Vergangenheit
Schritt eins: App laden (gratis, keine In-App-Käufe): https://www.bemyeyes.com/language/german
Be My Eyes, dort registrieren als Sehender oder Blinder/Sehbehinderter. Wer blind oder sehbehindert ist, startet ...
Schritt eins: App laden (gratis, keine In-App-Käufe): https://www.bemyeyes.com/language/german
Be My Eyes, dort registrieren als Sehender oder Blinder/Sehbehinderter. Wer blind oder sehbehindert ist, startet die App und fragt zum Beispiel, ob das vor einem zueinander passende Socken sind, was auf dem Klingelschild steht oder wohin die Tablette gekullert ist. Wer sieht, bekommt als Teil einer von der App getroffenen zufälligen Auswahl verfügbarer Helfer eine Anfrage zugewiesen, hat eventuell gerade Zeit, meldet sich zuerst und beantwortet die Frage mit Hilfe der Kamera des Gegenübers.
In meiner Familie gibt es eine Augenkrankheit, durch die man irreparabel Schaden am Sehnerv nimmt. Noch ist nicht eindeutig, ob ich später betroffen sein werde.
Schritt zwei: Buch kaufen
So macht das hier auch Nathaniel, als elfjähriger nach einer Familientragödie erblindet, und erfährt von Carole, welches das blau karierte Hemd ist. Doch plötzlich hört er noch etwas anderes, ein Kreischen, ein Rumpeln, ein schleifendes Geräusch. Die Verbindung bricht ab. Nathaniel weiß, dass etwas nicht stimmt, doch niemand glaubt ihm. Verzweifelt wendet er sich an die TV-Reporterin Milla Nova; gemeinsam kommen sie tatsächlich weiter. Doch etwas stimmt nicht…
Dieser als Krimi deklarierte Roman ist mindestens vom Tempo her eher ein Thriller, kein Whodunnit. Ich habe die Seiten in einem Tag verschlungen, bin den verschiedenen Wendungen und neuen Informationen nachgehechelt wie Blindenhündin Alisha, habe gegenüber meinem Umfeld mit mangelnder Auskunftsbereitschaft geglänzt wie Millas Freund, der Polizist Sandro („geht gerade nicht, ist spannend“). Mir gefielen die Charakterzeichnungen, besonders Nathaniel und Veronika, der Handlungsort Bern, die Sprache: „Nathaniel hatte sich nichts anmerken lassen. Hatte seine Emotionen zu einem Knäuel zusammengeknetet und hinuntergewürgt, wie er es immer tut, wie das alle machen in dieser Familie, die nicht die seine ist.“ S. 58
Was mir nicht gefiel: ich ahnte, dass da bald Stränge zusammengeführt werden (ohne zu spoilern geht das nicht genauer) – kurz vor Ende war das dann auf den letzten 40, 45 Seiten recht klar. Das ist jetzt bei reiner Handlung (der Rest ist Widmung) bis Seite 443 nicht arg tragisch und wird zu gewissen Teilen ausgeglichen durch die „Action“, die stattdessen spielt, war mir aber im Gegensatz zum sonst richtig starken Buch ein etwas zu glatter Schluss (mit Entschuldigung an Millas und Alishas Waden). Mein Fehler ist vermutlich, nach Andreas Pflügers „Endgültig“ mit dessen blinder Protagonistin ein paar sehr sehr große Fußstapfen im Hinterkopf gehabt zu haben. Der Vergleich ist gemein für Autorin Christine Brand und wird beiden Büchern nicht gerecht.
Vor die Inselfrage gestellt, würde ich zwar immer noch Andreas Pflügers Werk mitnehmen – aber auf eine Schmuggeloption für Christine Brand hoffen…
4 ½ Sterne (der Vergleich zu Pflüger mit 6 - leider hypothetischen - Sternen)