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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.04.2019

Ähnelt den tollen Tagebüchern von Greg

Ruperts Tagebuch - Zu nett für diese Welt!
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Ein Kinderbuch in Comic-Form, das sicherlich auch lesefaule Kinder zum Lesen animieren kann. Es stammt aus der Feder des Autors, der auch schon die sicherlich weithin bekannten „Gregs Tagebücher“ geschrieben ...

Ein Kinderbuch in Comic-Form, das sicherlich auch lesefaule Kinder zum Lesen animieren kann. Es stammt aus der Feder des Autors, der auch schon die sicherlich weithin bekannten „Gregs Tagebücher“ geschrieben hat. Hier ist es Gregs bester Freund, der sich zunächst an einem eigenen Tagebuch versucht, dieses dann aber auf Gregs Weisung als eine Biografie über den in der Zukunft berühmten Greg umgestaltet. Herausgekommen sind viele Episoden, die Rupert und Greg gemeinsam erlebt haben und die Lachsalven beim Leser hervorrufen werden. Das eigentlich Faszinierende ist, dass meistens der einfach nur liebe Rupert nach Strich und Faden von Greg zu dessen eigenen Zwecken ausgenutzt wird, ohne es selbst zu merken. Daher trifft auch der Buchtitel „Zu nett für diese Welt“ voll und ganz auf Rupert zu.
Zielgruppe dieses reichhaltig mit Schwarz-Weiß-Illustrationen versehenen Buches sind Kinder ab 10 Jahren. Doch auch mir als zu den Ü 50 gehörenden Lesern ohne minderjährige Kinder hat das Buch vergnügliche Lesestunden bereitet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Humor
  • Geschichte
  • Figuren
  • Zeichnungen
Veröffentlicht am 27.04.2019

Tragikomische Geschichte über eine ungewöhnliche Patchworkfamilie

Der Zopf meiner Großmutter
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Eine außergewöhnliche alte Frau war ja schon die Protagonistin in Alina Bronskys letztem Roman „Baba Dunjas letzte Liebe“, und eine durchtriebene Großmutter tauchte bereits in „Die schärfsten Gerichte ...

Eine außergewöhnliche alte Frau war ja schon die Protagonistin in Alina Bronskys letztem Roman „Baba Dunjas letzte Liebe“, und eine durchtriebene Großmutter tauchte bereits in „Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche“ auf. Die Großmutter aus dem vorliegenden Buch toppt das Ganze aber noch einmal.
Gemeinsam mit Ehemann und Enkelsohn kommt sie als jüdischer Kontingentflüchtling von Russland in ein deutsches Flüchtlingswohnheim. Sie wettert gegen alles und jeden und führt zu Hause ein strenges Regiment. Der Ehemann schweigt still vor sich hin, der Enkel Max wird von der Oma so richtig klein gemacht, indem sie ihm die Rolle des debilen Idioten mit geringer Lebenserwartung zuweist. Dennoch reift Max zu einem aufgeweckten und seine Oma an Schläue überbietenden Jungen heran, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird. Als sich der Großvater in eine junge Klavierlehrerin verliebt und diese schwängert, tritt in dem Familienverbund eine unerwartete Wendung ein, woran vor allem die Großmutter ihr Zutun hat.
Die Lektüre hat mir sehr viel Spaß bereitet. Das Buch besticht durch das Wesen der Großmutter. So widersprüchlich es auch ist – obwohl ihr eigentlich nur negative Charaktereigenschaften anhaften, hinterlässt sie doch einen liebenswerten Eindruck. Faszinierend ist auch, wie sich zum Hintergrund der Familie (was ist mit den Eltern von Max?) lange Zeit unter Rückgriff auf wenige eingestreute Informationen nur Vermutungen anstellen lassen und sich am Ende alles dann etwas klarer, wenngleich nicht vollständig geklärt, darstellt. Heraus kristallisiert sich ein trauriger Hintergrund, der aber ansatzweise begründet, weshalb die Großmutter so ist, wie sie eben ist.
Das Buch hat sicherlich das Potenzial, wie schon „Scherbenpark“ zur Schullektüre im Deutschunterricht zu werden.

Veröffentlicht am 16.04.2019

Interessante, reale Familiengeschichte in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts

Zwei Handvoll Leben
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Es ist kaum zu glauben, wie viel Leid sich manchmal in der eigenen Familiengeschichte zugetragen hat. Die Autorin jedenfalls ist der leidvollen Geschichte ihrer Großmütter nachgegangen und hat sie in diesem ...

Es ist kaum zu glauben, wie viel Leid sich manchmal in der eigenen Familiengeschichte zugetragen hat. Die Autorin jedenfalls ist der leidvollen Geschichte ihrer Großmütter nachgegangen und hat sie in diesem imposanten, wirklich gelungenen Roman nacherzählt.
Abwechselnd wird aus der Sicht jeder der beiden Frauen erzählt, die im selben Jahr geboren wurden, aber einen gänzlich anderen familiären Hintergrund hatten. Ihren Ausgangspunkt nimmt die Geschichte kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs und erstreckt sich dann bis zur Hochzeit ihrer Kinder im Jahr 1953, in dem sie sich erstmals kennenlernen. Zwischenstationen sind wichtige historische Ereignisse wie der Erste Weltkrieg, der aufgezwungene Friedensvertrag von Versailles mit den fatalen wirtschaftlichen Folgen für Deutschland, das Wiedererstarken mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten, der Zweite Weltkrieg, Deutschland in Schutt und Asche. Im Vordergrund stehen aber immer die persönlichen Ereignisse im Leben der Frauen – die eine Tochter eines wohlhabenden sächsischen Gutsherrn, die andere Tochter einer armen, kinderreichen Familie aus dem Spreewald. Beide erleben früh eine erste Liebe, heiraten aber dennoch andere Männer, ohne recht glücklich zu werden.
Es ist fantastisch, wie viel die Autorin aus dem Leben ihrer Großmütter zusammengetragen hat. Da bedurfte es sicherlich eines beharrlichen auf den Grund Gehens, denn in vielen Familien ist doch die unrühmliche Vergangenheit während des Dritten Reichs ein Tabu. Es sind so viele furchtbare Ereignisse geschehen, dass das Buch zugleich ein Mahnmal darstellt, dass sich die deutsche Geschichte keinesfalls noch einmal wiederholen darf. Die Geschichte als solche ist in einem ruhigen Ton gehalten und lässt sich angenehm lesen. Die Spannung bleibt bis fast zum Ende erhalten, denn man will unbedingt eine Antwort darauf haben, wie die beiden Familien zusammengeführt werden.
Ich gebe eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 08.04.2019

Ein wunderschöner Roman über die erste Liebe

Der Sommer mit Pauline
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Nun ja, der deutsche Buchtitel trifft es eigentlich nicht. Denn die Geschichte spielt nicht im Sommer, sondern über etwa sechs Wochen im März und April. Und die Zusammenkünfte des Buchhelden Émile mit ...

Nun ja, der deutsche Buchtitel trifft es eigentlich nicht. Denn die Geschichte spielt nicht im Sommer, sondern über etwa sechs Wochen im März und April. Und die Zusammenkünfte des Buchhelden Émile mit seiner Freundin Pauline lassen sich auch an beiden Händen abzählen. Doch was macht das schon angesichts der Größe der Geschichte!
Der 15jährige Émile aus Frankreich beginnt, Tagebuch zu führen. Das für ihn Wichtigste, über das er schreibt, ist seine erste Begegnung mit Pauline von seiner Schule, in die er sich beim Tischtennisspielen sofort unsterblich verliebt. Das ist der Beginn einer anrührenden ersten Liebe zwischen zwei Teenagern mit unterschiedlichem sozialem Hintergrund, die Émile bis nach Venedig führt, wohin ihn Pauline zu einem Geigenkonzert eingeladen hat. Seinem Tagebuch vertraut er aber auch seine Gedanken und Gefühle über seine ihm peinliche, etwas schräge, aber liebevolle Familie an, die ihn unglücklicherweise auch noch auf seinem Venedig-Trip begleitet, statt ihn alleine im Zug reisen zu lassen.
Der Autor fühlt sich gekonnt in die Haut eines Teenagers ein und erzählt frisch und witzig mit einigen philosophischen Einschlägen. Auch wenn der Protagonist 15 Jahre alt ist, wird der Roman eher Erwachsene als Jugendliche begeistern.
Ein wirklich unterhaltsames Buch.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Toller Roman über eine indisch-muslimische Familie in den USA

Worauf wir hoffen
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Mit dieser Familiengeschichte ist der Autorin ein großartiger Debütroman gelungen.
Im Vordergrund steht eine muslimische indische Familie, die in der ersten Generation nach Kalifornien ausgewandert ist. ...

Mit dieser Familiengeschichte ist der Autorin ein großartiger Debütroman gelungen.
Im Vordergrund steht eine muslimische indische Familie, die in der ersten Generation nach Kalifornien ausgewandert ist. Die Eltern sind bemüht, ihren Glauben, ihre – für uns manchmal rückständig anmutenden - Traditionen und ihre Kultur im modernen Amerika weiterzuleben und ihre Werte an ihre Kinder weiterzugeben. Während die Töchter insoweit weitgehend Gehorsam üben, wird der jüngste Sohn zum Rebellen, der sich nirgends zugehörig fühlt und mit der Familie bricht.
Die Handlung springt vor und zurück in die Vergangenheit, ausgehend von der Hochzeit der ältesten Tochter. Wichtige Momente der Familiengeschichte werden aus Sicht der einzelnen Mitglieder erzählt, wenngleich nicht linear.
Während die Schilderungen betreffend Religion und Kultur für mich einfach nur interessant und sehr informativ sind (denn muslimische Rituale wie Hochzeitsfeiern, Empfang von Besuchern, sonntägliche Treffen in der Moschee u.ä. sind mir bisher weitgehend unbekannt gewesen), kann ich mich in die allgemein gültige Eltern-Kind-Problematik gut einfühlen. Vor allem der letzte Teil des Buches, aus der Perspektive des bis dahin eher patriarchalisch wirkenden Vaters, berührt sehr. Er sinniert darüber, was in seiner Familie falsch gelaufen ist und was er anders hätte machen können.
Einziger Kritikpunkt meinerseits ist, dass ein Glossar hilfreich gewesen wäre, das die doch recht zahlreichen muslimischen Begriffe erläutert.