Anno 2019: Liv und die Wikinger...
Finsteres KliffLiv Lammers, Kommissarin bei der Flensburger Mordkommission, ist bekennender Fan des Handballvereins SG Flensburg-Handewitt, leidenschaftliche Schlagzeugerin, Mutter und Enkeltochter. Der Familienalltag ...
Liv Lammers, Kommissarin bei der Flensburger Mordkommission, ist bekennender Fan des Handballvereins SG Flensburg-Handewitt, leidenschaftliche Schlagzeugerin, Mutter und Enkeltochter. Der Familienalltag wird in den Krimi durchaus erwähnt, aber in einer angenehmen Mischung zur Handlung.
Auf Sylt findet am Abend des Biike-Feuers ein Mord statt und es stellt sich schnell heraus, dass auch eine junge Frau vermisst wird.
Liv wird gemeinsam mit ihren Kollegen auf die Insel geschickt. Liv hat den Vorteil (oder ist es eher doch ein Nachteil?), dass sie auf Sylt aufgewachsen ist, die Gegend, die Gepflogenheit und Bräuche der „Insulaner“ kennt. Die junge Kommissarin und ihre Kollegen tappen zunächst im Dunklen, die ersten Zeitungen berichten schon von einem „Ritualmord auf Sylt“ und sprechen von einem „Menschenopfer“, da der Tote mit merkwürdigen Verletzungen in der Nähe eines Hügelgrabes gefunden wurde. „'Auf dem Morsum-Kliff befindet sich das größte Hügelgrabgelände Deutschlands. In den Grabhügeln aus der Bronze- und Eisenzeit wurden Menschen bestattet und möglicherweise Opfer gebracht.' (…) fasste Liv die Informationen zusammen, an die sie sich noch aus ihrer Schulzeit erinnerte.“ (S. 29) Und es findet sich schnell eine Gruppe von Verdächtigen: junge Frauen und Männer, die gemeinsam eine legale (mit Genehmigung des archäologischen Landesamts) Schatzsuche bei den Hügelgräbern betreiben und die Wikingergötter verehren.
Aber die Autorin schickt uns Leser in verschiedene Richtungen, zeigt unterschiedliche Spuren, offenbart immer neue Verdachtsmomente, drückt sich bewusst vage aus, legt falsche Fährten! Manchmal sind wir Leser sicher: es kann nur der / die gewesen sein – oh, nein: Irrtum… Mit den neuen Wendungen, die die Geschichte immer wieder nimmt, wird der Spannungsbogen hochgehalten und wir sind gespannt auf jedes neue Kapitel!
Zwischendurch erfahren wir nebenbei viel über die Geschichte und Geografie von Sylt, es wird einiges an Lokalkolorit vermittelt und zeigt uns Sylt abseits der „normalen“ Touristenpfade.
Der Stil der Autorin ist leicht, frisch, luftig-locker, er lässt sich sehr angenehm lesen. Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und wirken sehr authentisch, Liv ist mir sehr sympathisch geworden und ihre Kollegen teilweise auch…
„Finsteres Kliff“ ist der 3. Krimi um Liv Lammers, ich kannte die vorhergehenden nicht, aber ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, etwas „verpasst“ zu haben – also auch für Quereinsteiger empfehlenswert.
Aber ein kleines Negativpünktchen sollte noch erwähnt werden: ich war von dem Schluss nach dem Schluss etwas irritiert - aber das ist „Jammern auf hohem Niveau“…
Ich kann das Buch mit gutem Gewissen weiterempfehlen: für Krimifreunde sowieso, für Sylt-Enthusiasten ein „Muss“, als Reiselektüre für zukünftige Sylt-Urlauber, als schöne Erinnerung an vergangene Sylt-Urlaube! Und ich werde mit Sicherheit auch die beiden vorangegangenen Bücher lesen…