Das Mädchen mit dem echten Pokemon
Gold und Schatten„Ich wurde vielleicht verrückt, aber immerhin sprachen die Stimmen im Majestätsplural zu mir, Irgendwie war ich mir sicher, dass es weitaus unhöflichere Ausprägungen dieser Krankheit gab.“ (aus „Gold & ...
„Ich wurde vielleicht verrückt, aber immerhin sprachen die Stimmen im Majestätsplural zu mir, Irgendwie war ich mir sicher, dass es weitaus unhöflichere Ausprägungen dieser Krankheit gab.“ (aus „Gold & Schatten“ von Kira Licht)
Frisch nach Paris gezogen will Livia sich eigentlich erstmal einleben, doch bereits kurz nach ihrem Umzug begegnet sie dem geheimnisvollen Maél. Er ist ein Cataphile, der sich in den düsteren Katakomben unter der Stadt wie zuhause fühlt und zeigt Livia seine Welt. Sie ist fasziniert von ihm und fühlt sich wie magisch zu ihm hingezogen, doch je näher sich die beiden kommen, umso seltsamer verhält sich Maél. Dazu kommt noch, dass Livia auf einmal Pflanzen sprechen hört und Dinge sieht, die kein anderer Mensch wahrzunehmen scheint. Verliert sie den Verstand oder steckt da etwa größeres dahinter, etwas, was vielleicht auch mit Maél zusammenhängen könnte?
Ich vermute, jeder, der sich im Bereich Romantasy halbwegs auskennt, hat schon mal etwas von der Göttlich-Reihe gehört. Sie war ihrerzeit mein erster Berührungspunkt mit dem Genre und der griechischen Mythologie, seitdem gehört sie außerdem zu meinen Lieblingsreihen. Worauf ich aber hinauswill: Ich habe nach genannter Reihe nichts vergleichbares mehr in die Richtung gelesen, obwohl ich verzweifelt gesucht und gehofft habe.
Umso erfreuter war ich dann, als „Gold & Schatten“ erschien, denn selbst wenn die beiden Reihen komplett unterschiedlich im Aufbau, der Schreibweise und generell der Story sind, so habe ich doch endlich wieder das Gefühl gehabt, eine besondere Geschichte zu lesen.
„Gold & Schatten, Das erste Buch der Götter“ ist der erste Band einer Dilogie, also nichts für Einzelbandleser, wenn auch andererseits nicht so abschreckend wie eine Trilogie. Man kommt gut rein in die Geschichte, der angenehme, unkomplizierte Schreibstil sorgt dafür, dass man schnell in einen stetigen Lesefluss fällt und so musste ich mich abends nach meiner Lesezeit immer dazu zwingen, schlafen zu gehen statt weiter zu lesen. ^^ Die humorvolle, jugendliche Art der Protagonistin, das Geschehen aus ihrer Ich-Perspektive zu beschreiben, hat mich außerdem viele Male zum schmunzeln gebracht! So sollen gute Jugend-Romantasy-Bücher meiner Meinung nach sein, neben den Emotionen und der Spannung immer mit einer ordentlichen Portion Humor.
Die Charaktere in diesem Buch decken wirklich ein breites Spektrum ab, von der Zicke über das nette Mädchen von nebenan, bis hin zum Bad Boy, der gar nicht so bad ist und einem leicht exzentrisch anmutenden Paten, der sich von der ersten Sekunde an in mein Herz gelächelt hat. Ich denke, dass hier jeder einen Lieblingscharakter finden wird, meiner ist definitiv der brummelige aber so unglaublich liebenswerte Hephaistos! Die ganze Zeit hatte ich das Bedürfnis, ihn mal ordentlich zu knuddeln. Der Hauptfokus liegt aber natürlich auf unserem Pärchen Maél und Livia.
Livia ist super sympathisch. Sie ist offen und freundlich, hat immer einen Scherz auf den Lippen und lässt sich nicht so schnell einschüchtern, ein taffes Mädel also. Ich finde, sie ist von der Marke „Muss man einfach gernhaben“, irgendwie kann man gar nicht anders! Auch dass sie der Beschreibung nach keine Modelmaße hat, hat mir so unfassbar gut gefallen, das ist leider viel zu selten der Fall bei Protagonistinnen. So konnte ich mich perfekt in sie hineinversetzen und habe immer mit ihr mitgefiebert und gelitten, wenn es ihr schlecht ging.
Das erste, was mir einfällt, wenn ich an Maél denke, sind seine Espadrilles, die in der Leseprobe beschrieben werden. Dazu schrieb ich beim ersten Eindruck für die Leserunde in der Lesejury, bei der ich leider abgelehnt wurde, dass ein Kerl mit solchem Schuhwerk sich meinen Respekt hart verdienen muss.. und das hat er. Auf der einen Seite wirkt er immer cool und gefasst, ein wenig geheimnisvoll und zugleich frech, auf der anderen Seite jedoch ist er manchmal auch verlegen, wenn es um Gefühle geht. Er und Livia sind ein so süßes Paar, auf den ersten Blick könnte man denken, sie sind der Bad Boy und das Good Girl, aber sie sind sich definitiv charakterlich ebenbürtig. Umso mehr hat es mir das Herz gebrochen, unter welchem Stern ihre Beziehung steht..
Die Idee hinter der Geschichte ist ganz groß. Es fängt „harmlos“ an mit sprechenden Pflanzen (wobei die nach Hephaistos meine Lieblinge sind) und der Leser erfährt erst langsam nach und nach die volle Tragweite der Welt, in die Livia da geschlittert ist. Es bleibt immer (quälend) spannend, weil man nur häppchenweise Neues erfährt, manchmal hätte ich fast lieber eine Vorspul-Taste gedrückt, um endlich mehr Klarheit zu haben.
Aber die Story ist so einfallsreich und fesselnd, dass man sich gut aufgehoben beim Lesen fühlt, an die Hand genommen und Schritt für Schritt durch Paris und die griechische Götterwelt geführt wird.
Mein Fazit:
Ich LIEBE es! Band zwei darf direkt hinterherkommen, wenn es nach mir ginge. Ein bisschen mehr Fahrt in der Enthüllung hätte ich mir gewünscht, manchmal wurde ich ganz arg auf die Folter gespannt. Romantasy- und Jugendbuchleser werden hier voll und ganz auf ihre Kosten kommen.
Fast perfekte 4,5 von fünf Sternen gibt es von mir!