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Veröffentlicht am 22.04.2019

Traurig schönes Buch über Verlust, Freundschaft & Liebe, das das Herz berührt& sich beim Lesen einfach magisch anfühlt. Ein modernes Märchen

So wie die Hoffnung lebt
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Katie und Jonah wurden jeder für sich in der Kindheit mit schweren Schicksalsschlägen konfrontiert und begegnen sich als Waisen in einem Kinderheim. Katie lebt dort schon seit zwei Jahren, als der zwei ...

Katie und Jonah wurden jeder für sich in der Kindheit mit schweren Schicksalsschlägen konfrontiert und begegnen sich als Waisen in einem Kinderheim. Katie lebt dort schon seit zwei Jahren, als der zwei Jahre ältere Jonah einzieht. Das Mädchen, das seit seinem Trauma in der Familie verstummt ist, erregt Jonahs Aufmerksamkeit. Der intelligente, künstlerisch begabte und einfühlsame Junge schafft es, einen Zugang zu Katie zu finden. Die beiden freunden sich an und bilden schon bald zusammen mit Jonahs Zimmermitbewohner Milows ein unzertrennliches Dreiergespann.
Die unbeschwerte Zeit ist nicht von Dauer und ihre Wege trennen sich, bevor die zarte Liebe zwischen Katie und Jonah sich entwickeln kann. Als alle Mädchen auf andere Kinderheime verteilt werden müssen, verlieren sich Katie und Jonah aus den Augen und werden sich erst Jahre später wieder begegnen. Nach all den Jahren keimt die Liebe wieder auf, doch Katie ist nicht frei und muss Jonah nicht nur zu ihrem eigenen Schutz zurückweisen.

Die Geschichte von Katie und Jonah beginnt in den 1990er-Jahren im Kinderheim, wo beide nach dem Verlust ihrer Eltern untergebracht werden. Beide sind sehr sensibel und finden zunächst auch ohne Worte einen Draht zu einander. Durch Jonahs Beharrlichkeit und sein Einfühlungsvermögen beginnt die unter Mutismus leidende Katie in seiner Gegenwart zu sprechen und kann sich auch bald gegenüber den anderen Heimbewohnern öffnen.
Die Trennung von ihren Freunden Jonah und Milow wirft Katie dann wieder in ihrer Entwicklung zurück.

Das weitere Leben von Jonah ist von der Suche nach Katie bestimmt. Als er sie wie durch ein Wunder in Seattle findet, spüren sie schon nach nur flüchtigen Begegnungen, dass sie sich noch immer lieben. Katie hat sich mit einem Leben ohne Jonah arrangiert, ist aber nicht glücklich. Jonah kann sich dagegen nicht damit abfinden, Katie aufzugeben, nachdem das Schicksal sie wieder zusammengeführt hat. Es beginnt ein schier aussichtsloser Kampf um eine große Liebe.

Durch den empathischen Schreibstil der Autorin kann man sich wunderbar in die Gefühlswelt der beiden Protagonisten Katie und Jonah aus deren Perspektive der Roman abwechselnd geschrieben ist, einfühlen. Es ist schön zu lesen, wie sie sich als Kinder zaghaft annähern und als Jugendliche langsam die Liebe entdecken. Die beiden haben Tragisches erlebt und kurz vor dem Schritt ins Erwachsenenleben ist ihnen kein Glück vergönnt.
Auch wenn die Heilung von Katie durch Jonah für mich sehr glücklich und etwas einfach dargestellt war, hat mir vor allem der erste Teil des Romans sehr gut gefallen. Als Erwachsene fand ich ihr Verhalten nicht immer ganz zeitgemäß, hätte die Situation der beiden eher 100 Jahre früher vermutet. Dennoch konnte mich die Geschichte der beiden durchgängig berühren und erzeugte vor allem im letzten Drittel abgesehen von der reinen Liebesgeschichte ausreichend Spannung, um mich bis zum Ende zu fesseln.

"So wie die Hoffnung lebt" ist ein traurig schönes Buch über Verlust, Freundschaft und Liebe, das die Herzen berührt und sich für mich durch Katies spätere Situation in einem goldenen Käfig ein wenig wie ein Märchen anfühlte. Es zeigt, dass es sich zu kämpfen lohnt und dass man selbst in nahezu ausweglosen Situationen die Hoffnung niemals aufgeben sollte. Der Epilog nimmt den Titel des Romans bewusst auf und gibt ihm ein rundes Ende.

Die Bücher von Susanna Ernst haben einen hohen Wiedererkennungswert. Wer einen liebt, wird auch die anderen gerne lesen. Ich freue mich deshalb schon sehr auf ihren neuen Roman, der im Sommer erscheinen wird und wieder von Verlust und Liebe handeln wird.

Veröffentlicht am 10.04.2019

Roman über Neuanfänge, Liebe, Freundschaft und Vergebung, der Lust auf Sonne, Strand Meer macht und zum Nachdenken anregt.

Sterne sieht man nur im Dunkeln
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Anni ist Mitte 30 und lebt mit ihrem Freund Thies, mit dem sie seit zehn Jahren zusammen ist, in Bremen. Sie arbeitet als Gamedesignerin in einer Agentur und entwirft in ihrer Freizeit Postkarten und Plakate ...

Anni ist Mitte 30 und lebt mit ihrem Freund Thies, mit dem sie seit zehn Jahren zusammen ist, in Bremen. Sie arbeitet als Gamedesignerin in einer Agentur und entwirft in ihrer Freizeit Postkarten und Plakate mit Sinnsprüchen und Illustrationen. Als Thies überraschend von Heirat spricht und Annis Chef ihr anbietet, in Berlin ein Büro zu leiten, weiß Anni nicht mehr so richtig, was sie eigentlich möchte, schließlich war bisher alles gut, wie es war. Oder nicht?
Anni realisiert, dass ihr Job sie nicht mehr so erfüllt und ist enttäuscht von Thies, der überhaupt nicht in Betracht zu ziehen scheint, mit ihr nach Berlin zu ziehen. Da erhält sie eine Postkarte von ihrer Schulfreundin Maria, die in Norderney ein Strandcafé eröffnet hat und beschließt spontan, den Sommer dort zu verbringen, um sich darüber klar zu werden, wie ihr Leben privat und beruflich weitergehen soll.

"Sterne sieht man nur im Dunkeln" ist ein Roman über eine junge Frau, die eigentlich glücklich ist, aber - vor Entscheidungen gestellt - ins Grübeln gerät, ob sie das Leben, wie sie es jetzt lebt, wirklich glücklich macht. Während der Auszeit bei ihrer Freundin auf Norderney beschäftigt sie sich zunächst weniger mit ihrer Zukunft, sondern sieht sich mit der Vergangenheit konfrontiert, schließlich hat es einen Grund, dass sie zehn Jahre keinen Kontakt mehr zu Maria hatte.

Die Geschichte bietet vielleicht nicht viel Neues, ist aber eingängig und gefällig erzählt - ein Roman über Neuanfänge, Liebe, Freundschaft und Vergebung, der Lust auf Sonne, Strand und Meer macht und zum Nachdenken anregt, ob man selbst mit seiner Lebenssituation zufrieden ist.
Anni sieht sich vor die Entscheidung Liebe oder Karriere gestellt und ihre Überforderung und Unsicherheit mit der Situation ist nachvollziehbar. Wie sie sich letztlich entscheiden wird, ist gerade im Hinblick auf ihre private Situation nicht vorhersehbar, da ihre Beziehung offenbar an einem Kommunikationsproblem krankt.

Die kleinen Lebensweisheiten, die Anni entwirft, fließen passend in die Geschichte ein und sind nicht nur im Fließtext abgebildet,sondern auch als farbige Gestaltung am Ende des Romans zu finden. Diese wirken zwar ein wenig wie Werbung für einen Onlineshop, was ich aber nicht weiter störend fand, da sie wirklich süß gestaltet sind.

Veröffentlicht am 01.04.2019

Gelungene Mischung aus absurdem Roadtrip und bewegender Familiengeschichte

Rückwärtswalzer
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Lorenz ist ein Schauspieler, der derzeit keine Rolle hat und chronisch knapp bei Kasse ist. Als ihn dann auch noch seine Freundin Sophie verlässt und ihm die schon gewohnte Unterstützung entzieht, sieht ...

Lorenz ist ein Schauspieler, der derzeit keine Rolle hat und chronisch knapp bei Kasse ist. Als ihn dann auch noch seine Freundin Sophie verlässt und ihm die schon gewohnte Unterstützung entzieht, sieht sich Lorenz gezwungen, seine Wohnung unterzuvermieten und zieht kurzerhand zu seiner Tante Hedi und ihrem Langzeit-Lebensgefährten Willi. Dort gehen auch ihre beiden Schwestern Mirl und Wetti ein und aus, so dass Lorenz rund um die Uhr umsorgt wird und vor allem kulinarisch keine Wünsche offen bleiben.
Unerwartet stirbt Willi an Herzversagen und sein Wunsch war es, in seiner Heimat Montenegro begraben zu werden. Dummerweise hat Hedi das Geld, das Willi für die Beerdigung zurückgelegt hat, in den veganen Online-Shop der Tochter investiert, so dass die Überführung durch einen Bestatter nicht bezahlt werden kann. Die Tanten beschließen, Willi selbst nach Montenegro zu bringen, denn 1029 Kilometer sind schließlich nicht weit und in einem halben Tag zu schaffen. Da keine von ihnen jemals Auto gefahren ist, muss Lorenz notgedrungen mit Willis Panda, Willi auf dem Beifahrersitz und den aufgeregten Tanten auf der Rückbank die Fahrt durchführen. Denn in der Familie wird Zusammenhalt noch groß geschrieben, bei den Prischingers galt von jeher das Motto "Niemand wird zurückgelassen".

"Rückwärtswalzer" ist mehr als ein absurder Roadtrip einer Familie mit eigenwilligen Charakteren. Der Roman wechselt zwischen der Gegenwart in Wien und der Fahrt nach Montenegro und der Vergangenheit, die auf die Geschichte der Familie Prischinger zurückblickt, ab. Durch die Rückblenden werden die Leben der fünf Geschwister Mirl, Wetti, Hedi, Sepp und Nenerl von ihrer Kindheit in den 1950er-Jahren, ihrem Heranwachsenden und prägende Episoden aus ihrem Erwachsenenalter erzählt. Auf diese Weise lernt man Lorenz' Tanten, die auf den ersten Eindruck etwas abschreckend und überdreht wirken, besser kennen und man kann ihre Motive für die weitere Handlung nachvollziehen.
Die persönliche Überführung Willis, um seinen letzten Wunsch zu erfüllen, rüttelt jede einzelne Figur wach und bedeutet für jeden einen Neuanfang.

Die Geschichten aus der Vergangenheit berühren und haben mir besser gefallen als die Handlung in der Gegenwart, die unterwegs mit einer tiefgefrorenen Leiche zwar unterhaltsam, aber auch etwas gewollt komisch wirkte.

Veröffentlicht am 30.03.2019

Der Erste Weltkrieg, die Besatzung Istanbuls und eine verbotene Liebe - tragische Ereignisse aus fünf Perspektiven

Die leuchtenden Tage am Bosporus
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1921 ist Istanbul nach dem Ersten Weltkrieg von westeuropäischen Alliierten besetzt. Nur, die aus einer reichen osmanischen Familie stammt, wohnt nun mit ihrer Mutter und Großmutter in einer kleinen Wohnung ...

1921 ist Istanbul nach dem Ersten Weltkrieg von westeuropäischen Alliierten besetzt. Nur, die aus einer reichen osmanischen Familie stammt, wohnt nun mit ihrer Mutter und Großmutter in einer kleinen Wohnung und verdient ein bisschen Geld durch nähen. Nebenbei unterrichtet sie die sprachgewandte junge Frau noch als Lehrerin, wodurch sie auf einen verwaisten Jungen aufmerksam mit, den sie in ihre Obhut nimmt. Als armenisches Kind wird er von der Großmutter zunächst kritisch beäugt und als er dann auch noch an Malaria erkrankt und Nur den Jungen in ein britisches Militärkrankenhaus bringt, sieht sie die Gefahr, in die sich ihre Enkelin damit begibt. Eine Allianz mit den Besatzern, den Feinden, wird auch von Nur missbilligt, dennoch kann sie sich nicht dagegen wehren, für den Arzt, der sich so hingebungsvoll um den Jungen kümmert, mehr als nur Dankbarkeit zu empfinden.

Der Roman wird aus fünf verschiedenen Perspektiven erzählt, die sich in schneller Abfolge abwechseln, wobei drei davon namenlos bleiben und man erst im weiteren Verlauf einordnen kann, wer "Der Gefangene" und "Der Reisende" sind. Der Lesefluss wird durch die schnellen Wechsel aber nicht gestört.
Die Kriegsereignisse, aber auch die Situation drei Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs in Istanbul sind sehr eindringlich geschildert. Man spürt die Kälte und die Ausweglosigkeit der Soldaten, die nicht nur gegen einen erklärten Feind kämpfen müssen, sondern letztlich ums nackte Überleben. Am Beispiel des "Gefangenen" kann man nachvollziehen, dass er sich selbst nicht als Helden sondern als Monster betrachtet. Er war gezwungen, Dinge zu tun, die er nie für möglich gehalten hat. Auch wenn er überlebt, begleitet ihn das Kriegstrauma nach Hause, dass kein Zuhause mehr für ihn ist. Er ist gebrochen und wird bald nicht besser sein, als all die anderen Kriegsverbrecher.

Die Situation in Istanbul ist sehr anschaulich dargestellt. Man spürt die Mischung aus Angst und Wut auf die Besatzer. Nurs Zwiespalt, in dem sie sich befindet, nachdem sie den kranken Jungen in das britische Militärkrankenhaus gebracht hat, nimmt einen großen Raum des Romans ein und ist nur zu verständlich. Sie muss sich mit dem Feind gut stellen, damit der Junge, der wie ein Sohn für sie ist, wieder gesund werden kann. Auf der anderen Seite sieht sie es aber auch als ihre patriotische Pflicht, den Feind zu hassen und darf sich nicht von ihm abhängig machen. Womit sie nicht gerechnet hat, ist dass George ihre Situation zu keinem Zeitpunkt ausnutzt, sondern während all der schrecklichen Ereignisse Mensch geblieben ist und ohne Hintergedanken einfach nur helfen möchte.

Mir hat dieser Roman mit all seiner Tragik gut gefallen. Wie die Menschen mit diesen schrecklichen Ereignissen während und nach dem Ersten Weltkrieg umgegangen sind, hat mich sehr berührt. Etwas schade fand ich, dass der Armenienkonflikt, der Genozid an einem ganzen Volk, nicht stärker herausgestellt wurde. Ich hätte es mutig gefunden, wenn die Autorin da ein klares Statement gesetzt hätte.

Veröffentlicht am 22.03.2019

Porträt einer modernen Familie und die Geschichte einer außergewöhnlichen Liebe, die vor großen Herausforderungen steht

Das Leuchten des Mondes
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Sunny Mann ist mit Maxon verheiratet, mit dem sie den gemeinsamen Sohn Bubber hat und ist erneut schwanger. Während sie sich auf der Erde um Bubber kümmert, der Autist ist, und sich Sorgen um ihre Mutter ...

Sunny Mann ist mit Maxon verheiratet, mit dem sie den gemeinsamen Sohn Bubber hat und ist erneut schwanger. Während sie sich auf der Erde um Bubber kümmert, der Autist ist, und sich Sorgen um ihre Mutter macht, die im Sterben liegt, befindet sich Maxon im Weltall. Er ist Wissenschaftler und Astronaut und in einer bemannten Mission unterwegs, um Roboter zum Mond zu bringen, die diesen kolonialisieren sollen.
Als Sunny einen Autounfall erleidet, der eigentlich glimpflich abläuft, bei dem sie jedoch ihre Perücke verliert, gerät sie aus dem Gleichgewicht. Von Geburt an hat sie keine Haare und beschließt nun mit dem Versteckspiel in der Vorstadt aufzuhören und keine Perücke mehr zu tragen, zudem setzt sie Bubbers Medikamente ab, um wieder den echten Bubber zu erleben.
Diese Veränderungen macht sie ganz allein mit sich aus und dann wird die Rakete, in der sich Maxon befindet, von einem Meteoriten getroffen. Der Kontakt bricht ab.

"Das Leuchten des Mondes" ist das Porträt einer modernen Familie. In Gegenwart werden wir mit den Problemen konfrontiert, die alle gleichzeitig auf Sunny einprasseln und die sie in dem Moment, in dem sie mal wieder allein ohne ihren Mann ist, überfordern.
In Rückblenden erfährt man, wie sich die beiden als Kinder kennengelernt haben. Beide waren sie Außenseiter: Sunny ein kahles Mädchen, das als Tochter eines christlichen Missionars einen Teil ihrer Kindheit in Birma verbracht hat und Maxon, ein Junge mit autistischen Zügen, dem es schwerfällt, die Reaktionen seiner Umwelt einzuordnen und unter einem gewalttätigen Vater zu leiden hat. Sunny hilft ihm dabei, seine Kompetenz für Mathematik und Physik - seine Formeln und Gleichungen, die er im Kopf hat - in Emotionen umzuwandeln. Aus der Freundschaft entwickelte sich eine besondere Liebe.

Mit dem Wunsch nach Normalität beginnt Sunny ihr Leben umzukrempeln, wobei lang gehegte Geheimnisse aus der Vergangenheit zutage treten, die sie quälen und erkennt gleichzeitig, dass sie ohne ihren Mann, mit dem sie vor dem Raketenstart im Streit auseinander gegangen ist, nicht leben möchte.

"Das Leuchten des Mondes" ist eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, eine Liebe, die nur von einem Partner zum Ausdruck gebracht werden kann. Erzählt wird der Kampf um den Erhalt einer Verbindung, denn trotz aller Widrigkeiten ziehen sich Sunny und Maxon gegenseitig an wie Erde und Mond.