wahr heraus. Man bekommt kaum Zeit zum durchatmen und schon sind unsere Helden wieder mitten in einer gefährlichen Situation, die ihnen den Kopf kosten könnte. Das Problem dabei ist allerdings, dass man trotzdem das Gefühl hat, dass die Story sich trotzdem nicht weiterbewegt. Als würden wir auf der Stelle treten. Informationen über die Welt der Paranormalen, die Gründe oder Ausmaße ihrer Kräfte sind mau gesät, fast gar nicht vorhanden, denn unsere liebsten Protagonisten befinden sich die meiste Zeit des zweiten Bandes auf der Flucht, außer Stande irgendwelche Informationen einzuholen oder auch nur irgendeinen Fortschritt zu erlangen. Ich hätte mir mehr Einblicke in das Leben der Paranormalen gewünscht, vielleicht jemanden, der die Charaktere lehrt, mit ihren frisch gewonnenen Kräften umzugehen. Während des ersten Bands kamen mir tausend Fragen, von denen keine einzige in Seelennacht beantwortet werden konnte. Ich fürchte fast, der nächste und letzte Band wird zu schnell vorbei gehen, zu wenig ins Detail gehen und meine Fragen so schnell und oberflächlich beantworten, dass es mich nicht befriedigt. Wenn das der Fall ist, frage ich mich: Wofür dann überhaupt der zweite Band? Hätte man diesen Teil dann nicht einfach weglassen können, um gleich mit dem Finale weiterzumachen?


Gesamtwertung ♥♥♥♥

Mit Band Zwei der 'Die Dunklen Mächte' Reihe hat mir Kelley Armstrong mal wieder bewiesen, wie unfassbar gut sie darin ist, Charaktere zu entwerfen, die einzigartig und eigenständig sind, und eine so gruselige, nervenaufreibende Spannung aufzubauen, dass man ihre Bücher am Liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Auch in Seelennacht habe ich mich voll und ganz wie zuhause gefühlt, die Charaktere sind mir unfassbar ans Herz gewachsen und ich habe mit Freude beobachtet, wie die Charaktere sich entwickeln und an dem erstarken, was im Moment mit ihnen passiert. Leider konnten keine Fragen geklärt werden, die sich mir nach dem ersten Teil der Reihe gestellt haben, und auch die Handlung lässt eher zu wünschen übrig. Seelennacht ist zwar durchweg spannend und birgt immer wieder Szenen, die an Nervenkitzel unübertroffen sind, aber plottechnisch bewegen wir uns hier kaum weiter. Die Charaktere müssen Gefahren trotzen, lernen mit ihren Kräften umzugehen, aber zur eigenen Rahmenhandlung scheint hier nicht wirklich etwas beigetragen zu werden. Ich fürchte fast, dass Mrs. Armstrong hier Potential verspielt hat, den mittleren Band zu nutzen, um eventuell neue Charaktere oder ganze Storyelemente einzubauen. Sie hat es sich vielleicht ein bisschen zu einfach gemacht. Trotzdem ein sehr gutes Buch und ich kann es kaum erwarten, den dritten Teil zu lesen, auch wenn ich nicht will, dass diese Reihe jemals endet. Meh!


Spannung
♥♥♥♥♥
Romantik
♥♥
Humor
♥♥♥
Gewalt
♥♥♥♥
Action
♥♥♥♥♥

- Eure Bücherfüchsin

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannend bis zum Schluss

Darkest Powers: Seelennacht
0

Seelennacht - Die Dunklen Mächte (2)

Autor: Kelley Armstrong
Genre: Jugendbuch, Dark Fantasy, Urban Fantasy
Erschienen: 2010 (Neuauflage 2013)
Seiten: 368
Einband: Hardcover
Verlag: PAN (Droemer Knaur)
ISBN: ...

Seelennacht - Die Dunklen Mächte (2)

Autor: Kelley Armstrong
Genre: Jugendbuch, Dark Fantasy, Urban Fantasy
Erschienen: 2010 (Neuauflage 2013)
Seiten: 368
Einband: Hardcover
Verlag: PAN (Droemer Knaur)
ISBN: 978-3-426-50781-0
Preis: 8,99€ [D]

Rating: ♥♥♥♥


Inhalt

"Ich hatte recht. In Lyle House gehen tatsächlich erschreckende Dinge vor sich. Ich bin keineswegs hier, weil ich verhaltensauffällig, sondern weil ich eine Totenbeschwörerin bin. Ich kann mit den Geistern von Toten reden. Ich kann Tote auferstehen lassen. Meine Kräfte sind unberechenbar. Denn ich bin das Ergebnis eines fehlgeschlagenen genetischen Experiments. Meine Schöpfer, die Edison Group, haben Angst vor mir - und vor den anderen Jugendlichen in Lyle House. Wir sind tickende Zeitbomben. Daher haben sie beschlossen, ihr Experiment endlich zu einem Ende zu bringen. Und uns bleibt nur noch eins: um unser Leben zu rennen..." - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥

Auch hier wieder kurz anzumerken: Ich habe die alte, gebundene Auflage der Reihe gelesen und werde deswegen das alte Cover bewerten. Die neuen Ausgaben habe ich unten in diesem Post abgebildet, damit ihr euch ein Bild machen könnt!
Während das Cover des ersten Bands in ein nächtliches Blau getaucht ist, ist dieser zur farblichen Abgrezung grünlich gestaltet. Ich mag das Zusammenspiel der Farben, wenn beide Bücher nebeneinander im Regal stehen - sie harmonieren auch besonders gut mit dem dritten und letzten Band der Reihe. Tatsächlich gefällt mir das Cover von Band Zwei sogar besser, als das des ersten, die abgebildete Frau sieht weniger lethargisch, dafür aber um einiges entschlossener aus. Sie ist hübsch anzusehen und auch, wenn sie nicht so ganz zu meiner Vorstellung von Chloe passen will, was Alter und Aussehen betrifft, finde ich die Gestaltung im Gesamten sehr gut. Unten links sieht man einen nur schwach beleuchteten Gang, der an ein Krankenhaus oder eine Klinik erinnert. Diese verboten, mystische Darstellung eines der im Buch vorkommenden Schauplätze macht optisch viel her und rundet das Cover für mich schön ab.


Charaktere ♥♥♥♥♥

Chloe Saunders: In meiner Rezension zum ersten Band Schattenstunde habe ich ja schon ausführlich begründet, weshalb mir Chloe als Protagonistin besonders ans Herz gewachsen ist. In Seelennacht hat sie diesen ersten Eindruck bei mir sogar noch gefestigt: Ihre Charakterentwicklung ist bemerkenswert. Vom eher langweiligen, unscheinbaren und verwöhnten Mauerblümchen entwickelt sie sich zu einer starken jungen Frau, die sagt, was sie denkt, was sie will und ihre Entscheidungen selbstständig und wohl überlegt trifft. Besonders gut gefällt mir ihre Art und Weise, ihre Probleme zu überdenken und letztlich immer den logischsten, nachvollziehbarsten Weg zu wählen. Sie ist keine von diesen Protagonistinnen, deren Hirn sich ausschaltet, wenn in ihrer Nähe ein hübscher Junge auftaucht oder die Autorin einfach nicht weiß, wie sie sonst Spannung aufbauen soll, wenn nicht über die Dummheit ihrer Charaktere. Chloe fühlt sich an wie eine eigenständige, authentische Person, mit der ich wunderbar identifizieren kann, weil sie mir das Gefühl gibt, das Abenteuer Seite an Seite mit ihr zu erleben. Toll!

Victoria Enright: Wer hätte gedacht, dass ich in meiner Rezension Victoria Enright, kurz genannt 'Tori', auch nur in einem Wort erwähnen würde? Sie ist eine Schlange, durch und durch gemein, hinterhältig, neidisch, verwöhnt und kratzbürstig und würde keine Sekunde zögern, einen von uns ans Messer zu liefern, wenn sie dadurch einen ihrer Fingernägel vor dem Abbrechen bewahren könnte. Aber wie ekelhaft Malfoy zu Harry auch sein mag, er ist kein durch und durch böser Mensch. Und das Gleiche gilt auch für Prinzessin Victoria. Auch wenn sie furchtbar nervtötend ist und es schafft, mit ihrer Starrsinnigkeit all meine Lieblingscharaktere zu gefährden, kann ich ihr doch nichts Böses an den Hals wünschen, weil ich weiß, dass in ihr ein guter Kern steckt und sie einfach unter besonderen Umständen groß geworden ist. Diese haarscharfe Linie zwischen Sympathie und blankem Hass ist unfassbar schwer zu konstruieren und ich ziehe meinen Hut vor Kelley Armstrong, dass sie es schafft, selbst den unliebsamsten Charakter für mich unentbehrlich zu machen. Ich liebe Toris dumme Sprüche, die zwar verletzend und nicht zuletzt voll von neidischem Gift sind, aber an Wortgewandtheit und Kreativität unübertroffen bleiben. Ich liebe es, wenn Tori giftig wird. Passiert mir eher selten.

Derek Souza: Chloe hat es nicht leicht mit Derek. Denn einerseits fühlt sie sich an seiner Seite besonders wohl - was hauptsächlich freundschaftlich, zeitweise aber auch anderweitig begründet ist -, andererseits bringt er sie zur absoluten Weißglut. Derek hat die schlechte Angewohnheit, socially awkward zu sein, was bedeutet, dass er nicht richtig weiß, wie er mit anderen Menschen umgehen soll. Ständig ist er zu rau, zu unfreundlich und zu mürrisch, was ihn in den Augen anderer abstoßend macht, oder er neigt dazu, immer genau dann zu schweigen, wenn es wichtig wäre, etwas zu sagen. Vor allem aber hat er eine große Vorliebe dafür, Chloe für jeden noch so kleinen Fehler zur Schnecke zu machen, auch dann, wenn sie gar nichts dafür kann. Natürlich sorgt das für den ein oder anderen Konflikt, doch auch hier schlägt Kelley Armstrong grandioses Talent zu, einzigartige, selbstständige Charaktere erschaffen zu können: Auch Derek entwickelt sich, entfernt sich von seiner 'Einsamer-Wolf-Lebensphilosophie' und wird an den Geschehnissen stärker, offener und runder. Ich liebe Derek, denn er ist nicht der typische, perfekte und wunderhübsche Jugendbuchcharakter, den man erwartet hätte. Er ist der Junge von Nebenan, der mit einer Bürde geboren wurde, die er sich nicht aussuchen konnte.


Schreibstil ♥♥♥♥♥

Kelley Armstrong ist für mich eine der begabtesten Autorinnen, wenn es um Mystery und Urban Fantasy geht. Sie schafft es, die Spannung immer auf einem angenehmen, aber anspornenden Level zu halten und sie nur zu gewissen Anlässen voll aufzudrehen, sodass man das Gefühl bekommt, das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu können, damit einem nicht ein Detail, eine nervenaufreibende Szene durch die lappen geht. Ich liebe es, wie sie sich traut, in einem Jugendbuchroman auch mal morbide, dunkel und zum Teil auch eklig zu werden, ohne die Grenzen des guten Geschmacks zu überschreiten. Schaurige Szenen, Begegnungen mit halb verwesten Leichen und Verfolgungsjagden in der Dunkelheit gehen ihr so natürlich von der Hand, dass sich selbst mir dabei die Nackenhaare aufstellen. Ihre Charaktere sind stets glaubwürdig, geben einem das Gefühl, selbst irgendwann in so eine abstruse Situation geraten zu können und lassen einen stets verständnisvoll nicken, wenn ein Charakter mit der aktuellen Situation ins Hadern kommt. Man spürt einfach, dass sie sonst Erwachsenenromane schreibt, aber das tut der Qualität ihrer Jugendbücher keinen Abbruch. Ein besonderes Highlight sind ihre zeitlose Wortwahl, die einem das Gefühl gibt, die Handlung könnte sich gleich heute in der eigenen Heimatstadt abspielen, und die wortgewandten Dialoge, mit denen sie einen mehr als einmal zum Schmunzeln bringt - oder wahlweise ein spannungsgeladenes Kribbeln in die Fingerspitzen zu zaubern. Kelley Armstrongs Schreibstil ist wunderbar, schaurig und gleichzeitig so gemütlich, dass man am liebsten gar nicht mehr daraus auftauchen möchte.


Handlung ♥♥♥

Für die Handlung gibt es von mir diesmal ein paar Abzüge für Seelennacht, was keinesfalls daran liegt, dass nicht genug passieren würde: Es passiert tatsächlich eine ganze Menge. Die Nerven sind stets zum Zerreißen angespannt, man vermutet hinter jeder Ecke eine Gefahr und in den meisten Fällen stellt sich diese Vermutung sogar als wahr heraus. Man bekommt kaum Zeit zum durchatmen und schon sind unsere Helden wieder mitten in einer gefährlichen Situation, die ihnen den Kopf kosten könnte. Das Problem dabei ist allerdings, dass man trotzdem das Gefühl hat, dass die Story sich trotzdem nicht weiterbewegt. Als würden wir auf der Stelle treten. Informationen über die Welt der Paranormalen, die Gründe oder Ausmaße ihrer Kräfte sind mau gesät, fast gar nicht vorhanden, denn unsere liebsten Protagonisten befinden sich die meiste Zeit des zweiten Bandes auf der Flucht, außer Stande irgendwelche Informationen einzuholen oder auch nur irgendeinen Fortschritt zu erlangen. Ich hätte mir mehr Einblicke in das Leben der Paranormalen gewünscht, vielleicht jemanden, der die Charaktere lehrt, mit ihren frisch gewonnenen Kräften umzugehen. Während des ersten Bands kamen mir tausend Fragen, von denen keine einzige in Seelennacht beantwortet werden konnte. Ich fürchte fast, der nächste und letzte Band wird zu schnell vorbei gehen, zu wenig ins Detail gehen und meine Fragen so schnell und oberflächlich beantworten, dass es mich nicht befriedigt. Wenn das der Fall ist, frage ich mich: Wofür dann überhaupt der zweite Band? Hätte man diesen Teil dann nicht einfach weglassen können, um gleich mit dem Finale weiterzumachen?


Gesamtwertung ♥♥♥♥

Mit Band Zwei der 'Die Dunklen Mächte' Reihe hat mir Kelley Armstrong mal wieder bewiesen, wie unfassbar gut sie darin ist, Charaktere zu entwerfen, die einzigartig und eigenständig sind, und eine so gruselige, nervenaufreibende Spannung aufzubauen, dass man ihre Bücher am Liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Auch in Seelennacht habe ich mich voll und ganz wie zuhause gefühlt, die Charaktere sind mir unfassbar ans Herz gewachsen und ich habe mit Freude beobachtet, wie die Charaktere sich entwickeln und an dem erstarken, was im Moment mit ihnen passiert. Leider konnten keine Fragen geklärt werden, die sich mir nach dem ersten Teil der Reihe gestellt haben, und auch die Handlung lässt eher zu wünschen übrig. Seelennacht ist zwar durchweg spannend und birgt immer wieder Szenen, die an Nervenkitzel unübertroffen sind, aber plottechnisch bewegen wir uns hier kaum weiter. Die Charaktere müssen Gefahren trotzen, lernen mit ihren Kräften umzugehen, aber zur eigenen Rahmenhandlung scheint hier nicht wirklich etwas beigetragen zu werden. Ich fürchte fast, dass Mrs. Armstrong hier Potential verspielt hat, den mittleren Band zu nutzen, um eventuell neue Charaktere oder ganze Storyelemente einzubauen. Sie hat es sich vielleicht ein bisschen zu einfach gemacht. Trotzdem ein sehr gutes Buch und ich kann es kaum erwarten, den dritten Teil zu lesen, auch wenn ich nicht will, dass diese Reihe jemals endet. Meh!


Spannung
♥♥♥♥♥
Romantik
♥♥
Humor
♥♥♥
Gewalt
♥♥♥♥
Action
♥♥♥♥♥

- Eure Bücherfüchsin