Der Roman „Der Honigbus“, erschienen im März 2019 bei S.Fischer, ist eines meines Lese-Highlights des Jahres. Meredith Mays Erzählung überzeugt sowohl sprachlich als auch inhaltlich, die Tatsache, dass ...
Der Roman „Der Honigbus“, erschienen im März 2019 bei S.Fischer, ist eines meines Lese-Highlights des Jahres. Meredith Mays Erzählung überzeugt sowohl sprachlich als auch inhaltlich, die Tatsache, dass es sich hier um eine autobiographische Geschichte handelt, unterstützt die Intensität der Aussagen und ihre Authentizität.
Meredith ist gerade 5 Jahre alt, als ihre Eltern sich trennen und ihre Mutter mit ihr und dem jüngeren Bruder Mathew von der Ostküste zu den Großeltern nach Kalifornien zieht. Meredith‘ Mom ist mit der Trennung überfordert, sie versinkt in einer Depression, unfähig sich um ihre Kinder zu kümmern. Die Großmutter ist keine große Hilfe, sie schützt ihre Tochter, schirmt sie gegen die Kinder ab und zeigt wenig Einfühlungsvermögen. Zum Glück gibt es noch Meredith Grandpa, ein bodenständiger Mensch und Bienenzüchter in vierter Generation. Er nimmt sie mit, wenn er sich um seine Bienenstöcke kümmert, erklärt ihr nach und nach die sozialen Strukturen und Aufgaben innerhalb des Bienenstocks, als Krönung darf Meredith sogar in seinem selbst umgebauten Honigbus bei der Gewinnung des Honigs mithelfen.
Meredith fühlt sich von ihren Eltern allein gelassen, sie versteht die Situation nicht, abgesehen von ihrem Grandpa hat sie niemanden, mit dem sie über ihre Ängste und Gefühle sprechen kann. Die Bienen und ihre Lebensweise werden zu ihrem Ratgeber und Spiegel ihrer Umwelt. Auch in der Schule ist sie eine Außenseiterin, erst auf der High-School findet sie eine Freundin, die ihr ein Ausbrechen aus dem eintönigen Alltag und der angespannten Beziehung zu ihrer Mutter bietet.
Mich hat die Intensität der wechselnden Stimmungen beeindruckt. Aufgrund der Ich-Perspektive fühlt man sich als Leser der Erzählerin Meredith sehr verbunden, ich habe mit ihr gelitten und ihre Begeisterung über die kleinen Wunder innerhalb des Bienenstocks mitverfolgt. Das Buch erzählt eine persönliche Geschichte über ein außergewöhnliches Schicksal, das bewegt und mir Bewunderung abringt für die Stärke, die Meredith im Laufe der Jahre entwickelt hat. Ihre Rettung waren neben ihrem Großvater die Bienen, die ihr gezeigt haben, dass es auch in widrigen Situationen immer einen Weg gibt weiter zu machen. Das Buch stimmt nachdenklich nicht nur im Hinblick auf unseren Umgang mit der Natur und den Bienenvölkern, mit denen unsere Zukunft und unser Fortbestand eng verknüpft sind, sondern auch für den Umgang der Menschen miteinander.