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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.04.2019

Ein erschreckender Weg auf sich selbst

Der Weg
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„...Tony war kein fröhlicher Mensch und fest entschlossen, sich keinen Vorteil entgehen zu lassen. Glücklichsein war eine alberne Sentimentalität. Und verglichen mit einem möglichen Deal und dem süchtig ...

„...Tony war kein fröhlicher Mensch und fest entschlossen, sich keinen Vorteil entgehen zu lassen. Glücklichsein war eine alberne Sentimentalität. Und verglichen mit einem möglichen Deal und dem süchtig zu machenden Nachgeschmack des Siegers war es flüchtig wie Dunst...“

Tony wird im Eingangszitat exakt beschrieben. Zu ergänzen wäre noch, dass er niemand vertraut. Er hat sich eine absolut sichere Wohnung gebaut, die keiner aus ihm kennt. Dann aber bricht er in dieser Wohnung mit heftigen Kopfschmerzen zusammen. Er landet rechtzeitig in einer Klinik und fällt ins Koma. Die Ärzte diagnostizieren eine Sturzverletzung, ein Aneurysma und beginnenden Krebserkrankung im Kopf.
Tony glaubt, dass mit dem Tod alles vorbei ist. Doch plötzlich findet er sich außerhalb seines Körpers wieder und wird mit dem zustand seiner Seele konfrontiert.
Der Autor hat einen tiefgründigen Roman geschrieben. Tony erhält die Chance zur Umkehr. Wird er sie nutzen?
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Das Buch lebt davon, das ich als Leser mich auf ungewöhnliche Experimente einlasse. Tony bekommt dadurch die Möglichkeit, sein Leben aus völlig neuer Sicht zu betrachten. Und er bekommt eine Aufgabe, die ihn bis in die letzte Sekunde fordert. Er muss eine Entscheidung fällen, die für ihn selbst grundlegende Bedeutung hat.
Das Berührende für mich waren zwei Dinge: zum einen die tiefgründigen Gespräche, die Tony in der Zwischenwelt führt, und zum zweiten seine Wandlung, die nach und nach geschieht. Einer der Sätze, die im Dialog fallen, lautet:

„...Sohn, du stirbst seit dem Tag deiner Empfängnis. Und obwohl der Tod monströs und Böse ist, schreiben ihm die Menschen unverdient viel mehr Macht zu, als er wirklich besitzt...“

Auch das folgende Zitat zwingt zum Nachdenken:

„...Du brauchst Grenzen […], aber keine Mauern. Mauern trennen, während Grenzen Respekt und Achtung ausdrücken...“

Gekonnt wird seine Vergangenheit einbezogen. Zwei Dinge haben sein Leben geprägt: der Unfalltod der Eltern und der Tod seines ersten Sohnes. Beides hat aus ihm den Mann gemacht, der jetzt im Koma liegt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich möchte mit einem weiteren Zitat schließen:

„...Die Menschheit hat sich für die Unabhängigkeit entschieden. Die daraus resultierende Dunkelheit hat euch blind gemacht für die Einfachheit der Wahrheit...“

Veröffentlicht am 17.04.2019

Wer zog die Fäden?

Tödlicher Stoff
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„...“Ich betreibe Studien“, behauptete Sherlock. „Ansonsten das, was die gesamte Menschheit in diesen Netzwerken macht: Lebenszeit vergeuden“...“

Sherlock Holmes ist in der Gegenwart angekommen. Doch ...

„...“Ich betreibe Studien“, behauptete Sherlock. „Ansonsten das, was die gesamte Menschheit in diesen Netzwerken macht: Lebenszeit vergeuden“...“

Sherlock Holmes ist in der Gegenwart angekommen. Doch er langweilt sich. Dr. Watson kennt das schon. Wenn Sherlock nichts zu tun hat, bekommt er schnell ein Suchtproblem. Dieses Mal sind es Facebook und Co. Bei obigen Zitat geht es um die Frage, warum sich Sherlock mit dem Internet beschäftigt.
Nach dem Treffen mit Mycroft, Sherlocks Bruder, ändert sich das. Der braucht Sherlocks Hilfe, damit der Brexit nicht aus dem Ruder gerät. Gleichzeitig ist die politische Schicht beunruhigt, weil sich die Anzahl der toten Obdachlosen häuft.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben, in dem sie gekonnt brisante politische Themen anpackt und gleichzeitig zeigt, welche Folgen der Brexit haben könnte. Um die Handlung auf eine konkrete Frage zuzuspitzen: Wie verhält sich das ausländische Klientel, das nicht weiß, was mit ihm nach dem Brexit passiert?
Dabei kreiert die Autorin interessante Protagonisten: einen Obdachlosen, der als Informant für Sherlock arbeitet und dessen ersten Fall in einem Buch verewigt hat; einen jungen Wissenschaftler, der für seinen Erfolg alles tut, und eine Redakteurin der BBC, von der Watson spekuliert, ob sie für Sherlock mehr ist als eine Mitarbeiterin.
Sehr spannend finde ich das Verhältnis der Brüder Mycroft und Sherlock. Sie sind wie Feuer und Wasser. Eine Aussage Mycrofts auf die Frage, in welche Situation ihn Sherlock nun gebracht hat, beleuchtet diese Beziehung:

„...In die gleiche wie früher, wenn ich dein Spielzeug aufräumen und die Wohnung hinter dir wieder in Ordnung bringen musste. Bloß, dass die Wohnung jetzt England ist...“

Die Ermittlung im Fall der Obdachlosen führt schnell zu einer Teillösung. Sherlock findet heraus, wer für deren Tod verantwortlich war und welche Methode gewählt wurde. Der Täter lebt nicht mehr, und er muss Hintermänner gehabt haben, die ihn geschickt manipuliert haben. Die Suche danach benötigt Zeit. Welche Rolle spielt dabei das Internet. Sherlock stellt dazu eine interessante Frage:

„...Letzten Endes ist es reine Mengenlehre: Wer von denen, die da interagieren, kennt sich auch in der Realität?...“

Begeistert bin ich von Sherlocks logischen Schlussfolgerungen, seiner exakten Beobachtungsgabe und seinen ab und an durchblitzenden Humor. Andererseits gefällt mir an ihm weniger, dass er Watson wie eine Statisten behandelt, der da zu sein hat, wenn er ihn braucht. Erstaunlich, dass der sich das gefallen lässt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Gern mehr davon!

Veröffentlicht am 14.04.2019

Fesselnd bis zur letzten Seite

Lidakis spielt falsch
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„...Er hatte nichts gegen Weihnachtsmärkte, gar nichts, es sei denn, sie waren zu voll und es regnete...“

Privatdetektiv Andy Mücke ist mit seiner Freundin Jessica auf dem Weihnachtsmarkt, als sein Smartphone ...

„...Er hatte nichts gegen Weihnachtsmärkte, gar nichts, es sei denn, sie waren zu voll und es regnete...“

Privatdetektiv Andy Mücke ist mit seiner Freundin Jessica auf dem Weihnachtsmarkt, als sein Smartphone klingelt. Es meldet sich Eddy Sawatzki, den Andy fast 27 Jahre nicht gesprochen hat. Der will ein Treffen mit Andy und behauptet, hinter Manipulationen im Profisport gekommen zu sein. Andy ist nicht begeistert, stimmt aber letztendlich zu. Dann wartet er vergebens am Treffpunkt. Kurze Zeit später befragt ihn die Polizei, weil Eddy erschossen aufgefunden wurde.
Wenig später lädt Frank Trenkler Andy und Jessica ein. Auf sein Betreiben wechselte für viel Geld der griechische Fußballer Lidakis vom VfL Bochum zu den Blue Stars Bonn, die von einem asiatischen Investor finanziert werden. Während Lidakis in Bochum ein Star war, hat er beim neuen Verein noch nicht einmal getroffen. Andy soll herausfinden, was in der Zeit vor dem Vereinswechsel passiert ist.
Der Autor hat erneut einen spannenden und vielschichtigen Krimi geschrieben. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Neben der Ermittlungsarbeit darf ich als Leser tief in das Geschehen im Profifußball eindringen. Zum einen kann ich die Winkelzüge von Lidakis` Manager verfolgen, zum anderen gibt es spannende Gespräche, die Andy mit Fans und Fußballern führt. Er sieht sich ein Training in Bochum an und sitzt in Bonn bei einem Spiel auf der Tribüne. Auf die Frage, ob die Idee mit den Investor richtig war, bekommt Andy zur Antwort.

„...Es ging nur um enge Partnerschaft. Der Reiner Calmund sagte nach dem Aufstieg zu mir: Frank, eins musst du dir merken, Tradition schießt keine Tore, dat is so! Geht euren Weg...“

Jessicas Vater hat sich einen Altersruhesitz auf Korfu zugelegt. Das kommt Andy gelegen, denn auch Lidakis stammt von der Insel. Als Andy und Jessica allerdings über Weihnachten nach Korfu fahren, muss Jessica resigniert feststellen:

„...Außer dem Thermometer schien in der Baracke ihres Vaters nichts zu funktionieren. Das blöde Teil an der Wand zeigte gerade mal 15 Grad an. Die Kälte ließ sie bibbern, mehr noch die Enttäuschung...“

Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Plötzlich gerät auch wieder der tödliche Autounfall von Nicole, Lidakis` Freundin, ins Visier. Und dann bekommt Andy auf Korfu eine Information, die bei ihm alle Alarmglocken klingeln lässt. Jetzt kommt es auf jede Stunde an.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Geschickt werden die Ermittlungen mit dem Privatleben von Andy verknüpft.

Veröffentlicht am 13.04.2019

Spannende Fortsetzung

Luxuria
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„...Das kleine Ding hat nicht darum gebeten, zu leben. Aber das tut es jetzt nun einmal; und wer bin ich, ihm dieses Recht zu verwehren? Wenn es schon kommt, dann will ich es auch behalten...“

Bei Edda ...

„...Das kleine Ding hat nicht darum gebeten, zu leben. Aber das tut es jetzt nun einmal; und wer bin ich, ihm dieses Recht zu verwehren? Wenn es schon kommt, dann will ich es auch behalten...“

Bei Edda und ihrer Familie schien Ruhe eingekehrt. Das aber täuscht, denn Edda hat ein Problem. Sie ist schwanger. Edda als Mutter ist schwer vorstellbar, aber wie das Eingangszitat zeigt, steht sie zu ihrer Verantwortung. Es war eine einzige Nach des Begehrens, als es passierte. Wo und mit wem erfahre ich erst später, denn über den Vater schweigt Edda sich aus. Außerdem möchte sie verhindern, dass Audorn, ihr Großvater, von der Schwangerschaft erfährt.
Die Autorin hat erneut eine spannende Fortsetzung der Geschichte um Edda Betony und ihre Familie geschrieben. Der Schriftstil ist wie gehabt sehr abwechslungsreich. Neben eher ruhigen
Szenen stehen spannende Abschnitte.
Als Astrid von der Schwangerschaft erfährt, kramt sie die Kindheitserinnerungen von Edda aus. Dabei greift Edda nach einem alten Märchenbuch. Darin entdeckt sie einen handschriftlichen lateinischen Test ihres Vaters. Damit sind neue Verwicklungen vorprogrammiert, sollte er Audorn in die Hände geraten, denn nichts was ihr Vater Edo irgendwo hinterlassen hat, ist ohne Bedeutung..
Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören nach wie vor die Auseinandersetzungen zwischen Audorn und Edda. Während Edda es nicht lassen kann, die Finger in Audorns tiefste Wunde zu legen, beherrscht Audorn diffizile Machtspielchen. Bei Edda klingt das so:

„...Erzählst du mir allen Ernstes etwas von Verantwortung? Edo rotiert in seinem Grab, hörst du es nicht?...“

Carl ist bei Edos Energieprojekt endlich der Durchbruch gelungen. Natürlich soll Edda auf der Pressekonferenz ihren Part darlegen. Auch das läuft nicht ganz so, wie Audorn es geplant hat, denn als einer der Journalisten nach den Vater des Kindes von Edda fragt, entgegnet sie genervt:

„...Der Klapperstorch persönlich; und der hat ein riesen Teil unter seinem Gefieder, schreib dir das auf!...“

Und dann gibt es noch ein ganz anderes Begehren, von dem selbst Audorn nichts ahnt. Plötzlich ist Edda in Lebensgefahr. Jetzt dürfen Carl und Audorn auch einmal ihre weiche Seite zeigen.
Die Geschichte hat mir erneut ausgezeichnet gefallen. Auf den letzten Seiten gibt es allerdings eine Begegnung, die neue Probleme heraufbeschwören dürfte.

Veröffentlicht am 12.04.2019

Mut zum Neuanfang

Ich fühle, was du hörst
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„...Das Leben ist die Kunst, unzählige Teile und Stücke zusammenzunähen, um daraus etwas zu machen, was am Ende für einen selbst sowohl Sinn macht als auch bereichernd für andere ist...“

Mandy Harvey ...

„...Das Leben ist die Kunst, unzählige Teile und Stücke zusammenzunähen, um daraus etwas zu machen, was am Ende für einen selbst sowohl Sinn macht als auch bereichernd für andere ist...“

Mandy Harvey träumt davon, Musiklehrerin zu werden. Doch während ihres ersten Studienjahres verlor sie nach und nach ihr Gehör. Auch Hörgeräte waren bei ihrer Krankheit nur für kurze Zeit eine Hilfe.
In dem Buch erzählt die Autorin, wie sie aus dem Tief nach der Diagnose herauskam und sich ein neues Leben aufgebaut hat. Gleichzeitig möchte sie anderen mit ihren Erfahrungen helfen, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Damit ist das Buch sowohl eine Biografie als auch ein Sachbuch.
Bevor ich das Buch gelesen habe, war es für mich unvorstellbar, wie man Lieder singen und komponieren kann, ohne sie selbst zu hören. Detailgenau schildert die Autorin, wie sie Musik fühlt und welche technischen Möglichkeiten sie nutzt, neue Lieder zu lernen.
Doch bis es so weit war, musste sie durch das Tal der Depression. Es war ihr Vater, der sie mit in den Musikraum des Hauses nahm und ihr die Gitarre in die Hand drückte. Das war der Moment des Aufwachens. Plötzlich erkannte sie, dass sie trotz ihrer Behinderung weiter das machen kann, was bisher ihr Leben dominiert hat: die Musik.
Zu den Teilen des Buches, die Mandys Leben beschreiben, möchte ich es bei den wenigen Zeilen belassen.
In vielen Kapiteln aber hat sie, ausgehend von ihrem Leben wertvolle Ratschläge eingebettet. Das geschieht auf sehr persönliche Weise. Was sie gelernt hat, gibt sie weiter. Ein Ratschlag lautet:

„...Wenn du entdeckst, dass du ein totes Pferd reitest, steige ab...“

Es ist eine Indianerweisheit. Mandy leitet davon ab, dass man sich ein neues Ziel suchen muss, wenn sich der alte Traum aus objektiven Ursachen nicht realisieren lässt. Wichtig finde ich auch ihren Ratschlag, sich die Hoffnung auf die Erfüllung des Traumes nicht rauben zu lassen.
Für mich gibt es im Buch drei Kapitel, die mich besonders angesprochen haben, ohne dadurch die anderen abwerten zu wollen.
In dem einen geht es um den Umgang mit Behinderten. Dabei hat sie unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Das Besondere ist, dass ihre Behinderung für einen Außenstehenden nicht sichtbar ist und damit oft nicht wahrgenommen wird. Dadurch hat sie manche Unfreundlichkeit aushalten müssen.
Sie mahnt deshalb Vorsicht mit vorschnellen Urteilen an. Folgendes Zitat bringt es auf den Punkt.

„...Nur weil etwas nicht sichtbar ist, heißt es noch lange nicht, dass es nicht real ist...“

In einem weiteren Kapitel geht sie darauf ein, wie das Erleben ihren Glauben beeinflusst hat und welche Erfahrungen sie mit christlichen Gemeinschaften gemacht hat. Von Freunden erhielt sie den folgenden Ratschlag:

„...Du darfst nicht wütend auf Gott sein. Denk immer daran, wenn du genügend Glauben hast, wird Gott dich heilen...“

Das hat sie tief getroffen. Damit wird ihr selbst die Schuld an dem Gehörverlust zugeschoben. Es ist ihre Familie, die sie aufbaut und ihren Glauben stärkt. Ausführlich legt sie im Buch ihre Sicht der Dinge dar.
In einem weiteren Kapitel geht es um Mitgefühl und Mitleid. Darin formuliert sie fünf Verbote und erklärt sie dann. Eines davon ist:

„...Geh nie davon aus, behinderte Menschen seien unglücklich...“

Danach folgen drei Gebote. Damit wäre ich wieder beim Aufbau des Buches. Häufig formuliert die Autorin in den Kapiteln mehrere Regeln, Verbote oder Gebote, um dann an ihren persönlichen Leben zu zeigen, welche Auswirkungen sie haben.
Zum Schluss jedes Kapitels folgt eine kurze Zusammenfassung und ein wesentliches Zitat aus dem Kapitel. Übrigens beginnt auch jedes Kapitel mit einem Zitat und einer aussagekräftigen Überschrift.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.