Gute Unterhaltung
Es gibt so viele Autoren zu entdecken, dass ich manchmal ein bisschen verzweifle, weil Zeit leider ein rares Gut ist. Umso schöner, wenn ich ein Buch einer mir bislang unbekannten Autorin lesen kann, ohne ...
Es gibt so viele Autoren zu entdecken, dass ich manchmal ein bisschen verzweifle, weil Zeit leider ein rares Gut ist. Umso schöner, wenn ich ein Buch einer mir bislang unbekannten Autorin lesen kann, ohne permanent mit den Augen zu rollen.
"Schwarze Seele" ist der zweite Band der Patsy-Logan-Reihe von Ellen Dunne und obwohl ich den ersten Kriminalroman "Harte Landung" nicht gelesen habe, kam ich gut in "Schwarze Seele" rein. Patsy Logans Sarkasmus gepaart mit einer Sprache, die mir sehr gefallen hat, waren mir ausgesprochen sympathisch. Ich mag schlicht und ergreifend Formulierungen wie " Diese Frau hatte den Charme einer Faust aufs Auge" und davon gibt es in "Schwarze Seele" viele.
Sprachlich konnte mich Ellen Dunnes zweiter Roman um Patsy Logan überzeugen, inhaltlich leider nicht immer. Zwar wird Patsys und Stefans Kinderwunsch gut und verständlich eingearbeitet und ich kann auch verstehen, dass eine Frau mit unerwünschter Kinderlosigkeit und vollgepumpt mit Hormonen nicht in erster Linie an ihren Fall denkt, aber im Endeffekt sollte bei einem Kriminalroman die Ermittlungsarbeit im Vordergrund stehen und das war hier nicht gegeben. Das ist sehr schade, weil da meiner Ansicht nach viel Potential verschenkt wurde. Auch dass Patsy ohne jeden Beweis, dass ein Mord vorliegt, nur aufgrund ihres Bauchgefühls (so richtig sie oft auch liegen mag) angesichts der chronischen Überlastung der Polizei dermaßen viele Freiheiten genießen darf, erscheint mir wenig realistisch. Ich brauche keinen Hyperrealismus, aber Beweise, dass tatsächlich ein Mord infrage gekommen wäre, wären meiner Meinung nach wesentlich früher angebracht gewesen.
Wie auch immer: Positiv ist definitiv, dass Ellen Dunne nicht den Fehler gemacht hat, dem Leser den ersten Roman der Reihe noch einmal einzuflechten, wie es viele andere Autoren in der fehlerhaften Annahme tun, die LeserInnen könnten sonst nicht folgen. Die Verweise auf den ersten Fall waren auf angenehme und nachvollziehbare Weise eingearbeitet, ohne Leser*innen auf die Nerven zu gehen, die bereits den Vorgänger gelesen haben.
Bei allen Kritikpunkten ist Ellen Dunne ein Kriminalroman gelungen, der mich gut unterhalten hat und der zum Ende hin tatsächlich ein paar Pageturner-Qualitäten bot. Das Ende ist nicht spektakulär, aber nachvollziehbar, wenn auch ein wenig überspitzt, aber das ging für mich wirklich in Ordnung.
"Schwarze Seele" ist nicht perfekt, aber unterhaltsam, deshalb gibt es von mir 3,5 Sterne.