Packender Pageturner, der sich von der Neugierde seiner Leser nährt
Gegenwart:
Andrea wacht schwer verletzt und blutüberströmt in ihrem Auto auf. Es fällt ihr schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Dem Rettungshelfer kann sie noch zuflüstern, dass sie jemandem ausgewichen ...
Gegenwart:
Andrea wacht schwer verletzt und blutüberströmt in ihrem Auto auf. Es fällt ihr schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Dem Rettungshelfer kann sie noch zuflüstern, dass sie jemandem ausgewichen ist, der plötzlich auf der Fahrbahn stand, bevor sie erneut ohnmächtig wird. Das nächste Erwachen für Andrea, wird beängstigender. Sowohl ihr Ex-Verlobter, als auch ihre Adoptivmutter stehen an ihrem Bett und treiben sie zur Eile an. Andrea darf das Krankenhaus verlassen- sie hat lediglich eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen. Doch Andrea spürt sogleich, dass ihr beide etwas verheimlichen. Nur wenig später erfährt sie, als sie den Fernseher zu Hause einschaltet, dass ihr Zwillingsbruder Eli, angeblich eine junge Frau grausam zugerichtet und ermordet hat und sich auf der Flucht befindet.
Andrea ist fassungslos, obwohl es nicht das erste Mal ist, dass Eli mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. Bereits vor vielen Jahren wurde er des zweifachen Mordes angeklagt und für einige Jahre weggesperrt. Er bekam nur nicht lebenslänglich, weil er noch zu jung war. Und schon damals hielten Psychologen und die Polizei Eli für eine tickende Zeitbombe. Andrea ist schnell klar, dass Eli auf einem Rachefeldzug ist…
15 Jahre zuvor:
Die Zwillinge Andrea und Eli sind zwölf Jahre alt und leben zusammen mit ihrer Mutter Cassie und ihrem neuen Mann Sergio, in dessen Haus. Da Sergio Inhaber einer Möbelfirma ist, geht es ihnen finanziell jetzt ganz gut. Doch während Eli, in der Schule schnell neue Freundschaften schließt und beliebt ist, wird Andrea von ihren Mitschülerinnen gemobbt, besonders ihre Klassenkameradin, Leeanne, behandelt sie grausam. Andrea ist jedoch viel zu sanftmütig, als dass sie sich trauen würde, sich zu wehren. Und dann, eines Tages, brennt das Elternhaus lichterloh, Cassie und Sergio kommen in den Flammen um, doch Eli zieht Andrea in letzter Sekunde aus dem Haus. Andreas Bruder wird von der Polizei in Gewahrsam genommen- sie sieht ihn viele Jahre nicht mehr wieder. Dafür überschlägt sich die Presse mit Schlagzeilen über den soziopathischen Zwölfjährigen, der seine Eltern ermordete. Andrea will nichts mehr mit Eli zu tun haben, schottet sich ab, doch fünfzehn Jahre später holt sie die Vergangenheit erneut ein, als ihr Bruder für neue Schlagzeilen sorgt…
„Böser als Du denkst“, ist mein erster Roman von Nina Laurin. Deklariert als Psychothriller und mit einem spannenden Klappentext versehen, weckte das Buch schnell mein Interesse. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt, jeweils aus Andreas Perspektive; also in Ich-Form.
Wenn man diese Erzählform mag, wird man schnell hineinkommen in die Story; Nina Laurin hat einen flüssigen Schreibstil und ihre Romanheldin Andrea, weckt rasch die Neugierde der Leser. Man kann sich gut in die junge Frau hineindenken, die so viel mitgemacht hat und leidet mit ihr mit. Aber, dieser Pageturner, den ich innerhalb von einem Tag ausgelesen hatte, lebt vor allem von den unerwarteten Wendungen. Zugegeben, als Krimi und Thrillervielleser, hatte ich schnell einen gewissen Verdacht, wohin sich die Story entwickeln würde, doch in vielen Dingen hat mich mein Bauchgefühl getrogen. Bis ca. hundert Seiten vor Ende, tappte ich immer noch im Dunklen.
Was mir gut gefallen hat, war, dass Andrea sich im Laufe der Geschichte weiterentwickelt; anfangs fürchtete ich, sie würde die passive, ängstliche Frau bleiben, doch dem ist gottlob nicht so und da die Autorin es versteht, die Neugierde ihrer Leser immer wieder aufs Neue zu schüren, kann man das Buch einfach nicht zur Seite legen, bis man alles Wissenswerte erfahren hat.
Okay, eine Einschränkung gibt es schon, für Leser, die Psychothriller gleichsetzen mit einer literarisch blutigen Metzelplatte- man bekommt hier keinesfalls einen Roman in Stile einer Karin Slaughter geboten. Und es sind auch keine nervenzerfetzenden Spannungselemente enthalten, sieht man einmal vom Showdown am Ende, ab. Dennoch ist es ein Psychothriller, der packend erzählt wird und sich von der Neugierde seiner Leser nährt.
Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und die Lesezeit verging für mich wie im Flug, so dass ich für „Böser als Du denkst“, eine Leseempfehlung aussprechen möchte.
Kurz gefasst: Packender Pageturner, der sich von der Neugierde seiner Leser nährt.