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Veröffentlicht am 14.04.2019

Neue Herausforderung für Mark Becker

Falschspiel
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"Es gibt nichts, was den Durst des Menschen nach Rache in solchem Grade weckt, als die Kränkung der Ehre." (Max Haushofer)
Nach seinem letzten Fall, bei der Feldjäger Mark Becker weit über seine Grenzen ...

"Es gibt nichts, was den Durst des Menschen nach Rache in solchem Grade weckt, als die Kränkung der Ehre." (Max Haushofer)
Nach seinem letzten Fall, bei der Feldjäger Mark Becker weit über seine Grenzen ging, musste er nun seinen Dienst bei der Bundeswehr quittieren. Schweren Herzens packt er seine Habseligkeiten in der Kaserne, ohne zu wissen, was die Zukunft bringt. Was für ein großes Glück, das ihn erneut sein ehemaliger Kumpel Michael Kuhn anspricht, ob er nun in die Security-Firma mit einsteigt. Da Mark über jede neue Herausforderung froh ist, sagt er Michael zu. In Stuttgart angekommen hat Michael auch sofort eine große Aufgabe für Mark. Er soll das Sicherheitskonzept des diesjährigen Cannstatter Wasen organisieren. Eine Wanze die Mark durch Zufall im Auto entdeckt, lässt in ihm einen Verdacht aufkeimen. Könnte es sein das ihn der MAD abhört? Währenddessen bekommt es Kommissarin Lisa Schäfer mit zwei Todesopfern zu tun, dessen Motiv weitgehend rätselhaft ist. Dann jedoch explodiert beim Aufbau im Zelt des Cannstatter Wasens eine Handgranate, gerade als Mark eine Besuch abstattet. Wer ist, hinter Mark her, der sich nicht davor scheut sogar andere Menschen mit in den Tod zubeißen? Oder will jemand Michael Kuhns Zukunft als Security-Unternehmen ruinieren?

Meine Meinung:
Beim Cover mit dem kleinen Einblick auf den Cannstatter Wasen und dem Klappentext hatte ich mich schon sehr auf Mark Beckers dritten Fall gefreut. Von Anfang an verfolge ich diese Reihe aus meiner Heimatstadt Stuttgart, bei der ich mir dadurch sehr vieles bildlich vorstellen kann. Insbesondere da mir damals die Idee von Silvia Stolzenburg gefiel, einen Bundeswehrsoldaten als Ermittler einzusetzen. Zum besseren Verständnis finde ich es ratsam die Bücher der Reihe nachzulesen. Der Schreibstil war erneut sehr unterhaltsam, locker und außerordentlich fesselnd. Selten hatte ich so einen spannenden, fesselnden und actionreichen Thriller aus Stuttgart gelesen wie diesen. Im Plot ging es diesmal in erster Linie um Mark Becker, die Security-Firma, einen Anschlag, Mordfälle und Rache. Schade fand ich es schon, dass nun Mark Beckers Zeit als Soldat zu Ende war. Doch die Autorin hat durch den Einstieg bei Michaels Sicherheitsfirma ein sehr gutes neues Konzept gefunden. Eigens wurde dieses neue Aufgabenfeld konzipiert, was mir ebenfalls überzeugen konnte. Besonders da Mark seinem Stil treu blieb, er war weiter jemand der sich nicht wegduckt und zusah, sondern handelte. Egal ob es gefährlich wurde oder ob er dabei mit einem Bein im Gefängnis stand Mark konnte nichts erschüttern. Die Charaktere waren auch in diesem Buch wieder gut durchdacht. Besonders gefallen hatte mir natürlich Mark und Lisa, die ja beide recht ähnlich sind und voll in ihren Berufen aufgehen. Beide kennen keine Angst und Skrupel, deshalb freute es mich ganz besonders, das sie sich endlich ein wenig annäherten. Gerade da Mark jetzt nicht mehr diesen besondere Charaktere als Soldat hat, war ich erstaunt, was für eine gute Figur er als Sicherheitsbeamte machte. Michael Kuhn konnte ich zu Beginn schwer einschätzen, er stellte sich dann jedoch als wirklich guter Kumpel heraus. Erneut war ich das gesamte Buch über unter Hochspannung, sei es durch die vielen actiongeladenen Szenen oder dadurch das ich mir Sorgen um Mark und Lisa machte. Das Zusammenspiel zwischen den beiden hat mir auch in diesem Band wieder besonders gut gefallen. Gratuliere, für mich war dies eines der stärksten Bücher um Mark Becker und ich hoffe, dass es weitere geben wird. Deshalb von mir eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 12.04.2019

Konkurrenz belebt die Ermittlungen

Schwabenschmerz
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"Der Wetteifer bringt Genies hervor und der Wunsch, sich auszuzeichnen, erzeugt die Talente." (Claude-Adrien Helvetius)
Im schwäbischen Feigenbach findet man die brutal, malträtierte Leiche des ehemaligen ...

"Der Wetteifer bringt Genies hervor und der Wunsch, sich auszuzeichnen, erzeugt die Talente." (Claude-Adrien Helvetius)
Im schwäbischen Feigenbach findet man die brutal, malträtierte Leiche des ehemaligen Briefträgers Anton Gruibinger. Dabei stellt man fest, das man den Rentner mit massiven Messerstichen tödlich verletzt hatte. Schnell tippen die Ermittler auf Raubmord, besonders als sie erfahren, das Gruibinger vor kurzem den Lottojackpot mit 7 Millionen geknackt haben soll. Auffällig dafür sind im Besonderen die vielen Spuren im Wohnzimmer, die gefunden wurden und der fehlende Lottoschein. Allerdings ist es im Schlafzimmer verdächtig sauber, was wiederum sehr merkwürdig erscheint. Kommissarin Inge Vill und ihre Kollegen machen sich schnell an die Arbeit um näheres über das Opfer und dessen Umfeld herauszufinden. Doch dann bekommen sie überraschende Unterstützung von Kollege Andreas Merk, der zum Hospitieren eine Woche bei ihnen ist und sich außerdem um die Dezernatsleiterstelle beworben hat. Inge und ihre Kollegen sind allerdings weniger begeistert, als Dienststellenleiter Rudi Heckenbach zu einem Wettbewerb um diese Position ausruft. Und Kollege Andreas Merk legt sich auch sofort mächtig ins Zeug, um den Konkurrenzkampf am Laufen zu halten. Doch Inge hat noch ganz andere Probleme, ihr Vater macht sich zusehends Sorgen um ihre Mutter.

Meine Meinung:
Das Cover mit dem Blick auf einen Marktplatz einer Kleinstadt, passte sehr gut zu dem schwäbischen Regionalkrimi. Dies war der vierte Fall von Kommissarin Inge Vill, für mich allerdings der erste. Dabei muss ich sagen gefiel mit der Schreibstil des Autors sofort sehr gut. Sein unterhaltsamer, lockerer und humorvoller Schreibstil machte es für mich leicht in die Geschichte einzutauchen. Ich hatte auch nicht groß den Eindruck etwas versäumt zu haben, weil ich die anderen Bücher nicht kannte. Zudem gefiel mir, dass immer wieder der schwäbische Dialekt mit einfloss, so das es jedoch genauso für Nichtschwaben verständlich war. Der Plot war recht verzwickt und abwechslungsreich, so das sich Ermittlungen und Privatleben die Hand gaben. Besonders der knifflige Fall und der trockene Humor machten es dann für mich einfach. Sodass ich mich das gesamte Buch über wohlfühlte und bis zum Ende im Unklaren blieb, wer der Täter war. Insbesondere der Wettbewerb der beiden Ermittler tat dazu ihr Übriges und lockerte das ganze Geschehen noch zusätzlich auf. Die Charaktere haben mir sehr gut gefallen, schon allein das Team um Inge Vill ist einfach großartig. Da ist Ralf ein Kollege der schnell man aufbrausend und eifersüchtig sein kann, besonders wenn jemand seine Kollegin und Freundin Larissa anbaggert. Markus ist der Techniker und eher der ruhige Typ im Team. Andreas Merk war für mich eine Art ADHS-Typ, er konnte kaum ruhig bleiben und zog immer einen neuen Verdächtigen an Land. Sicher lag das auch daran, das er unbedingt diesen Wettbewerb gewinnen wollte. Inge Vill ist couragiert, menschlich, sympathisch, überaus loyal, gerecht und feinfühlig in manchen Dingen. Sie zeigt im Besonderen ihre Emotionen, vor allem dann, wenn es um ihre Familie geht oder ihr die Probleme über den Kopf wachsen. Staatsanwalt Fink gefiel mir ebenfalls sehr gut, inwieweit es bei ihm und Inge zu einer Beziehung kommen könnte, wird sich zeigen. Definitiv war dies ein unterhaltsamer Kriminalfall, bei dem ich bis zum Ende mit rätseln konnte und der mich als Schwabe schon allein wegen dem regionalen Bezug überzeugen konnte. Nun bin ich neugierig auf die anderen drei Fälle und hoffentlich bald Band 5 und vergebe 5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 09.04.2019

Warum die Hölle erst im Jenseits suchen?

Nur wer die Hölle kennt
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"Wut festzuhalten ist, als ob man nach einem Stück heißer Kohle greift, um es nach jemandem zu werfen. Man verbrennt sich nur selbst." (Buddha)
Martinsfehn 1997: Die 15-jährige Melody hat kein einfaches ...

"Wut festzuhalten ist, als ob man nach einem Stück heißer Kohle greift, um es nach jemandem zu werfen. Man verbrennt sich nur selbst." (Buddha)
Martinsfehn 1997: Die 15-jährige Melody hat kein einfaches Leben, verantwortlich für ihren kleinen Bruder muss sie zudem fast den ganzen Haushalt schmeißen. Ihre Mutter dagegen ist für den Reiterhof und die Reitstunden zuständig. Da ist, es auch nicht weiter verwunderlich das sie Melody verbietet am Abend auf Simones Geburtstagsfeier zugehen. Doch Melody schleicht sich heimlich später davon und geht auf die Feier, wo sie sich betrinkt. Als sie gegen Morgen zum Reiterhof kommt, steht das Haus in Flammen, drei Menschen sind tot und jeder hält Melody für die Schuldige.
Heute: Zwanzig Jahre später kehrt Melody mit ihrem Sohn Linus wieder nach Martinsfehn zurück und wieder ist es die Zeit um Simones Geburtstag, bei der sie eingeladen ist. An diesem Tag verkündet Simone, das sie ein Buch schreiben wird über die Ereignisse von damals und das sie weiß, wer das Feuer gelegt hat. Am nächsten Tag wird Simone tot in ihrem Fotoatelier aufgefunden, das man danach abgebrannt hatte. Nola von Heerden steht erst mal vor einem Rätsel, bis sie den alten Fall von damals mit ihrem Kollegen Renke Nordmann neu aufrollt. Was geschah damals in der Nacht, was wurde übersehen und wer war der eigentliche Täter?

Meine Meinung:
Ein beeindruckendes Cover beschreibt ein wenig den Inhalt des Buches und sticht aus den andern Buchfolgen dieser Ermittlerin hervor. Für mich war es der zweite Nola von Heerden Fall und wie beim letzten Mal war ich erneut überrascht über diese tolle ausführliche Geschichte. Wenn man nicht wüsste, dass sie ausgedacht war, könnte sie auch durchaus real gewesen sein. Der Schreibstil war ausführlich, prägnant, unterhaltsam und interessant. Die zwei Handlungsstränge aus Vergangenheit und Gegenwart fügten sich wunderbar zu einem Bild zusammen. Beim Plot ging es in erster Linie um einen Brandstifter und Mörder, um Verletzlichkeit und Hass. Die Autorin gestaltet diese Geschichte teils abstrakt, doch oft hatte ich eher den Eindruck, dass sie sogar sehr realistisch hätte sein können. Den Melodys nicht gerade schöne Kindheit gepaart mit dem damaligen Brand könnte so durchaus wirklich geschehen sein. Das die Frau auch nach Jahren noch immer traumatisiert und für ihr Leben gezeichnet war, beschrieb die Autorin hier sehr gut. Allgemein waren die Charaktere wieder bemerkenswert ausgearbeitet. Gerade die starken Charaktere wie die egoistische Simone, die traumatisierte Melody, der manipulative Henning der selbst versucht mit Nola zu flirten oder der unbeherrschte Ziehvater Wulf der Melody auch noch nach Jahren für die Täterin hält. All diese Personen und noch mehr wurden wieder einmal brillant in Szene gesetzt. Doch vergessen darf ich nicht Nola von Heerden, die wieder einmal bravourös ihre Ermittlungen geleitet hatte. Trotz ihrem angeschlagenen Kollegen Conrad, der schon wieder an der Flasche hingt. Dafür hilft ihr Kollege und Liebhaber Renke Nordmann aus, der sich in Martinsfehn sehr gut auskannte. Die Problematik dieser Beziehung zeichnet die Autorin ebenfalls gut auf, wobei ich diese als sehr angenehm empfand. Lediglich das etwas unbefriedigende Ende, das auf einen weiteren Fall hinwies, hat mir nich so gut gefallen, was aber eher an mir liegt. Ansonsten hätte alles in allem vielleicht noch ein bisschen mehr Spannung gutgetan und das nicht nur gegen Ende. Ansonsten war das wieder mal ein gelungener Regionalkrimi, mit viel Lokalkolorit und ostfriesischem Charme, dem ich 5 von 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Der Brief aus einem lang verschollenen Postsack

Honigduft und Meeresbrise (Neuauflage)
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"Honig wohnt in jeder Blume, Freude an jedem Orte, man muss nur, wie die Biene, sie zu finden wissen." (Heinrich von Kleist)
Schon als Kind war Anna Blumenthal fasziniert von Oma Johannas Bienen, deshalb ...

"Honig wohnt in jeder Blume, Freude an jedem Orte, man muss nur, wie die Biene, sie zu finden wissen." (Heinrich von Kleist)
Schon als Kind war Anna Blumenthal fasziniert von Oma Johannas Bienen, deshalb war es naheliegend das sie sich nach dem Verlust ihrer Freundin Mona durch einen Unfall ein paar Tage Auszeit bei ihr und den Bienen suchte. Im idyllischen Lüdinghausen erhoffte sie wieder neue Kräfte zu sammeln und sich über einige Dinge ihres Lebens klar werden. Und Anna kommt gerade zur rechten Zeit, den Johanna ist gerade dabei den Honig aus den Waben zu entnehmen.
Doch dann flattert ein fast 80 Jahre alter Brief der aus einem verschollenen Postsack stammte ins Haus. Adressiert war er an Martha Rotermund in Ahrenshoop, Johannas Mutter. Johanna die bis dahin keine Ahnung hatte, das ihre Mutter je dort gelebt hat, ist sehr überrascht. Doch der Brief bringt noch viel mehr unglaubliches zutage, dass die ganze Familienchronik verändern könnte. Deshalb machen sich Johanna und Anna auf den Weg nach Ahrenshoop um weiter nachzuforschen und ein paar schöne Tage am Meer zu genießen. Dabei kommen sie nicht nur einem Familiengeheimnis auf die Spur, sondern entdecken noch viel Merkwürdiges, Schönes und Anna findet sogar ihr Leben wieder.

Meine Meinung:
Ein bezaubernd, gestaltetes Cover das dem Titel gerecht wurde, hatte mich wieder auf den Geschmack zu Anne Barns neusten Roman geführt. Man spürte und schmeckt schon allein vom Anblick her den Honiggeschmack. Der Schreibstil, war wieder einmal locker, unterhaltsam und ich konnte erneut durch ihre schöne bildhafte Beschreibung eine Reise in den Norden Deutschlands machen. Beim Plot ging es um viele verschiedene Themen Tod, Trauer, Verlust, Trennung, Familie, Freundschaft, Liebe und natürlich auch um Bienen und das Zubereiten von Honig. Eindrucksvoll beschrieb die Autorin mit welcher Hingabe Johanna ihre Herstellung von Honig und Honigschnaps betrieb, so das selbst ich noch viel Unbekanntes entdeckte. Gerade heute wo die Thematik Bienen und Bienensterben in aller Munde ist, passt dieses Thema hervorragend. Außerdem regte es die Autorin zu besonderen Rezepten an, die man wie immer am Ende ihres Buches vorfindet. Besonders die Honigseufzer kann ich empfehlen, ich durfte sie kosten und sie bringen einen wirklich zum Seufzen durch ihren köstlichen Geschmack. Die Charaktere waren wieder sehr gut gewählt, allen voran die quirlige, humorvolle und lebenslustige Johanna, die noch in ihrem Alter sehr agil war. Anna erschien mir zu Anfang betrübt, niedergeschlagen und müde doch das ändert sich relativ schnell, als sie in Lüdinghausen ankommt, schließlich wurde sie von ihrer Oma dort liebevoll umsorgt. Gefallen hat mir auch Peggy eine frühere Schulfreundin Annas, die sich aus den Augen verloren hatten. Sie hilft Anna über ihren Verlust, Trauer und den Schmerz zu reden, auch wenn sie selbst einige Probleme hat. Der Ausflug ans Meer brachte außer dem Geheimnis um den Brief, dann noch viele weitere Seiten und Begabungen von Anna und Johanna ans Licht. Oft saß ich auch nur schmunzelnd da und wünschte mir, ich hätte selbst so eine Großmutter besessen. Gerade das ist es was mir an Anne Barns Büchern gefällt, sie nimmt mich mit in eine Welt, die nicht immer rosig sein muss, aber bei der irgendwo immer Herzlichkeit, Harmonie und Liebe eine große Stelle einnimmt. So ist es dann auch nicht verwunderlich, wenn Sätze wie diese auftauchen, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen: "Zu viel nachdenken ist wie schaukeln. Man ist in Bewegung, kommt aber kein Stück weiter." "Oben fit und unten dicht, meine liebe Johanna, mehr wünsche ich dir fürs Alter nicht". Ich jedenfalls bin inzwischen schon süchtig nach ihren Büchern und gebe hier gerne wieder eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 03.04.2019

Kein Geheimnis lässt sich für immer verbergen

Dünengeister
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"Es gibt doch nichts, auf dem soviel Verführung und soviel Fluch liegt wie auf einem Geheimnis." (Søren Aabye Kierkegaard)
John Benthien, Ben und Lilly Velasco verbringen ein paar Urlaubstage in ihrem ...

"Es gibt doch nichts, auf dem soviel Verführung und soviel Fluch liegt wie auf einem Geheimnis." (Søren Aabye Kierkegaard)
John Benthien, Ben und Lilly Velasco verbringen ein paar Urlaubstage in ihrem Haus auf Sylt. Eines Nachmittags erscheint ein Junge mit einem Knochenfragment, das er in der Großen Düne der Industriellenfamilie Melander gefunden hatte. Wie sich herausstellt, ist der Junge Tristan Melander, beim näheren betrachten seiner Fundstelle entdeckt John noch weiter Fundstücke. Deshalb verständigt John auch die Kriminaltechnik, die daraufhin in der Düne weiter fündig werden. Yvonne, Tristans Tante hingegen ist entsetzt, als sie von seinem Fund erfährt. Sie wohnt zusammen mit ihrem Sohn Nicky im angrenzenden Friesenhaus der Melanders. Wie man später feststellt, ist die Tote aus der Düne schon mindestens 100 Jahre alt, fest steht jedoch das sie ermordet wurde. Und die Kriminaltechnik findet noch eine weitere Tote in den Dünen. Dann jedoch findet man am nächsten Tag Yvonne Melander und ihr Sohn Nicky tot in ihrem Haus auf. John glaubt nicht mehr an einen Zufall und verständigt sein Team, damit sie die Ermittlungen aufnehmen. Wollte jemand Yvonne ermorden oder galt der Anschlag Adeline Melander, die zurzeit nach einer Knieoperation in Reha ist? Suspekt wird es erst, als John auf ein altes Familiengeheimnis der Melanders stößt.

Meine Meinung:
Das idyllische Cover mit der Impression der Nordsee und die geheimnisvolle, historische Leseprobe hatten mich schon auf den neusten Benthien Fall aufmerksam gemacht. Da ich inzwischen fast alle Fälle dieses Ermittlerteams kenne, hatte ich mich schon sehr gefreut. Der detaillierte Schreibstil, der für die Autorin charakteristisch ist, hatte mich sofort wieder in den Bann gezogen. Gerade Nina Ohlandts bildhafte Schreibweise macht es für mich, als Leser leicht in die Geschehnisse einzutauchen. Hilfreich ist im besonderen auch das Personenregister am Anfang und Ende des Buches. Bemerkenswert war außerdem der Humor von den beiden Freunden Tommy Fizzen und John Benthien, bei dem ich öfters schmunzeln musste. Gefreut hatte es mich auch, das nach den Problemen im letzten Fall, John und Lilly wieder zusammengefunden haben. Eröffnet wurde dieses Buch diesmal mit einem historischen Rückblick der Familie Melander ins Jahr 1778, als der Patriarch und Deichgraf Haie Melander noch zur See ging. Weiter ging es, dann in die jüngere Vergangenheit im Jahr 1914 als im Friesenhaus der Melanders ein Mord geschah und dafür im März 1915 der Arbeiter Frerk Johannsen gehenkt wurde. Diese beiden historischen Geschichten bildeten die Grundlage des Plots, ehe es in der Gegenwart weitere Unfälle und Todesfälle in der Familie Melander gab. Nina Ohlandt hat durch ihre fiktive historische Einleitung schon eine bemerkenswerte Geschichte geliefert, die mich im Laufe des Buchs sehr zum Nachdenken anregte. Beeindruckt haben mich vor allem die unterschiedlichen Familienmitglieder der Melanders, bei denen jeder seine eigenen besonderen Charaktermerkmale aufwies. Auffallend war jedoch am meisten Adeline Melander, Eigentümerin des Friesenhauses und Besitzerin von einem beeindruckenden Vermögen. Sie hatte fünf Kinder, bei denen einer zusammen mit ihrem Mann durch einen Unfall ums Leben kam. Charakteristisch war ihr ambivalentes, integres, teils sogar chauvinistisches Verhalten, das sie an den Tag legte und das maßgebend dafür stand, dass sie ihre Familie in Griff hatte. Meisterhaft war der Showdown am Ende des Buches, bei dem John Benthien ganz in Agatha Christies "Hercule Poirot" Manier den Täter entlarvte. Man merkt das nicht nur Ermittlerin Lilly Velasco ein Faible für Agatha Christie hat, sondern ebenfalls Nina Ohlandt. Auch wenn die Spannung vielleicht ein kleines bisschen mehr hätte sein dürfen, gleichen es die guten Ermittlungen der Autorin wieder aus. Deshalb von mir 5 von 5 Sterne für diesen sechsten Fall.

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