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Veröffentlicht am 27.04.2019

Ab in die 50er...

Zeitreisen für Anfänger
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Die 50er sind eine Zeit, mit der ich mich noch nicht viel beschäftigt habe. Umso mehr habe ich mich über Einblicke gefreut, die mir dieser Roman auf witzige Art geben sollte.

Gleich zu Beginn lernt man ...

Die 50er sind eine Zeit, mit der ich mich noch nicht viel beschäftigt habe. Umso mehr habe ich mich über Einblicke gefreut, die mir dieser Roman auf witzige Art geben sollte.

Gleich zu Beginn lernt man Rosie kennen, die Protagonistin, die eigentlich nur für eine Story recherchieren möchte und auf einmal in der Vergangenheit ist. Aus ihrer Ich-Form wird die Geschichte auch erzählt, was äußerst passend ist, denn wird nochmal viel deutlicher herausgearbeitet, wie anders das Leben und das Denken noch vor 70 Jahren war. Sie ist eine Hauptfigur, die alle Annehmlichkeiten des 21. Jahrhunderts genießt, dadurch kann man sich gut mit ihr identifizieren und ihre Erlebnisse auch etwas auf das eigene Leben übertragen.

Die Story an sich ist nett gemacht, am Anfang die große Verwirrung, dann aber die Erkenntnis und schließlich schon der fast normale Alltag. Dieser ist sehr detailreich ausgeschmückt, wirkt aber sehr authentisch für die Zeit. Viel Unerwartbares gibt es nicht unbedingt, aber das stand für mich hier auch nicht im Mittelpunkt. Trotzdem gibt es immer wieder Highlights, die mein Herz berührt haben. Ein bisschen Spannung darf auch nicht fehlen.

Auch die Liebe ist vertreten, wobei es sich hier nicht um einen klassischen Liebesroman handelt. Eher wird dieses Thema auch aus der pragmatischen Sicht beschrieben, wie es in dieser Zeit war: Schwanger? Dann wird geheiratet! Liebe? Muss nicht sein, ein guter Mann soll her. Ein bisschen erschreckend, aber nachvollziehbar.

Gut gefallen hat mir die Sprache. Schön flüssig und anschaulich, dadurch ist es das perfekte Buch zum Abschalten.

Beim Lesen habe ich aber auch immer wieder meinen Alltag reflektiert, denn was man auf den ersten Blick gar nicht denkt: Das Buch ist aktueller denn je. In Zeiten der Nachhaltigkeit, in der jeder versucht, weniger Müll zu produzieren und Plastik zu meiden, zeigen hier die 50er ganz klar, dass es auch anders geht. Wenn man heute das Gemüsenetz als super hipp ansieht, war es damals total normal. Auch dass Kleidung selbst genäht oder geändert wird, anstatt nur Fast Fashion zu konsumieren zeigt, dass man aus der Vergangenheit auch lernen kann. Wobei das natürlich nicht das Hautanliegen des Romans ist.

Insgesamt war es ein schönes Buch, Rosie war mir sympathisch, ich habe den Ausflug in die 50er auf jeden Fall genossen. Von mir gibt es 4 Sterne!

Veröffentlicht am 15.04.2019

Tödlicher Schweinsbraten

Sau am Brett
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Mit "Sau am Brett" begibt man sich auf eine Reise ins tiefste Bayern - genauer gesagt in die Provinz, denn Großstadtleben oder Trubel sucht man hier vergebens. Gerade deshalb ist das Setting aber klasse ...

Mit "Sau am Brett" begibt man sich auf eine Reise ins tiefste Bayern - genauer gesagt in die Provinz, denn Großstadtleben oder Trubel sucht man hier vergebens. Gerade deshalb ist das Setting aber klasse gewählt, denn in diesem beschaulichen Touristenort vermutet niemand hinterhältige Morde, auf die man sich aber gefasst machen muss.

Im Mittelpunkt steht Lebensmittelkontrolleur Fellinger, der eigentlich die Küchen der heimischen Lokale inspiziert, bis er zufällig hautnah bei einem Todesfall anwesend ist. Denn kurz nach der Küchenkontrolle stirbt ein Tourist an den Folgen eines vergifteten Schweinsbratens.

Fellinger ist ein super Protagonist, da man ihn auf der einen Seite durch seine Art nicht wirklich ernst nehmen kann, er auf der anderen Seite aber vor nichts zurückschreckt und Dinge erkennt, die man so von ihm gar nicht erwartet. Leider ist er aber auch ein bisschen naiv, gerade in Bezug auf Frauen, was zu der ein oder anderen komischen Situation führt, in die sich nur ein Mann bringen kann. Außerdem ist er sehr authentisch, was sich auch in seiner Sprache zeigt. Gerade wenn er mit anderen Dorfbewohnern redet, hat man das Gefühl, mit am Stammtisch zu sitzen.

Dabei ist dem Autor aber die Balance zwischen Dialekt und Unverständlichkeit sehr gut gelungen. Nichts ist für mich schlimmer, als Sätze mehrmals lesen zu müssen, weil ich sie aufgrund der Umgangssprache nicht verstehe. Das war hier nicht der Fall. Die Dialoge sind dialektal angehaucht, aber immer noch - auch für Nicht-Bayern - gut verständlich. Einige Begriffe sind außerdem hinten im Glossar zu finden. Dort habe ich aber nicht nachschlagen müssen.

Die Handlung an sich ist jetzt nicht besonders tiefgründig, aber das darf man hier auch nicht erwarten. Trotzdem war sie überraschend komplex, mit einigen falschen Fährten und kurzen Ausflügen in die Vergangenheit. Es hat Spaß gemacht, Fellinger bei seinen Ermittlungen zu begleiten und Stück für Stück das Puzzle zusammenzusetzen. Das Ende ist so nicht erwartbar, allerdings zeigt sich schon im letzten Drittel, wie alles zusammenhängen könnte, weshalb man dann nicht mehr ganz so überrascht wird.

Für mich ist "Sau am Brett" ein solider Regionalkrimi, den ich gern gelesen habe. Fellinger werde ich sicher weiter verfolgen. Von mir gibt es 4 Sterne.

Veröffentlicht am 07.04.2019

Ewiges Leben...

Das Ambrosia-Experiment
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Beim "Ambrosia Experiment" geht es nicht nur um einen Mörder, sondern auch um die Unsterblichkeit. Zumindest wird das angedeutet. Denn auch wenn es um geheimnisvolle Medikamente und Experimente sowie verschwundene ...

Beim "Ambrosia Experiment" geht es nicht nur um einen Mörder, sondern auch um die Unsterblichkeit. Zumindest wird das angedeutet. Denn auch wenn es um geheimnisvolle Medikamente und Experimente sowie verschwundene Rentner geht, handelt es sich hier nicht um einen abgehobenen Plot, sondern er ist sehr realitätsnah.

Im Mittelpunkt stehen die beiden Protagonisten Kommissar Lucas Prinz und die schüchterne Jule Rahn. Die Beiden treffen mehr oder weniger zufällig aufeinander, als Jule Zeugin eines Mordes wird - der allerdings als Selbstmord getarnt wurde. Jule ist eine sehr sympathische Hauptfigur, die während des Lesens eine große Entwicklung durchmacht. Sie hatte eine sehr schwere und traumatische Kindheit und ist deswegen in vielen Zwängen gefangen, die sie sehr einschränken und ein richtiges Leben gar nicht möglich machen.
Kommissar Lucas Prinz ist eher das Gegenteil. Er scheut kein Risiko, kann sich aber leider auch nicht auf den Rückhalt seiner Kollegen verlassen. Er wurde nach Koblenz versetzt, nachdem er korrupte Polizisten überführt hatte. Prinz war mir sehr sympathisch, auch wenn ich noch etwas mehr über seine Vergangenheit hätte erfahren wollen.

Die Geschichte an sich hat mir gut gefallen. Sie hat genau die richtige Mischung aus Spannung und Witz. Denn auch wenn einige Menschen sterben und der Mörder nicht zimperlich ist, gibt es doch immer wieder lustige Passagen, vor allem zwischen Jule und Lucas, die mich zum Schmunzeln gebracht haben. Ein bisschen Liebe ist auch dabei, wobei ich das nicht gebraucht hätte. Ich finde, es ist bei Krimis und Thrillern nicht so wichtig.

Gut gefallen hat mir, dass man immer mitraten konnte und nicht genau wusste, was als nächstes passiert. Leider war aber schnell klar, wer die Bösewichte sind - spannender war da natürlich eher das wie und warum. Das Ende war zwar nicht wirklich überraschend, hat aber gut gepasst und alles andere wäre auch irgendwie schade gewesen.

Etwas schade fand ich, dass die Bösewichte doch eher oberflächlich geblieben sind. Zwar erfährt man ein paar Hintergründe, doch das wird relativ kurz gefasst. Vor allem beim Twist am Ende hätte ich mir mehr Informationen gewünscht.

Insgesamt wurde ich aber gut unterhalten. Jule und Lucas sind ein tolles Ermittler-Duo, von denen ich gern mehr lesen würde. Von mir gibt es vier Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Spannung
  • Charaktere
  • Handlung
Veröffentlicht am 07.04.2019

Alien-Mädchen...

Nichts als Liebe im Universum
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Ich gestehe: Das Buch hat mich von der ersten Seite gefesselt. Man lernt gleich zu Beginn Matty kennen, einen ganz normalen Jungen, der Sommerferien hat und in Pennsylvania lebt. Aus seiner Sicht wird ...

Ich gestehe: Das Buch hat mich von der ersten Seite gefesselt. Man lernt gleich zu Beginn Matty kennen, einen ganz normalen Jungen, der Sommerferien hat und in Pennsylvania lebt. Aus seiner Sicht wird auch die Geschichte erzählt. Seine Familiensituation ist nicht so gut, da das Verhältnis zu seinem Papa nicht mehr das Beste ist. Hier hat mir gefallen, dass dem in der Geschichte Raum gegeben wurde, ohne es in den Mittelpunkt zu stellen. Auch wie es sich entwickelt hat war sehr glaubwürdig und deswegen nicht nur äußerst schön, sondern auch richtig passend.

Im Mittelpunkt steht aber natürlich das Mädchen von einem fernen Planeten, dass Matty eines Tages auf dem Feld neben dem Haus entdeckt. Sie wartet eigentlich darauf, von ihrem Mutterschiff abgeholt und nach Hause gebracht zu werden, aber die Zeit bis dahin verbringt sie mit Matty.

Die Beziehung der Beiden entwickelt sich natürlich zu mehr als nur einer normalen Freundschaft. Sie lernen Beide voneinander und zeigen sich die Welt aus den Augen des jeweils anderen. Das war richtig schön. Sehr gut dazu gepasst hat natürlich auch das Setting. Ein Sommer, der danach schreit, seine Zeit mit Freunden am See zu verbringen oder auf dem Feld unter dem Sternenhimmel zu schlafen.

Das Buch ist in die einzelnen Tage eingeteilt, die die Matty und Priya miteinander verbringen. Leider sind es nur acht - für mich hätten es noch einige mehr sein können. Die einzelnen Tage wiederum sind nochmals in Kapitel eingeteilt, die mit Uhrzeiten überschrieben sind. Das ist für die Orientierung ganz gut, aber auf der anderen Seite hat es mich auch verwirrt. Der erste Tag beginnt zum Beispiel um kurz nach 6, dann kommt eine Episode um 12 Uhr und dann ist es auf einmal 9:28 Uhr. Aber grundsätzlich hat mich das nicht gestört.

Eigentlich war die Geschichte in sich richtig schön und rund. Allerdings war es für mich etwas durchschaubar. Schon ab ca. der Hälfte des Buches habe ich geahnt, wie es ausgehen wird. Das Ende hat mir gefallen, war aber auch ein bisschen schmerzhaft. Ich glaube, es wäre schlimmer gewesen, wenn ich mich nicht innerlich schon lange darauf vorbereitet hätte.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen - von mir gibt es 4 Sterne!

Veröffentlicht am 19.03.2019

Schuldig oder nicht?

Anatomie eines Skandals
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Ich bin ganz froh, dass dieses Buch als "Roman" und nicht als "Thriller" vermarktet wird (dieser Fehler wird meiner Meinung nach zu oft gemacht), denn "Roman" passt sehr gut - wenn auch einer, der mit ...

Ich bin ganz froh, dass dieses Buch als "Roman" und nicht als "Thriller" vermarktet wird (dieser Fehler wird meiner Meinung nach zu oft gemacht), denn "Roman" passt sehr gut - wenn auch einer, der mit viel Spannung und Widersprüchen gespickt ist.

Das ist es auch, was das Buch ausmacht. In den Perspektiven der Ehefrau Sophie und die der Staatsanwältin Kate wird der Fall des Politikers James geschildert, der wegen Vergewaltigung verklagt wird. Dabei zeigt Kate vor allem die juristische Seite und geht mit einem sehr großen Ehrgeiz in die Verhandlung. Sophie hingegen ist hin- und hergerissen, denn sie weiß nicht, wem sie glauben soll. Schließlich steht ihre Ehe und glückliche Familie auf dem Spiel. Daneben gibt es noch eine Perspektive aus der Vergangenheit, eine Studentin, die genauso wie James in Oxford studiert hat. Zuerst kann man sie nicht einordnen, aber man erfährt so auch etwas über die Vergangenheit des Angeklagten. Außerdem führt das zu einer wirklich überraschenden Wendung, die ich so nicht erwartet hätte, den Kreis aber gut schließt und die Geschichte logisch macht.

Geschrieben ist das Buch in einem eher nüchternen Stil, an einigen Stellen sogar sachlich. Vor allem die Passagen von Kate konzentrieren sich sehr auf Fakten. Im Gegensatz dazu zeigt die Perspektive von Sophie mehr Gefühle, aber vor allem versteckt, denn nach Außen soll alles perfekt sein. Hier wird deutlich, unter welchem gesellschaftlichen Druck die Ehefrau steht. Diese Art, die Geschichte zu erzählen, fand ich sehr passend und macht auch den Reiz aus.

Es steht nicht nur das vermeintliche Vergehen des Politikers im Mittelpunkt, sondern die Geschichte zeigt auch ein Netz von Vetternwirtschaft und sehr tief gehende Beziehungen zwischen erfolgreichen Männern auf, die teilweise schon an der Uni begonnen haben. Inwieweit das hier wirklich Tatsachen entspricht, kann ich nicht beurteilen - kann mir aber vorstellen, dass so etwas existiert, und dass nicht nur in England. Das hat bei mir Gänsehaut verursacht.

Insgesamt war es ein Buch, das nicht unbedingt dem Mainstream entspricht. Auch wenn es ein Roman ist, war es sehr spannend - dafür braucht es nicht immer unbedingt eine Menge Leichen. Weil es sehr realistisch war und die Figuren sehr authentisch waren, gibt es von mir 4 Sterne. Einen Stern ziehe ich ab, da die Handlung an der ein oder anderen Stelle nicht wirklich voranging.