Für immer und ewig
Hill House - Die drei FreundinnenHill House erzählt die Geschichte dreier sehr verschiedener Freundinnen, die sich seit der Kindheit kennen und ewige Freundschaft geschworen hatten.
Rose ist die Tochter englischer Hochadeliger und soll ...
Hill House erzählt die Geschichte dreier sehr verschiedener Freundinnen, die sich seit der Kindheit kennen und ewige Freundschaft geschworen hatten.
Rose ist die Tochter englischer Hochadeliger und soll unbedingt einen reichen, einflussreichen Erben heiraten. Eine Ehe aus Liebe gibt es in ihren Kreisen nicht, allerdings brennt Rose sowieso für die Suffragettenbewegung und will sich der männlichen Vormundschaft und Willkür gern komplett entziehen „Ist es nicht eine Schande, dass eine Frau die Zustimmung eines männlichen Familienmitglieds für jede Entscheidung einholen muss, die ihr Leben betrifft?“ (S. 27/28).
Vera ist das genaue Gegenteil. Ihr Vater ist der Lehrer des Ortes und vor allem für seine Brutalität gegenüber seinen Schülern und seiner Familie bekannt. Trotzdem begehrt sie nie gegen ihn auf sondern ordnet sich ihm voller Angst unter. Erst als sie in London eine Ausbildung als Krankenschwester beginnt, blüht sie etwas auf. Sie ist auf die Freiheit und Unbekümmertheit neidisch, in der Alice aufwächst.
Alice’ Vater ist ein bekannter Schriftsteller, der ein sehr offenes Haus führt. Berühmte Persönlichkeiten geben sich auf Hill House die Klinke in die Hand. Seine Frau ist früh verstorben, seitdem steht Alice dem Haushalt vor und widmet sich leidenschaftlich der Gestaltung der weitläufigen Gartenanlagen. Als sie mit dem Assistenten ihres Vaters, Sebastian Fitzroy, flirtet, rechnet der sich sofort Chancen bei ihr aus. Allerdings hat er sehr altmodische Anschauungen zur Ehe. Eine gute Freundin warnt sie: „Du bist so jung und solltest sich erst selbst finden, bevor du dich an jemanden bindest.“ (S. 66) Nachdem sie entdeckt, dass sich Sebastian und Vera anscheinend häufiger „zufällig“ in London über den Weg laufen, nimmt sie die Einladung ihrer Tante an die italienische Küste an ...
Seit der „Lady-Jane-Reihe“ bin ich ein echter Fan von Annis Bell. Vor allem die unterhaltsamen Wortgefechte ihrer Protagonisten und ihren fesselnden Schreibstil mag ich sehr. Leider hat mir das hier etwas gefehlt.
Sie zeigt anhand der drei Freundinnen, ihrer verschiedene Lebensentwürfe und Entwicklungen, wie sich die Welt und die Gesellschaft damals wandelten. Von Beginn an steht die Kriegsgefahr im Raum, die sie zum Teil noch verdrängen. Die Adeligen verlieren immer mehr Macht, Einfluss und auch Geld. Die Frauen gehen für mehr Rechte, vor allem das Wahlrecht, auf die Straße. Rose geht in diesem Kampf völlig auf.
Alice scheint lange wie in einer Blase zu leben, erst die Bekanntschaft mit dem Reporter Lorenzo öffnen ihr die Augen für das große Ganze. Auch in Italien sind die kleinen Leute immer unzufriedener und begehren auf.
Rose und Alice habe ich sehr gemocht, mit Vera bin ich gar nicht warm geworden. Sie intrigiert und wirft ihren Freundinnen deren höhere Abstammung vor. Auch Fitzroy war mir sehr unsympathisch. Er beschimpft Alice mehrfach als rücksichtslos und verwöhnt, seine „Anträge“ klingen eher nach „Androhungen“.
Zum Teil war mir auch die Handlung etwas zu weitschweifig. Schade, irgendwie hatte ich mir das Buch anders vorgestellt. Ich habe den Esprit der Lady-Jane-Romane vermisst.
Fazit: Ein interessantes Sittengemälde dieser Umbruchszeit, aber mir haben die Lady-Jane-Romane besser gefallen. 3,5 von 5 Sternen.