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Veröffentlicht am 11.05.2019

Wo bleibt das eigene Leben?

Ein Sommerhaus in Cornwall
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Seit dem Tod ihrer Eltern vor 3 Jahren ist die 21-jährige Pippa für ihre vier Geschwister der Elternersatz und kümmert sich zusätzlich um die Farm und die Vermietung der Feriencottages. Während sie immer ...

Seit dem Tod ihrer Eltern vor 3 Jahren ist die 21-jährige Pippa für ihre vier Geschwister der Elternersatz und kümmert sich zusätzlich um die Farm und die Vermietung der Feriencottages. Während sie immer wieder durch das Jugendamt kontrolliert wird, hat sie mit dem 18-jährigen Patrick, den 9-jährigen Zwillingen Daisy und Lily und dem 3-jährigen Scotty alle Hände voll zu tun. Für ihre eigenen Interessen bleibt da keine Minute übrig, ein Wunder, dass sie das alles überhaupt irgendwie gewuppt kriegt. Doch dann begegnet sie dem charmanten Ben, der selbst gerade etwas Abstand sucht und bestimmt keinen Familienanschluss. Aber es kommt bekanntlich immer anders, als man denkt….
Debbie Johnson hat mit „Ein Sommerhaus in Cornwall“ einen kurzweiligen und unterhaltsamen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist locker-leicht und lässt den Leser schnell in der idyllischen englischen Landschaft Fuß fassen, um dort anhand wechselnder Perspektiven sowohl Pippa als auch Ben näher kennenzulernen und ihnen auf Schritt und Tritt zu folgen. Die Autorin lässt den Leser in die Gedanken- und Gefühlswelt ihrer Protagonisten hineinsehen und ihre Überlegungen nachvollziehen. Sehr realitätsnah beschreibt sie den harten Alltag der jungen Pippa, die schon in jungem Alter nicht nur ein schmerzvolles Schicksal schultern musste, sondern auch eine sehr große Verantwortung für ihre Geschwister sowie den elterlichen Betrieb übernommen hat. Das ringt dem Leser einiges an Bewunderung und Respekt ab, gleichzeitig fragt man sich, wann Pippas eignes Leben eigentlich stattfinden soll bei all den Verpflichtungen, wobei sie nie den Mut verliert und wie ein Fels in der Brandung wirkt. Die farbenfrohen Landschaftsbeschreibungen sind der Autorin gut gelungen, so dass man die malerische Gegend bei der Lektüre regelrecht vor Augen hat.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und wirken aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften lebendig und glaubwürdig. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen. Pippa ist noch eine recht junge Frau, die sich bereits seit Jahren um den Haushalt einer 5-köpfigen Familie nebst Verdienstquelle und die gesamten Tiere kümmert. Sie hat eine bestimmende und etwas herrische Art an sich, die aber bei ihren jüngeren Geschwistern vonnöten ist. Sie laviert sich durch den Alltag, ist freundlich, offen, ehrlich und eine echte Arbeitsbiene, bei der man sich fragt, wann sie vor Erschöpfung zusammenklappt. Bei ihr denkt man automatisch an das berühmte Duracell-Häschen, das irgendwann aufgrund leerer Batterien aus den Schuhen kippt. Dabei ist sie in einem Alter, wo sie eigentlich das Leben und ihre eigenen Träume verwirklichen sollte, anstatt diese Bürde auf den Schultern zu haben, bei der sie immer wieder zurückstecken muss. Ben ist ein netter Kerl, der selbst so einiges zu verdauen hat. Er ist sowohl attraktiv als auch freundlich, aber er hat auch seine geheimnisvollen Seiten. Allerdings besitzt er eine durchaus verständnisvolle Seite, die ihn sehr anziehend macht. Ergänzend bringen sich Patrick, Scotty und die Zwillinge so in die Geschichte ein, um die Handlung in ihrer Glaubwürdigkeit zu unterstützen.
„Ein Sommerhaus in Cornwall“ ist eine durchweg unterhaltsame, aber auch nachdenklich stimmende Geschichte. Sie ist nicht übermäßig spannend, aber liebevoll erzählt und öffnet einem die Augen über Menschen, die das Schicksal von Pippa teilen. Verdiente Empfehlung!

Veröffentlicht am 04.05.2019

Calimera Criti

Sommerglück und Honigduft
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18 Jahre ist es jetzt her, seit Nell auf Kreta während eines Sommers nicht nur die Insel lieben lernte, sondern auch Stelios, von dem sie ihre Tochter Demi hat, die sie allerdings allein großziehen musste. ...

18 Jahre ist es jetzt her, seit Nell auf Kreta während eines Sommers nicht nur die Insel lieben lernte, sondern auch Stelios, von dem sie ihre Tochter Demi hat, die sie allerdings allein großziehen musste. Nun hat sie gerade aufgrund eines Brandes ihren Job verloren und auch ihre Beziehung geht in die Brüche. Zeit, etwas Abwechslung ins Leben zu bringen, denn das Angebot, für Unterkunft und Verpflegung auf einer Honigfarm auf Kreta zu arbeiten ist doch verlockend. Und vielleicht findet Nell ja auch Stelios, den sie gern wiedersehen würde, hat sie doch oft an ihn denken müssen. Endlich auf kretischem Boden, kommt sie auf der Bienenfarm von Kostas und seiner Familie unter. Auf der Bienenfarm gilt es, allerlei Hindernisse zu überwinden, sonst droht das geschäftliche Aus für die griechische Familie. Nell krempelt die Ärmel hoch und gleichzeitig hält sie Augen nach Stelios offen. Wird es mit der Bienenfarm einen guten Verlauf nehmen und vor allem: gibt es ein Wiedersehen mit Stelios?
Jo Thomas hat mit „Sommerglück und Honigduft“ einen leichten Liebesroman vorgelegt, der den Leser auf die mediterrane Insel Kreta entführt. Der Schreibstil ist locker-flüssig und farbenfroh, schon mit den ersten Zeilen kann der gedankliche Kurzurlaub ins sonnige Griechenland beginnen, denn die Autorin erschafft mit ihren detaillierten und bildgewaltigen Beschreibungen eine schöne Kulisse für ihre Handlung, die dem Leser während der Lektüre stets vor dem inneren Auge präsent ist, während der Funke von Lebensfreude der Einheimischen überspringt. Das Leben in der Dorfgemeinschaft sowie deren alltägliche Sorgen werden ebenfalls gut transportiert. An der Seite von Nell erlebt der Leser ein sommerliches Abenteuer, sowohl die Gastfamilie und die Arbeit auf der Bienenfarm als auch die Suche nach Stelios gestaltet sich schwierig und auch emotional.
Die Charaktere sind lebendig ausgearbeitet und wirken sehr realistisch und authentisch. Der Leser darf sich in einer Gemeinschaft niederlassen, wo er mit ihnen so einiges erleben kann. Das Mitfiebern und Mitfühlen fällt leicht aufgrund von recht lebhaften Protagonisten. Nell ist eine eher zurückhaltende und unsichere Frau, der man so gar nicht abnehmen möchte, dass sie sich in solch ein Abenteuer stürzt, wo sie doch gerade erst ihren Job verloren hat. Doch sie muss auch eine starke und mutige Frau sein, denn sie hat ihre Tochter allein großgezogen und wagt es, den Vater zu suchen. Sie ist hilfsbereit und hat es noch nicht verlernt zu träumen. Kostas und Maria sind typische Kreten, laut und offen, aber auch sorgengeplagt und hart arbeitende Menschen, die die Natur zum Leben brauchen. Weitere Protagonisten wie Georgios geben der Geschichte zusätzliche Spannung.
„Sommerglück und Honigduft“ ist ein ganz passabler Unterhaltungsroman mit griechischem Flair, der sich gut im Urlaub in einer Hängematte mit Blick aufs Mittelmeer lesen lässt.

Veröffentlicht am 01.05.2019

“Ein Leben ohne Hund ist ein Irrtum!” (Carl Zuckermayer)

Ein Jahr Inselglück
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Als Fenja die Nachricht bekommt, dass ihre Tante Trude gestorben ist, bei der sie nach dem Tod ihrer Eltern aufgewachsen ist, ist sie erst einmal geschockt. Und dann hat Trude ihr auch noch das Haus in ...

Als Fenja die Nachricht bekommt, dass ihre Tante Trude gestorben ist, bei der sie nach dem Tod ihrer Eltern aufgewachsen ist, ist sie erst einmal geschockt. Und dann hat Trude ihr auch noch das Haus in Amrum vererbt, allerdings verbunden mit der Auflage, dass sie dort ein Jahr verbringen soll, ansonsten ist das Haus weg. Fenja hat aber gerade so gar keinen Bock auf die Insel, denn sie lebt in Hamburg und ihre Karriere als Designerin nimmt gerade Fahrt auf, wenn auch ihre Beziehung zu Henrik gerade ziemlich am Boden liegt. Vielleicht ist eine Pause doch keine so schlechte Idee. So ringt sie sich dazu durch, Trudes Vermächtnis zu akzeptieren und zieht mit Pack und Mops Coco nach Amrum. Ausgerechnet ihre alte Jugendliebe Malte kreuzt ihren Weg, an den sie nicht gerade die schönsten Erinnerungen hat. Leider lässt der sich so gar nicht abschütteln…
Susanne Oswald hat mit „Ein Jahr Inselglück“ einen locker-leichten Sommerroman vorgelegt, der dem Leser eine kleine Auszeit auf der schönen Insel Amrum spendiert, während er Fenja in ihr neues Leben folgt und beobachtet, was sie alles erleben wird und welche Rolle ihre alten Erinnerungen dabei spielen, dass sie immer mehr in das Inselleben eintaucht und ein Teil von ihm wird. Der flüssig-lockere Erzählstil und die malerische Beschreibung der Insel lässt den Leser sich schnell zuhause fühlen, und auch die Bewohner tragen dazu bei, dass man zu einem Teil der Gemeinschaft wird, die sich gegenseitig unterstützt aber auch neugierig alles beäugt und kommentiert. Große Überraschungen hält die Geschichte nicht bereit, vieles ist recht vorhersehbar, doch wirkt es nicht aufgesetzt, sondern glaubhaft, was die Lektüre recht erfreulich und kurzweilig gestaltet.
Die Charaktere sind mitten aus dem Leben gegriffen, wirken durchweg realistisch und authentisch. Dadurch fällt es dem Leser leicht, sich mitten unter ihnen zu fühlen als nur vom Rand distanziert zu beobachten. Fenja ist eine nette Frau, die offen und ehrlich ist. Ihr Leben ist gerade an einem Scheidepunkt, so dass es ihr ganz guttut, eine neue Richtung einzuschlagen. Erinnerungen an ihre Zeit auf Amrum helfen ihr dabei, sich schnell wieder in die Gemeinschaft einzufügen und auch neue Kontakte zu knüpfen. Henrik ist ein Mann, dem das Verständnis fehlt und dessen Beziehung zu Fenja der Leser immer wieder hinterfragt, da die beiden so gar nicht zueinander zu passen scheinen. Malte ist der Typ, der einem gehörig auf den Geist gehen kann, aber es zeigt seine Hartnäckigkeit und vor allem steht für ihn der Satz „Was stört mich mein Geschwätz von gestern“, schließlich kann man ja mal seine Meinung ändern. Der klare Hauptsieger unter den Protagonisten ist allerdings Mops Coco, die alle anderen mit ihren kleinen Eskapaden in den Schatten stellt.
„Ein Jahr Inselglück ist kurzweilig und unterhaltsam für den kleinen Lesehunger zwischendurch.

Veröffentlicht am 16.04.2019

Christas Geheimnis

Der Atem der Vergangenheit
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Die 23-jährige Hayley Bennett wuchs seit dem Unfalltod ihrer Eltern bei ihren Großeltern in Austin, Texas auf, wo sie heute als Lehrerin arbeitet. Inzwischen ist ihr Großvater verstorben und Oma Rose möchte ...

Die 23-jährige Hayley Bennett wuchs seit dem Unfalltod ihrer Eltern bei ihren Großeltern in Austin, Texas auf, wo sie heute als Lehrerin arbeitet. Inzwischen ist ihr Großvater verstorben und Oma Rose möchte das Haus verkaufen, das der 70-jährigen langsam zu arbeitsreich wird. Bei einer spontanen Aufräumaktion auf dem Dachboden findet Hayley einen alten Koffer mit Kleidern aus den 50er Jahren, doch auch die Tagebücher ihrer Urgroßmutter Christa, Rose‘ Mutter, stecken in einem Seitenfach. Vor ihr hatte Hayley stets einen Heidenrespekt, ja sogar Angst, denn Christa wirkte oft hart und unzugänglich. Ohne Oma Rose etwas über den Fund zu sagen, vertieft sich Hayley in die Tagebuchaufzeichnungen und lernt ihre Urgroßmutter von einer ganz neuen Seite kennen. Christa hat als Sudentendeutsche in jungen Jahren ihre Familie verlassen und bei der reichen Familie Whitmore auf einem Landsitz in England als Hausmädchen gearbeitet und sich in den Sohn des Hauses verliebt. Doch die Liebe endet tragisch. Hayley recherchiert und findet heraus, dass es die Familie Whitmore noch heute gibt. Sie reist nach England und erlebt eine große Überraschung, die sowohl das Leben von Oma Rose als auch das von Hayley tiefgreifend verändert….
Juli Summer hat mit ihrem Buch „Der Atem der Vergangenheit“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und leicht, schnell kann der Leser in der Geschichte versinken und sich an der Seite von Hayley niederlassen, um an einer für sie aufregenden Zeit teilzunehmen. Die Autorin erzählt ihre Handlung über zwei Zeitebenen, die sich abwechseln und so zum einen die Gegenwart um Hayley und Rose wiederspiegeln, zum anderen die Zeit 70 Jahre zurück zu drehen, als Christa kurz nach dem Zweiten Weltkrieg noch eine sehr junge Frau war und ihre damaligen Gedanken, Erfahrungen und Träume zu Wort kommen zu lassen. Mit Empathie und Fingerspitzengefühl lässt die Autorin den Leser leider nur einen kleinen Eindruck darüber gewinnen, wie schwer es die Sudentendeutschen nach dem Krieg gehabt haben. Sie wurden wie Eindringlinge behandelt und konnten sich nirgendwo wirklich zugehörig fühlen.
Die Charaktere wurden von der Autorin mit Leben und individuellen Eigenschaften versehen, was sie glaubhaft und realistisch wirken lässt. Der Leser kann sich in manche von ihnen hineinversetzen und mit ihnen fiebern. Hayley ist mit ihren 23 Jahren noch eine sehr junge Lehrerin, was etwas unglaubwürdig ist, da auch in Amerika die Lehrer zu Beginn ihres Arbeitslebens älter sind. Sie wirkt manchmal wie eine alte Henne, dann wieder wie ein naiver und kindischer Teenager, der noch nicht weiß, was er eigentlich vom Leben will. Ihre Fürsorge in Bezug auf ihre Großmutter ist durchaus nachvollziehbar, trotzdem hat man bei ihrer Gluckerei oftmals das Gefühl, sie wäre älter als Oma Rose. Ihr fliegt die Sympathie sofort zu. Liv und Lucas sind die engsten Freunde von Hayley, vor allem Lucas wirkt sehr viel erwachsener in seinem Auftreten als die Frauen. Leo ist 34 Jahre alt, besitzt einen gewissen Charme sowie ein schlagfertiges Mundwerk. Trotzdem benimmt auch er sich ein paarmal wie ein Backfisch, ist eifersüchtig und ungerecht. Am besten kommen ausgerechnet die Nebendarsteller weg: Oma Rose, William, Christa, Mona und Philip können mit ihrer ganzen Art überzeugen und machen den Jungen hier wirklich was vor.
„Der Atem der Vergangenheit“ ist einen gefühlvollen Roman um Familiengeheimnisse, die Liebe und das Vertrauen vorgelegt, der durchaus lesenswert und unterhaltsam ist. Trotz Kritikpunkte gibt es eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 14.04.2019

Die fleißige Agnes Martin

Vom Himmel zum Meer
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1892. Agnes Martin, die seit ihrem 5. Lebensjahr in einem Waisenhaus unter der Leitung von Pfarrer Wieland im Elsass aufwuchs, muss dieses mit 21 Jahren verlassen. Pfarrer Wieland hat ihr allerdings schon ...

1892. Agnes Martin, die seit ihrem 5. Lebensjahr in einem Waisenhaus unter der Leitung von Pfarrer Wieland im Elsass aufwuchs, muss dieses mit 21 Jahren verlassen. Pfarrer Wieland hat ihr allerdings schon eine Anstellung als Gesellschafterin in Hamburg vermittelt, damit sie nicht obdachlos ist. Bei der Pfarrerwitwe Tilly Bevenkamp soll sie ihr neues Zuhause finden. Doch als Agnes Hamburg erreicht, ist ihr erstes Zusammentreffen mit Tilly erst einmal wenig erfolgversprechend, denn Tilly hat sie gar nicht erwartet und geht weiter ihrer Arbeit im örtlichen Waisenhaus nach. Agnes allerdings lässt sich dadurch nicht einschüchtern und zieht in Tillys Haushalt ein, versucht mit begrenzten Mitteln einen normalen Tagesablauf zu organisieren. Als in Hamburg die Cholera ausbricht, verlässt Agnes in einer Nacht und Nebelaktion mit einigen Waisenkindern und Tilly im Schlepptau die Stadt Richtung Ostsee, Tillys alter Heimat, wo es immer noch deren Elternhaus gibt. Dort ist Agnes in ihrem Element, verköstigt nicht nur mit Hilfe der Dorfbewohner die Kinder, sondern backt auch noch für die Strandurlauber, die ihren Köstlichkeiten nicht wiederstehen können und sie ihr gegen Geld aus der Hand reißen. Bei einem ihrer Spaziergänge trifft Agnes auf den charmanten Benjamin von Reiker, der ihr Herz im Sturm erobert. Doch sie findet auch ein altes leerstehendes Gutshaus und träumt davon, in der gut ausgestatteten Küche ihren Geschäftszweig zu erweitern. Doch der unbekannte Besitzer des Hauses macht ihr allerdings einen Strich durch die Rechnung…
Lisa Marcks hat mit ihrem Buch „Vom Himmel zum Meer“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vor historischer Kulisse vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, bildgewaltig und anrührend, der Leser lässt sich schnell an Agnes‘ Seite nieder und begleitet sie auf einem aufregenden Lebensabschnitt, während ihr Herz und ihre Seele weit offen stehen und dem Leser Einblick gewähren zu ihren geheimsten Wünschen und Träumen. Agnes‘ Ideenreichtum mutet utopisch an, um alle Personen über die Runden zu bringen, da der Tag nur 24 Stunden hat. Die Autorin hat den historischen Hintergrund gut mit ihrer Handlung verwebt, zeigt die gesellschaftlichen Standesunterschiede auf und die damalige Rolle der Frau. Das Baden der nackten Füße in der Ostsee stellte so manche Dame vor eine Herausforderung. Die Beschreibungen der Örtlichkeiten an der Ostsee, sind farbenfroh und lassen den Leser von einem verwunschenen alten Gutshaus mit wildem Garten sowie Spaziergängen am Strand träumen. Trotzdem lässt die Geschichte leider an Tiefgründigkeit vermissen, kratzt nur an der Oberfläche und bleibt deshalb wohl nicht lange im Gedächtnis.
Die Charaktere sind ein buntes Potpourri von teils skurrilen Typen, die sich heimlich in das Herz des Lesers schleichen und sich dort einnisten. Unterschiedlich angelegt mit vielen individuellen Ecken und Kanten wirken sie durchweg authentisch und lebendig. Agnes ist eine Frau mit einem Riesenherz, immer ist sie für alle da, krempelt die Ärmel hoch und ist sich für nichts zu schade. Die Menschen liegen ihr am Herzen, sie findet überall Zugang, was auch ihrer offenen und unverfälschten Art zuzuschreiben ist. Sie sorgt sich mehr um andere als um sich selbst, gerade das macht sie so liebenswert. Tilly ist eine traumatisierte Frau, nach außen herrisch, manchmal hart und spröde, ist sie doch nur verängstigt und in ihrer Welt gefangen, weil sie nie über etwas aus ihrer Vergangenheit hinweggekommen ist. Fräulein Frieda ist eine Klasse für sich, erst denkt man, sie ist eine ältliche Dame mit Geldsorgen, doch dann erlebt man als Leser eine Überraschung nach der anderen. Pfarrer Wieland ist ein Mann mit offenem Herz, ebenso Charles, der immer so brummig daherkommt. Aber die besten Protagonisten sind die Dorfbewohner, die erst einsilbig und ablehnend erscheinen, um dann so etwas wie eine zweite Familie zu werden. Selbst Ida, der Hund, kann da nicht mithalten.
„Vom Himmel zum Meer“ ist ein Roman, der leider nicht in die Tiefe geht. Eine kurzweilige Lektüre, die ein paar unterhaltsame Stunden beschert.