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Veröffentlicht am 13.04.2019

Yin und Yang

Nach dem Tod gleich links
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Else, glücklich geschieden, Kuhfleckenfan, eierlikörpralinensüchtig, unsterblich (tja …!) in den Schlagerstar Bernhard Bardensiehl verliebt, wird Zeugin, wie eben dieser kopfüber dem sicheren Tod entgegenstürzt. ...

Else, glücklich geschieden, Kuhfleckenfan, eierlikörpralinensüchtig, unsterblich (tja …!) in den Schlagerstar Bernhard Bardensiehl verliebt, wird Zeugin, wie eben dieser kopfüber dem sicheren Tod entgegenstürzt. Mutig und mit der Kraft der grenzenlosen Liebe stellt sich Else wortwörtlich dem Tod in den Weg …

Dieses Buch steckt voller humoriger Szenen, die aberwitzig, aber passend sind. Anna Buchwinkel bedient sich dabei eines Erzählstils, der den Erzähler eine etwas märchenhafte Sprache nutzen lässt. So nimmt man nichts als bierernst und rechnet an jeder Stelle mit den nächsten witzigen Vorfall. Der kommt auch, immer wieder, immer wieder neu und erfrischend. Nichts ist abgekupfert oder abgedroschen. Dennoch ist es insgesamt vielleicht doch eine Prise zu viel des Guten. Zumindest hat sich bei mir das gegen Ende arg abgeschliffen und bin ich anfangs durch Buch geradezu geflogen, wurde ich zum Ende hin beim Lesen immer langsamer und schaffte immer nur wenige Seiten.

Dennoch – hier stecken nicht nur Albernheiten drin, sondern auch ganz viele schlaue, mutige und vielleicht sogar philosophische Gedanken, besonders zum Thema Tod, aber auch zum Thema Liebe. Was machen wir, wenn wir den Tod besiegen? Wo fängt Liebe an und wo macht sie überhaupt Sinn? Sind Liebe und Tod widersprüchlich? Zudem „sammelt“ Else im Lauf der Geschichte viele außergewöhnliche Menschen geradezu ein, die sie begleiten und denen sie auf ihre ganz spezielle Weise eine Hilfe ist – geplant oder ungeplant, absichtlich oder unabsichtlich, bewusst oder unbewusst. Dieser Dreh erlaubt es der Autorin, so ganz nebenbei noch viele weitere Themen anzuschneiden oder auch zu vertiefen.

In wunderbaren Szenen lässt die Autorin die Tode in Person eine Gewerkschaft gründen und Wahlen veranstalten, einen kleinen eigenen Staat sozusagen gründen. Auch ein Mörder treibt hier sein Unwesen und macht Else und ihren Freunden, aber auch den Toden ganz schön zu schaffen.

Insgesamt passiert richtig viel in diesem Buch und wer gerne lacht, der ist hier richtig. Ein bisschen im Stil von Sebastian Niedlich, aber doch eine Nuance darunter, ist das Buch genau richtig fürs Abschalten nach einem stressigen Tag. Von mir gibt es vier Sterne.

Veröffentlicht am 05.04.2019

Wie der Rauch die Luft bereinigt

Das kleine Buch: Räuchern mit Kräutern und Harzen
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Hier wird ausführlich und informativ über Bräuche in Österreich rund um das Räuchern berichtet. Damit ist nicht das Räuchern von Lebensmitteln gemeint, sondern eine Art der traditionellen Aromatherapie. ...

Hier wird ausführlich und informativ über Bräuche in Österreich rund um das Räuchern berichtet. Damit ist nicht das Räuchern von Lebensmitteln gemeint, sondern eine Art der traditionellen Aromatherapie. Dazu gehört schon das Sammeln und Trocknen der Kräuter, die Verwendung dieser und auch alles über Harze und Hölzer. Wir kennen die Raunächte oder Rauhnächte – diese entsprechen im Grunde den Rauchnächten.

So erfährt man auf unterhaltsame Weise viel über die Wirkung der einzelnen Kräuter, Harze und Hölzer, wann und wo man sie am besten sammelt, wie man räuchert und wie es zu den Traditionen kam. Das Büchlein ist durchgehend schön bebildert, was die Informationen optisch stark unterstützt. Der Schwerpunkt liegt auf der Geschichte, der Theorie, den Traditionen. Der Teil zu den Kräutern ist etwas kleiner.

Im Großen und Ganzen bietet das Büchlein wie alle „Das kleine Buch“-Titel einen guten Überblick über das Räuchern, doch konnte es mich nicht so begeistern, wie viele seiner „Kollegen“. Die praktische Umsetzung dürfte sich auch schwer gestalten. Zwar lebe ich auf dem Land, aber ich merke deutlich den Unterschied zwischen Deutschland und Österreich.

Als Vorabinformation für Österreich-Urlauber, die in den Rauchnächten in unserem Nachbarland sind oder an anderen Räucherritualen teilnehmen, finde ich das Büchlein sehr empfehlenswert. Insgesamt gebe ich deshalb vier Sterne.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Wahnsinn, Brutalität, Verstrickungen und Macht

Der Insasse
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Tills Sohn Max ist verschwunden. Nach einem Jahr wird die Suche nach ihm abgebrochen. Der – mutmaßliche – Täter sitzt im Hochsicherheitstrakt der Psychiatrie und schweigt sich aus. Für zwei grausame Morde ...

Tills Sohn Max ist verschwunden. Nach einem Jahr wird die Suche nach ihm abgebrochen. Der – mutmaßliche – Täter sitzt im Hochsicherheitstrakt der Psychiatrie und schweigt sich aus. Für zwei grausame Morde an Kindern wurde er verurteilt und alles deutet darauf hin, dass er auch Max getötet hat. Till kann nicht aufgeben – und kommt auf eine grandiose und gleichzeitig dumme Idee: Er lässt sich ebenfalls einweisen, um das Tagebuch von Tramnitz zu finden und so zu erfahren, wo er Max bzw. dessen sterbliche Überreste findet.

Der Anfang ist richtig toll. So mag ich Thriller. Doch dann wird es schnell recht brutal und damit sogar abstrus und teils absurd. Die Idee, als Insasse der Psychiatrie dem verurteilten Mörder Guido Tramnitz zu entlocken, was mit Max geschehen ist, finde ich ja schon gut. Doch dass die Identität, die Max‘ Vater zur Deckung seiner Absichten annimmt, nicht ganz problemlos ist, ist fast schon lächerlich. Auch geht man ja davon aus, dass jemand sich sehr genau über die Person informiert, deren Identität man annimmt. Till weiß zunächst rein gar nichts, erst im Hochsicherheitstrakt kommt er nach und nach dahinter – und das hübsch verbunden mit Gewalt und Risiko. Oder ist es doch ganz anders?

Fitzek hat es in diesem Buch wirklich mit den ekligen, brutalen, überblutigen Szenen übertrieben. Noch dazu sind diese dermaßen detailliert beschrieben, dass dem normalen Leser/Hörer bis zum Erbrechen übel wird. Muss das echt sein? Seine vielen Tricks, den Leser quasi schwindelig zu reden, klappen super. Man hat das Gefühl, sich immer schneller um sich selbst zu drehen. Krass, heftig und erschreckend!

Stück für Stück gerät Till alias Patrick tiefer in einen wahren Alptraum. Der Leser/Hörer wird in die Rolle des hilflosen Zuschauers gedrückt und fragt sich irgendwann, wie schlimm es noch kommen soll. Ja, das ist Thrill, aber schön ist dennoch anders. Ich empfinde das als zu heftig, zu übertrieben und einfach „drüber“. Dennoch bleibt einem nichts anderes übrig, als Fitzek für seine Einfälle zu bewundern. Kaum glaubt man, die Sache durchschaut zu haben, erkennt man, wie man sich geirrt hat.

Das Buch steckt voller böser Wendungen. Ob diese unerwartet sind, muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Wendung zum Ende hin ist definitiv heftig. Aber stimmig zum Rest des Buches. Atemberaubend, beängstigend und schrecklich zugleich. Hier weiß man nicht, wie man bewerten soll. Klar, das Buch steckt voller Hochspannung, aber eben auch voller Perversitäten. Die muss man verkraften können. Mir ist das zu extrem – als hätte der Autor tatsächlich Spaß an solchen Dingen. Eigentlich würde ich deshalb drei Sterne geben, doch die Auflösung ist wirklich genial und kein bisschen vorhersehbar. So klettert meine Wertung trotz einiger echt unglaubwürdiger „Zufälle“ doch noch auf vier Sterne hoch.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Interessante Dystopie zum Thema Technologie

Ophelia Scale - Die Welt wird brennen
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In gut einhundert Jahren wird Technologie gesetzlich verboten. Die Welt hat sich verändert, die Länder werden von einem König regiert. Ganz klar – der Widerstand formiert sich. Ophelia, gerade 18 Jahre ...

In gut einhundert Jahren wird Technologie gesetzlich verboten. Die Welt hat sich verändert, die Länder werden von einem König regiert. Ganz klar – der Widerstand formiert sich. Ophelia, gerade 18 Jahre jung und extrem technikbegeistert, ist voller Hass auf das System, denn ihre große Liebe Knox fiel dem Clearing zum Opfer – einer drastischen Maßnahme, wenn jemand gegen das neue System kämpft und erwischt wird. Sie setzt alles daran, einen Platz im royalen Geheimdienst zu bekommen, um nahe an den König zu kommen und ein Attentat auf ihn auszuüben. Im Schloss angekommen überschlagen sich die Ereignisse jedoch …

Ophelia ist eine starke Teenagerin, deren Verzweiflung nachvollziehbar ist. Die Entscheidungen der Regierung machen – nicht nur für sie – keinen Sinn und was um sie herum und mit ihren Freunden, besonders ihrer großen Liebe Knox, geschehen ist und geschieht, ist nur schwer zu verarbeiten. Schon die kleinste technische Spielerei ist verboten und zieht drastische Konsequenzen nach sich. Für Ophelia besonders unverständlich, da sie aus gesundheitlichen Gründen auf Technik angewiesen ist, die ihr aber vorenthalten wird. Denn der König ist konsequent – es gibt keine Ausnahmen.

Der Weg Orphelias ins Schloss, ihre Erfahrungen dort, die Entwicklungen – das alles ist sehr ansprechend aufgebaut. Ophelia ist nicht perfekt, das macht sie authentisch. Sie ist stark, sie ist klug, sie ist schnell – aber sie macht auch Fehler. Genau das finde ich gut, besonders in einem Jugendbuch. So bleibt auch die Spannung durchweg recht hoch.

Mir gefällt, dass Ophelia zwar die Hauptfigur ist, einige Randfiguren aber ebenfalls sehr interessant sind und man die eine oder andere vielleicht sogar mehr als Ophelia mag. Die eingewebte Liebesgeschichte ist nicht zu ausgeprägt, die Konflikte, in denen Ophelia steckt, sehr „altersgerecht“ und für mein Verständnis gut gemacht.

Die große Frage, was nun wahr und was Lüge ist, schwebt über dem ganzen Buch. Schön wird gezeigt, dass selbst die Wahrheit zwei Seiten haben kann. Aber auch, wie wichtig Kommunikation, gerade von der Regierung mit dem Volk, ist, wird dargelegt. Und man kommt nicht umhin, darüber nachzudenken, was Technik mit uns macht, gemacht hat, machen wird – und was künstliche Intelligenz anrichten könnte.

Leider fällt das Buch am Ende trotz des gut gemachten Show-Downs ab. Für mich ist es nicht logisch und ich fragte mich die ganze Zeit, warum Ophelia nicht misstrauisch wird. Vielleicht irre ich mich ja auch – der zweite Band könnte mir diese Frage beantworten. Mal sehen! Bis hier hin jedenfalls vier Sterne.

Veröffentlicht am 27.02.2019

Panoramatouren quer durch die Kontinente

Lonely Planet Bildband Legendäre Roadtrips
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Freiheitsdrang und Unabhängigkeit im Urlaub ausleben, das ist möglich, wenn man sich auf ein Abenteuer der anderen Art einlassen kann und zur Not auch auf gewisse Bequemlichkeiten zu verzichten bereit ...

Freiheitsdrang und Unabhängigkeit im Urlaub ausleben, das ist möglich, wenn man sich auf ein Abenteuer der anderen Art einlassen kann und zur Not auch auf gewisse Bequemlichkeiten zu verzichten bereit ist. Dieses Buch versammelt unzählige Touren, die von einigen Stunden über Wochenenden bis zu Tagen dauern, für Jung und Alt, gemütlich und abenteuerlich, aber immer spannend, atemberaubend und faszinierend sind. Da kommt man aus dem Stauen kaum raus! Das Auge weiß kaum, wohin es zuerst sehen soll. Für jeden Geschmack ist etwas dabei, jeder Kontinent wird befahren.

Die Routen sind entsprechend der Länder sortiert. Zuoberst findet sich immer ein kleines Piktogramm, das grob anzeigt, wo sich diese Tour befindet, unterstützt von einer kleinen stilisierten Karte. Dazu gibt es Berichte, die einfach Lust machen, selbst sofort zu starten. Sollte man diesen doch widerstehen können, brechen die herrlichen Fotos jeden Widerstand. Im Anschluss an den „großen Bericht“ des Roadtrips findet man in einer Art Kurzvorstellung drei alternative, ähnliche Routen im entsprechenden Land oder Gebiet, aber teils auch auf anderen Kontinenten, so sie denn passen.

Mir gefällt besonders, dass nicht jede Kleinigkeit „verraten“ wird. So bleibt jedem, der die Tour selbst fahren möchte, viel selbst zu entdecken. Tipps für die Planung sind ebenfalls zu finden. Im Registerteil finden sich dann passende Touren zu diversen Themen. Über den Farbcode (Grün – Blau – Rot für Leicht – Mittel – Legendär) erkennt man in der Übersicht vorn im Buch auch gleich den Schwierigkeitsgrad. Ich hätte es schön gefunden, wäre dieser auch direkt an der Tour zu finden. Da fehlt er leider.

Mit über 300 Seiten ist dies ein dickes, schweres Buch. Die Schrift ist recht klein gehalten, aber wäre sie größer ausgefallen, hätten die Seiten nicht gereicht. Hier ist also gutes Licht und ein recht gutes Auge kein Fehler. Aber gemütlich im Lesesessel, mit einem schönen Glas Wein, reist man hier in Gedanken schon wunderbare Touren – und plant die eigene.

Ein Buch, das bezaubert und Reisefieber weckt. Von mir bekommt es vier Sterne.