Von Akram El-Bahay hatte ich bereits das Buch „Henriette und der Traumdieb“ gelesen, das mir unheimlich gut gefallen hat. Seine anderen Bücher stehen daher auch mittlerweile alle auf meiner Wunschliste, allen voran „Wortwächter“. Das nächste Werk von ihm, was aber schließlich bei mir einziehen durfte, war „Herzenmacher“. Das Cover ist in meinen Augen ein einziger Traum, ich liebe es! Hier war ich wirklich schon sehr gespannt, was mich wohl zwischen diesen wunderschönen Buchdeckeln erwarten würde.
Seit der Vater von Léo Mellino vor einigen Jahren spurlos verschwand, lebt der 16-jährige alleine mit seiner Mutter, einer sehr geschätzten Spielzeugmacherin, in dem kleinen französischen Dorf Briançon. Sein ruhiges Leben soll schlagartig vorbei sein, als ein geheimnisvoller Fremder seiner Mutter eines Abends einen Besuch abstattet. Als der zwergenhafte Unbekannte das Haus wieder verlässt, beschließt Léo ihm zu folgen. Ehe er sich versieht, gelangt er durch einen geheimen Übergang in eine andere Welt. Eine Welt, in der es Hexen und Zwerge gibt und in der tiefster Winter herrscht. Dieses, von Schnee bedeckte und eisiger Kälte überzogene Parallelreich wird von der bösartigen Winterhexe regiert. An diesem gefährlichen Ort wird Léo erfahren, warum er so ein begabter Herzenmacher ist. Eine Gabe, die für die Winterhexe äußerst interessant ist…
Ich muss gestehen, dass ich zurzeit eher selten zu Fantasybüchern greife. Ab und an aber verirre ich mich dann doch mal in dieses Genre und bei Akram El-Bahay weiß ich einfach, dass er ein Meister in seinem Fach ist. Ich habe zwar nun erst zwei Bücher von ihm gelesen, bin mir aber sehr sicher, dass mich alle seine Werke begeistern werden. Die zwei Titel zumindest, die ich bereits von ihm kenne, haben mir die herrlichsten Lesestunden beschert!
Mit „Herzenmacher“ ist dem Autor ein zauberhaft schönes Fantasyabenteuer gelungen. Die Handlung konnte mich von den ersten Seiten an in ihren Bann ziehen und durchweg fesseln. Langweilig wird es an keiner Stelle, mitfiebern ist hier definitiv Programm!
Zusammen mit dem Protagonisten Léo verschlägt es uns schon nach den ersten 20 Seiten in eine andere Welt, eine Welt, die unserer in manchen Dingen gleicht, aber insgesamt ganz anders ist. Wie Akram El-Bahay dieses magische, mittelalterlich wirkende Spiegelreich beschreibt, ist einfach Wahnsinn! Pures Kopfkino, sag ich euch. Ich hatte beim Lesen die tollsten Bilder im Kopf und die Atmosphäre, die durch die anschaulichen Beschreibungen entsteht, hat mich zutiefst fasziniert. Sie ist märchenhaft, düster und schaurig schön. Gänsehaut-Feeling und angenehme Rückenschauer sind hier garantiert!
Besonders gut gefallen hat mir diese Vermischung aus Märchenmotiven und Fantasyelementen. Mich hat die Geschichte zum Beispiel stellenweise sehr an Narnia erinnert oder auch an Der Zauberer von Oz. Die Story wirkt allerdings an keiner Stelle abgekupfert; Akram El-Bahay ist es wunderbar gelungen, eine ganz eigene Welt zu erschaffen, sodass ein komplett neues Märchen entsteht. Und wie es sich für ein Märchen gehört, so wurde auch hier nicht mit brutalen Szenen gespart. Es wird hier gekämpft und auch getötet. Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, aber für mich darf ein bisschen Grausamkeit in einem richtig guten Märchen einfach nicht fehlen. :D
Aber keine Sorge, da es sich hier um ein Jugendbuch ab 12 Jahren handelt, wird die Geschichte natürlich an keiner Stelle zu heftig.
Neben der Ausarbeitung des fantastischen Settings konnte mich Akram El-Bahay auch mit den Charakteren hellauf begeistern. Mit Léo ist dem Autor ein ganz besonderer Protagonist gelungen, den man auf seine Reise in Spiegelreich nur zu gerne begleitet. Auch die vielen Nebencharaktere haben mir wahnsinnig gut gefallen. Manche sind so herrlich schräg, sodass die schaurige Stimmung immer wieder aufgelockert wird und man auch Gründe zum Schmunzeln hat. Die Charaktere sind allesamt einzigartig und wurden so liebevoll ausgearbeitet.
Ganz begeistert bin ich auch von dem Schreibstil. Er ist bildgewaltig, poetisch und malerisch schön. Für mich hat er sich super angenehm lesen lassen; mich konnte der Autor erneut mit seiner magischen Art zu schreiben vom ersten Moment an verzaubern.
Ebenfalls verzaubert bin ich von der Idee der Herzenmacher und deren Umsetzung. Spielzeuge, denen mit mechanischen Herzen Leben eingehaucht wird, klingt doch faszinierend und auch etwas gruselig, oder? Nun, das ist es auch, wie bereits erwähnt, die Geschichte, die hier erzählt wird, besitzt eine ziemlich düstere Atmosphäre, die in meinen Augen einfach nur perfekt ist. Für mich war hier alles stimmig, ich habe tatsächlich keinen negativen Kritikpunkt an das Buch.
Große klasse fand ich auch, dass die Geschichte mit vielen Weisheiten und Botschaften versehen wurde, sodass hier auch der Tiefgang nicht fehlt. „Herzenmacher“ ist ein großartiges Buch über Freundschaft, Mut, Vergebung, Erlösung, Zusammenhalt und Liebe. In meinen Augen ist Akram El-Bahay hier ein wahres Meisterwerk gelungen, welches für jeden Fantasy- und Märchenliebhaber ein großes Muss ist!
Fazit: Eine märchenhaft schöne Fantasygeschichte, die mir ein fantastisches Leseerlebnis beschert hat! Mich konnte Akram El-Bahay mit seinem neuen Buch hellauf begeistern. Die Charaktere wurden so liebevoll ausgearbeitet, die Beschreibungen des Settings bescheren einem das reinste Kopfkino, die schaurig-düstere Atmosphäre sorgt für ein tolles Gänsehaut-Feeling und die Handlung hält einen durchweg in Atem. Ich kann „Herzenmacher“ wärmstens empfehlen, nicht nur Jugendlichen ab 12 Jahren. In meinen Augen ist das Buch auch für Erwachsene absolut lesenswert! Von mir gibt es sehr gerne volle 5 von 5 Sternen!