Ein Roman, der mit den Erwartungen des Lesers spielt
Im Sog der SchuldArden Arrowood kehrt heim. Nach Arrowood, dem verlassenen Anwesen der Familie in der Kleinstadt Keokuk, Iowa. Als alleinige Erbin. Historikerin, ohne Abschluss und berufliche Perspektive, noch immer geplagt ...
Arden Arrowood kehrt heim. Nach Arrowood, dem verlassenen Anwesen der Familie in der Kleinstadt Keokuk, Iowa. Als alleinige Erbin. Historikerin, ohne Abschluss und berufliche Perspektive, noch immer geplagt von einem traumatischen Erlebnis in der Vergangenheit. Ihre Zwillingsschwestern sind – unter ihrer Aufsicht – spurlos verschwunden. Entführt worden, glaubt sie. Oder etwa doch nicht? Sie ist gleichzeitig sicher und zweifelt doch auch an ihren Erinnerungen und dem Schluss, den sie vor vielen Jahren daraus gezogen hat. Damals war sie ein Kind, schockiert und verwirrt. In ihren Grundfesten erschüttert. Und noch heute nagt dieser Verlust an ihr, kämpft sie mit Schuldgefühlen und möchte nichts lieber, als den für die Entführung ihrer Schwestern Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Damit sie endlich abschließen und sich von ihren Schuldgefühlen befreien kann.
Vergangenheit und Gegenwart bekommen wir durch die Augen der Ich-Erzählerin Arden präsentiert, so dass wir uns nie ganz sicher sein können, ob das, was sie beschreibt, auch den Tatsachen entspricht. Deren Suche nach der Wahrheit präsentiert sich dem Leser äußerst vielschichtig. Und was anfangs eher behäbig und redundant daherkommt, entwickelt sich mit fortschreitender Handlung zu einer spannenden Familiengeschichte, einem faszinierenden Spagat zwischen Erinnerung und deren Interpretation, zwischen Wunschdenken und Realität, wobei die Autorin immer wieder die Erwartungen des Lesers ins Leere laufen lässt.
Ein gewisses Interesse an Mystery/Southern Gothic-Romanen sollte man für die Lektüre von Laura McHughs “Im Sog der Schuld” schon mitbringen. Obwohl die Geschichte in Iowa, Mittlerer Westen verortet ist, verströmt sie doch sehr viel Südstaaten-Flair. Die Schwere, die Trägheit des Mississippi River, der in seinem Flussbett langsam dahinströmt – dieses Empfinden zieht sich durch das gesamte Buch. Verstärkt durch die detaillierten und gelungenen Beschreibungen der Umgebung, den sich im Lauf der Story verändernden Blick zurück sowie die undurchsichtige Atmosphäre, die über allem liegt. Absolut entschleunigend!