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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.04.2019

Hat mich nicht vollends überzeugt

Der Untergang der Welt von gestern
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Anhand von Arthur Schnitzlers Werken und Tagebüchern zeigt Autor Arne Karsten seinen Lesern die letzten Jahre der Donaumonarchie zwischen 1911 und 1919.

Neben Schnitzler steht immer wieder die junge ...

Anhand von Arthur Schnitzlers Werken und Tagebüchern zeigt Autor Arne Karsten seinen Lesern die letzten Jahre der Donaumonarchie zwischen 1911 und 1919.

Neben Schnitzler steht immer wieder die junge Stephanie Bachrach im Fokus des Buches. Wer ist sie nun, die Frau, die Schnitzler viele Zeilen in seinen Tagebüchern wert ist und als Vorlage für einen Charakter in seinen Stücken dient? Eine weitere Liebschaft? Das bleibt ein wenig der Fantasie des Lesers überlassen. Stephanie, Tochter des jüdischen Unternehmers Julius Bachrach und seiner Frau Eugenie, ist zunächst eine reiche Erbin. Nach der Pleite und dem Selbstmord des Vaters 1912, ist sie nun keine gute Partie mehr. Sie versucht ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Im Ersten Weltkrieg wird sie, so wie viel andere Frauen, eine Krankenschwesternausbildung absolvieren. Anders als viele ihrer gutbürgerlichen bzw. adeligen Kolleginnen wird sie direkt in ein Frontspital verlegt und erlebt dort die Grausamkeit des Krieges. Als sie 1916 notgedrungen den Dienst quittiert, ist sie körperlich und seelisch ein Wrack. 1917 begeht sie Selbstmord.


Meine Meinung:

Leider hat mich dieses Buch nicht vollends überzeugt. Der Titel erinnert deutlich an Stefan Zweigs „Die Welt von gestern“ bzw. an Oswald Spenglers „Untergang des Abendlandes“.

Über die letzten Jahre der Habsburgermonarchie gibt es deutlich profundere Bücher (u.a. z.B. Hannes Leidinger „Untergang der Habsburgermonarchie“). Und über Arthur Schnitzler gibt es mehrere Biografien, die sich mal gut mal besser mit dem Schriftsteller und Lebemann auseinandersetzen („Arthur Schnitzler. Anatom des Fin de Siècles“/Max Haberich oder „Die Schnitzlers“/Jutta Jacobi).

Arne Karsten verzweigt sich, ausgehend von der Person Schnitzler, weit in die politischen und gesellschaftlichen Bereiche des Fin de Siècles. Er beleuchtet die erhitzte Situation am Balkan, die Begehrlichkeiten des Zarenreiches ebendort mehr Einfluss zu gewinnen nachdem das Osmanische Reich dahinschwächelt. Wir begegnen den unterschiedlichen Personen und Persönlichkeiten. Vom ermordeten Thronfolger Franz Ferdinand bis hin zu den Kriegstreibern im Generalstab wie Franz Conrad von Hötzendorf oder schriftstellerischen Weggefährten Schnitzlers. Karsten kommt allerdings immer wieder auf Schnitzler und seine Tagebücher zurück, die so etwas wie den „roten Faden“ dieses Buches bilden.

Der Autor lässt Zeitgenossen Freunde Schnitzlers zu Wort kommen und fügt reichlich Zitate aus Schnitzlers Werken ein. Manchmal sind mir die detaillierte Schilderung der Genese eines Werkes und die abgedruckten Auszüge ein wenig zu viel. Da hätte ich mir mehr Zeitgeschichtliches erhofft. Der Antisemitismus, der in Wien zu jener Zeit herrscht, ist gut herausgearbeitet.

Eine angenehme Ergänzung sind die im Anhang aufgeführte Zeittafel und das ausführliche Literaturverzeichnis sowie die teilweisen bislang unbekannten Fotos aus dem Nachlass bzw. Archiv Schnitzlers.

Fazit:

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Autor sich zwischen den beiden Themenwelten „Schnitzler und sein Werk“ und „Ende der Donaumonarchie“ nicht ganz entscheiden konnte und so erweckt der Inhalt das Gefühl „nicht Fisch, nicht Fleisch“ zu sein.
Leider kann ich hier nicht viel mehr wie 3 Sterne vergeben, schade.

Veröffentlicht am 23.03.2019

Hat mich nicht überzeugt

Das kleine Buch: Räuchern mit Kräutern und Harzen
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Klappentext:

Die geheimnisvollen Nächte um den Jahreswechsel heißen tatsächlich Rauchnächte und nicht Raunächte. Denn in diesen Nächten ist es in den ländlichen Gegenden noch Brauch, die Häuser und Wohnungen ...


Klappentext:

Die geheimnisvollen Nächte um den Jahreswechsel heißen tatsächlich Rauchnächte und nicht Raunächte. Denn in diesen Nächten ist es in den ländlichen Gegenden noch Brauch, die Häuser und Wohnungen mit duftenden Kräutern und Harzen auszuräuchern, um Glück und Segen für das kommende Jahr zu erbitten. Die Räucherexperten und Biobauern Barbara und Hans Haider gewähren in diesem Buch Einblicke in dieses uralte, bis heute praktizierte Brauchtum.

Das Autorenpaar weiß, worüber es schreibt, wohnen sie ja mit ihren Kindern auf einem Bauernhof. Sie beschäftigen sich seit Jahren mit dem Anbau und Verarbeitung von Kräutern.

Das vorliegende Buch aus der Serie „Das kleine Buch“ beginnt mit der Geschichte des Räucherns, welche Unterschiede es zwischen „damals“ und „heute“ gibt.
Neben einer kleinen Kräuterkunde erfährt der Leser einiges über die Besonderheiten von Harzen und deren Verarbeitung.

Allerdings haben die Autoren übersehen, dass der gewöhnliche Leser nicht über das umfassende Wissen verfügt, um diesem Buch wirklich folgen zu können. Warum auch heute noch mit Wacholder geräuchert werden soll, der doch als Abwehr gegen die Pest gilt, verstehe ich nicht ganz. Ein lieb gewonnener Brauch?
Zugegeben, ich habe das Räuchern noch nie erlebt. Vielleicht fehlt mir schlicht und einfach dieses Erlebnis.

Fazit:

Für mich als Großstadtpflanze ist es interessant, über ländliche Bräuche zu lesen. Dennoch hat mich das Buch ein wenig ratlos zurückgelassen. Leider kann ich hier nur 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 15.03.2019

Mölltaler Kurzgeschichten - eine Anthologie

Mölltaler Geschichten Festival: Begegnungen
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In dieser Anthologie ist das Ergebnis aus dem Mölltaler Geschichten-Festival, das 2018 zum dritten Mal stattgefunden hat, zusammengefasst. Zum Motto „Begeg-nungen“ sind eine Vielzahl von Beiträgen eingesendet ...

In dieser Anthologie ist das Ergebnis aus dem Mölltaler Geschichten-Festival, das 2018 zum dritten Mal stattgefunden hat, zusammengefasst. Zum Motto „Begeg-nungen“ sind eine Vielzahl von Beiträgen eingesendet worden.

In diesen vier Kategorien sind Preise vergeben worden :

• Fachjury-Preis
• Publikums-Jury-Preis
• Mölltaler Preis
• NachwuchsautorInnen Preis

Interessant, wie die Meinungen hier auseinanderklaffen. Zwei Teilnehmer können in zwei (von drei) Kategorien punkten. Zum einen Wolfgang Machreich mit seinem Beitrag „Herr Krickerl trimmt“ und zum anderen Elfriede Rojacher mit „Gefährli-che Begegnungen“.

So unterschiedlich die Menschen, so unterschiedlich die Qualität der Beiträge.

Meine Meinung:

Das Spektrum der Einsendungen ist breit gefächert: Vom Schreibanfänger bis hin zum Journalisten.
Ich habe mich mit nur wenigen Beiträgen so richtig anfreunden können. Kurzge-schichten sind irgendwie nicht meins.
Am witzigsten finde ich „Scharmützel in da Mölltalleitn“ von Helmut-Michael Kem-mer. Hier wird die Mentalität der Mölltaler beschrieben, die gerne auf fremde Hilfe verzichten und alles selbst regeln möchten. Auch, wenn es beinahe ins ei-gene oder fremde Auge geht.

Trotzdem halte ich diesen Wettbewerb für eine großartige Idee. Vielleicht entwi-ckelt sich ja doch ein neuer Bestsellerautor aus der Gruppe.


Fazit:

Gut, dass es solche Schreibwettbewerbe gibt. Gerne gebe ich hier 3 Sterne.

Veröffentlicht am 06.03.2019

Hat mich diesmal nicht überzeugt

Mord braucht keine Bühne
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Kate Shakleton wird von einem Pfandleiher, der beraubt wurde, beauftragt, die gestohlenen Pfandstücke wieder zu beschaffen, bzw. den Pfandgebern, mitzuteilen, dass sie ihre Schmuckstücke verspätet auslösen ...

Kate Shakleton wird von einem Pfandleiher, der beraubt wurde, beauftragt, die gestohlenen Pfandstücke wieder zu beschaffen, bzw. den Pfandgebern, mitzuteilen, dass sie ihre Schmuckstücke verspätet auslösen können. Der Auftrag führt sie und den ehemaligen Polizisten Sykes, der nun für sie arbeitet, nach Harrogate. Dort stolpert sie gleich einmal über eine Leiche. Doch damit nicht genug. So wird dann Lucy, die Hauptdarstellerin des örtlichen Theaters entführt. Lucys Großvater, ein Veteran des Burenkrieges bittet Kate, dezente Nachforschungen anzustellen, um seine Enkeltochter wohlbehalten wieder zu bekommen. Was sowohl Sykes als auch Kate stutzig macht: Das Mordopfer ist Sponsor des Theaters und scheint Lucys Großvater von früher her zu kennen.


Meine Meinung:

Diesmal bin ich ein wenig zwiegespalten, was die Auflösung des Krimis betrifft. Gleich mehrere Verdächtige ungeschoren davon kommen zu lassen? Da hapert es ein wenig mit meinem Verständnis von Recht und Unrecht.
Die unterschiedlichen Erzählstränge werden zum Schluss gut zusammengeführt. Dennoch bleibt bei mir ein schaler Nachgeschmack zurück.
Gut gefallen haben mir die Schilderungen der historischen Zusam-menhänge in Südafrika. Über die Burenkriege weiß ich einfach zu wenig. Da werde ich ein bisserl recherchieren. Das gefällt mir, dass sich neue interessante Themen eröffnen.

Der Schreibstil ist wieder leicht und locker. Die eine oder andere Schilderung hätte durchaus gestrafft werden können.

Das Auftauchen von Kates Mutter zum Beispiel, wäre meiner Ansicht nach nicht nötig gewesen. Der bringt den Kriminalfall überhaupt nicht weiter.
Das berufliche Zusammenspiel mit Inspektor Charles entwickelt sich recht gut. Hier profitieren beide vom Austausch. Sie kommen sich näher. Dann geht es mir ein wenig zu schnell, obwohl ich es gut finde, dass Kate sich gedanklich langsam von ihrem, im Ersten Weltkrieg verschollenen Ehemann löst.

Fazit:

Dieses zweite Fall von Kate Shakleton hat mich nicht restlos überzeugt, daher kann ich diesmal nur 3 Sterne vergeben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Geschichte
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 28.02.2019

20 Jahre Gedichte und Wortspielereien

Es ist unangenehm im Sonnensystem
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Normalerweise habe ich es mit Jamben, Hexametern und Reimen ja nicht so und trotzdem probierte ich dieses Buch.

„Probieren geht über studieren“ sagt der Volksmund.
Das Ergebnis?
Die Bestätigung, dass ...

Normalerweise habe ich es mit Jamben, Hexametern und Reimen ja nicht so und trotzdem probierte ich dieses Buch.

„Probieren geht über studieren“ sagt der Volksmund.
Das Ergebnis?
Die Bestätigung, dass Gedichte nichts für mich sind. Damit stehe ich nicht alleine da. Selbst der Autor bekennt sich zu einem ambivalenten Verhältnis zur Lyrik.

In 9 Kapitel zusammengefasst, lesen wir einen Querschnitt von Martin Amanshausers Lyrik, die in den letzten 20 Jahren entstanden ist. Manche Gedichte sind recht witzig, die meisten verströmen einen Hauch von Pessimismus. Ob das der Grundtenor des Autors ist?

Lachen musste ich über „kann ich ein glas wasser?“ (S. 159) Diese Unsitte, halbe Sätze von sich zu geben, ist häufig zu hören. Eilfertige Eltern denken für ihre Kinder und springen sofort, das Gewünschte, Gedachte, halb Ausgeprochene zu organisieren.

Martin Amanshauser ist Kolumnist in der österr. Tageszeitung „Die Presse“. Wahrscheinlich wäre er, wenn er später geboren worden wäre, ein guter Rapper.

Das eine oder andere erinnert an Ernst Jandl, dessen Experimente mit der Sprache meine Deutschlehrerin einst auf die Palme brachte.
Eine nette Hommage an Joachim Ringelnatz und Christian Morgenstern sind die Verszeilen auf S. 86. Übrigens wer kennt noch „Fisches Nachtgesang“ aus den „Galgenliedern“ von Morgenstern?

In diesem Sinne gebe ich gerne 3 Sterne, für dieses Buch, das sicherlich seine Fans haben wird.