Wo bleibt das eigene Leben?
Ein Sommerhaus in CornwallSeit dem Tod ihrer Eltern vor 3 Jahren ist die 21-jährige Pippa für ihre vier Geschwister der Elternersatz und kümmert sich zusätzlich um die Farm und die Vermietung der Feriencottages. Während sie immer ...
Seit dem Tod ihrer Eltern vor 3 Jahren ist die 21-jährige Pippa für ihre vier Geschwister der Elternersatz und kümmert sich zusätzlich um die Farm und die Vermietung der Feriencottages. Während sie immer wieder durch das Jugendamt kontrolliert wird, hat sie mit dem 18-jährigen Patrick, den 9-jährigen Zwillingen Daisy und Lily und dem 3-jährigen Scotty alle Hände voll zu tun. Für ihre eigenen Interessen bleibt da keine Minute übrig, ein Wunder, dass sie das alles überhaupt irgendwie gewuppt kriegt. Doch dann begegnet sie dem charmanten Ben, der selbst gerade etwas Abstand sucht und bestimmt keinen Familienanschluss. Aber es kommt bekanntlich immer anders, als man denkt….
Debbie Johnson hat mit „Ein Sommerhaus in Cornwall“ einen kurzweiligen und unterhaltsamen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist locker-leicht und lässt den Leser schnell in der idyllischen englischen Landschaft Fuß fassen, um dort anhand wechselnder Perspektiven sowohl Pippa als auch Ben näher kennenzulernen und ihnen auf Schritt und Tritt zu folgen. Die Autorin lässt den Leser in die Gedanken- und Gefühlswelt ihrer Protagonisten hineinsehen und ihre Überlegungen nachvollziehen. Sehr realitätsnah beschreibt sie den harten Alltag der jungen Pippa, die schon in jungem Alter nicht nur ein schmerzvolles Schicksal schultern musste, sondern auch eine sehr große Verantwortung für ihre Geschwister sowie den elterlichen Betrieb übernommen hat. Das ringt dem Leser einiges an Bewunderung und Respekt ab, gleichzeitig fragt man sich, wann Pippas eignes Leben eigentlich stattfinden soll bei all den Verpflichtungen, wobei sie nie den Mut verliert und wie ein Fels in der Brandung wirkt. Die farbenfrohen Landschaftsbeschreibungen sind der Autorin gut gelungen, so dass man die malerische Gegend bei der Lektüre regelrecht vor Augen hat.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und wirken aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften lebendig und glaubwürdig. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen. Pippa ist noch eine recht junge Frau, die sich bereits seit Jahren um den Haushalt einer 5-köpfigen Familie nebst Verdienstquelle und die gesamten Tiere kümmert. Sie hat eine bestimmende und etwas herrische Art an sich, die aber bei ihren jüngeren Geschwistern vonnöten ist. Sie laviert sich durch den Alltag, ist freundlich, offen, ehrlich und eine echte Arbeitsbiene, bei der man sich fragt, wann sie vor Erschöpfung zusammenklappt. Bei ihr denkt man automatisch an das berühmte Duracell-Häschen, das irgendwann aufgrund leerer Batterien aus den Schuhen kippt. Dabei ist sie in einem Alter, wo sie eigentlich das Leben und ihre eigenen Träume verwirklichen sollte, anstatt diese Bürde auf den Schultern zu haben, bei der sie immer wieder zurückstecken muss. Ben ist ein netter Kerl, der selbst so einiges zu verdauen hat. Er ist sowohl attraktiv als auch freundlich, aber er hat auch seine geheimnisvollen Seiten. Allerdings besitzt er eine durchaus verständnisvolle Seite, die ihn sehr anziehend macht. Ergänzend bringen sich Patrick, Scotty und die Zwillinge so in die Geschichte ein, um die Handlung in ihrer Glaubwürdigkeit zu unterstützen.
„Ein Sommerhaus in Cornwall“ ist eine durchweg unterhaltsame, aber auch nachdenklich stimmende Geschichte. Sie ist nicht übermäßig spannend, aber liebevoll erzählt und öffnet einem die Augen über Menschen, die das Schicksal von Pippa teilen. Verdiente Empfehlung!