Sehr lesenswert
Wisting und der Tag der VermisstenIrrtümlich dachte ich zunächst, bei „Wisting – und der Tag der Vermissten“ handelt es sich um das erste Buch von Jorn Lier Horst, welches in Deutschland veröffentlicht wird. Tatsächlich ist allerdings ...
Irrtümlich dachte ich zunächst, bei „Wisting – und der Tag der Vermissten“ handelt es sich um das erste Buch von Jorn Lier Horst, welches in Deutschland veröffentlicht wird. Tatsächlich ist allerdings bereits eine Krimiserie von ihm erschienen, die bisher komplett an mir vorbeigegangen ist. Hier werde ich auf jeden Fall demnächst aufholen.
Wisting ist nämlich weit mehr, als „noch ein Kommissar aus Skandinavien“. Wer früher gerne die Wallander Serie von Henning Mankell gelesen hat, wird auch diesen Krimi mögen.
Manch einer mag die häufige Beschreibung vom Wetter als Zeilenfüller betrachten, aber ich finde es perfekt, um mich in die Stimmung des Buches einzudenken.
Eigentlich werden hier gleich zwei alte Vermisstenfälle neu aufgerollt. Sowohl Katharina Haugen als auch Nadia Krogh verschwanden spurlos. Im Zentrum der Ermittlungen steht der Ehemann von Katharina, mit welchen Wisting über die Jahre lose Kontakt gehalten hat.
Was das Buch besonders vielseitig und interessant macht ist, dass der Fall von zwei Seiten betrachtet wird. Die Polizei nimmt die Ermittlungen wieder auf und verfolgt die Strategie, die Vermissten wieder in die Medien zu bringen. Dafür arbeiten sie eng mit der Zeitung zusammen. Der Roman beschränkt sich somit nicht nur auf Polizeiarbeit, sondern wir begleiten auch Journalisten bei ihren Recherchen und der Produktion eines Podcasts, was sehr modern wirkt.
Eine weitere persönliche Note bekommt die Handlung dadurch, dass es sich bei der verantwortlichen Journalistin um Wistings Tochter Line handelt.
Der Autor verzichtet komplett auf Blut und die Darstellung von Gewalt. Das braucht er auch gar nicht, denn es gelingt ihm wunderbar, nur mit Worten Spannung zu erzeugen und durchgängig zu fesseln. William Wisting ist keiner dieser abgehalfterten Polizisten, die ihren Feierabend mit Drogen oder Alkohol verbringen. Er ist ein sympathischer, solider Witwer, der gerne seine Enkeltochter betreut und sich gut mit seinen Kindern versteht.
Ein Mensch, über den ich auf jeden Fall mehr lesen werde.
„Wisting – und der Tag der Vermissten“ war für mich ein absolutes Überraschungs-Highlight und ich wünsche mir, dass dieser Autor in Deutschland viel bekannter wird, denn er verdient es in jedem Fall gelesen zu werden.