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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2019

Absolut empfehlenswert

Weiße Fracht
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Endlich hat das Warten ein Ende. Gleich am Erscheinungstag stand ich schon in der Buchhandlung und habe mir den dritten Band von „Lost in Fuseta“ gekauft. Ich war gespannt, ob meine hochgeschraubten Erwartungen ...

Endlich hat das Warten ein Ende. Gleich am Erscheinungstag stand ich schon in der Buchhandlung und habe mir den dritten Band von „Lost in Fuseta“ gekauft. Ich war gespannt, ob meine hochgeschraubten Erwartungen erfüllt werden.


Das Austauschjahr an der Algarve für Leander Lost nähert sich seinem Ende. Er sieht seiner Rückkehr nach Hamburg ungern entgegen. Seine deutschen Kollegen haben ihn schon für den nächsten Auslandseinsatz vorgemerkt, Hauptsache er bleibt ihnen fern. In Portugal dagegen hat er Anerkennung gefunden. Seine Chefin und die Kollegen wissen um sein Asperger und den daraus resultierenden Eigenheiten, aber auch um die besonderen Begabungen die Lost mitbringt. Sein fotografisches Gedächtnis, sein absolutes logisches Denken und damit verbunden die Fähigkeit schnelle Rückschlüsse zu ziehen, hat sich bei vergangenen Fällen als großes Plus erwiesen. Auch menschlich fühlt Lost sich angenommen, mit der Schwester seiner Chefin verbindet er ein ganz besonderes Gefühl.


In der trägen Julihitze macht ein Mord der Policia Judicária zu schaffen. Ein deutscher Aussteiger wurde tot in seiner Wohnung gefunden und die Vorgehensweise erinnert sehr an zwei weit zurückliegende Taten in Spanien. Hat ein Serienmörder wieder zugeschlagen? Dann stellt sich heraus, dass der Tote der Bruder eines ranghohen Hamburger Polizeibeamten war und nun hat die Dienststelle und auch Lost eine Abordnung seiner deutschen Kollegen am Hals. Bald wird auch klar, auf was sich der Titel „Weiße Fracht“ bezieht.


Was diesen Roman wieder so besonders macht, ist die Figur des Leander Lost. Mit viel Einfühlungsvermögen und auch Humor und Witz hat der Autor diesen Charakter ausgestaltet. Das Spannungsfeld das sich aus den Handlungen zwischen ihm und „neurotypischen“ Menschen ergibt, ist für mich außerordentlich gelungen. Aber auch alle anderen Figuren sind toll charakterisiert.


Ich finde den dritten Band mindestens genauso spannend, wie seine Vorgänger. Das Tempo ist bei den Actionszenen hoch und da der Leser die Gedankengänge Losts allmählich erkennt, bleibt diese Spannung bis zur letzten Seite erhalten.


Dazu gefällt mir einfach die wunderbare Beschreibung dieses Fleckens an der Algarve. Hier spürt man mit jedem Satz die große Sympathie, die der Autor mit der Landschaft und den Portugiesen hat. Das hat mich unmittelbar an die Schauplätze versetzt.


Gil Ribeiro und seine Krimis gehören inzwischen zu meinen großen Favoriten. Ja, das Buch hat alle meine Erwartungen erfüllt und jetzt beginnt wieder das Warten auf den nächsten Band.

Veröffentlicht am 09.04.2019

Ein schönes Buch

Der Honigbus
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Meredith ist knapp 5 Jahre und noch viel jünger ihr Bruder Matthew, als sie sich in Kalifornien wiederfinden. Die Ehe der Eltern ist gescheitert, es waren Monate voller Hass und Streit vorausgegangen. ...

Meredith ist knapp 5 Jahre und noch viel jünger ihr Bruder Matthew, als sie sich in Kalifornien wiederfinden. Die Ehe der Eltern ist gescheitert, es waren Monate voller Hass und Streit vorausgegangen. Ihre Mutter ist einfach am Leben gescheitert, sie suchte Aufmerksamkeit und Ansehen, Liebe und Erfolg, hat aber selbst nur Depressionen und Selbstmitleid zu bieten.
Sie kehrt zu ihrer Mutter zurück, ein kleines Haus bei Big Sur wird nun die Heimat der Kinder. Sie teilen sie mit ihrer wortlosen Mutter ein Zimmer, in dem sie die Tage schlafend und rauchend verbringt. Grandma kümmert sich um Nahrung und Kleidung, aber Geborgenheit kann sie auch ihren Enkeln nicht vermitteln. Aber es gibt einen Lichtblick: Grandpa. Er bringt den Kindern, vor allem Meredith seine bedingungslose Liebe entgegen und weckt in ihr gleichzeitig die Liebe zu seinen Bienen. Dabei ist er nicht mal der leibliche Großvater.
Die Bienen sind das große Thema in diesem, autobiografisch inspiriertem Roman. Ihr Staatenwesen, ihre Besonderheiten – all das lernt Meredith kennen und je mehr sie erfährt, je älter sie wird, desto größer wird ihre Faszination. Bienen sorgen für unser Wohlergehen, nicht nur mit dem süßen Honig, den Meredith und Matthew lieben, ihr Wachs sorgt für warmes Licht und das Sirren und Surren am Stock, tröstet das Mädchen, wann immer die Lethargie ihrer Mutter durch einen Gewaltausbruch abgelöst wird. In einemumgebauten Bus hat Grandpa seine Imkerei eingerichtet. Hier wird der Honig geschleudert. Der Honigbus wird dann auch einer der wichtigsten Rückzugsorte für Meredith. Wir erfahren viel über diese einzigartigen Insekten, deren Bedrohung der Großvater schon Ende der 79iger Jahre erkannte. Wenn fast industrialisierte Bienenhaltung für einseitige Nektarnahrung sorgt, braucht man sich über Krankheiten nicht zu wundern. So erlebt das junge Mädchen Faulbruten und Milbenbefall in Grandpas Stöcken.
Auch als Meredith erwachsen wurde und längst als Journalistin arbeitete, hegt sie den letzten Bienenstock des längst verstorbenen Grandpa.
Meredith May hat ihre schwierige Kindheit in diesem Roman auf eine warmherzige und authentische Weise verarbeitet. Es ist kein Blick zurück im Zorn. Sie verdankt den Bienen viel und setzt ihnen hier ein Denkmal und gleichzeitig ist das Buch auch in Appell an die Menschen, die Natur und die Schöpfung zu achten und zu bewahren.

Veröffentlicht am 08.04.2019

Annamirl ermittelt

Tatort Amper
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Vom schlechten Wetter lässt sich Annamirl nicht abhalten. Ihre Hunde Odin und Loki brauchen Auslauf und so wählt sie die Amperauen, da können die beiden Hunde toben und stöbern. Dieses Mal stöbern sie ...

Vom schlechten Wetter lässt sich Annamirl nicht abhalten. Ihre Hunde Odin und Loki brauchen Auslauf und so wählt sie die Amperauen, da können die beiden Hunde toben und stöbern. Dieses Mal stöbern sie eine Leiche auf und wäre das nicht schon schlimm genug: es ist Stefan Brunner, der Ehemann ihrer Patentochter Marion. Aber es reicht noch nicht an Schrecken, unterhalb der Brücke hängt Ludwig Ellmaier, sein Schwiegervater.
Mit Kommissar Auerbach erscheint dann kurz davor ein grantelnder Urbayer auf der Spielfläche. Er hat so seine festen Ansichten und die tut er auch in Dialekt kund. Verdächtig sind für ihn sofort die beiden Ehefrauen, besonders als er erfährt, dass Helga Ellmaier an Scheidung dachte.
Annamirl Hofstetter ist eine Schwester Miss Marples im Geiste. Als pensionierte Lehrerin hat sich im Lauf der Zeit genügend Lebenserfahrung und Menschenkenntnis angeeignet um wissen, dass sie Auerbach die Ermittlungen nicht allein überlassen kann. Da trifft es sich ganz gut, dass der junge Polizist Patrick ein ehemaliger Schüler war.
Der Krimi hat alles was gute Unterhaltung ausmacht. Der Handlung ist wendungsreich ausgedacht und immer realistisch und schlüssig, außerdem spannend und mit einer guten Prise Humor. Bei den Figuren sind der Autorin Ruth M. Fuchs tolle Beschreibungen gelungen. Ganz besonders Annamirl ist eine Protagonistin von der man unbedingt mehr lesen möchte. Es ist ihr stiller Witz und ihre Gewitztheit die ein schöner Gegenpart zum polternden Auerbach sind. Damit gelingen urkomische Dialoge und Szenen. Überhaupt hat mir der Humor sehr gut gefallen. Viele Szenen zeigen die gute Beobachtungsgabe der Autorin und deshalb wirkt dieser Krimi auch wie aus dem Leben gegriffen.
Aber sie macht es den Lesern nicht zu einfach und wenn dann die Morde aufgeklärt sind, sind alle Handlungsfäden gut und logisch miteinander verwoben.
Ich hoffe sehr, dass die Autorin ihrer Protagonistin noch weitere Fälle gönnt, Annamirl Hofstetter hat das Zeug zu einer Lieblingsermittlerin.

Veröffentlicht am 07.04.2019

Es kommt alles Licht

Fischermord
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Der erfolgreiche Pferdezüchter Torsten Fischer wurde erhängt in seinem Stall gefunden. Ein Suizid, wie es nicht nur auf den ersten Blick scheint. Für Fremdverschulden gibt es keine eindeutigen Hinweise. ...

Der erfolgreiche Pferdezüchter Torsten Fischer wurde erhängt in seinem Stall gefunden. Ein Suizid, wie es nicht nur auf den ersten Blick scheint. Für Fremdverschulden gibt es keine eindeutigen Hinweise. Romy Beccare, frisch gebackene Ehefrau von Jan Riechter, beginnt der Alltag nach den Flitterwochen sehr früh. Als sie zum Gestüt kommt und die näheren Umstände untersucht, kommen ihr Zweifel, ihr Bauchgefühl lässt sie nicht ruhen und sie beginnt zu graben, bis sich die Indizien erhärten.
Schnell stellt sich heraus, dass die Biografie von Torsten Fischer bis zum Jahr 1995 gefälscht ist. Weder Geburtsort noch Datum stimmen, Schul-und Prüfungszeugnisse sind erstklassige Fälschungen. Was für ein Geheimnis umgibt Fischer? Sind Affären der Grund für seinen Tod? Jedenfalls wird Romy schnell klar, dass er keineswegs so unumstritten und beliebt war, wie es scheint. Auffällig sind auch die vielen Unglücksfälle, die es in seiner Umgebung gab. Sein Sohn wurde überfallen und ins Koma geprügelt. Seine Freundin und Mitschülerin fällt einem Verkehrsunfall zum Opfer. Die Tochter seines Mitarbeiters verschwand im Teenageralter spurlos und auch wenn es weit hergeholt scheint, findet Romy diese Häufung verdächtig.
Auch der achte Band mit Romy Beccare als Ermittlerin ist ein völlig eigenständiger Band, man kann auch ohne Reihenkenntnis den Fall mit Spannung verfolgen. Lediglich die Namen des Teams sind immer gleich und am Ende des Buches werden alle Mitarbeiter des Kommissariats noch einmal vorgestellt. Das ist ein echter Zusatzbonus.
Der Krimi punktet mit vielschichtigen Figuren. Die Charaktere werden sehr gut gezeichnet und spiegeln ein ganzes gesellschaftliches Spektrum wider. Wie immer ist bei der Autorin der Plot wendungsreich und ausgefeilt. Nichts ist so, wie es zu Anfang scheint. Deshalb entwickelt die Handlung auch Spannung, die sich ständig steigert und der Krimi hat mich nicht mehr losgelassen. Hier passt der Begriff Pageturner, ich musste das Buch wirklich in einem Rutsch lesen. Trotz der komplexen Handlung und vielen Wendungen schreibt Peters klar und übersichtlich. Nie verliert man den roten Faden oder muss gar zurückblättern.
Auch dieser Band von Katharina Peters hat mich restlos begeistert.

Veröffentlicht am 27.03.2019

Fünf Tage

Fünf Tage im Mai
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Illy und ihr Urgroßvater, liebevoll Tat’ka genannt, sind einander ganz nah. Bei ihm findet sie Verständnis für all die Dinge, die sie nicht mit den Eltern besprechen kann, Unterstützung und grenzenloses ...

Illy und ihr Urgroßvater, liebevoll Tat’ka genannt, sind einander ganz nah. Bei ihm findet sie Verständnis für all die Dinge, die sie nicht mit den Eltern besprechen kann, Unterstützung und grenzenloses Vertrauen. Als Kind bei den kleinen Kümmernissen des Lebens, später dann hilft ihr seine Lebenserfahrung, seine Abgeklärtheit.

Das schmale Buch beschreibt 5 Tage im Mai, in einem Zeitraum von ca 20 Jahren. Es sind Tage, an denen sich Illys Leben verändert. Der Tag an dem sie im neuen Schulatlas zum ersten Mal den Namen Tristan Unger liest, Jahre später der Tag, an dem sie ihn trifft und dann wieder verliert keinen. In ihrer klaren Sprache schafft es die Autorin, das Leben dieser Menschen zu verdichten und so entsteht auf knapp 200 Seiten eine ganze Welt. Diesem Text kann man sich nicht entziehen. Es gibt Bücher, bei denen man meint, sie wären für einen ganz persönlich geschrieben. So sehr kann man sich mit ihnen identifizieren. So ist es mir hier ergangen.

Ihre Figuren, allen voran Tat’ka und Illy schleichen sich beim Lesen sofort ins Herz, man möchte gleich Teil ihres Kosmos werden. In Tat’kas Fassbinder Werkstatt den Geruch des Holzes riechen, in den gleichmäßigen Hobelspänen wühlen und auf der Werkbank zuzusehen, wie ein neues Werkstück entsteht, so wie es Illy macht und dabei viel von der Weisheit des Urgroßvaters spürt. Die kann sie auch brauchen, denn das Leben hält viele Brüche für sie bereit.

Das Buch ist auch schon von der äußeren Gestaltung ein kleines Kunstwerk, die zarten Farben des Schutzumschlags und als liebevolle Besonderheit der Einband, der mit der Maserung eines geschliffenes Holzbretts geprägt ist.

Ich habe eine Autorin entdeckt von der ich mehr lesen möchte. Die „Fünf Tage im Mai“ kann ich nur empfehlen.